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Marshall Code25 Test

Die Marshall Code Amps standen auf der Winter-NAMM beim britischen Traditionshersteller auf dem Präsentierteller, und mit dem Code25 wagt sich nun auch das kleinste Modell der Serie in die Öffentlichkeit. Der 25 Watt starke Combo kommt mit Digital-Endstufe und besitzt wie seine Geschwister eine digitale Klangerzeugung, die in Zusammenarbeit mit dem schwedischen Software-Spezialisten Softube entwickelt wurde. Eine sehr produktive Verbindung, wie bereits die letzten Jahre zeigten, denn die Schweden sind auch für die Marshall-Plug-Ins auf der UAD-Plattform verantwortlich, und dort haben sie bekanntlich ganze Arbeit geleistet.

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14 Amp-Modelle und 24 Effekte sind integriert und der kleine Combo ist mit einem 10 Zoll Lautsprecher ausgestattet. Und weil in den Code Amps die Technologie von Softube steckt, stellt sich ganz automatisch die Frage, ob sich die Klangqualität der Plug-Ins auch in unserem Kandidaten wiederfindet, denn der Verstärker ist tatsächlich günstiger zu haben als das Marshall Legends Bundle im Universal Audio Online-Store.

Details

Gehäuse/Optik

Der Code25 kommt im kompakten Würfel-Format mit den Maßen 350 x 340 x 215 mm (B x H x T) und bringt gerade einmal 6,2 kg auf die Waage. Das Gehäuse ist mit schwarzem Tolex umhüllt und der 10″ Speaker wird von ebenfalls schwarzem Bespannstoff mit weißem Marshall Logo verdeckt. Auf der Oberseite ist mittig der Griff angebracht, an ihm lässt sich der Amp auch längere Strecken stressfrei und gut ausbalanciert tragen. Und weil der Amp als Toploader konzipiert ist, liegt das Bedienfeld direkt dahinter – eine sinnvolle Lösung, denn wenn der Verstärker auf dem Boden oder leicht erhöht steht, hat man mit dieser Konzeption die beste Übersicht zum Einstellen des Sounds. Man findet auf dem Panel sämtliche Regler und Anschlüsse, die Rückseite ist komplett dicht und leer, lediglich der Anschluss für das Netzkabel ist hier vorzufinden. Stabilen und rutschfesten Halt bekommt der Code25 durch vier Gummifüße. Der Amp macht rein optisch einen guten Eindruck, er wirkt schlicht und schnörkellos.

Fotostrecke: 5 Bilder Mit schlanken 6,2 kg ist der Code 25 ein echtes Leichtgewicht

Bedienfeld

Das Bedienfeld ist in zwei Reihen aufgeteilt, in der unteren sind sieben Regler zu finden und darüber insgesamt acht Taster im schwarz unterlegten Feld. Dazu kommt ein kleines Display, mit dem der Preset-Name und die Parameter beim Editieren angezeigt werden können. Der Code25 hat zwei Eingänge, einen für die Gitarre mit einem 6,3 mm Klinkenanschluss und einen Miniklinken-Anschluss, der mit einem iPod Symbol gekennzeichnet ist. Hier können Zuspieler mit Line-Pegel angeschlossen werden – zum Beispiel ein Smartphone mit der bonedo-App, mit der ihr zu unseren Jamtracks spielen könnt. Damit ihr dabei euren Mitbewohnern nicht auf den Keks geht, steht ein Kopfhörer-Ausgang im Stereo-Miniklinkenformat bereit. Ist dieser belegt, schaltet sich der interne Speaker aus. Ein Anschluss für einen externen Fußschalter ist auch an Bord, den gibt es als Vierfach-Leiste extra für knapp unter siebzig Euro und der schaltet dann die Presets um und zeigt den Tuner an. Wer den Amp als Audio-Interface nutzen möchte, der verbindet seinen Rechner über den USB-Anschluss mit dem Code25 und befördert so die Modeling-Sounds direkt auf die Festplatte.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Bedienpanel liegt Combo-typisch oben

Bedienung

Das Bedienkonzept ist recht logisch aufgebaut: Mit dem Preset-Regler, einem Endlos-Rasterpoti, werden die einzelnen Speicherplätze aufgerufen, von denen insgesamt 100 zur Verfügung stehen. Diese sind ab Werk schon mit vorgefertigten Sounds belegt, die allesamt nach Belieben verändert werden können. Dafür sind vordergründig die Regler zuständig, die das typische Amp-Panel mit Gain, Bass, Middle, Treble und Volume abbilden und für den direkten Zugriff bereitstehen. Dreht man an einem Regler, wird im Display der aktuelle Wert auf der linken Seite angezeigt, der ursprüngliche Wert steht rechts. Gute Sache, denn so ist man auf jeden Fall ein wenig davor gefeit, unter Umständen aus Versehen ein gutes Setting zu vernichten. Der Master-Regler auf der rechten Seite bestimmt die Gesamtlautstärke des Amps und ist nicht speicherbar. Will man nun ins Detail und am Finetuning und den Effekten feilen, sind die Taster in der zweiten Reihe angesagt, wo folgende Parameter verfügbar sind:

  • PRE FX – Die Effekte vor der Amp-Sektion (Wah, Distortion, Compressor, Pitch Shift)
  • AMP – Die Parameter des Amps (14 verschiedene Amp-Typen, Einstellungen des Noise-Gates)
  • MOD – Modulationseffekte (Chorus, Phaser, Flanger, Tremolo)
  • DEL – Delay (Vintage, Multi, Reverse, Studio)
  • REV – Reverb (Spring, Stadium, Room, Hall)
  • POWER – Endstufe (Classic, Vintage, British, American)
  • CAB – Cab Simulation (8 verschieden Cab-Typen)

Die einzelnen Sektionen können durch einfaches Drücken des jeweiligenTasters ein- und ausgeschaltet werden. Wird ein Taster für einen kurzen Moment gedrückt gehalten, ist der Edit-Mode für die betreffende Sektion aktiviert. Drücke ich nun zum Beispiel auf PRE FX, kann ich mit dem ersten Fenster den Effekt-Typ auswählen (Distortion, Compressor, Auto Wah, Pitch Shift). Dies geschieht durch Drehen am Preset-Poti. Drücke ich dann auf das Poti (Schaltfunktion), kann ich den ersten Parameter des Effektes editieren, bei erneutem Drücken den Zweiten und so weiter. Das ist zwar nicht so komfortabel wie mit mehreren Multifunktions-Reglern, aber es erlaubt auf jeden Fall eine feinere Einstellung der Effekte. Bei kleinen Übungsamps hat man sonst oft nur einen Regler für die Effektsektion, mit dem gerade einmal der Effektanteil eingestellt werden kann. So gesehen ergeben sich hier erheblich mehr Möglichkeiten.

Fotostrecke: 3 Bilder Im Edit-Mode dient der Preset-Regler zum Anpassen der aktiven Parameter

Etwas komfortabler gestaltet sich die Steuerung und das Editieren des Amps mit der Marshall Gateway App. Sie bietet auf dem Smartphone oder besser noch auf einem Tablet eine wesentlich übersichtlichere Darstellung der Parameter. Auch Audiodateien aus der Musikdatenbank des Smartphones/Tablets lassen sich hiermit über den Code 25 abspielen – wenn es funktioniert, eine richtig feine Sache …
Die Software Version 0.8.0 war die aktuellste zum Zeitpunkt des Tests, aber die gibt im Moment nur einen Einblick in die grafische Darstellung des Ganzen. Die Verbindung über Bluetooth mit dem Amp hat leider noch nicht geklappt, deshalb kann ich keine Aussagen zur Funktionalität dieser Bedienungsform machen. Da man davon ausgehen kann, dass in absehbarer Zeit eine funktionierende Version veröffentlicht wird, werde ich das nicht als Negativ-Punkt im Test werten. Sobald eine testfähige Version am Start ist, wird das Ganze noch einmal überprüft und in einem Update hier veröffentlicht.

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Praxis

Wir starten von vorne, was im Fall des Code 25 bedeutet, dass ich die ersten vier Presets mit der Les Paul der Reihe nach anspiele, ohne etwas zu editieren.

Audio Samples
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1. Preset: Plexi Classic mit Les Paul 2. Preset: Slapback mit Les Paul 3. Preset: Old School mit Les Paul 4. Preset: Overdrive mit Les Paul

Wie so oft wird auch hier erst einmal dick aufgetragen, viel Zerre und auch mit Effektsounds wird nicht gegeizt. Das geht dann munter weiter. Ab Preset 25 präsentieren sich die Presets etwas gediegener, denn hier haben die Sounddesigner einzelne Amptypen in den Fokus gestellt und dann in verschiedenen Versionen mit sparsamer Effektbestückung angeboten. Wer auf der Suche nach puristischeren Sounds ist, kann die ersten 24 Presets getrost überspringen. Ich habe mir jetzt das Preset 25 mit dem JTM 45 Amp-Modell gepackt und ein wenig an der Klangregelung geschraubt, weil mir die ursprünglichen Einstellungen etwas zu schrill klangen. Es folgt ein kleiner Rundgang mit dem Fokus auf Dynamik und Klangübertragung des Gitarrensignals. Die Melody Maker mit P90 Pickups ist angeschlossen, der Stegpickup aktiv (Volume 10) und ich schlage zuerst leicht mit den Fingern an, dann hart mit dem Pick. Zum Abschluss geht es auf den Hals-Pickup, bei dem der Volume-Regler auf 7 steht. Die Performance ist für einen Modeling Amp mit Effekten in der Preisklasse doch recht beachtlich, denn es ist möglich, den Zerrgrad durch Zurücknehmen des Volume-Potis an der Gitarre zu minimieren. Auch der Unterschied zwischen Fingeranschlag und Pickanschlag wird klar rübergebracht.

Audio Samples
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Preset 25: Dynamisches Spiel – Gitarre: Melody Maker
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Okay, für einen Ladenpreis von knapp über 200 Euro kann man natürlich kein High-End Röhrensound-Imitat erwarten. In seiner Preisklasse und der Disziplin “kleiner Übungsverstärker mit Effekten” spielt der Code 25 aber auf jeden Fall ganz weit vorne mit, denn er reagiert dynamisch und setzt einiges an persönlichem Spielausdruck um. Leider ist der Bassbereich bei Zerrsounds ein wenig schwammig – was sich beim Spiel über USB- oder Phones-Out allerdings relativiert, sodass man vermuten könnte, der Speaker hätte einen gewissen Anteil an diesem Effekt. Aber das ist wirklich rein spekulativ.
Vor allem aber hat der kleine Combo aber Dampf im Kessel. Der kleine Würfel macht ordentlich Lärm, und wenn man ihn entsprechend positioniert, schafft er auch mal eine Bandprobe mit einem Drummer und Bassisten. Der etwas höhenbetonte Grundsound der Presets hat hierbei den Vorteil, dass die Durchsetzungskraft gegenüber anderen Instrumenten recht gut ist. Nicht zu vergessen die stattliche Ausstattung mit Effekten, die sich auch noch recht umfangreich einstellen lassen. Es können außerdem innerhalb eines Effektes verschiedene Variationen ausgewählt werden. Beim Flanger stehen zum Beispiel mit “Jet” und “Met” zwei unterschiedliche Grundsounds zur Verfügung.

Hier noch ein paar Klangbeispiele mit verschiedenen Amp-Modellen und Effekten.

Audio Samples
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American Clean Amp mit Chorus, Delay und Reverb American Clean mit Auto Wah DSL Clean mit Jet Flanger High Gain Sound (OD American)

Ihr habt bisher den Sound über den internen Speaker (mit Neumann TLM 103 abgenommen) gehört. Wenn der Kopfhörerausgang benutzt wird, ist der interne Speaker ausgeschaltet und das Signal wird mit einer entsprechenden Speakersimulation ausgegeben. So klingt das vorherige Beispiel über den Phones-Out.

Audio Samples
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High Gain Sound (OD American) über Phones-Out

Jetzt noch einmal, zum Vergleich, der identische Sound aufgenommen über den USB-Out.

Audio Samples
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High Gain Sound (OD American) über USB-Out
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Fazit

Der Marshall Code 25 überzeugt als kompakter Übungsverstärker mit einem üppigen Angebot an Amp-Models und Effekten. Im Vergleich zu manch anderen Übungsamps können hier etwas mehr Parameter eingestellt werden, was vor allem beim Justieren von Grundsound und Effekten sehr hilfreich ist. Das Amp-Modelling kommt in guter Qualität, der Amp reagiert ordentlich auf Anschlagsdynamik und auf Aktionen mit dem Volume-Poti an der Gitarre. Bei verzerrten Sounds wird es (über den Speaker) im Bassbereich allerdings etwas undefiniert, aber von einen Amp mit dieser Ausstattung und einem Straßenpreis von wenig mehr als zweihundert Euro sollte man naturgemäß keine klanglichen Wunder erwarten. Im Hinblick auf den Preis jedenfalls hat der Combo eine ganze Menge zu bieten, und als kleiner Übungsamp für zuhause, den man auch mal für eine nicht zu laute Jamsession mitnehmen kann, ist der Code 25 auf jeden Fall zu empfehlen.

Pro
  • Amp Modeling (dynamische Ansprache)
  • Einstellmöglichkeiten
  • 24 Effekte
  • 14 Ampmodels
  • Schalldruck
  • 100 Speicherplätze
Contra
  • Bassbereich bei Zerrsounds über den Speaker ein wenig schwammig
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Marshall
  • Modell: Code 25
  • Typ: E-Gitarren-Combo
  • Ausgangsleistung: 25 Watt
  • Speicherplätze:100 einstellbare Presets
  • Vorstufen Modelle: 14
  • Endstufen Modelle: 4
  • Lautsprecher Modelle: 8
  • Effekte: 24, bis zu fünf gleichzeitig
  • Lautsprecher: 1×10“
  • Bedienfeld Regler: Gain, Bass, Middle, Treble, Volume, Preset, Master
  • Bedienfeld Anschlüsse: Input, USB, Footswitch, Aux In, Phones
  • Konnektivität: Bluetooth und USB
  • Systemanforderung Gateway App: Bluetooth Version LE (Apple iPhone 4S oder neuer, Apple iPad 3rd Generation oder neuer), Android Version 4.2
  • Besonderheiten: Tuner, Line-Input für Audiogeräte
  • Abmessungen: 350 x 340 x 215 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 6,2 kg
  • Preis: 273,00 Euro UVP
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Amp Modeling (dynamische Ansprache)
  • Einstellmöglichkeiten
  • 24 Effekte
  • 14 Ampmodels
  • Schalldruck
  • 100 Speicherplätze
Contra
  • Bassbereich bei Zerrsounds über den Speaker ein wenig schwammig
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Marshall Code25 Test
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Profilbild von Thomas Dill - bonedo

Thomas Dill - bonedo sagt:

#1 - 02.06.2016 um 05:55 Uhr

0

Nachtrag zum Test zur Funktion der Marshall Gateway App:Zur Kommunikation wird die Bluetooth Version LE am Table/Smartphone benötigt. Apple Geräte ab iPhone 4S oder iPad 3. Generation sind damit ausgestattet. Darunter funktioniert es leider nicht. Da die Hersteller-Anzahl bei Android Geräten sehr hoch ist, kann noch keine genaue Aussage gemacht werden mit welchen Modellen die Kommunikation klappt. Android Version 4.2 ist auf jeden Fall notwendig.

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