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Fender Mustang V Test

PRAXIS
Von der Ausstattung her kann man dem Mustang V schon mal Bestnoten vergeben, denn was Amps, Effekte und Bedienmöglichkeiten anbelangt, ist alles in ausreichender Form vorhanden. 
Jetzt allerdings kommt die Stunde der Wahrheit und wir werden den Fragestellungen nach Klangqualität, Bandtauglichkeit und intuitiver Bedienung für den technisch unbedarften Gitarristen auf den Grund gehen. Ab Werk gibt es nämlich nur ein kleines Heftchen in mehreren Sprachen, das die grundlegenden Bedien- und Anschlussmöglichkeiten auf gerade einmal zwei DIN A4-Seiten darstellt. Das ausführliche Handbuch (12 DIN A4-Seiten) kann man sich als PDF von der Fender-Website herunterladen. 
Das sieht gut aus, und anscheinend muss man zur Bedienung des Topteils keinen Pilotenschein machen. Wir jedenfalls begeben uns jetzt mit dem Mustang auf eine kleine Forschungsexkursion.

Werksounds
Mal sehen, was der Mustang so im Angebot hat. Zum Anfang hören wir uns die ersten vier Preset-Sounds an, um einen kleinen Eindruck über Klang und Qualität der Werksounds zu bekommen. Es gibt 100 davon, die ganz einfach von 00 bis 99 durchnummeriert sind, ihr hört die Nummern 00 bis 03.

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Liquid Solo White Chapel Heavy Clean Bassman Drive

Das klingt alles recht vielversprechend und vom fetten Leadsound über Metal Brat-Brett bis zum Rockabilly Bassman ist schon in den ersten vier Sounds eine große Bandbreite abgedeckt. Ehrlich gesagt erwartet man das zuerst einmal gar nicht von einem Fender Amp. Auch die Lautstärke-Verhältnisse sind gut justiert, der Leadsound ist etwas lauter als die anderen, das macht auch Sinn. Das Ganze ist nicht effektüberladen, also eine gute Ausgangsbasis für den schnellen Einsatz in der Band.
Ampsimulationen
Der Mustang ist bestückt mit 12 verschiedenen Amp-Modellen, einer Auswahl der typischen Standard-Amps für Modelingsounds, deren Klänge eine große Bandbreite von Musikstilen abdecken. Sechs davon sind nachgebastelte Fender Amps. Hier die Bezeichnungen:

’57 Deluxe 
’59 Bassman 
’57 Champ 
’65 Deluxe Reverb 
’65 Princeton 
’65 Twin Reverb Super-Sonic (Burn) 
British ’60s
British ’70s 
British ’80s 
American ’90s 
Metal 2000

Wir wollen uns jetzt ein paar davon in trockenem Zustand, also ohne Effekte, anhören. 
Den typischen rotzigen Fender Sound, leicht angezerrt, bekommt man mit einem ’65 Deluxe Reverb sehr gut hin. Man merkt zwar schon am Reaktionsverhalten, dass man es hier mit einem Modeling-Amp zu tun hat, der auch im Höhenbereich ab einer gewissen Einstellung sehr kratzbürstig klingen kann. Dort klingen Röhren-Originale in der Regel noch samtiger, aber man muss den Treble-Regler ja nicht so weit aufdrehen. 

Audio Samples
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Deluxe Reverb

Ultraclean kommt die Twin-Simulation daher. Eine gelungene Nachbildung des Combos aus eigenem Hause, die man mit einer Tele zu knackigen Funk-Grooves überreden kann. Dieses Ampmodell bringt auch schon eine gute Eigenkompression (wie das Original) mit, was in diesem Kontext natürlich hervorragend zu nutzen ist: Ghostnotes werden bestens angehoben.

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Twin

Die britische Sektion beginnt mit dem British ´60s  Modell, der Nachbildung eines Vox-Combos. Der hat mir persönlich nicht so gut wie die beiden vorherigen gefallen, der angezerrte Sound ist mir etwas zu kratzig und komprimiert auch in den Bässen etwas zu stark.

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British 60

Die Reise geht weiter in die 70er Jahre, Marshall Sound ist angesagt mit dem Modell British ´70s. Hier gibt es das erwartete Mittenbrett, typische Classic Rock Riffs können damit gut abgefeuert werden. 

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British 70

Damit kann ich mich schon wesentlich besser anfreunden, denn die Klangregelung in mittlerer Position erzeugt bei gemäßigtem Gain bereits ein gutes Rockbrett. Auch die dynamische Ansprache hat man im Modeling berücksichtigt, die Verzerrung lässt sich sowohl mit dem Volume-Poti an der Gitarre als auch per Anschlagstärke in klassischer Manier steuern. Eines sollte aber klar sein: Wenn man die direkte Gegenüberstellung von Original und Simulation macht, dann sind wir mit dem Fender Mustang schon ein ganzes Stück weit entfernt von der typischen Wärme im Klang, die man von einem Röhrenamp erhält. Aber auch in diesem Fall muss man Preis und Leistungsumfang des Verstärkers berücksichtigen. Das Nonplusultra, das alles kann, am besten noch für 50 Euro, das gibt es (noch) nicht. Aber vergleicht man den Mustang mit anderen Modeling-Amps dieser Preisklasse, dann macht er einen sehr guten Job. 
Ihr hört beim nächsten Beispiel den British ´70s Amp, zuerst habe ich die Saiten leicht mit den Fingern angeschlagen, dann hart mit dem Pick.

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Dyna Pick

Der American 90 besorgt uns die beliebte Boogie Rectifier Brachial-Zerre, ohne die es viele Metal-Songs von Metallica bis Rammstein nicht gäbe. Die Klangregelung funktioniert hierbei auch dem Genre entsprechend, der Mitten-Regler besorgt den typischen Mid-Scoop-Sound, wenn man ihn weit herunterdreht, und die hohen Gainreserven taugen sehr gut für fettes Riffing.

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Amercian 90

Generell kann man sagen, dass der Mustang V taugliche Ampsimulationen in einer guten Bandbreite an Bord hat. Wer viele unterschiedliche Ampsounds benötigt und leichte Abstriche im Vergleich zu den Originalen erlaubt, wird hier mit Sicherheit sehr gut bedient. 
Effekte
Die Effekte sind in vier Bereiche aufgeteilt: Stompbox, Modulation, Delay, Reverb. Hinter Stompbox verbergen sich verschiedene Zerrer- und Wah-Simulationen, die normalerweise vor den Amp geschaltet werden. Das ist auch hier im Signalweg so gelöst, während sich Modulation-, Delay- und Reverb-Effekte hinter der Ampsektion befinden. Aus jeder Gruppe kann man sich einen Effekt aussuchen. Hier ist die vollständige Liste der unterschiedlichen Modelle.  

StompboxModulationDelayReverb
OverdriveSine ChorusMono DelaySmall Hall
Fixed WahTriangle ChorusMono Echo FilterLarge Hall
Touch WahSine FlangerStereo Echo FilterSmall Room
Fuzz TriangleFlangerMultitap DelayLarge Room
Fuzz TouchWah VibratonePing Pong DelaySmall Plate
Simple CompressorVintage TremoloDucking DelayLarge Plate
CompressorSine TremoloReverse DelayAmbient
Ring ModulatorTape DelayArena
Step Filter StereoTape DelayFender ’63 Spring
PhaserFender ’65 Spring
Pitch Shifter

Um einen Eindruck von der Qualität der Effekte zu gewinnen, hören wir uns hier einige einzeln an.
Es geht los mit dem Fuzz, der den Ton sehr stark komprimiert und bei dem man den Gain weit aufreißen muss, um eine etwas (erwünschte) kratzige Zerre zu erhalten. Nicht ganz so überzeugend und mit dem Ton eines Big Muffs oder Fuzz Face auch leider nicht zu vergleichen.

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Fuzz

Interessant wird es immer, wenn Effekte in Echtzeit arbeiten müssen, wie zum Beispiel beim Touch Wah, das auf den Anschlag an der Gitarre reagiert. Hier sieht es leider auch etwas fad aus, denn mehr als das folgende Ergebnis konnte ich trotz einigem Schrauben an den Reglern nicht herausholen. Hier fehlt definitiv der Funky-Quak-Sound.

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Touch Wah

Die Modulations-Effekte kommen da schon besser rüber, allerdings ist es auch hierbei wichtig, das Ganze im richtigen Mischungsverhältnis zu halten. Wenn man das Direktsignal relativ laut lässt, dann geht der gute Ampsound nicht flöten. Hier ein Beispiel, zuerst der Sound ohne Effekt, dann mit einem leicht hinzugemischten Flanger (60% Direkt, 40% Effekt) und danach der Vibratone (Rotary Sound), bei dem das Signal zu 100% durch den Effekt läuft. Dabei muss der Ampsound dann doch einiges an Klang einbüßen. 

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Modulation

Der Pitch Shifter, auch ein Echtzeit Effekt, bei dem einiges an DSP-Power benötigt wird, kommt sehr heiser aus den Speakern und gibt nicht die beste Figur ab. Da ist man mit einem externen Pedal wesentlich besser bedient. 

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Pitch Shifter

Die Delay Sektion verrichtet gute Arbeit und vervielfältigt die Töne in verschiedenen interessanten Modi. Ein Mega Delay bekommt man mit dem Multitap-Mode, das Old-School-Slapback-Echo ist mit dem Tape Delay Modus zu erzeugen. Hier sind zwei Beispiele, zuerst das Mono Echo Filter, bei dem das Delay Signal noch einmal durch einen Filter gejagt wird und interessante Echo-Sounds erzeugt, und dann das Slapback Echo mit dem Analog Delay.

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Mono Filter Delay Analog Delay

Beim Reverb herrscht ebenfalls bunte Vielfalt, die üblichen Plate-, Room- und Hall-Programme sind vorhanden, zusätzlich hat man dem Mustang noch zwei Federhall-Simulationen aus eigenem Hause mitgegeben. Hier ist der 65er Deluxe Reverb mit dem entsprechendem Hall. 

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65 Spring Reverb
Kommentieren
Profilbild von E.

E. sagt:

#1 - 25.05.2011 um 17:41 Uhr

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...bekommt nur 75 Transistorwatt geliefert. Ob das ausreicht, werden wir im Praxisteil überprüfen....reichen die 75 Watt in einer lauten Band ???E.

Profilbild von bonedo-Redaktion

bonedo-Redaktion sagt:

#2 - 28.05.2011 um 02:48 Uhr

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Hallo E.,
die Lautstärke reicht prinizipiell in der Band aus - wenn der ander Gitarrist nicht gerade mit zwei Fullstacks dagegen hält.
Grüße von Thomas (Dill)

Profilbild von Ralf

Ralf sagt:

#3 - 30.05.2011 um 01:15 Uhr

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Spiele auch den V durch eine Marshall 1960 die ich auf Stereo umgelötet habe.
Lautstärkemäßig kann der V meiner Ansicht nach mit so ziemlich allem mithalten.
Allerdings steht der Head auf einem Fullstack zu hoch um ihn noch vernünftig bedienen zu können - Top Loader halt :-)

Profilbild von nortnar

nortnar sagt:

#4 - 30.05.2011 um 23:24 Uhr

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Ich habe eine Frage:Kann man nicht beide Anschlüsse, also 2x 75 Watt mit einem Kabel zusammenführen auf 1x 150 Watt?

Profilbild von Muffin

Muffin sagt:

#5 - 30.05.2011 um 23:47 Uhr

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Hab leider (noch) nicht so viel Ahnung von Verstärkern, kann man ein Topteil auch ohne Box praktisch als Verstärker benutzen, oder brauch man die Box als Lautsprecherausgang?
(Sorry für die "Anfängerfrage")

Profilbild von horserider

horserider sagt:

#6 - 01.02.2012 um 16:20 Uhr

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Muffin: Ja, geht. Ist ja kein Röhrenamp.

Profilbild von El Bajo

El Bajo sagt:

#7 - 01.02.2012 um 18:49 Uhr

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@ muffin. Du wirst nicht viel hören. Das Ding hat keinen eigenen Lautsprecher, oder seh ich das falsch? Also musst du noch einen anschließen. Es sei denn du willst das Ding zum aufnehmn benutzen. dann kannst du per Line Out in das Aufnahmegerät gehen.

Profilbild von Uwe H

Uwe H sagt:

#8 - 03.03.2012 um 07:19 Uhr

1

k an Thomas D. Habe überhaupt noch nie eine so gute und ausführliche Bewertung, mit sound Beispielen, Einstellungs -Tipps etc gelesen...
Ich habe seit einigen Wochen einen Mustang V plus box. Habe beides nach dem ersten Anspielen sofort mitgenommen, weil der sound von dem Teil hat mich auf Anhieb völlig umgehauen hat. Völlig unfassbar vor allem der Preis, aufgrund dessen ich ihn eigentlich zugegebenermaßen zuerst gar nicht wahrgenommen hatte.
Die sounds sind meiner Meinung nach auch gtößtenteils nicht überlagert, obwohl ich in den meisten Fällen doch dazu neige, das meiste, reverb, delay.. eher noch weiter zu reduzieren. Auch alle Effekte ausgeschaltet, hat mich der amp mich immer noch völlig begeistert...(sorry an die marshall - fraktion) ...frage mich bei diesen Tests eigentlich immer, was für Marshalls das sein sollen, die irgendwie warmen sound und so, liefern sollen !? Im direkten soundvergleich zum original JCM 800 meiner Kollegen noch breiteres Grinsen meinerseits...(konnt ich leider nicht völlig unterdrücken)
Power massig.. (wie man zuerst meint/ im Vergleich zu 100er Marshall)
Doch jetzt kommts: Ein massiver Kritikpunkt aus der praxis: Beim ersten Live Gig auf kleiner Bühne totales Rückkoppelungsproblem...
ab Stufe 3,5 von 10...massive Rückkoppelung, Brummen !!!????
Lead sounds gar nicht mehr machbar... Weiß mir da im Moment keinen Rat...vielleicht ne monitor box??? sind es die sounds, die höhen, das delay???
Sehe ich da ein Grinsen bei meinem Marshall Kollegen?
wer zuletzt lacht , lacht am besten???
weiß jemand Rat??? horstmann-uwe ät web deäh..Weiter Kritikpunkt: das Fußpedal: Fender liefert hier ein 4 Schalter Fuß pedal mit.
Es ist programmierbar. Blech – völlig unkaputtbar.
Ende der positiven DurchsageDer erste Schalter wird immer für die Wahl des Betriebsmodus verwendet, insofern nur 3 Schalter Leiste!
…Schalter leider ohne Druckpunkt.
1: 1-3 sounds frei programmierbar
2: up – down 3. Schalter für 10er Schritte
3. Einzeleffekte zuschalta zb .. 1. Stomp --2.mod-- 3. . delay—Schalter für up down in der Mitte mit wenig Abstand zu den äußeren Schaltern!?
Bei up oder down trete ich somit oft die beiden mittleren Taster - mit etwa 1 cm (Schuh)Abstand zu den äußeren… MIST !!!!!!Fender heiß leider… in Sachen Fußschalter … (muß ja mal gesagt werden…): keine Banken (Fußschalterbelegung), etc… keine Verwendung ander Fußleisten , etwa 10 fach …, versteht kein midi, kein volume , kein exression pedal möglich..Echtzeiteffekte mittelmäßig oder müssen analog vorgeschaltet werden, zB.Wahwah (und das bei 100+ sounds, verstehe die Leute bei Fender manchmal nicht….)
Anachronismus halt…. halbe Sachen…
trotz meiner Ansicht nach überragenden Soundeigenschaften und komfortabler Bedieneigenschaften leider nur mittelmäßige Bewertung aufgrund Steuerungs bzw Schalt – Möglichkeiten bzw Kompatiilität.
Auch Die Praxistauglichkeit (live) kann aufgrund der starken Rückkoppelungseigenschaften momentan nicht bestätigt werden….
thats rock ..Uwe H...best greetings...

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