Human Base Daily Base Test

Wer besonders hohe Ansprüche an sein Instrument stellt und auf eine komfortable Handhabung ebenso großen Wert legt wie auf die Umsetzung der eigenen Klangvorstellung, ist gut beraten, sich mit seiner Vision von einem idealen Instrument an einen der hiesigen Boutique-Hersteller zu wenden. Wir Bassisten haben für ein solches Anliegen die Qual der Wahl, denn Deutschland ist bekanntlich reich gesegnet mit talentierten Instrumentenbauern, die großartige Bässe in ihren Manufakturen herstellen.

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Zu einer der besten Adressen für exquisite Bässe zählt zweifellos Siggi Jäger mit seiner Firma “Human Base”. Der außerordentlich sympathische Kunsthandwerker baut in seiner Werksatt in Waldems im Alleingang durchschnittlich 60 Instrumente im Jahr und erweitert nebenbei sein Portfolio von Zeit zu Zeit mit neuen Bassmodellen, die als Ausgangspunkt für das eigene Trauminstrument dienen können. Der “Daily Base” ist eines der jüngeren Modelle von Human Base und ich habe in diesem bonedo-Test das Vergnügen, ein äußerst elegantes Exemplar dieses Singlecut-Modells aus der Bassmanufaktur im Taunus unter die Lupe zu nehmen.

Details

Der Daily Base ist, wie bereits erwähnt, ein sogenannter Singlecut-Bass, bei dem der obere Korpusflügel bis zum 12. Bund fest mit dem Hals verbunden ist und damit eine immense Stabilität der gesamten Konstruktion bewirkt. Das Resultat dieser Bauweise ist in der Regel ein deutlich stabilerer und im Sustain stärkerer Ton als bei einem herkömmlichen Bass mit zwei Cutaways, weil die Energie der Saiten effektiver in den Korpus übertragen werden kann. Mindestens genau so wichtig für einen schwingungsstarken und hervorragend klingenden Bass ist allerdings die richtige Wahl der Hölzer. Siggi Jäger hat für seine Bässe diesbezüglich einen klaren Favoriten, denn er ist ein großer Fan von Ahorn und schwärmt vom klaren und transparenten Klangbild dieser Holzart. Deutsches Ahorn bildet demzufolge auch die Grundlage für die Korpusflügel meines Testkandidaten, und eine Mittelschicht aus hartem Bubinga verpasst dem Daily Base den nötigen Druck im Sound. Eine wunderschön gemaserte Decke aus Ahorn-Burl sorgt schließlich dafür, dass der deutsche Traumbass auch optisch einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Optik unseres Human Base-Testbasses wird durch die exquisite Holzauswahl…

Der durchgehende Hals des Daily Base ist nicht weniger aufwändig konstruiert und besteht aus drei Streifen Vogelaugenahorn, die zusätzlich mit zwei dünneren Streifen aus Bubinga versteift wurden. Auf den insgesamt fünfstreifigen Hals hat Siggi Jäger schließlich ein dickes Ebenholzgriffbrett geleimt, in welchem wiederum 24 mittelbreite und hervorragend abgerichtete Bünde sowie ein Nullbund sitzen. Der Nullbund parkt direkt hinter dem Sattel und bewirkt, dass die Leersaiten genauso klingen wie gegriffene Töne, weil die Saiten jederzeit auf Metall aufliegen. Der herkömmliche Sattel dient dann nur noch zur Saitenführung und spielt für den Klang keine Rolle mehr. Auch die angeleimte, leicht abgewinkelte Kopfplatte des Daily Base kommt mit drei verschiedenen Holzschichten, die Grundplatte aus Ahorn wurde nämlich mit einer dünnen Bubinga-Schicht vom obersten Ahorn-Burl-Aufleimer getrennt, der den Look der Korpusdecke widerspiegelt. Zur Versiegelung der Holzkonstruktion kommt schließlich ein hauchdünnes mattes Finish zum Einsatz, welches die Oberflächen schützt und dem Daily Base eine geschmeidige und organische Haptik beschert. Wie wir sehen können, scheut Siggi Jäger keinen Aufwand und keine Mühe, um seine Vision von einem erstklassigen Instrument in die Tat um zusetzten. Die akkurate Ausführung der Holzarbeiten ist wirklich beeindruckend!

Fotostrecke: 6 Bilder Bequemer geht es nicht: Auf der Rückseite…

Damit sind wir beim Thema Hardware angelangt und keinen wird es wundern, dass für ein derart durchdachtes Instrument nur die hochwertigste Komponenten in Frage kommen. Siggi Jäger verbaut zum Teil bewährte Produkte von renommierten deutschen Herstellern, lässt aber auch Komponenten nach seinen Vorstellungen anfertigen. Die Stimmmechaniken und seine spezielle Mono-Rail Brückenkonstruktion werden beispielsweise in Korea gefertigt, allerdings nicht um Kosten zu sparen, sondern weil die Koreaner konstant extrem präzise verarbeitete Produkte liefern. Die gekapselten Mechaniken an der Kopfplatte sehen aus wie herkömmliche Gotoh-Tuner, auf der Rückseite sitzt das Human-Base Firmen-Logo und die Muttern wurden elegant in der oberen Ahorn-Burl-Deckschicht versenkt.

Fotostrecke: 3 Bilder Auf diesem Bild ist der Nullbund noch einmal schön zu sehen.

Am hinteren Ende des Basses laufen die Saiten über einzelne Mono-Rail-Stege, um schließlich von wiederum getrennten Saitenhaltern aufgenommen zu werden. Die einzelnen Saitenreiter sind mit wenigen Handgriffen in horizontaler Richtung für die Intonation und vertikal für die Saitenhöhe justierbar, zusätzlich bietet jedes Segment eine kleine Imbusschraube zum Arretieren der Position.

Fotostrecke: 3 Bilder Mono-Rail-Steg: Hier besitzt…

Für die Übertragung des Sounds sind zwei Time-Square-Humbucker von Delano zuständig, die bei meinem Testkandidaten mit jeweils einem kleinen Schalter wahlweise auch in den Singlecoil-Betrieb verfrachtet werden können. Zur weiteren Klangbearbeitung hat der Daily Base eine aktive Elektronik von Glockenklang mit speziell für Siggi Jägers Klangziel angepasstem Dreiband-Equalizer an Board. Das Cockpit des Basses umfasst demzufolge einen Lautstärkeregler mit Push-/Pull-Funktion zum Aus- und Einschalten der Elektronik sowie ferner drei kleinere Regler für die drei EQ-Bänder und schließlich einen Blend-Regler für das Mischverhältnis der beiden Tonabnehmer. Die hochwertige Glockenklang-Elektronik wird von einer 9-Volt-Batterie gespeist, die in einem vom Elektronikfach separierten Klappmechanismus untergebracht ist – der Wechsel geht bei Bedarf also blitzschnell vonstatten. Der Daily Base funktioniert aber auch im Passivbetrieb ohne Batterie, der Höhenregler des EQs arbeitet dann auf der Hälfte seines Reglerweges als passive Höhenblende.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Times Square-Tonabnehmer von Delano zählen zum Besten, was die deutsche Pickupschmiede derzeit zu bieten hat.

Soviel erst einmal zu den Details und der opulenten Ausstattung des Singlecut-Basses aus deutscher Fertigung. Im nächsten Abschnitt werden wir sehen, wie sich der Daily Base in der Praxis macht. Es würde mich allerdings schon sehr wundern, wenn sich Siggi Jägers Liebe zum Detail, seine gezielte Auswahl von hochwertigen Materialien und deren ausgesprochen präzise Verarbeitung nicht auch in einem erstklassigen Klang niederschlagen würde. 

Praxis

Bubinga ist ein dichtes, relativ schweres Holz und macht sich als mittlere Schicht im Sandwichbody des Daily Base nicht nur im Klang, sondern auch im Gewicht des Basses bemerkbar. Mein Testbass bringt immerhin stattliche 4,8 kg auf die Waage und geht damit nicht mehr als Leichtgewicht durch. Die gute Nachricht ist jedoch, dass der Daily Base perfekt ausbalanciert wurde und sich daher in der Praxis deutlich leichter anfühlt. Mit dem breiten Human Base-Gurt, der übrigens zum Lieferumfang gehört, hängt der Daily Base sehr stabil in einer optimalen Position am Körper und lässt sich traumhaft komfortabel spielen. Der mitteldicke Hals liegt gut in der Hand und bietet genügend Fleisch für Bassisten, die kräftigere Profile bevorzugen. Er ist aber auf der anderen Seite schlank genug für virtuoses Spiel in allen Lagen – ein wirklich gelungener Kompromiss!
Selbstverständlich ist das untere Korpushorn des Basses so weit ausgeschnitten, dass man mühelos den 24. Bund erreicht, und den etwas engeren Saitenabstand von 18 mm am Steg empfinde ich persönlich für sämtliche Spieltechniken als sehr angenehm. Ich habe in der Tat bisher nur sehr wenige Bässe in der Hand gehabt, die ergonomisch so gut durchdacht und komfortabel in der Handhabung waren wie der Daily Base – und die damit letztendlich den Spieler und seine Kunst in den Vordergrund stellen.

Fotostrecke: 4 Bilder Ausgeliefert wird der Human Base…

Erwartungsgemäß spielt der Daily Base auch beim Thema “Sound” ganz entspannt in der Weltklasse mit! Die Grundvoraussetzung dafür liefern mit Bedacht ausgesuchte, stark resonierende Hölzer und die ungeheuer schwingungsstarke Gesamtkonstruktion des Basses. Der Daily Base spricht blitzschnell an und verfügt in jeder Lage des Griffbrett über ein ultralanges und ebenmäßiges Sustain. Die H-Saite klingt außerdem schon fast aberwitzig transparent und liefert auch in den höheren Lagen noch einen soliden Ton. Damit ihr einen ersten Eindruck vom hervorragenden Klang des Daily Base bekommt, habe ich zwei Audiobeispiele im passiven Betrieb aufgenommen. Beide Tonabnehmer arbeiten hier gleichermaßen und die Höhenblende ist voll offen.

Audio Samples
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Human Base Daily Humbucker passiv

Die Time Square-Tonabnehmer von Delano übertragen im Humbucker-Betrieb einen sehr muskulösen, fetten Sound, der aber gleichzeitig jedes kleine Detail abbilden. Keine Spur von Schwammigkeit: der Daily Base klingt mit seinem voluminösen Fundament absolut aufgeräumt und transparent, der kräftige Ton besitzt jede Menge Charakter und Durchsetzungskraft.
Wer es lieber etwas schlanker mag, schaltet einfach einen oder beide Tonabnehmer in den Singlecoil-Betrieb. Damit sind nur noch die hinteren Spulen beider Tonabnehmer aktiv und der Daily Base präsentiert sich deutlich offener und luftiger – eine wirklich schöne Klangvariante!

Audio Samples
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Human Base Daily Single-Coil passiv

Schon im passiven Betrieb bietet der Human Base mit seiner Höhenblende also Einiges an Flexibiltät. Sein volles Potential entfaltet er aber, wenn man die Onboard-Elektronik der deutschen Amp-Spezialisten von Glockenklang in Gang setzt. Im aktiven Betrieb verliert man zwar einen Hauch Dynamik, der Sound verändert sich aber bei neutraler EQ-Einstellung nicht wirklich hörbar. Das spricht für die enorm hohe Qualität der Elektronik, die darüber hinaus selbst bei heftigen Einstellungen keine relevanten Nebengeräusche verursacht. Stattdessen erweitert der Equalizer das Klangspektrum des Instrumentes wirklich enorm und die Bänder sind derart geschmackvoll abgestimmt, dass stets nur der natürliche Klang des Instruments unterstützt, nie aber verfremdet wird oder gar aus der Spur gerät.
Aber überzeugt euch selbst von den Soundmöglichkeiten des Daily Base anhand der folgenden Audiospiele, für die ich den Bass mit verschiedenen EQ-Einstellungen und Tonabnehmer-Konfigurationen aufgenommen habe – ich denke, die Clips sprechen hier wirklich für sich!

Audio Samples
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Beide PU Humbucker-Mode mit Bass Boost und Mid Cut Hals PU Humbucker-Mode passiv mit Treble Cut Bridge PU Humbucker-Mode mit Bass Boost Beide PU Humbucker Mode – Bass und Treble Boost, Slap-Style

Fazit

Siggi Jäger hat für sein Firmen-Logo sicher nicht aus Zufall ein Abbild des “Vitruvianischen Menschen” gewählt, der für idealisierte und ausgewogene Proportionen steht, sondern weil er bei seinen Instrumenten offensichtlich exakt dieses Ideal verfolgt. Die Umsetzung ist im Falle des Daily Base auch auf ganzer Linie gelungen, denn er wurde in allen Details auf eine maximal komfortable Handhabung und einen kompromisslos ausgewogenen, ebenmäßigen und transparenten Klang getrimmt. Den bringt der Daily Base auch mühelos auf die Straße und zwar durchaus mit eigenem Charakter und jeder Menge Durchsetzungskraft, was den schmucken Nobelbass zu einem professionellen Arbeitsgerät für nahe jede Musikrichtung macht. Ich bin absolut beeindruckt von Siggi Jägers Kreation und halte den Preis, den er für ein derartig aufwändig hergestelltes Weltklasse-Instrument aufruft, tatsächlich eher für moderat!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Klangqualität / Vielfalt
  • beste Ergonomie, sehr komfortable Bespielbarkeit
  • hochwertige Hardware Ausstattung
  • großartige Verarbeitungsqualität
  • hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis
Contra
  • etwas erhöhtes Gewicht
Artikelbild
Human Base Daily Base Test
Für 3.077,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Human Base
  • Modell: Daily Base fünfsaitiger Singlecut-Bass
  • Land: Deutschland
  • Mensur: 34“
  • Korpus: Korpusflügel Ahorn/Bubinga/Ahorn-Burl, mattes Finish
  • Hals: durchgehend, fünfteilig Vogelaugenahorn / Bubinga, Ebenholzgriffbrett, 24 Medium Bünde + Nullbund
  • Hardware: gekapselte Stimmechaniken, Mono-Rail Stege mit separaten Haltern, Schaller Security Locks, schwarz
  • Tonabnehmer: 2 x Delano Time-Square Humbucker
  • Elektronik: Glockenklang, aktiv mit Dreiband-EQ, passive Höhenblende im Passivbetrieb, 9 Volt-Stromversorgung.
  • Regler/Schalter: Volume Push/Pull, Tonabnehmer Blendregler, Bässe, Mitten, Höhen/Höhenblende, 2 x Schalter für Singlecoil-Betrieb
  • Zubehör: Luxus-Gigbag, Gurt und -Werkzeug
  • Gewicht: ca. 4,8 kg
  • Preis: 3.500,- Euro
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