Mixvibes Cross DJ Test

Praxis

Kurz gesagt: Cross DJ lässt ohne irgendwelche Dokumentation gelesen zu haben auf Anhieb sicher und schnell bedienen. Und das ist auch gut so, denn eine Bedienungsanleitung haben sich die Macher bei Mixvibes gespart. Aber wie schon gesagt: Die App ist durchgängig so logisch und zielführend strukturiert, dass man auf Lektüre verzichten kann.
Überhaupt wirkt das Programm sehr „responsiv“ – sprich: Es reagiert unverzüglich und nahezu ohne wahrnehmbare Latenz auf Benutzereingaben. Besonders hervorzuheben ist hier die sehr präzise Umsetzung der virtuellen Plattenteller, die lässig auf Augenhöhe mit Algoriddims „Djay“ – das ich hier als die obere Messlatte ansehe – agieren. Einziger Ausreißer nach unten sind hier die Pitchbend-Taster, bei deren Betätigung die Wellenformen nervös-zappelig „springen“, anstatt sanft auf die gewünschte Position zu gleiten. Und wo ich schon am „kritteln“ bin: Warum sich der Keylock nur global und nicht separat für jedes Deck getrennt einstellen lässt und warum auf eine Key-Adjust-Funktion verzichtet wurde, mochte sich mir nicht wirklich erschließen. Dem im Hintergrund werkelnden Keylock-Algorithmus hingegen kann ich eine hervorragende Qualität attestieren. Hier hört man einfach, dass sich Mixvibes schon seit Jahren mit dem Dehnen und Stauchen von Audiodateien beschäftigen.

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Pitch plusminus 4 Prozent m. Keylock Pitch plusminus 8 Prozent m. Keylock Pitch plusminus 16 Prozent m. Keylock Pitch plusminus 32 Prozent m. Keylock Pitch plusminus 100 Prozent m. Keylock

Das gilt übrigens auch für die beiden Effektbatterien, die mit einer bunten Ladung von vierzehn Klangverbiegern auf ihren Einsatz warten. Geboten wird hier fast das gesamte Arsenal an typischen DJ-Effekten in sehr guter Qualität: Beginnend bei Klassikern wie Delay, Low-/Highpass, über Flanger und Phaser bis hin zu Bitcrusher, Roll (Studder) und Bliss (Rauschgenerator).

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Alle Effekte im Schnelldurchlauf

Die beiden Einheiten können getrennt für beide Decks aktiviert werden. Ist das geschehen, verschwindet das Jogwheel und ein X/Y-Touch-Pad wird sichtbar, auf dem man durch Fingerstreich zwei Parameter gleichzeitig modifizieren kann. Gerne hätte ich an dieser Stelle eine Parameterbeschriftung gesehen, denn ohne muss man die Effekte gewissermaßen im „Blindflug“ bedienen. Durch Experimentieren konnte ich am Ende herausfinden, dass der Nullpunkt in der linken unteren Ecke liegt. Da an den Rändern des X/Y-Pads noch reichlich Platz vorhanden ist, sollte es im Zuge kommender Updates problemlos möglich sein, hier noch die entsprechende Beschriftung nachzureichen. Auf der Update-Wunschliste steht bei mir im Übrigen auch die Möglichkeit, die Mixsession aufzuzeichnen, denn einen Aufnahme-Knopf sucht man derzeit noch vergeblich.

Mixvibes Cross DJ for iPad: In der X/Y-Ansicht wäre eigentlich noch Platz für Beschriftungen
Mixvibes Cross DJ for iPad: In der X/Y-Ansicht wäre eigentlich noch Platz für Beschriftungen

Die separate Loop-Einheit arbeitet mit festen Längen von 16 bis 1/8 Takten (in acht Stufen). Lobende Erwähnung verdient das Vorhandensein eines Slip-Modus, bei dem die Audiodatei im Hintergrund der gerade aktivierten Schleife weiterläuft. Wechselt man in den Modus, werden die Werte in der untersten Zeile umgekehrt, so dass man mit dem Finger nahtlos von zwei Takten zu einem Takt „rutschen“ kann – klug gemacht. Nicht so gut gefiel mir, dass im Slip-Modus die darauf folgende Eins leicht „verschluckt“ wird, wenn man nicht frühzeitig den Finger losgelassen hat, wie man im folgenden Audiobeispiel recht gut hört. Hier sind also flinke Finger und vorrausschauendes Handeln gefragt.

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Die Loop-Sektion im Slip-Modus-Betrieb in Aktion

Bleibt noch der Blick – respektive das Ohr – auf den Equalizer zu legen. Mit den drei Bändern (High, Mid, Low) lässt sich das Frequenzspektrum ziemlich zugstark verbiegen. Zwar liefern alle drei Bänder im Cut, also der Absenkung, keine vollständige Frequenzauslöschung, dennoch gehen sie robust genug zu Werke, um beispielsweise die Kick effektiv in den Hintergrund zu drängen. Auch in die andere Richtung, nämlich bei der Anhebung, klingt der Equalizer erstaunlich gut. Klanglich altersschwache Disco-Produktionen kann man jedenfalls problemlos das nötige Quäntchen Höhenbritzeln einhauchen, damit sie gegen brandaktuelle Tech-House-Tracks eine Chance haben. Besonders in den Höhen gefiel mir die Charakteristik des EQ ausgesprochen gut – zwar hört man eindeutig, dass hier eine digitale Verstärkung stattfindet, dennoch wirkt der Boost (wohlgemerkt: für iPad-Verhältnisse) erstaunlich ausgewogen. Überhaupt haben es die Programmierer geschafft, Cross DJ eine gute Headroom-Reserve mit auf den Weg zu geben, denn selbst überkomprimierte Dubstep-Produktionen lassen sich in der Regel nur mit Vollausschlag der Potis zum Zerren bringen.

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Hi – Mid – Lo – EQ – full boost and cut
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