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Hotone Ampero Test

Der Hotone Ampero ist eine Multieffekt- und Ampsimulationseinheit, die laut Papierform durchaus wie eine Kampfansage an die Mitstreiter von Line 6, Boss, Mooer oder Avid wirken könnte. Auch hier versammeln sich zahlreiche Ampmodelle, üppige Effekte und sogar die Möglichkeit, Speakerfaltungen einzusetzen, in einem sehr kompakten Pedalgehäuse, das mit Touchscreen, Fußschaltern sowie Expression-Wippe definitiv für die Live-Anwendung konzipiert wurde.

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All das findet sich teilweise auch bei den Konkurrenzprodukten, aber diese Features in Kombination mit der extrem handlichen Größe und einem Thekenpreis, der deutlich unter dem der Platzhirsche liegt, macht natürlich neugierig auf dieses Gerät des chinesischen Herstellers. Wie schlägt sich der Ampero in der Praxis, und ist er tatsächlich eine interessante Bereicherung des Modelling- und Multieffektsektors, die auch gegen die Konkurrenz bestehen kann?

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Details

Gehäuse/Optik

Der Hotone Ampero kommt in einem schwarz texturierten Metallgehäuse mit den sehr kompakten Maßen von 323 x 137 x 46 mm, ist damit also schmaler als ein 17″ Laptop und dürfte in jedes Gig- oder auch Messenger-Bag passen.
Auf der Oberseite zeigt sich ein mehrfarbiger 4″-Touchscreen mit einer Auflösung von 800×400 Pixeln, dazu vier beleuchtete Fußschalter und fünf Drehknöpfe, wovon einer mit einer Druckfunktion ausgestattet ist. Ein kleiner versenkter “Lock”-Button ist ebenfalls anzutreffen, der die Funktionen des Touchscreens deaktiviert, sodass im Spieleifer keine versehentlichen Einstellungen vorgenommen werden. Rechts außen befindet sich ein relativ robust wirkendes Expressionpedal, das dank einer rau schraffierten Oberfläche dem Fuß sicheren Halt bietet.

Fotostrecke: 3 Bilder Mit dem Hotone Ampero bringt der Hersteller ein Multieffektpedal á la Line 6, Boss, Mooer und so weiter – aber zu einem deutlich niedrigeren Kurs!

Stirnseitig versammeln sich alle Anschlüsse. Links außen befindet sich eine Buchse zum Anschluss eines optionalen, zusätzlichen Expressionpedals oder Fußschalters, daneben liegt der Input, der per Kippschalter zwischen E-Gitarre, Akustikgitarre oder Line-In umgeschaltet werden kann.
Die Stereoausgänge stehen in Form von zwei symmetrischen XLR- und zwei asymmetrischen Klinkenbuchsen bereit, wobei mit Benutzung des linken Outputs auch der Monoeinsatz möglich ist. Ein Aux-Eingang sowie ein Anschluss für Kopfhörer, jeweils im Miniklinkenformat, sind ebenfalls hier anzutreffen. Und sollten einmal Brummschleifen auftreten, schafft ein Groundlift-Schalter Abhilfe. Eine USB-Buchse bietet die Möglichkeit, den Ampero mit dem Rechner zu verbinden, worauf wir später noch näher eingehen werden, und auch die Verbindung via MIDI ist dank entsprechender Buchse möglich. Der Ampero verfügt übrigens über einen An/Aus-Schalter, und rechts außen findet das mitgelieferte Netzteil Anschluss, das ihn mit 18V und 500 mA füttert – Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen. Vier Gummifüße unter dem Gerät bieten Kratz- und Rutschsicherheit. Die Bedienelemente wirken allesamt sehr robust und das Gehäuse macht einen wertigen und optisch sehr ansprechenden Eindruck.

Fotostrecke: 5 Bilder Alle Anschlüsse befinden sich auf der gold unterlegten Stirnseite des Gehäuses.

Zum Lieferumfang gehören ein Netzteil, ein USB-Kabel und ein rudimentäres Manual. Eine umfangreichere Bedienungsanleitung, Firmware-Updates und der Editor stehen auf der Website zum Download bereit.

Bedienung

Ich schalte den Ampero an und nach einer Boot-Zeit von knapp sechs Sekunden ist er einsatzbereit. Zunächst verbinde ich ihn mit dem Rechner, lade die Editiersoftware herunter und aktualisiere auf die neueste Firmware (V3.1, Stand August 2019). All das gestaltet sich problemlos, wobei die Software für Mac und PC in englischer und chinesischer Sprache verfügbar ist.
Effekte und Ampmodelle
Die Ausstattung an Sounds und Amps ist mehr als üppig – zur Auswahl stehen über 100 Effektmodelle. Darunter befinden sich neun Pedale der Kategorie “Dynamik” (Kompressoren und Booster), diverse Filter, Wah und Ringmodulatoren, 22 Verzerrermodelle, 22 Modulationseffekte, 7 Equalizer, 3 verschiedene Noise Gates, 20 Delays und 19 Reverbs.
Die Auswahl an Amps ist mit 63 Modellen ebenfalls sehr großzügig bemessen, und natürlich versammeln sich hier alle Klassiker, angefangen bei Fender, über Vox, Marshall, Friedman, Mesa Boogie oder Bogner. Unter den Amptypen zeigen sich auch fünf Bassmodelle und sogar zwei Akustikpreamps auf Basis von AER-Modellen, da der Ampero auch auf den Einsatz von Bass und Akustikgitarren ausgelegt ist.

Cabinets
Ein weiterer großer Block ist das Cabinet- bzw. Impulsantwort-Modul. Der Ampero kommt mit 70 Factory-Impulsantworten, wovon 60 den klassischen Gitarrenboxen entsprechen, darunter alle erdenklichen Modelle von der 1×6″ Boxenfaltung bis hin zu diversen 4×12″ und sogar Basscabinets.
 Auch zehn akustische Impulsantworten für den Einsatz diverser Western- bzw. Nylongitarren, ja sogar Mandolinen und Akustikbässen sind hier zu finden. Die Faltungen sind jedoch nicht fix in ihrem Sound, die Speakermikrofonierung und sogar die Mikrofonposition kann virtuell an der Kalotte verschoben werden. Zu diesem Zweck hat der User 10 klassische Boxenmikrofone zur Hand. Ein Test mit diversen Positionen zeigt zwar hörbare Unterschiede, allerdings fallen diese deutlich subtiler aus, als dies bei einer Echtsituation der Fall wäre. Möchte man seine Steelstring mit einer Faltung belegen, lässt sich die Boxenmikrofonierung auch einfach deaktivieren.
Neben den 70 Slots verfügt der Ampero jedoch auch noch über 10 freie Speicherplätze, die mit eigenen, bzw. Drittanbieterfaltungen bestückt werden dürfen. Als Format wird hier eine wav.- Datei mit 44,1 kHz und 24 Bit vorgeschlagen, doch auch 48 kHz wandelt der Modeller. Über das Icon “Import IR File” gestaltet sich das Laden vollkommen problemlos.

Fotostrecke: 6 Bilder Auf der Oberseite zeigt sich ein mehrfarbiger 4″-Touchscreen mit einer Auflösung von 800×400 Pixeln.

Editierung
Grundsätzlich lässt sich der Ampero händisch oder via Editor bedienen. 99 feste Factory Presets und weitere 99 überschreibbare User-Presets stehen zur Verfügung, die in Bänken zu je drei Presets angeordnet sind.
Prinzipiell können bis zu neun Effektmodule (FX 1- 3, Amp, Cab, Noise Gate, EQ, Delay und Reverb) gleichzeitig in einem Preset genutzt und dabei in der Reihenfolge beliebig platziert werden. Auf dem Eingangsdisplay erscheinen in der Mitte groß und deutlich Bank, Preset-Nummer sowie Preset-Name. Über dem Hauptblock zeigt eine Zeile den Zustand des Expressionpedals, des Screen-Locks und das globale Tempo an. Darüber präsentiert sich ein Icon für “CTRL/Exp”, unter dem die Funktionen des Expressionpedals und der Control-Taste bestimmt werden können. Das Setting des Drumcomputers, globale Einstellungen und die Editierung werden ebenfalls von hier aus vorgenommen. Unterhalb der Preset-Ansicht sieht man drei “Quickaccess”-Parameter, die frei belegbar sind und über die drei kleinen Regler darunter auch in einer Live-Situation leicht einstellbar sind.

Die manuelle Programmierung läuft über den Touchscreen in Kombination mit dem Menu/Value-Rad auf der rechten Seite. Das Einstellen der Parameter wird über die drei kleineren Potis unterhalb des Displays vorgenommen. All das gestaltet sich sehr intuitiv: Man wählt ein Preset, drückt im Touchscreen das Edit-Icon und gelangt in die Modulansicht mit 10 großen Icons, die je nach Aktivierungszustand entweder farbig oder schwarz/weiß erscheinen. Hier wählt man per Poti oder Berührung des Bildschirms das Modul aus, das man bearbeiten will, und bestätigt die Wahl durch erneutes Drücken von Edit. Generelle Effekttypen verarztet der Value-Regler und in der darunterliegenden Zeile sind jeweils drei Parameter oberhalb der drei Regler angezeigt. Hat ein Effekt mehr als nur drei Parameter, lässt sich durch einen Pfeil auf dem Display zu den nächsten scrollen. Das Bearbeiten der Signalkette ist manuell ebenfalls möglich und erfolgt durch doppeltes Drücken eines Moduls, das sich nun via Value-Poti an jede Stelle setzen lässt. Durch Drücken des Save-Buttons wird das Preset auf jeden beliebigen Speicherplatz abgelegt und auch sein Name kann hier individuell bestimmt werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Bedienelemente auf der Oberseite bestehen aus dem 4″-Touchscreen, dem Volume-Regler, einem Menu/Value-Rad, drei Parameter-Potis, vier Fußschaltern und dem Pedal.

Das Umschalten der Presets verläuft außer per Value-Poti natürlich auch über die Fußschalter 1-3, wobei gleichzeitiges Drücken von Schalter 1 und 2 die Bänke nach unten und von 2 und 3 nach oben wählt. Der CTRL-Fußschalter erlaubt es, ein Modul nach Wahl quasi wie ein externes Pedal hinzu- oder wegzuschalten. Hier könnte man z.B. einen Booster für einen Leadsound hinzufügen, ohne gleich ein ganzes Preset dafür hergeben zu müssen. Ein längeres Gedrückthalten verwandelt den CTRL-Taster in einen Tempo-Tap-Switch. Das integrierte Expressionpedal ist per Default als Volume-Regler konfiguriert, kann jedoch auch andere Funktionen übernehmen. Und selbst die Belegung der Fußschalter kann vollkommen frei gewählt werden. Möchte man das Pedal zu einem WahWah umfunktionieren, muss lediglich eines der fünf Wah-Modelle auf ein Effektmodul, z.B. FX1, gelegt und in der Expression-Konfiguration der FX 1 Block als Target definiert werden, mit Wah-Range als zu bearbeitendem Wert. Nun arbeitet das Pedal im Normalzustand als Volume-Regler und nach Durchdrücken der Toe-Position als Wah. Die Wah-Sounds klingen sehr überzeugend und trotz der kompakten Pedalgröße hat der Fuß ordentlich Kontrolle und Grip.

Fotostrecke: 3 Bilder Rechts außen befindet sich ein relativ robust wirkendes Expressionpedal,…

Richtig luxuriös ist jedoch das Editieren mit der Software. Hier zeigt sich eine extrem übersichtliche und intuitive Benutzeroberfläche, die optisch auch sehr ansprechend wirkt. Alle Settings können sehr bequem eingerichtet, Presets direkt ausgewählt und alle globalen Einstellungen vorgenommen werden. Auch die Anbindung als Audiointerface an den Rechner geht hier leicht vonstatten.
Ein ganz tolles Feature ist der Beschreibungstext für die jeweiligen Effektmodule, gepaart mit einer anschaulichen Grafik des Pedals bzw. der Modellvorlage. Hier erfährt der User über eine genaue Beschreibung, welches Originalmodell sich hinter den jeweiligen Amps, Effektpedalen, Cabinets usw. verbirgt.

Fotostrecke: 3 Bilder Pedalblock

Der Ampero kann auch als Audiointerface eingesetzt werden. Bei meiner DAW (Studio One) auf Windows und der aktuellsten Version wurde er nicht sofort als Interface erkannt, allerdings schuf Asio4All Abhilfe und ich konnte problemlos via USB direkt in die DAW aufnehmen. Darüber, wie sich die Einbindung bei anderen DAWs und beim Mac verhält, kann ich nichts sagen, allerdings funktioniert laut Erfahrungsberichten die Mac-Anbindung problemlos. Im Ampero lassen sich nun die linken und rechten Kanäle getrennt als Dry- und Wet-Signal festlegen, sodass man neben dem Effektsignal noch eine DI-Spur mitlaufen lassen kann.

Fotostrecke: 2 Bilder General Settings 1

Drum Computer
Auch ein Drumcomputer zum Üben ist mit an Bord. Hier hat der User die Auswahl aus 89 Grooves und 10 Metronom-Settings. Diese können in Lautstärke und Geschwindigkeit angepasst werden.

Looper
Der Looper wird durch Drücken des Fußschalters 3 und CTRL aktiviert. Die vier Fußschalter übernehmen nun die Funktionen 1/2 Speed, Reverse, Record/Play und Stop/Delete. Insgesamt stehen 100 Sekunden im Mono und 50 Sekunden im Stereobetrieb zur Verfügung. Der Drumcomputer läuft auch mit dem Looper, wird jedoch nicht mit aufgenommen.

Tuner
Das Stimmgerät wird durch längeres Drücken des Fußtasters 3 aktiviert. Zum Vorschein kommt ein gut lesbares Display, das akkurates Stimmen erlaubt. Die Kalibrierung wird am linken Poti zwischen 435 und 445 Hz vorgenommen, wohingegen das rechte zwischen Mute, Bypass oder Thru-Modus wählt.

Kommentieren
Profilbild von grubb

grubb sagt:

#1 - 05.03.2020 um 13:48 Uhr

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Nach meinem missglückten Versuch mit einem Headrush Gigboard (extrem viele Nebengeräusche und auch Feedback/Quietschen ohne ende - war laut Verkäufer aber vermutlich defekt), habe ich zufällig Ampero angetestet und sofort mitgenommen.Nach etwa einer Woche kann ich nur sagen: Respekt! Ich hatte so ziemlich alle Modeller seit dem ersten Pod und so einen lebendigen und realistischen Amp-Sound hatte ich noch nie. Klanglich kann das Teil (speziell bzgl. Amp/Cab) fast mit einem Axe-Fx mithalten. Ich finde das Spielgefühl und die Dynamik sogar besser als bei Helix. Richtig fettes Wummern bei Palm-Mutes in high-gain, dass ich von Modellern so noch nicht kenne, sowie sehr feine und reichlich vorhandene Höhen, die singende Harmonics ermöglichen.In diesem Preisbereich für mich absolut unschlagbar, meine Wertung ist in diesem Fall glatte 5 Sterne (da es die eher niedrigen Erwartungen bei weitem übertroffen hat).Natürlich muss man sich mit den Presets etwas beschäftigen, vor allem die Cab-einstellungen (die Wahl des virtuellen Mikrofons sowie x/y/z Position) sind ausschlaggebend.Einziges Manko für viele experimentierfreudigen Nutzer ist das Fehlen von einem FX-Loop und die relativ begrenzte Anzahl Slots für custom-IR's. Für mich sind diese Faktoren eher unwichtig, da ich das Gerät für die mobile Verwendung mit Kopfhörer gekauft habe.

Profilbild von Skinner

Skinner sagt:

#2 - 23.01.2024 um 19:48 Uhr

0

Bei dem mittlerweile schon als Ampero II erhältlichen Gerät gibt es nach wie vor keine deutsche Anleitung. Das schränkt ein so komplexes Gerät erheblich ein. Darum war ich mit dem HX-Stomp von Line6 besser bedient. Neben dem guten Klang und Bedienbarkeit ist mir auch der Service sehr wichtig, den ich bei Hotone stark anzweifeln würde.

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