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Heil Sound PR-31BW Test

Das Broadcast-Mikrofon Heil Sound PR-31BW ist der neuste Sprössling des amerikanischen Herstellers. Die Initialen „BW“ im Namen des Mikrofons verweisen auf den Namen des Sound-Engineers Bob Workman, der in den USA vor allem durch seine Arbeit als FOH-Mischer für den Live-Sound der Country-Legende Charlie Daniels bekannt ist.

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Workman setzt für die Mikrofonierung von Live-Shows ausschließlich auf Mikrofone aus dem Hause Heil Sound. Und so verwundert es nicht, dass ihm Bob Heil – seines Zeichens Mastermind des US-Mikrofonherstellers – mit dem PR-31BW als Dankeschön sozusagen ein kleines Denkmal setzen möchte.
An anderer Stelle konnte uns bereits das Heil Sound PR-30 überzeugen, das als Allrounder konzipiert ist und laut Heil Sound sowohl für Gitarren-Amps und Drums als auch für Vocals geeignet sein soll. Mein Kollege Nick Mavridis hatte gegen diese Einordnung jedenfalls nichts einzuwenden und sprach dem Mikrofon durch die Bestbewertung sein volles Vertrauen aus. Mit dem PR-31BW stellt Heil Sound nun ein Mikrofon vor, das den Sound des PR30 in einem deutlich kleinerem Body unterbringen möchte. Dadurch soll insbesondere die Mikrofonierung von Schlagzeugen einfacher werden. Schauen und hören wir doch mal, ob das gelungen ist.

Details

Hui! und Pfui! der Besprechung

Das auffälligste Merkmal des Heil Sound PR-31BW ist wohl seine axiale Besprechung. Im Review des großen Bruders PR-30 haben wir bereits darauf hingewiesen, dass Mikrofon und Begleitmaterial nur so vor Warnhinweisen strotzen, die dem Anwender deutlich machen sollen, dass eine seitliche Besprechung hier nicht zum Ziel führt. Das gilt aufgrund des identischen Aufbaus auch für das PR-31BW. Bei der hier vorliegenden Variante gehen Heil Sound sogar noch(!) einen Schritt weiter und spendieren dem Drahgeflechtkorb des Mikrofons gleich noch ein farblich unterscheidbares Finish. Das silberne Drahtgitter am Kopfende steht für „hui!“, das schwarz lackierte seitliche Gitter für „pfui!“. Auf die Kopfbesprechung weist außerdem der Hinweis „End Fire Element“ samt Piktogramm und Pfeil hin. Hier möchte aber jemand wirklich auf Nummer sicher gehen, dass sein Produkt adäquat eingesetzt wird…

Fotostrecke: 4 Bilder Vorbildlich: Der Karton des PR-31BW ist für den Transport mit Schaumstoff ausgekleidet.

Das doppelte Lottchen

Wie eingangs schon erwähnt, möchte das Heil Sound PR-31BW seinem größeren Bruder PR-30 nacheifern. Wie zu erwarten ist das Mikrofon deshalb bis auf seinen Korpus weitestgehend baugleich mit dem PR-30. Sogar Stoßdämpfung, Drahtgeflechtkorb und Poppfilter-Auskleidung sind identisch. Getreu dem Motto: der selbe Klang durch die selben Bauteile. Genau genommen kann jedoch von einem „Mikrofon-Body“ überhaupt keine Rede sein, denn der wurde beim PR-31BW gleich nahezu vollständig wegrationalisiert. So kommt das Mikrofon auf nur noch auf eine Länge von 10,8 cm statt auf 15,9 cm, ein wirklich gravierender Unterschied also. Die Membran des PR-31BW misst stolze 1,5“ Durchmesser und in der Kapsel kommt zusätzlich zur stoßfangend gelagerten Membran eine Humbucker-Spule zum Einsatz, um die Geräuschentwicklung durch äußere Störeinflüsse (etwa Neonröhren oder Netzteile) zu unterdrücken, ganz wie … ja, ganz wie beim PR-30.

Die Übereinstimmungen treffen auch auf die „inneren Werte“ des Mikrofons zu. Das Wandlerprinzip ist wiederum dynamisch, der Frequenzbereich reicht auch hier von 40 Hz bis 18 kHz, bei deckungsgleichem Frequenzgang. Wie uns das vom Hersteller angefertigte Polar­diagramm des PR-31BW zeigt, ist die Richtcharakteristik identisch mit der des PR-30. Auch hier finden wir eine klassische Niere. Beide Charakteristiken haben mit 40 dB dieselbe starke rückseitige Dämpfung. Der verarbeitbare maximale Schalldruckpegel beträgt auch beim PR-31BW 146 dB. Wie beim PR-30 ist die Ausgangsimpedanz des PR-31BW 370 Ohm groß.
Aber zwei Unterschiede mache ich in den vom Hersteller angegebenen Spezifikationen dann doch noch aus. Zum einen ist das Gewicht des PR-31BW wie zu erwarten geringer. Es liegt bei 156 g statt bei 255 g, wie es beim Heil Sound PR-30 der Fall ist. Entscheidender ist aber, dass der Übertragungsfaktor des PR-31BW mit 2,26 mV/Pa deutlich geringer als der des PR-30 ist (2,82 mV/Pa), das Mikrofon also weniger empfindlich ist. Bedenkt man, dass identische Bauteile verwendet wurden, ist das einigermaßen verwunderlich.

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Praxis

Optik, Haptik & Usability

Zum Lieferumfang des Heil Sound PR-31BW gehört eine Stativhalterung, die das PR31-BW mit einer schraubbaren Innen-Manschette aus Plastik sicher einklemmt. So ist selbst eine Über-Kopf-Anbringung des Mikrofons gefahrlos möglich. Leider ist die Manschette nicht gummiert, weshalb Nutzungsspuren auf dem Lack des kurzen Mikrofonschafts zurückbleiben können. Die Verkürzung des Mikrofonkorpus hat dem Mikrofonmodell indes gut getan. Selbst die Mikrofonierung von schwer zugänglichen Instrumenten, wie etwa den Toms eines Drumsets, ist aufgrund der kompakten Bauweise problemlos möglich.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Farbgebung des Drahtgeflechtkorbs weist ebenso auf die korrekte Verwendung hin…

Klangbild

Der Frequenzgang des PR-31BW verzeichnet einen leichten Boost um 80 Hz und zwei weitere bei 2 und 9 kHz. Eine ganz wesentliche Anhebung findet aber bei ungefähr 4 kHz statt. Dadurch eignet sich das Mikrofon wunderbar für Vocals und lässt diese zugleich präsent als auch voll klingen. Aufgrund der Bassanhebung ist Vorsicht bei der Nahbesprechung geboten. Wer das Mikrofon als Broadcast-Mic einsetzt, sollte darüber nachdenken, ein Kuhschwanzfilter einzusetzen, das nicht viel tiefer als bei 100 Hz einsetzen sollte.

Audio Samples
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nah nah mit Poppfilter mittel weit, 45° weit, 90°

Die klangliche Abbildung des Heil Sound PR-31BW ist in gewisser Weise gnadenlos. Insbesondere der Luftstrom von Aushauch-Lauten macht dem Signal doch arg zu schaffen. Auch mit guter Mikrofontechnik des Sängers ist die Nutzung des Mikrofons nicht ganz einfach. Plopplaute werden hier schnell zum Problem. Ich habe für Euch deshalb noch eine Testaufnahme mitsamt Popschutz gemacht. Mit seiner Hilfe macht die Arbeit mit dem PR-31BW als Gesangsmikrofon gleich mehr Spaß. Wird der Nahbesprechungseffekt durch eine entferntere Mikrofonierung eliminiert, spielen auch Plosivlaute keine Rolle mehr. Hier kommen stattdessen die angenhem präsenten Mitten und seidigen Höhen zum Tragen, die das PR-31BW liefert. Überhaupt gefällt mir dieser Bereich des Frequenzgangs am besten im klanglichen Gesamtbild. Höheninformationen werden detailreich gezeichnet und Komponenten wie Transienten oder Atemgeräusche geschmackvoll und gut wahrnehmbar verarbeitet. Dennoch werden Zischlaute nicht zum Problem, sondern frequenztechnisch eher angenehm weit als selektiv/scharf wiedergegeben.
Die Nierencharakteristik des PR-31BW ist eng aufgestellt, so dass bei Besprechung im 45°- oder gar 90°-Winkel nicht mehr viel Pegel übrigbleibt. Zugleich kann ich dem Mikrofon attestieren, dass sein Sound im Frequenzbild nicht „auseinanderfällt“, sofern sich die Schallquelle aus der Haupteinstrahlachse herausbewegt. Die Empfindlichkeit des Mikrofons ist ausreichend hoch als das hier auch eine leicht variierende Entfernung der Schallquelle unproblemtisch ist. Rauschanteile oder Nebengeräusche sind beim PR-31BW im Übrigen kein Thema.

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Fazit

Das Heil Sound PR-31BW ist – bis auf seine geringere Größe – baugleich mit dem PR-30, das aus selbem Hause stammt. Und tatsächlich hält das Mikrofon Wort: Wie vom Hersteller beabsichtigt, greift das PR-31BW den Sound des großen Bruders wunderbar auf, eignet sich aufgrund seiner kleineren Abmessungen aber besser für die Live-Mikrofonierung an schwer zugänglichen Stellen, wie etwa bei den Kesseln eines Drum-Kits. Bei der Verarbeitung von Stimmen besticht die klangliche Abbildung des PR31-BW insbesondere durch seine seidigen Höhen. Aufgrund seiner hohen Empfindlichkeit gegenüber Ploppgeräuschen ist jedoch der Einsatz eines Popfilters empfehlenswert. So ergänzt, eignet sich das kleine Schwarze gut für den Broadcast-Einsatz wie für die Gesangsmikrofonierung. Hier kann es matten Stimmen zu seidigem Schimmer verhelfen. Da das Heil Sound PR31-BW geringfügig günstiger zu erstehen ist als das PR-30, kann ich den (zwar stolzen, aber keineswegs zu hohen) Kaufpreis nicht als Minuspunkt anführen. Wer auf der Suche nach einem Mikrofon ist, das er als Live- und Studio-Alleskönner im Regal parat haben möchte, das hohe Pegel verarbeiten kann und dessen klangliche Abbildung zugleich variantenreich ist, sollte das PW-31BR unbedingt antesten.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • kompakte Bauweise
  • relativ hohe Empfindlichkeit
  • seidige Höhenabbildung
  • „vergibt“ Bewegungen der Schallquelle
Contra
  • empfindlich gegenüber Plopplauten
Artikelbild
Heil Sound PR-31BW Test
Für 369,00€ bei
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Features & Spezifikationen

  • Empfängerprinzip: Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Wandlerprinzip: dynamisch (Tauchspule)
  • Frequenzbereich: 40 Hz – 18 kHz
  • max. SPL: 146 dB
  • Übertragungsfaktor: 2,26 mV/Pa
  • Impedanz: 370 Ohm
  • Ausgang: XLR male
  • inkl. Mikrofonhalterung

Preis: € 415,31 (UVP)

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