Anzeige

Klangerfrischer im Dreierpack Test

Zu Beginn der 80er Jahre war der Aphex Aural Exciter die Wunderwaffe in den Studios von Hollywood. Dem Signal wurden „künstliche“ Obertöne hinzugefügt, wodurch der Gesamtsound wesentlich klarer und transparenter erschien. Das Gerät wurde im versiegelten Gehäuse zuerst ausschließlich an Studios verliehen, und zwar zum stolzen Preis von 30 Dollar pro Aufnahmeminute! Allerdings stieg die Nachfrage so rapide, dass man sich relativ schnell dazu entschloss, ihn auch zum Kauf anzubieten.

Auf diesem Weg fand das silberne Teil auch ganz schnell seinen Platz in den Racks von Gitarristen und auch Bassisten, die den frischen Klang der Studioproduktionen auch auf der Bühne haben wollten. Besonders bei Cleansounds war der Exciter unschlagbar. Als das Racksterben mit der Grunge-Welle Anfang der Neunziger begann und die alten Bodentreter wieder hip wurden, verschwanden auch die Aphex Exciter von der Bildfläche.  

Es hat zwar eine ganze Weile gedauert, aber mittlerweile hat der Hersteller reagiert und den Exciter in ein Pedalgehäuse gezwängt – eines speziell für E- und eines für Akustik-Gitarre. Diese beiden, die unter den Namen Guitar Xciter und Acoustic Xciter die Pedalboards von Gitarristen bereichern sollen, stehen jetzt zum Test bereit. Weil aller guten Dinge drei sind, haben wir uns gleich auch noch den Opto-Kompressor aus gleichem Hause zur Brust genommen, der die aussagekräftige Bezeichnung Punch Factory trägt. Was die drei können und wo ihre Schwachstellen sind, das haben wir uns näher angeschaut. Das Ergebnis findet ihr hier.   

AphexGuitarFX_Group_04FIN
Anzeige

Detail

Die Tretminen kommen in stabilen gusseisernen Gehäusen in drei verschiedenen Farben. Der Guitar Xciter ist rot, der Acoustic Xciter grün und die Punch Factory orange. Regler und Metall-Fußschalter befinden sich auf der Oberseite, die Anschlüsse auf der Rückseite.

Guitar Xciter/Acoustic Xciter
Im Gegensatz zum Ur-Exciter besteht bei den beiden neuen Modellen die Möglichkeit, den Höhen- und Bassbereich aufzufrischen. Bei Aphex wird das als Big Bottom und Aural Exciter bezeichnet. Die jeweiligen Einstellungen erfolgen über vier Regler, jeweils zwei für Bässe und Höhen. Beide Xciter-Pedale sind absolut identisch, allerdings ist das Frequenzverhalten auf das jeweilige Instrument (E-Gitarre, Akustik Gitarre) abgestimmt, weshalb naturgemäß beide unterschiedlich klingen.

Die Klangeinstellung bietet folgende Möglichkeiten:

Lo Tune – Anwahl der Frequenz des Bassbereichs
Lo Blend – Stärke der Anhebung des Bassbereichs
Hi Tune – Anwahl der Frequenz des Höhenbereichs
Hi Blend – Stärke der Anhebung des Höhenbereichs

Der Effekt wird per Fußschalter aktiviert, was die darüber liegende rote LED entsprechend anzeigt.

Fotostrecke: 4 Bilder Acoustic Xciter

Punch Factory
Der Kompressor kommt mit nur zwei Reglern aus, nämlich Drive und Volume. Wer hier an Verzerrung (Drive) denkt, der irrt, denn mit diesem Regler wird das Kompressionsverhalten eingestellt, mit Volume die Endlautstärke. Die Punch Factory hat in der Mitte zwischen den beiden Reglern eine LED-Kette, mit der die Intensität der Kompression dargestellt wird.

Rückseite/AnschlüsseDie Rückseite mit den Anschlüssen ist bei allen drei Geräten identisch. Ganz links ist die Buchse für das Netzteil, das leider nicht im Lieferumfang enthalten ist. Dies ist allerdings auch nicht ganz so tragisch, da sich alle Aphex-Bodentreter mit sämtlichen Netzteilen vetragen, deren Stecker mechanisch in die Power-Buchse passt und 5-12 Volt (AC) oder 7-17 Volt (DC) liefert.  Batteriebetrieb ist auch möglich, allerdings müssen zum Öffnen des Gehäuses vier kleine Kreuzschlitzschrauben gelöst werden, was kurz vor dem Gig doch etwas nervig ist. Ein schnell  und möglichst ohne Werkzeug erreichbares Batteriefach wäre die bessere Lösung. Dann geht es weiter mit den In- und Output-Buchsen (Klinke) zum Anschluss von Gitarre und Verstärker. Für Instrumente mit Aktiv-Pickups wurde an einen Schalter zur Pegel-Absenkung gedacht, der sich zwischen den beiden Buchsen befindet. Auf der rechten Hälfte der Rückseite sind Anschluss und Schalter für die integrierte DI-Box. Eine sehr sinnvolle Funktion, vor allem für Akustikgitarristen oder Bassisten, die aus dem Pedal direkt in die PA gehen, aber noch ihren eigenen Bühnenamp separat ansteuern möchten. Hierfür gibt es selbstverständlich eine XLR-Buchse, über die das symmetrische Signal dann lange Kabelwege ins Mischpult ohne Störeinwirkungen zurücklegen kann. Weiterhin hat man den üblichen Ground-Lift-Schalter sowie einen Taster eingebaut, mit dem man zwischen Wet und Dry wählen kann. Wer also das pure Signal (Dry) ohne Xciter oder Kompressor über die DI an die PA senden und den Effekt nur auf seinem Bühnenamp hören möchte, der wählt hier die Einstellung ´Dry´. Sehr sinnvoll!

Anzeige

Praxis

Wichtig: Damit man die klanglichen Auswirkungen der Pedale besser beurteilen kann, habe ich immer zuerst das Signal ohne, dann mit Effekt aufgenommen. Die angegebenen Werte entsprechen den Zahlen (0-10) am Pedal. Um die Klangunterschiede, vor allem im Bassbereich, deutlich zu hören, solltet ihr euch die Hörbeispiele auf einer entsprechenden Anlage oder mit HiFi-Kopfhörern zu Gemüte führen. Die Lautsprecher im Notebook oder Walkman-Kopfhörer sind dafür nur bedingt geeignet.

GUITAR XCITER
Das Effektgerät wurde vor einen clean eingestellten Verstärker (Sovtek MIG-50 & Marshall 4×12 Box) geschaltet. Mit diesem Teil bekommt man in Verbindung mit einem Cleansound den charakteristischen Single-Note-Klang, den man unter anderem von Michael Jacksons Aufnahmen kennt. Der Anschlag klingt sehr knackig und Höhen kommen seidenweich hinzu. Allerdings rauscht es schon sehr bei aktiviertem Effekt, Ursache ist die starke Anhebung der Höhen (Hi-Blend). Ab einer Einstellung auf 7 wird das Rauschen relativ stark.

Audio Samples
0:00
Clean Single Notes
Lo Tune Lo Blend Hi Tune Hi Blend
9 6 9 10

Für Akkordspiel, egal ob Picking oder Strumming, empfiehlt sich folgende Einstellung. Man erhält einen straffen Bass und brillante Höhen. Der Sound hat auch ein sehr gutes Durchsetzungsvermögen innerhalb der Band und man hat das Gefühl, dass jemand den Vorhang vor dem Lautsprecher aufgezogen hat.

Audio Samples
0:00
Clean Chords
Lo Tune Lo Blend Hi Tune Hi Blend
6 7,5 10 8

Bei verzerrten Sounds sollte der Xciter in den Einschleifweg des Amps geschaltet werden. Jetzt hebe ich den Bassbereich nur wenig an und mit dem Hi-Tune-Regler werden die oberen Mitten angewählt und weit angehoben. Bei angezerrten Sounds kann man hiermit noch etwas mehr Brillanz in der Verzerrung erhalten. Man sollte den Hi-Blend-Regler aber nicht allzu weit aufdrehen, denn der Sound wird sonst zu bissig.

Audio Samples
0:00
Crunch
Lo Tune Lo Blend Hi Tune Hi Blend
7 3 4 7

Die Pegelanpassung des Gerätes im Einschleifweg des Amps funktioniert bestens, bei Hi-Gain-Sounds waren die Ergebnisse allerdings nicht so gut. Der Xciter erzeugte ein hochfrequentes Nebengeräusch bei Hi-Blend ab 7. Dadurch waren extreme Einstellungen nicht möglich. Komischerweise hat der Effektsound einen niedrigeren Pegel als der trockene Klang ohne das Pedal. Das war bei den anderen Beispielen nicht so. Ich habe am Amp lediglich den Gainregler weiter aufgedreht und selbstverständlich den Volume-Regler im Kanal zurückgenommen, damit das Signal, das im Einschleifweg ankommt, nicht zu heftig ist. Hier aber beginnt der Xciter extrem in die Knie zu gehen und der Klang komprimiert sehr stark.

Audio Samples
0:00
Hi-Gain
Lo Tune Lo Blend Hi Tune Hi Blend
6 5 7 6

Für Akkordspiel, egal ob Picking oder Strumming, empfiehlt sich folgende Einstellung. Man erhält einen straffen Bass und brillante Höhen. Der Sound hat auch ein sehr gutes Durchsetzungsvermögen innerhalb der Band und man hat das Gefühl, dass jemand den Vorhang vor dem Lautsprecher aufgezogen hat.

Audio Samples
0:00
Crisp

Lo Tune Lo Blend Hi Tune Hi Blend
7 5 8 6

Der Sound klingt natürlich noch mehr nach HiFi, aber diese Einstellung des Xciters ist nicht unbedingt mein Fall. Hat aber nichts mit dem Pedal zu tun, sondern eher mit der Tatsache, dass Akustikgitarren mit Pickup immer schon sehr crisp klingen und eigentlich ein paar Mitten vertragen könnten. Gesagt getan, beim nächsten Beispiel gehen wir mit dem Hi-Tune-Regler in den oberen Mittenbereich und schon klingt der Tonabnehmer Sound fetter und auch wesentlich durchsetzungsfähiger im Kontext mit anderen Instrumenten.

Audio Samples
0:00
Mid-Boost
Lo Tune Lo Blend Hi Tune Hi Blend
3,5 8 2 6

Für das nächste Beispiel habe ich eine Godin-Gitarre mit Nylonsaiten benutzt. Hier wurde der Hi-Tune-Regler auf eine hohe Frequenz eingestellt und Höhen und Bässe gleichermaßen angehoben. Der Klang wird zwar recht scharf, ist aber für Fingerpicking gut geeignet. Man erhält einen straffen Bass und brillante Höhen. Der Sound hat auch ein sehr gutes Durchsetzungsvermögen innerhalb der Band und man hat das Gefühl, dass jemand den Vorhang vor dem Lautsprecher aufgezogen hat.

Audio Samples
0:00
Nylon
Lo Tune Lo Blend Hi Tune Hi Blend
4 8 7 8

PUNCH FACTORY
Bei zwei Reglern kann man eigentlich nicht viel verkehrt machen. Mit Drive wird die Kompression eingestellt, je höher, desto stärker werden die lauten Signale gedämpft und die leisen angehoben. Mit Volume wird die Lautstärke dann dem Signal ohne Effekt angepasst. Gut einsetzbar ist das für harte Anschläge bei Funky Rhythmus-Sounds. Die Ghostnotes werden dadurch angehoben der Groove klingt sofort voller. Auffällig hierbei ist die dezente Anhebung der Höhen, der Sound klingt insgesamt etwas spritziger und präsenter, wenn das Pedal eingeschaltet ist.

Audio Samples
0:00
Funk Groove
Drive Volume
4 7

Gute Ergebnisse gibt es auch beim Wechsel von Picking auf Strumming. Meistens ist entweder der Picking Sound zu leise oder dann der Klang beim vollen Anschlag zu laut. Mit dem Kompressor kann man den Pegel gut ausgleichen. Die Punch Factory erzeugt in dieser Disziplin einen knackigen Sound, vor allem kein Pumpen, was manch andere Kompressoren gerne machen – der Ton wird beim Anschlag leise und schwillt dann in der Lautstärke recht schnell an. Das ist hier nicht der Fall, die Punch Factory reagiert sehr schnell und klingt natürlich und fett.

Audio Samples
0:00
Picking Strumming
Drive Volume
4 7

Einen Crunch Sound kann man mit der Punch Factory ordentlich kitzeln.  Es klingt so ein wenig nach simulierter Endstufenkompression in humaner Lautstärke. Die leichte Höhenanhebung harmoniert mit dieser Amp-Einstellung sehr gut, der Ton hat noch Dynamik und schmatzt bei hartem Anschlag.

Audio Samples
0:00
Crunch Punch
Drive Volume
8 7,5

Als Letztes haben wir noch einen Hi-Gain-Sound im Angebot. Hier soll der Kompressor das Sustain ein wenig in die Länge ziehen, die leisen Töne, also auch das Ausklingen des Tons, sollen angehoben und so das Sustain künstlich verlängert werden. Hierfür wird der ´Drive´-Regler wie schon beim vorigen Beispiel weit aufgedreht. Es rauscht zwar in Verbindung mit hohen Gain-Einstellungen am Amp, aber das ist normal und passiert bei jedem anderen Kompressor auch. Der Aphex macht den Ton aber nicht platt. Man kann somit  aus einer Gitarre mit schwächerem Output (z.B. eine Gitarre mit Single Coil Pickups) ein wenig mehr Sustain kitzeln und den Amp noch etwas zum Zerren bringen.

Audio Samples
0:00
Lead Sustain
Drive Volume
8 7
Anzeige

Die drei Aphex Pedale sind allesamt gute Helfer, um kleine Soundnuancen zu verändern. Mit dem Guitar Xciter kann man cleane und angezerrte Sounds aufpeppen, der knackige Funky Cleansound der Achtziger lässt sich damit sehr gut einstellen. Die Bässe bekommen noch etwas Druck mit auf den Weg, und die Höhen klingen samtweich und unaufdringlich. Allerdings sind Hi-Gain-Sounds nicht unbedingt die Stärke des Gerätes. Der Acoustic Xciter arbeitet ebenso zuverlässig. Der leichte Mitten-Boost für Akustikgitarren mit Piezo-Pickups verhilft vor allem Instrumenten mit etwas schwächeren Tonabnehmern sehr gut zu einem natürlicheren Sound. Mein persönlicher Favorit ist die Punch Factory, ein Kompressor, der nicht besonders auffällt, was ich aber  durchaus positiv meine. Das Spielgefühl ist ausgezeichnet und in allen Einstellungen macht das Gerät einen super Job, reagiert sehr schnell und erzeugt einen natürlichen Sound ohne Pumpen. Auch für Bassisten ist das Teil eine gute Empfehlung.

Die integrierte DI-Box ist bei allen drei Pedalen eine willkommene Zugabe, die auch klanglich bestens funktioniert. Alle Geräte haben ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Natürlicher Sound, gute Ansprache (Punch Factory)
  • Gute Frequenzauswahl bei den Xcitern (Boost der oberen Mitten möglich)
  • Integrierte DI-Box
  • Bedienung
  • Stabiles Gehäuse
Contra
  • Hi-Gain-Sounds (Guitar Xciter)
  • Rauschen bei hohen Hi-Blend-Einstellungen (Guitar Xciter)
  • Kein extra Batteriefach
Artikelbild
Klangerfrischer im Dreierpack Test
Für 119,00€ bei
Hot or Not
?
AphexGuitarFX_Group_04FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Fender American Professional Classic Stratocaster HSS | First Look
  • Quilter Labs Elevate – Review & Sound Demo | Modeling reimagined?
  • Some Bluesy Sounds with the Quilter Elevate!