IKEA ENEBY20 und ENEBY30 Test

Wenn IKEA Unterhaltungselektronik anbietet, sieht das Ergebnis oft eher nach Möbel als nach Elektronik aus. Meine erste optische Assoziation beim weißen ENEBY-Modell ist dann auch ein mit grobem Tweed-Stoff bezogenes, winzig kleines EXPEDIT-Regal. Und tatsächlich passt das große Modell ENEBY30 auch exakt in ein Fach dieser Regalserie hinein. EXPEDIT und sein Nachfolger KALLAS sind die Freunde aller (Vinyl-) DJs. Also rein in den Test.

(Bild: CM)
(Bild: CM)

Details

ENEBY kommt nicht unbedingt überraschend. Schon im letzten Jahr hatte IKEA in Sachen Audioequipment eine Kooperation mit den Landsleuten von Teenage Engineering angeteasert. Die ENEBY-Serie kommt in zwei Größen und Farben, für durchaus verschiedene Anwendungsbereiche: ENEBY30 für die Wohnung, ENEBY20 dank Akkubetrieb auch zum Mitnehmen. Sofort fällt der schlichte und minimalistische Look auf: quadratisch, flach, die abnehmbare Plastikgitterblende mit dezent strukturiertem Stoff bezogen. Ein runder, schlichter, gerasterter Endlosdruckregler ohne weitere Beschriftung ist das einzige Bedienelement. Er dient zum Einschalten und Einstellen der Lautstärke, regeln der Bass- und Höhenanteile und seine mittig eingesetzte Status-LED informiert über diverse Schaltzustände, zumeist weiß leuchtend oder blinkend, manchmal aber auch rot.

Fotostrecke: 2 Bilder Die ENEBY Boxen kommen in reduzierter Pappverpackung.

So minimalistisch die Boxen auch wirken, ein paar versteckte Einstellungsmöglichkeiten gibt es doch. Den Volume-Regler drei Sekunden lang drücken und wir können den Bass anheben oder absenken. Mit einem weiteren Druck gelangen wir in das Menü für die Höhen und mit noch einem weiteren Druck verlasen wir die Sound-Einstellungen wieder. Zum Ausschalten drückt man erneut den Volume-Regler. Nach 20 Minuten ohne Musikzufuhr stellt ENEBY von allein den Betrieb ein und schaltet sich ab.

Fotostrecke: 6 Bilder ENEBY30 ist 30 x 30 cm groß, ENEBY20 20 x 20 cm. Plus Henkel.

Rückseitig gibt es Eingänge für das mitgelieferte Euro-Stromkabel und einen 3,5-Millimeter-Miniklinkenstecker. Vornehmlich soll der Sound aber kabellos per Bluetooth Version 4.2 übertragen werden. Beide ENEBYs sind „Mixed-Mono“-Speaker. Vinyl-DJs, die damit geliebäugelt haben, je eine ENEBY30 in zwei leere Fächer ihres EXPEDIT oder KALLAS-Plattenregals zu stellen und dann Stereo vom DJ-Mischpult anzusteuern muss ich leider enttäuschen.
Natürlich kann der Mixer per Stereo-Miniklinkenstecker angeschlossen werden. Der Lautsprecher erkennt den externen Eingang dann automatisch und deaktiviert die Bluetooth-Funktion. Aber richtiges Stereo ist das natürlich nicht. Die Talente der ENEBYs kommen eher dort zum Tragen, wo es um unkompliziertes Musikhören von mobilen Endgeräten geht.

Fotostrecke: 2 Bilder ENEBY30 benötigt Strom. Musik kann auch per Mini-Stereoklinke zugeführt werden.

ENEBY20

Die Kleine mit dem Tragehenkel kann über eine optionale 2600 mAH starke Akkubatterie auch netzunabhängig betrieben werden. Mit einer Größe von 20 x 20 x 8 cm, einem Gewicht von 1,5 kg (ohne Akku) und einer durchschnittlichen Laufleistung von ca. acht bis zehn Stunden (bei halber Lautstärke) bietet sie sich als kompakter „Speaker–to-go“ für Balkon, Garten und Park an. Mit ihrem 1-Zoll-Kalottenhochtöner und dem 3,2-Zoll-Bass-Speaker macht sie auch trotz des kompakten und flachen Gehäuses dank 15 Watt für Bass und fünf Watt für den Hochtöner ganz ordentlich Druck.   Die Box kommt übrigens im Lieferzustand ohne Griff. Mit dem beiliegenden Sechskantschlüssel kann man ganz IKEA-like die vorhandenen Plastikabdeckungen entfernen und den Henkel anbringen. Etwas basteln gehört anscheinend zur IKEA-Experience dazu. Das zusätzlich zu erwerbende Akku-Pack wird in eine Mulde an der Unterseite eingeführt, zum Öffnen der Abdeckung wird eine Münze benötigt. Besser so, wer möchte schon ständig mit dem IKEA-Sechskant unterwegs sein?
Hängt ENEBY20 an der Steckdose, wird das eingesetzte Akku automatisch geladen und die Status-LED leuchtet rot. Blinkt sie im Akkubetrieb rot, zeigt dies an, dass der Akku wieder geladen werden möchte.

Fotostrecke: 5 Bilder ENEBY20 kommt „out of the box“ mit angeschraubten Plastikblenden.

ENEBY30

Bei der großen Schwester muss nichts gebastelt werden. Sie kommt betriebsbereit „out of the box“ und ist (wie bereits der Name verrät) mit 30 x 30 x 11 cm entsprechend größer – und lauter. Dafür sorgen allein schon die beiden von jeweils 15 Watt befeuerten 4-Zoll-Basslautsprecher, die den 12 Watt starken 1-Zoll-Kalottenhochtöner unterstützen. Wie bei ENEBY20 lässt sich das stoffbezogene Plastikabdeckgitter ruckzuck und ohne Sechskantschlüssel entfernen, sodass man statt Tweed die nackten Tatsachen – sprich: Speaker – sieht. Welchen Look man bevorzugt ist Geschmackssache.

Fotostrecke: 4 Bilder Let me see you stripped: Bei beiden ENEBY-Boxen lässt sich Frontblende entfernen und legt den Blick auf die nackten Speaker frei, hier die ENEBY30.

Praxis

ENEBY einschalten, im Bluetooth-Menü das Abspielgerät anmelden und los geht’s. Fortan quittiert ENEBY jedes Einschalten mit einer kurzen Vierton-Melodie, das Erkennen des Bluetooth-Senders mit einem doppelten Piepton und ist verbunden. Einfacher geht’s nicht und Bequemlichkeit siegt. Leider kann man die Speaker nicht zu einer Stereo- oder gar Multiroom-Einheit verbinden: ENEBY positioniert sich klar als kompakte Mixed-Mono Solo-Box á la unkompliziertes Küchenradio oder Studentenbuden-Blaster. 

Fotostrecke: 2 Bilder ENEBY20 ist die perfekte kleine stylische Outdoor-Box für die letzten Sommertage.

Klanglich gibt es nichts zu meckern: der Bass der ENEBY30 pumpt bereits in der Grundeinstellung annehmbar voll und rund, die Höhen wirken nicht überbetont und lassen sich wie die Bässe ja per Multifunktionsdrehregler auch noch etwas anpassen. Audiophilen Hochgenuss darf man nicht erwarten. Aber sowohl im schlichten Design wie auch im Klangbild fühlte ich mich ein ums andere Mal an das kultige Tivoli Audio Model One Radio erinnert.
Die ENEBYs sind laut genug für moderates Hören zuhause. Bei voller Lautstärke könnte auch schon mal der Nachbar klingeln. Mit der Lautstärke der großen ENEBY30 sollten sich eigentlich 95% aller Home-Listening-Situationen locker bewältigen lassen. Für die seriöse WG-Party reicht’s dann aber doch nicht ganz.
Ist das Eingangssignal zu hoch, kann die Box bei voller Lautstärke auch leicht zerren. Mit iPhone auf dreiviertel Lautstärke lässt sich das vermeiden. Nach jedem Einschalten werden die ENEBYs übrigens wieder auf geringe Lautstärke zurückgesetzt. Wegen der fehlenden optischen Lautstärkekontrolle (unbeschrifteter Endlosregler) ist das eine gute Idee.
Mikrofone für drahtlose Telefonfunktionen sind nicht vorhanden, was ich aber gar nicht als Nachteil sehe: wenn das iPhone während des Abspielens klingelt, verstummt die Box und man kann das Smartphone als das nutzen, was es ursprünglich einmal war: ein Telefon.
Ich habe den Bluetooth-Betrieb mit mehreren Zuspielern getestet. Mein MacBook Pro (13“ Mid 2012) spielte klaglos über beide ENEBYs. Ein anderes MacBook Pro (13“ Mid 2012, BT-Software 4.3.6f4 17916) machte jedoch Probleme, die Bluetooth-Verbindung wurde immer wieder unterbrochen, obwohl es in unmittelbarer Nähe der Box stand. Mit meinem betagtem Beyo-Speaker versteht sich dieses MacBook Pro eindeutig besser. Typischerweise dürfte aber zumeist ein modernes Smartphone der Zuspieler sein und da gab es bei keinem der getesteten Geräte (iPhone6, Huawei) Probleme.

Fotostrecke: 4 Bilder ENEBY30 fühlt sich im Bücherregal pudelwohl.

Konkurrenz

On the road hatte ich ENEBY20 als kleine Hotelzimmer-PA dabei. Gegenüber meinem besagten winzigen Tour-Bluetooth-Speakern von Beyo hat die IKEA-Box schon aufgrund ihres größeren Gehäuses und der doppelten Watt-Power klanglich klar die Nase vorn. Das Promo-Abhören und Zusammenstellen der Playlist macht mit mehr Bass dann auch gleich mehr Spaß.
Allerdings gibt es auch mächtig Konkurrenz: Marshall setzt voll auf Marken-Identität und bietet zeitgeistige Speaker im Design ihrer berühmten Gitarrenamp-Tops an, Teufel und Bang & Olufsen haben hochwertige Bluetooth-Speaker im Angebot und JBL haben ihre runden Klangzylinder in so ziemlich jeder vorstellbaren Größe, Preislage und Farbe im Sortiment. Die lassen sich über die JBL-Connect-App miteinander synchronisieren („Party Mode“), sind gern mal wasserdicht oder lassen sich von zwei Geräten gleichzeitig bespielen. IKEA wirbt damit, dass bis zu acht Bluetooth-fähige Geräte mit den ENEBY-Lautsprechern gekoppelt werden können. Das heißt natürlich nicht, dass mehrere Bluetooth-Geräte gleichzeitig über eine Box spielen können, sondern dass sich di Box bis zu acht Endgeräte merken kann.

Fotostrecke: 4 Bilder Für die skandinavischen Momente im Leben.

Also: eine reine Consumer-Box ohne großen Schnickschnack mit eigenständigem Äußeren und passablem Klang. Wer einen dezenten Blauzahn-Lautsprecher sucht, der weder nach Mondrakete noch nach Radiowecker aussieht, passabel klingt und nicht die Welt kostet, ist mit der ENEBY-Serie gut bedient. Ob es nun eher die große 30er sein soll oder doch lieber die kleine smarte 20er, darf jeder selbst entschieden. Nur bei der kleinen Box nicht vergessen, den Akku dazuzupacken.
ENEBY ist übrigens kein Mitnehmartikel beim nächsten IKEA-Rundgang: die Lautsprecher und das Zubehör sind exklusiv nur online und in den IKEA Einrichtungshäusern Altona, Bremerhaven und Kaiserslautern erhältlich.

Fazit

Beide IKEA ENEBY Bluetooth-Speaker sind schön minimalistisch designte Lifestyle-Objekte, die vor allem dort gut zur Geltung kommen, wo Technik nicht zwangsläufig zur Geltung kommen soll. Dezent und unauffällig fügen sie sich in moderne Wohnlandschaften ein und bringen via Bluetooth eure Musik zum Klingen. Leider ist mit den „Mixed-Mono“-Speakern kein Stereoklang möglich, sodass audiophiles Hören nicht möglich ist. Die ENEBYs sind entsprechend designte Zeitgeistlautsprecher, die sich als unkomplizierte Abspielgeräte für  mobile Endgeräte anbieten. Besonders der kleine portable ENEBY20 hat es mir angetan: er klingt voll und rund und passt noch einigermaßen kompakt ins Gepäck.

IKEA bietet Boxen an
IKEA bietet Boxen an
SPEZIFIKATIONEN
  • Maße in Zentimeter:
  • ENEBY20: 19,9 × 19,9 × 8 (ohne Griff)
  • ENEBY30: 29,9 × 29,9 × 10,6
  • Gewicht:
  • ENEBY20: 1,5 kg (ohne Akku)
  • ENEBY30: 3,8 kg
  • Audio In:
  • ENEBY20: Bluetooth 4.2 oder 3,5-mm-Buchse
  • ENEBY30: Bluetooth 4.2 oder 3,5-mm-Buchse
  • Akkulaufzeit bei 50% Lautstärke
  • ENEBY20: 8-10 Std.
  • ENEBY30: kein Akkubetrieb möglich
  • Lautsprechertyp
  • ENEBY20: Mixed Mono (1 Hochtöner 1 Zoll + 1 Tieftöner 3,2 Zoll)
  • ENEBY30: Mixed Mono (1 Hochtöner 1 Zoll + 2 Tieftöner 4 Zoll)
  • Ausgangsleistung Verstärker:
  • ENEBY20: 1 x 15W + 1 x 5W
  • ENEBY20: 2 x 15W + 1 x 12W
  • Frequenzbereich
  • ENEBY20: 57 Hz bis 20 kHz
  • ENEBY30: 48 Hz bis 20 kHz
  • Nennleistungsaufnahme und Standby:
  • ENEBY20: 39 Watt; unter 0,5 Watt
  • ENEBY30: 40 Watt; unter 0,5 Watt
Preise:
  • ENEBY20: 49,99 Euro
  • ENEBY30: 89,99 Euro
  • Akkusatz: 20,- Euro
  • Wandhalter: 3,- Euro
  • Lautsprechergestell: 10,- Euro
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