Hartke HyDrive 5210C Test

Ein Name, der seit mehr als 30 Jahren eine gewichtige Rolle bei Bassisten spielt, ist der von Larry Hartke. Der Gründer der gleichnamigen Firma aus New York arbeitete in den siebziger Jahren in der Hi-Fi Industrie, wo er sich sein umfangreiches Wissen über die Audio-Technologie aneignete und erste Erfahrungen im Boxenbau sammelte. Wenig später entwickelte er innovative Lautsprecher mit Aluminiummembran und konnte sich schnell mit einer Boxenserie für Bassisten am Markt etablieren. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt, denn Hartke zählt seit inzwischen mehr als drei Jahrzehnten zu den großen Namen, wenn es um Bassequipment geht.

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In den aktuellen Hydrive Boxen- und Combo-Serien verbaut Hartke allerdings nicht seine attackstarken und feinzeichnenden Aluminiumspeaker, sondern eine Neuentwicklung mit Hybrid-Membran, welche die Vorteile der ultraschnellen Aluminiummembran mit der Wärme und Homogenität der konventionellen Papiermembran verbinden soll. Für diesen Test haben wir uns aus der Hydrive Serie den 5210C Combo ausgesucht, der mit zwei 10 Zoll Exemplaren dieser Hybrid-Lautsprecher und einem regelbaren Hochtöner ausgestattet ist. Die Verstärkung übernimmt der 500 Watt starke LH500, der mit der internen Boxenkonfiguration an einer Impedanz von 8 Ohm allerdings nur 350 Watt leistet.

DETAILS

Die zwei 10 Zoll Hybrid Lautsprecher mit Neodym-Magneten  arbeiten in einem luftdicht verschlossenen Gehäuse und nicht, wie üblicherweise bei kleinen Combos, in einer Bassreflex-Konstruktion mit einem oder mehreren Kanälen. Ein Bassreflex-Gehäuse sorgt durch die zusätzlich bewegten Luftmassen für eine kräftigere Basswiedergabe, ein geschlossenes Gehäuse hat aber den Vorteil, dass der Sound gerade bei höheren Lautstärken straffer bleibt und weniger dröhnanfällig ist. Das Gehäuse des Hartke-Combos ist sehr stabil und widerstandsfähig, die Wände aus 15mm Pressspan sind mit schwarzem Vinyl überzogen, chromfarbene Metallkappen schützen die Ecken, und die Lautsprecher sitzen absolut sicher hinter einem robusten Metallgitter mit Hartke-Schriftzug. Trotz der relativ leichten 10 Zöller mit Aluminiumrahmen und Neodymmagneten gehört unser Kandidat tatsächlich nicht zu den Fliegengewichten und befindet sich mit stattlichen 38kg in der Gesellschaft von vielen 2 x 10er anderer Hersteller. Hartke hat dem Combo aber Rollen spendiert und auch die Griffschalen an den Seiten sehr großzügig dimensioniert, damit der Transport nicht zur Schufterei wird.

In puncto Verstärker bedient sich Hartke bei der hauseigenen LH-Serie und verbaut im 5210C den „kleineren“ LH500 mit 500Watt Ausgangsleistung, der in meinem bonedo-Test vom November 2010 schon positiv auffiel. Der LH500 ist ein sehr einfach und klar aufgebauter Solid State Verstärker mit einer Röhrenvorstufe, der nicht mit den allerneuesten Killerfeatures aufwartet, sondern mit einer soliden Leistung und einem fundamentstarken Ton überzeugen will, was er in meinem damaligen Test ja auch geschafft hat. Zu diesem Konzept passt dann auch die etwas schmucklose und spartanische Front des Verstärkers. Es gibt nur wenige Bedienelemente und die klare Struktur und die Anordnung derselben werfen keinerlei Fragen auf und sollten auch von Einsteigern schnell zu durchschauen sein.

Der Preamp kann mit aktiven oder passiven Bässen gefüttert werden, wofür separate Klinkeneingänge mit verschiedenen Empfindlichkeiten zur Verfügung stehen. Danach kommt schon der Volume-Regler für die Endlautstärke – auf einen Gainregler zum pegeln der Vorstufe verzichtet Hartke. Ein EQ-Preset-Taster mit der Bezeichnung „Brite“ dient zum Boosten des Höhenbereiches. Damit sind wir schon im Zentrum der Front mit einem 3 Band EQ und den entsprechenden Reglern Bass, Mid und Treble. Hartke hat sich hier für ein Fender Tone-Stack entschieden, die Bänder können also nur geboostet werden und arbeiten wesentlich interaktiver als ein EQ mit festgelegten Einsatzfrequenzen. Mit einem zweiten kleinen Taster samt Betriebs-LED kann ein Limiter eingeschaltet werden, der die lauten Pegelspitzen abfängt, um Verzerrungen zu verhindern und die Lautsprecher vor Beschädigungen zu schützen. Die symmetrische XLR-Buchse verbindet den Hydrive mit einem Mischpult oder einem weiteren Verstärker und greift das Signal direkt an der Vorstufe ab – EQ Einstellungen und Effekte werden also nicht transportiert.
Den besonders Aufmerksamen unter euch wird vielleicht das dubiose kleine Schwämmchen neben dem Powerschalter aufgefallen sein, aber auch dahinter versteckt sich kein neues Killerfeature, sondern lediglich der Lüftertunnel zur Kühlung des Verstärkers. Der Schwammfilter kann zur Reinigung auch abgenommen werden. Der passende Lüfter zum Tunnel sitzt auf der Rückseite des Combos, wo wir auch die restlichen Anschlüsse finden.

Zwei Klinkenbuchsen stehen zum Anschluss von Boxen zu Verfügung, eine ist allerdings schon von den internen Lautsprechern des Combos besetzt. Zur Erweiterung kann man also noch eine Zusatzbox anschließen und so den 5210C zu einem kräftigen kleinen Bass-Stack ausbauen. Der Verstärker liefert dann an 4 Ohm seine ganze Leistung von satten 500 Watt, genug Power, um auch bei größeren Gigs ausreichend Saft unterm Volume-Regler zu haben. Auch an die Verwendung externer Effekte wurde gedacht, zum Einschleifen steht ein Weg mit Send- und Return-Klinkenbuchsen zur Verfügung. Fast zu übersehen ist der kleine Schalter zum Anpassen des Hochtöners. Die Lautstärke lässt sich damit zwar nicht stufenlos regeln, wie man es von vielen ähnlichen Boxen kennt, der Schalter erlaubt aber immerhin die drei Positionen On, Off und – 6dB – Letzteres entspricht der halben Hochtöner-Lautstärke.

PRAXIS

Der Hydrive 5210C ist eine absolut bandtaugliche kleine Bassanlage, und das auch ohne Zusatzbox und mit „nur“ 350 Watt, die der Verstärker an die interne 2 x 10 Lautsprecherkonfiguration liefert. Er produziert einen sehr aufgeräumten und kraftvollen Sound mit einem kompakten und punchigen Low End, das auch bei hohen Lautstärken seine Durchsetzungskraft behält. Die Rechnung mit den Hybrid-Membranen aus Papier und Aluminium geht auf, die Lautsprecher klingen sehr präzise und reagieren schnell, dennoch ist der Ton sehr ausgewogen und wird auch bei höhenlastigen Sounds nicht harsch und unangenehm. Außerdem kann man mit dem Switch auf der Rückseite den Tweeter auf halbe Kraft stellen oder komplett abschalten, was den Sound logischerweise noch geschmeidiger und milder macht. Ich fand die Einstellung auf -6dB für die meisten Sounds am sinnvollsten, der Klang behält seine Konturen, ist aber nicht harsch. Eine stufenlose Regelung des Hochtöners vermisse ich dabei überhaupt nicht, auch bei meinen Boxen mit Poti stelle ich die Lautstärke des Hochtöners in der Regel einmal für meinen Geschmack ein und lasse es dann so, den Rest erledigt der EQ.

Audio Samples
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Flat Vintage Slap

Moderne Sounds mit einem breiten Frequenzspektrum und einer detailgetreuen Auflösung sind mit dem 5210C also kein Problem, aber auch Freunde der knurrigen und warmen Vintage-Fraktion kommen auf ihre Kosten. Sowohl der Röhrenpreamp des Verstärkerteils als auch die hervorragend abgestimmten Lautsprecher sorgen für einen schönen runden Bass und einen Tiefmittenbereich mit einer angenehmen Wärme. Der Amp bleibt zwar immer clean und ist nichts für Distortion-Fans, der Sound ist aber kräftig und punchy wie bei einem clean eingestellten Röhrenverstärker. Der Tone-Stack mit den drei Reglern tut sein Übriges. Durch die interaktive Funktionsweise der Bänder entstehen so gut wie keine fiesen oder extremen Sounds, das Ergebnis ist fast immer brauchbar und klingt homogen. Eine wirkliche „Flat“-Einstellung gibt es bei einem fendermäßigen Tone-Stack natürlich nicht, alle Regler sind „Boost-Only“. Wenn man aber den Basspoti auf 3, die Mitten auf 10 und den Höhenregler ganz zurückdreht, hat man eine gute Ausgangsbasis für einen eigenen Sound. Mir gefällt der einfache Aufbau des LH500 ausgesprochen gut. Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, ist der EQ sehr einfach zu bedienen und bietet unzählige Sounds in vielen Schattierungen, wirkt sich aber logischerweise durch die Boost-Only-Arbeitsweise auch extrem auf die Endlaustärke aus. Wer also ordentlich Dampf braucht, sollte vor allem den Mittenregler erst einmal relativ weit aufdrehen und den Sound dann mit Bass und Treble formen, sonst verliert der Combo nämlich ordentlich an Lautstärke.

FAZIT

Man sollte sich von der schlichten Optik und dem relativ simplen, eher vintageartigen Aufbau des Hydrive 5210C nicht täuschen lassen, denn er präsentiert sich als durchaus vielseitiger Allrounder, der für sämtliche Stilrichtungen den passenden Sound parat hat. Dazu trägt sicherlich das robuste und leistungsfähige Topteil LH500 mit seinem charaktervollen Grundsound und dem sehr effektiven Tone Stack einen Großteil bei. Aber auch die von Hartke entwickelten Hybrid Lautsprecher überzeugen durch eine feine und detailgetreue Auflösung und eine schnelle Ansprache, ohne dabei unnatürlich zu klingen. Sie vereinen also in der Tat die Vorteile von Papier- und Aluminiummembranen. Auch für Erweiterungsmöglichkeiten ist gesorgt, denn bei Bedarf lässt sich der Hydrive mit einer Zusatzbox zu einem kraftvollen 500 Watt Stack ausbauen, das auch für größere Anlässe sicherlich genug Leistung hat. Zudem ist die Verarbeitung tadellos und der Preis in Ordnung, Combo-Freunde, die einen Allrounder mit cleanem, aber dennoch warmem Grundsound suchen, sollten den Hydrive 5210C auf jeden Fall anchecken.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr sauber abgebildeter Sound
  • Performance / Leistung
  • Verarbeitung
  • einfache Bedienung
Contra
  • DI überträgt weder EQ noch Effekte
Artikelbild
Hartke HyDrive 5210C Test
Für 579,00€ bei
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Technische Daten

Hersteller: Hartke
  • Model: Hydrive 5210C Combo
  • Leistung: 350Watt@8Ohm
  • Lautsprecher: 2 x 10“, Hartke Hydrive Hybrid, Titanium Hochtöner
  • EQ: Tone Stack, Bass, Mid, Treble, Bright Taster
  • Anschlüsse: 2 x Klinke Input aktiv/passiv, XLR symmetrisch Di-Out, 2 x Klinke Send/Return Effektweg, 2 x Klinke Lautsprecheranschlüsse
  • Masse: 580 x 609 x 381mm HBT
  • Gewicht:
  • Preis: 832,00 Euro UVP
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