G&L LB-100 Test

Praxis

Man merkt dem LB-100 in jedem Detail an, dass er sehr sorgfältig in Handarbeit gefertigt wurde. Ich konnte keinerlei Makel oder Nachlässigkeiten feststellen, das Instrument sieht sehr hochwertig aus und fühlt sich auch genauso an. Der Hals ist mit einem matten Satin-Finish versehen und am Sattel etwas schmaler als ein Vintage-Precisionhals. Auch das moderne C-Profil ist ein wenig schlanker als bei den alten Vorbildern, aber immer noch fleischig genug für eine solide Haptik. Ich finde die Dimensionen für einen modernen Preci nahezu perfekt, denn er lässt sich auch mit kleineren Händen noch absolut mühelos bespielen. Auf der Waage macht sich der LB-100 mit angenehmen 4,1 Kilo bemerkbar und hängt damit auch sehr komfortabel und äußerst stabil am Körper – von Kopflastigkeit ist unter anderem auch dank der Ultralite-Mechaniken absolut nichts zu spüren. Ab Werk war der Bass bereits sehr gut eingestellt, aber ich konnte die Saitenlage sogar noch ein ganzes Stück tieferlegen, ohne dies mit nervendem Bundrasseln quittiert zu bekomme – sicherlich ein Verdienst der ultragenauen PLEK-Technologie.

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Eine dermaßen solide und akkurat ausgeführte Konstruktion sollte im Idealfall auch mit hervorragenden Klangeigenschaften glänzen, und das ist beim LB-100 auch in der Tat der Fall. Man braucht keinen Verstärker, um zu hören, dass das Instrument sehr gut schwingt und einen straffen und schön definierten Klang produziert. Der LB-100 spricht sofort an und jede Note hat endloses Sustain, lediglich der Ton D auf dem 7.Bund der G-Saite fällt etwas ab und kippt früher in die Obertöne um. Das ist zwar schade, kommt aber bei Instrumenten mit geschraubten Hälsen regelmäßig vor, egal, wie teuer sie sind oder wie penibel gearbeitet wurde. Das ist aber auch schon der einzige, kleine Wermutstropfen bei meinem Testbass, davon abgesehen ist die Performance des modernen Precisionbasses aus amerikanischer Fertigung wirklich hervorragend.
Am Verstärker zeigt der LB-100 die positiven Tugenden eines klassischen Precisionbasses, was aufgrund der Spezifikation keinen verwundern wird. Das Fundament ist zwar nicht ultratief, aber total solide und kompakt, ebenmäßige Mitten sorgen für eine ausgezeichnete Durchsetzungskraft und einen organischen, warmen Klang. Der LB-100 sitzt wirklich wie eine Eins im Mix und hat genau den simplen, aber ungeheuer effektiven Sound, den die Preci-Fans lieben. Mit aufgedrehter Höhenblende klingt er sicherlich transparenter und aggressiver als viele andere Precisionbässe, gerade für Slap- oder Plektrum-Sounds ist die zusätzliche Klarheit aber absolut vorteilhaft und sorgt für eine moderne Note im ansonsten eher traditionellen Klangbild.

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Ton-Blende auf – Slap

Wer es eher klassischer mag, nimmt einfach die Tonblende zu Hilfe, filtert die Höhen nach Belieben aus und bekommt damit wärmere und mildere Klänge, die lobenswerterweise aber kaum an Definition verlieren.

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Ton-Blende zu

Die Blende ist wirklich klasse abgestimmt, greift sehr effektiv und die resultierenden Sounds sind über den kompletten Reglerbereich nutzbar. Der LB-100 kann somit in nahezu jeder Musikrichtung eingesetzt werden und ist für einen Precisionbass erstaunlich flexibel, weil sich sein aufgeräumter und transparenter Grundsound hervorragend als Basis für zahlreiche Klangmöglichkeiten eignet.
Und damit ihr euch ein komplettes Bild machen könnt:  so klingt der Bass “flat” eingestellt:

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Flat
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ratzerapp sagt:

#1 - 07.01.2015 um 03:45 Uhr

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Ich find's super, wie Deine Soundbeispiele auf den Punkt gespielt sind!

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