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Meinl Artisan Edition Festejo Line Cajon Test

Mit drei brandneuen Modellen bereichert Meinl seine Artisan Edition Produktlinie  und unser bonedo Test-Portfolio. Die in Peru von Hand gefertigten Cajones der Festejo Line sorgen für Anden-Flair im Instrumentarium folkloristisch orientierter Perkussionisten und derer, die auf der Suche nach außergewöhnlich aussehenden Instrumenten mit traditionellen Sounds sind.

Meinl_Artisan_Festejo_Cajons


Die Cajones, denen man hierzulande begegnet, kommen zumeist aus deutscher, spanischer oder chinesischer Produktion. Merkwürdig, dass die Cajones aus Peru fast schon ein wenig exotisch wirken, kamen die inzwischen ebenso beliebten wie verbreiteten Holzkisten doch einst über Peru nach Spanien, um sich von dort aus im restlichen Europa auszubreiten. Unbeeindruckt von modernen technologischen Eskapaden in der Cajon-Konstruktion setzen die peruanischen Instrumentenbauer offensichtlich auf solides, traditionelles Handwerk – und geben uns damit das Gefühl, als hätte jemand die Zeiger der Uhr ein wenig zurück gedreht.

Details

Dicke Wände und glänzende Oberflächen

Schon der leicht angestrengte Blick des Paketboten lässt mich erahnen, dass ich gleich drei ordentliche Kaventsmänner aus dem Paket holen werde. Mit einer soliden Wandstärke von 16 Millimetern – elf Millimeter bei den Rückwänden – und der leicht ausladenden Überbreite von 33 Zentimetern, beziehungsweise 32 Zentimetern beim PCAJ3, bringt jedes einzelne Instrument immerhin etwa sechs Kilogramm auf die Waage. Ihre Höhe von 49 Zentimetern und die Tiefe von 30 Zentimetern lassen sich dagegen wieder in der Kategorie der Standardmaße verbuchen. Seitenteile, Boden und Deckel sind durch sauber gearbeitete Schwalbenschwanz-Verzinkungen miteinander verbunden. Noch auffälliger ist die sehr hochwertig ausgeführte Hochglanzlackierung der Korpusse, die den Cajones die Anmutung antiker, mit Schellackpolitur versiegelter Möbelstücke verleiht. Dagegen wirkt die matt lackierte Schlagfläche aus Cedro (Westindische Zedrele) beinahe schon unspektakulär. Leider will das darauf in weiß aufgedruckte Meinl-Logo nicht recht zur Gesamterscheinung passen, besonders im Vergleich zu den auf Deckel und Rückwand eingebrannten, geschwungenen Schriftzügen, die die traditionelle Handwerkskunst wiederum inhaltlich und stilistisch betonen.

Fotostrecke: 4 Bilder Der traditionell gemusterte und hochglanzlackierte Korpus des PCAJ1 aus Nogal und Pine ist schön anzuschauen.

Flamenco Style – mit Strings

Die Modelle AE-PCAJ1 (Pine) und AE-PCAJ2 (Mohena) laufen unter der Bezeichnung Flamenco Style und sind mit jeweils vier V-förmig gespannten, nicht justierbaren Gitarrensaiten für den Sizzle-Effekt ausgestattet. Damit diese besser anliegen, sind die Auflageflächen der seitlichen Korpuswände so geschliffen, dass sich die darauf verschraubte Schlagfläche leicht nach innen wölbt. Diese ist drei Millimeter dick und besteht aus einem massiven Kern und zwei dünnen Furnierlagen, von denen die äußere dunkel gebeizt ist.
Für Seitenwände und Deckel kommen zu einem rautenförmigen Muster verleimte Stäbe und Leisten aus Nogal (Peruanische Walnuss) und Pine (Monterey Kiefer) beim PCAJ1, beziehungsweise Nogal und Mohena (Rosenholz) beim PCAJ2 zum Einsatz. Die Rückwände sind aus fünflagigem Nogal gefertigt, welches beim PCAJ1 naturbelassen und beim PCAJ2 dunkel gebeizt ist.

Peruvian Style – ohne Strings

Dunkel gebeizt sind auch Spielfläche, Rückwand und Korpus des AE-PCAJ3. Seine halb verleimte und halb verschraubte Schlagfläche ist mit fünf Millimetern ungewöhnlich dick und besteht aus drei gleich starken Lagen. Die Rückwand besteht aus fünflagigem Capinuri (Guariuba) Schichtholz, der Rahmen hingegen aus massiven Nogal-Brettern. An den oberen Ecken sind zwischen Rahmen und Schlagfläche sehr schmale Spalten ausgefräst.

Fotostrecke: 5 Bilder Im Inneren sind die Flamenco Style Cajones mit vier V-förmig angeordneten Gitarrensaiten versehen.

Wie auf dem letzten Bild zu sehen ist, kam eines der Testmodelle mit einer leicht angeschlagenen Ecke zu uns. Das ist aber auch das einzige Manko, das an den ansonsten überaus hochwertig gefertigten Cajones zu monieren ist.

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Praxis

Holziger Sound mit viel Bass

Da die Cajones von eins bis drei durchnummeriert sind, beginne ich einfach mal mit dem AE-PCAJ1 (Pine). Wie durch die leicht übergroße Fläche der Schlagplatte nicht anders zu erwarten, werde ich von einem tiefen, erdigen und voluminösen Basston begrüßt, der sicherlich bei vielen Trommlern auf Gegenliebe stoßen wird. Dass sich auch die Gitarrensaiten davon angesprochen fühlen und mitrascheln, ist normal und hält sich bei diesem Cajon absolut im Rahmen, da sie dabei kaum störende Nebengeräusche verursachen. Auf leichte Taps mit den Fingern reagieren die Saiten zunächst zwar etwas zögerlich, lassen sich mit etwas mehr Input jedoch gut aus der Reserve locken. Sie verpassen den Snare-Schlägen einen Sizzle-Effekt, den man als leicht grobkörnig beschreiben kann. Im Zusammenspiel mit der eher Bass- bis Mitten-betonenden Schlagfläche bleiben die ganz hohen Register im Frequenzspektrum etwas unterrepräsentiert. Mit den Attributen tief, warm und holzig lässt sich der Gesamtsound am besten beschreiben.
Die AE-PCAJ1 zum Anhören:

Audio Samples
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Festejo Pine – Soundcheck Festejo Pine – Groove Festejo Pine – Besengroove

Mehr Bass – und mehr Gerappel

Neben der Tönung fällt auch der Gesamtsound des AE-PCAJ2 (Mohena) dunkler aus als beim Pine-Modell. Snare- und Bassschläge klingen tiefer, wobei letztere auch noch eine Ecke fetter werden. Allerdings rappeln und sirren die Saiten bei diesem Testmodell für meinen Geschmack etwas zu sehr mit, und mir fehlt die Möglichkeit, deren Spannung etwas zu lockern, um dem Phänomen auch ohne Klebeband entgegen zu wirken. Ich rate generell vor der Anschaffung eines nicht justierbaren Cajones, gerade wenn man sich mit dem Stimmen nicht auskennt, dazu, verschiedene Modelle direkt miteinander zu vergleichen.
Die AE-PCAJ2 zum Anhören:

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Festejo Mohena – Soundcheck Festejo Mohena – Groove Festejo Mohena – Besen

Mit dem dritten Testkandidaten geht es dann in eine ganz andere Richtung. Das AE-PCAJ3 – nach traditionell peruanischer Bauart ohne Saiten gefertigt – inspiriert zu ganz anderen Grooves und veranlasst mich gleich dazu, mein Repertoire an peruanischen Rhythmen aufzufrischen. Sein vollmundiger Basston klingt schön warm und rund – und natürlich rappelt auch nichts mit. Erstaunlich finde ich, wie viel Click-Sound die an den Ecken gespielten Slaps besitzen (von Snare-Schlägen kann man in diesem Fall nicht sprechen), denn es sind zwar schmale Spalten zwischen Schlagplatte und Korpus gefräst, doch einen wirklichen Spielraum dazwischen kann ich nicht erkennen. Der Effekt gibt den Slaps das typisch holzige Klappern, das den peruanischen Cajonsound ausmacht.
Die AE-PCAJ3 zum Anhören:

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Peruvian Mohena – Soundcheck Peruvian Mohena – Groove Peruvian Mohena – Besen

An dieser Stelle möchte ich gerne noch einen kleinen Musiktipp anbringen: Schaut mal nach „Inga“ von Eva Ayllón. Das ist ein schönes Beispiel für den Sound peruanischer Cajones und dem Festejo-Rhythmus, nach dem Meinl seine neue Cajon-Serie benannt hat. 

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Fazit

Mit den drei Cajones der Festejo-Line bereichert Meinl den Markt um schöne, handgefertigte und qualitativ hochwertige Instrumente, die einen ganz eigenen Platz einzunehmen vermögen, denn sie setzen sich nicht nur optisch, sondern auch klanglich von ihren Mitstreitern ab. Nicht jeder wird den eher tiefen und holzigen Klang der Flamenco-Style Cajones AE-PCAJ1 (Pine) und AE-PCAJ2 (Mohena) mit ihrem eher rustikalen Snaresound auf Anhieb mögen. Dafür sind die Hörgewohnheiten wohl zu sehr auf eher sportliche, straffer klingende Cajones getrimmt. Gegenüber dem Pine-Modell liefert das Mohena-Cajon einen etwas tieferen und satteren Grundton, wenngleich unser Testmodell ein wenig zum Schnarren tendiert. Die Saiten sind fest montiert und nicht stimmbar, so dass beim Kauf darauf geachtet werden sollte, dass diese gut voreingestellt sind. Beim AE-PCAJ3, dem Peruvian Style Modell ohne Saiten, kommt sogleich Folklorestimmung auf. Sein etwas trockenerer, aber dennoch warmer und holziger Klang mit schönem Clap-Sound lässt peruanische Grooves so klingen, wie man es sich nur wünschen kann. Die Preisgestaltung geht angesichts der aufwändigen Verarbeitung und Qualität in Ordnung, auch wenn man beim Testtrio nicht gerade von Schnäppchen sprechen kann. 
Wer ein Cajon sucht, das sich von der Masse abhebt oder mit seiner Folklore Band Marineras, Landós oder gar Festejos spielt, sollte sich diese Kisten auf jeden Fall mal ansehen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Qualitativ hochwertige Verarbeitung
  • Voluminöser Basston
  • Optik und Design
  • Eigenständiger, folkloristischer Sound
Contra
  • Werkseinstellung der Saiten beim Testmodell Mohena
Artikelbild
Meinl Artisan Edition Festejo Line Cajon Test
Für 299,00€ bei
Einladung zum Aufsitzen und Feiern: Meinls Festejo Cajones überzeugen mit traditionellem Design und folkloristischem Sound.
Einladung zum Aufsitzen und Feiern: Meinls Festejo Cajones überzeugen mit traditionellem Design und folkloristischem Sound.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Meinl
  • Bezeichnung: Artisan Edition Festejo Line Cajon Serie
  • Herkunftsland: Peru
  • Modelle Flamenco Style: AE-PCAJ1 und AE-PCAJ2
  • Maße (H x B x T): 49 x 33 x 30 cm
  • Rahmen: Nogal und Pine AE-PCAJ1 / Nogal und Mohena AE-PCAJ2
  • Rückwand: Nogal
  • Schlagfläche: Cedro, 3 mm, verschraubt
  • Saiten: 4 Strings, V-förmig, nicht justierbar
  • Modell Peruvian Style: AE-PCAJ3
  • Maße (H x B x T): 49 x 32 x 30
  • Rahmen: Nogal
  • Rückwand: Capinuri
  • Schlagfläche: Cedro, 5 mm, verleimt und verschraubt
  • Besonderheit: keine Saiten
  • Preise: (UVP)
  • Flamenco Style – AE-PCAJ1 und AE-PCAJ2: EUR 333,-
  • Peruvian Style – AE-PCAJ3: EUR 275,-
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Einladung zum Aufsitzen und Feiern: Meinls Festejo Cajones überzeugen mit traditionellem Design und folkloristischem Sound.

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