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Fredenstein V.A.S. Mic Pre Test

Fredenstein V.A.S. Mic Pre im Test bei bonedo – Das 9,5“-Format scheint vom System 500 mengenmäßig überholt worden zu sein.

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Auch Fredenstein produziert fleißig für das API-Modulkassettenformat, doch auch für die halbe Rackbreite gibt es Geräte. Ein Beispiel wäre dieser Mikrofonvorverstärker mit der edlen Optik, der seinen Weg zum Review bei uns gefunden hat.
Zunächst einmal muss man Fredenstein zum gelungen Markenimage gratulieren: Der Name Fredenstein klingt nach alteingesessener deutscher Gerätemanufaktur, das „F im Ohr“-Firmenlogo sieht eher nach „Audiophile Stiftung der Schallplattenconaisseure Freudenstadt“ aus, denn nach dem, was eigentlich dahintersteckt: eine junge Company aus Taipeh, Taiwan. Aber wie wir wissen, ist der Herkunftsort heutzutage nicht mehr ein zuverlässiger Indikator für Qualität. Das gilt für die Republik China genauso wie für die Bundesrepublik Deutschland oder die USA. Das Entwicklerteam ist übrigens deutsch-amerikanisch. Noch etwas ist schlau am Namen „Fredenstein“: Es gibt ihn nicht als Nachnamen oder sonstige Bezeichnung. Und zuverlässige Suchmaschinentreffer sind heutzutage wichtiger denn je…

Details

Hurra!

Je nach Farbtemperatur der Beleuchtung sieht die Frontplatte des V.A.S champagner- bis kupferfarben aus. Das mag ein wenig zu stark „bling-bling“ sein, doch wirkt es nicht allzu dick aufgetragen. Und ein schnödes Schwarz ist ja manchmal ganz schön langweilig. Schon die Rückseite des Metallgehäuses bietet Anlass für Lob. So, jetzt alle mal kurz aufstehen und applaudieren: Der V.A.S. Mic Pre hat ein eingebautes Netzteil. Gut, externe Netzteile haben durchaus ihre Vorteile. Einer davon ist, dass man Einstreuungen von der Signalverarbeitung fernhält. Wade Goeke von Chandler beispielsweise beherzt das in allen Geräten außer dem Nachbau des REDD-Preamp der EMI. Außerdem kann ein Hersteller sich die Entwicklung eigener Netzteile oder die Implementation eingekaufter Platinen ersparen und sich eine ganze Reihe Zulassungsvorgänge ersparen. Mit ein Grund dafür, dass es so viele 500-Module und Boden-Effektgeräte gibt: Die Spannungen darin können niemanden umbringen. Ganz einfach. Fredenstein jedoch haben sich dem Ärgernis eines externen Netzteils angenommen und eines eingebaut. Irgendein standardisiertes Kaltgerätekabel statt eines 12Volt-… nein, Moment, 18Volt-Netzteils… wieviel Leistung soll das… Center Pin negativ… ja, aber der Stecker ist zu groß… ach Mist, falsches Netzteil mitgenommen… – ihr kennt das wahrscheinlich. 

Fotostrecke: 3 Bilder Fast schon eine Besonderheit bei einem Vorverstärker dieser Preisklasse: Buchse des eingebauten Netzteils.

Sieben Buchsen

Beim Blick auf die Rückseite erkennt man auch, dass man es dem User einfach machen wollte. Ein- und Ausgang sind sowohl als XLR- als auch als TRS-Buchse ausgeführt. Zudem findet man dort einen unsymmetrischen Insertpunkt. Zwei weitere Buchsen gibt es, allerdings auf der Vorderseite. Dort kann ein Instrument wie eine Gitarre oder ein Bass angeschlossen werden. Rechts auf der Frontplatte ist zudem ein Kopfhörerausgang mit separatem Lautstärkeregler vorhanden.

Fotostrecke: 3 Bilder DI-Input

Eisen und OPA

Gain und Output regeln die Verstärkung, wobei Output lediglich ein Fader ist. Das bedeutet: Mit dem Gain kann der Amp heißer gefahren werden, dabei muss bisweilen der Output heruntergeregelt werden. Soundmäßig ist durchaus Farbe zu erwarten, denn im Inneren des V.A.S. verrichtet ein amerikanischer Eisenkernübertrager seinen Dienst. Und ein solcher kann ein Signal durchaus verändern. Zum Einsatz kommt ein Transformer von Edcor, die den Ruf „preiswert, aber gut“ innehaben. Der zentrale Operationsverstärker (übrigens „OPA2“, hier ist eine deutsche Assoziation wohl eher nicht gewünscht) ist auf einem Standardsockel installiert, kann also leicht getauscht werden. Das Gain lässt sich von 20 bis 65 dB regeln, bei Bedarf dämpft ein Pad um 20, sodass Clippings vermieden werden können und man beim Pegeln nicht im unteren Regelbereich des Gains herumdoktern muss.

Fotostrecke: 3 Bilder Den Übertrager kauft Fredenstein bei Edcor ein – preiswert, aber gut und sehr beliebt!

Vernünftiges Metering

Auf der Ausstattungsseite kann der Verstärker ordentlich Punkte einfahren. Nicht nur, dass er mit den üblichen Funktionen Hochpassfilter (60 Hz), Polaritätsinvertierung und Phantomspeisung daherkommt, er hat auch eine Impedanzumschaltung von 1500 auf nur 300 Ohm. Durch den Verzicht auf die sonst übliche Überanpassung kann man bei einigen Mikrofonen den Klangcharakter durchaus ändern. Außerdem – und das ist bei Geräten dieser Größe und Preisklasse nicht gerade ein Standard – glänzt der V.A.S. mit einer achtsegmentigen Pegelanzeige. +20 dB ist rot markiert, also als Clip zu verstehen. Von dort sind es jedoch noch sechs weitere Dezibel bis zum definierten Clip-Punkt. Bei +4 dBu Output zerrt der Mikrofonvorverstärker bei einem Kilohertz mit 0,05% Signalanteil, aber ein Amp mit Übertrager ist eben nicht clean und will es auch nicht sein. Auch der Frequenzgang mit seinen 20 Hz bis 20 kHz bei einer Toleranz von insgesamt 2 dB wird von vielen anderen Preamps locker gepinnt. Das klingt nicht nach einem tierischen Impulsverhalten – aber das benötigt man ja auch nicht für jedes Signal. „Signal“ ist ein Triggerwort, denn schon zieht es das Mikrofonkabel in meiner Hand geradezu magisch in die Input-Buchse. Ich will endlich wissen, wie der goldene Fred klingt…

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Praxis

Was macht „Volume“, was macht „Gain“?

Viele werden sich vertun. Viele. Bestimmt. Bei einem Preis von 250 Euro ist davon auszugehen, dass der Fredenstein V.A.S. Mic Pre der erste Standalone-Mikrofonvorverstärker vieler Käufer sein wird. Dass diese für die Verstärkung zunächst an „Volume“ drehen, sei ihnen verziehen. An der HiFi-Anlage macht das ja auch „lauter“. Der kleine auf die Frontplatte aufgedruckte Bügel stellt zwar die Verbindung zum HP-Out dar, doch wäre eine bessere optische Abgrenzung oder eine Beschriftung mit „Headphone Volume“ sinnvoller gewesen. Die Tatsache, dass es mit Gain und Output zwei Regler gibt, verwirrt Anfänger schon genug. Zwar ist an der Beschriftung nichts falsch, doch wäre vielleicht „Output Attenuation“ eine gute Idee. Und so mancher Profi wird sich dabei erwischen, beim Stecken eines Klinkenkabels in die linke Buchse auch den zugehörigen Impedanz-Schalter zu drücken. DI-In schaltet allerdings automatisch die rückseitigen Inputs stumm, der „Low Z“, welcher wohl oft mit „High Z“, also „Instrumenten-Eingangsimpedanz“ verwechselt werden wird, hat in diesem Fall keine Auswirkung: Die Impedanzverringerung wirkt nur auf den Mikrofoneingang, nicht auf den hochohmigen Instrumenten-Input. Übrigens: So hochohmig ist dieser mit 100 kOhm gar nicht, der Großteil an DI-Inputs liegt im einstelligen Megaohm-Bereich. Ein bisschen Vorsicht ist bei der Positionierung notwendig: Das Netzteil des Fredenstein streut besonders nach oben und unten, also sollte man im Problemfall auf eine Installation direkt über oder unter anderen Geräten verzichten.
Ok: Das ist alles Kleinkram. Schön ist, dass die Schalter innenbeleuchtet sind und man somit immer eindeutiges Feedback erhält. Die Ausstattung verdient absolute Anerkennung, vor allem für den Preis. Und, das ist manchen vielleicht wichtiger als anderen, die Kiste sieht wirklich gut aus. Billigoptik? Nö!

Macht was her – und nicht nur klanglich: Fredensteins V.A.S.-Preamp
Macht was her – und nicht nur klanglich: Fredensteins V.A.S.-Preamp

Gain sorgt für ordentlich Spielraum

So, jetzt will ich Fred Feuerstein aber mal füttern. Zunächst kommt ein FET-Kondensatormikrofon zum Einsatz, Sänger Chul-Min übernimmt den Job vor dem Mikro für die Testfiles. Der Grundsound ist tatsächlich nicht sonderlich clean, sondern immer ein wenig „grainy“. Was vielen Signalen guttut, besonders vielen Vocals, kann dann und wann auch etwas stören, aber der V.A.S. behauptet ja nicht von sich, ein ausgewiesener Bravling zu sein. Und er kann ganz ordentlich Gas geben: Trägt man mit dem Gain dick auf, kann man Signale hervorragend andicken. Erst im stärksten Bereich vermatscht das Signal und wird dann „eckig“ und „bissig“. Die Fähigkeit zu etwas mehr Zurückhaltung wäre im Sinne der Vielseitigkeit nicht verkehrt, aber es ist dennoch schön, dass man mit dem Gain ordentlich Spielraum hat. 

Gröber als ein Neve

Sehr gut steht der Eigenklang des V.A.S. Tauchspulenmikrofonen zu Gesicht. Im mittleren Gain-Bereich, wenn der Klang bereits beginnt, groß und dick zu werden, kann man Signale tatsächlich richtig veredeln – man kann den Übertrager deutlich hören. Schön ist, dass dennoch die Bässe und Höhen nicht zu kurz kommen, auch die Wiedergabe von Transienten ist in Ordnung. Natürlich will sich keine Neve-Seidigkeit einstellen, der Fredenstein ist ein wenig grobschlächtiger. Entgegen seines Aussehens finde ich ihn gut geeignet für kräftige Signale, die im Mix zupacken können sollen. Vocals mit RE20, SM 7B, MD-421 in einer Rockmischung: Bei nicht allzu großem Budget für einen Pre-Amp macht man einen Fehler, den Fredenstein nicht auszuprobieren. 

Audio Samples
0:00
High Gain, low Output, low Z Low Gain, high Output, high Z MotU 896 mkIII

Über die anderen klangrelevanten Optionen kann man keine negativen Aussagen treffen: Das Filter setzt tief an und stört ab etwas oberhalb der Grenzfrequenz nicht (dank 60 Hz kann man es somit gut auf E-Gitarren in normaler Stimmung anwenden!), das Pad arbeitet sauber, der DI-Input ist trotz seiner eher untertriebenen Impedanzanpassung ausgewogen.

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Fazit

Mi dem V.A.S. Mic Pre ist Fredenstein ein wirklich gutes Produkt gelungen. Es ist ein Vorverstärker, welcher über eine wirklich umfangreiche, professionelle Ausstattung verfügt. Dazu zählen das integrierte Netzteil, das gute Meter, der Polaritätsschalter und einiges mehr. Darüber hinaus klingt er recht charaktervoll und nicht „gewollt“ färbend. Mit den Edel-Preamps dieser Welt kann er klanglich selbstverständlich nicht mithalten, aber bei diesen kostet ja oftmals schon der Übertrager so viel wie der ganze V.A.S. Und das ist der letzte, wichtige Punkt: Der Fredenstein-Preamp ist gemessen an seinen Leistungen wirklich preiswert! 

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • umfangreiche Ausstattung
  • eingebautes Netzteil
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
Contra
Artikelbild
Fredenstein V.A.S. Mic Pre Test
Für 249,00€ bei
Kann in der Bewertung den High Score einheimsen – auch aufgrund des Preises.
Kann in der Bewertung den High Score einheimsen – auch aufgrund des Preises.

Features & Spezifikationen

  • einkanaliger Mikrofon-Preamp
  • bis 65 dB Gain
  • Schalter: Impedanz, Phantomspeisung, Pad, Polarität, Hochpass
  • Kopfhöreramp mit Pegelsteller
  • ausführliches Metering
  • Anschlüsse XLR und TRS
  • Insertbuchse, DI-Input
  • eingebautes Netzteil
  • 9,5″/1HE
  • Preis: € 275,– (UVP)
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Macht was her – und nicht nur klanglich: Fredensteins V.A.S.-Preamp

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Kommentieren
Profilbild von Roseman

Roseman sagt:

#1 - 08.05.2015 um 14:36 Uhr

0

Wäre echt interessant, den Pre mal mit einem Stereo-Setup zu testen, also 2 Pres, ob die Fertigungstoleranzen bei dem Hersteller auch brauchbar sind.

Profilbild von Webmob

Webmob sagt:

#2 - 04.03.2018 um 20:14 Uhr

0

Für was nutzt man den Phone Ausgang, wenn man kein externes Audio zumischen kann?

Profilbild von Stergios

Stergios sagt:

#3 - 26.06.2020 um 14:55 Uhr

0

hi..which condenser mic was used for the test?

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