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t.bone SC140 Test

In der Preisauszeichnung des t.bone SC140 Kleinmembran-Stereosets stehen zwei Neunen hintereinander – mehr nicht. Das ist ganz offenkundig preiswert, vor allem, wenn man bedenkt, dass man dafür nicht nur zwei mit Vordämpfung und Filter ausgestattete Kondensatormikrofone erhält, sondern eine kleine Stereoschiene, zwei Spinnen, Windschutze und einen kleinen Koffer gleich dazu.

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Wenn man grob überschlägt, was nach Abzug der Umsatzsteuer, des Transports und sonstiger Kosten wohl die Herstellung eines einzelnen Mikros kostet, muss man wie an alle anderen Mikrofone dieser Presiklasse auch an das SC-Set die Frage richten, ob man dafür einen vernünftigen Klang erwarten kann. Gibt es klangliche, qualitative oder sonstige Einschränkungen? Im Rahmen unseres groß angelegten Testmarathons sind wir diesen Dingen auf den Grund gegangen und konnten das SC140-Set nicht nur mit ähnlich preiswerten, sondern auch mit deutlich teureren Mikrofonen vergleichen.

Details

Die beiden t.bone-Mikrofone unseres Stereo-Sets gehen einen typischen Weg, damit der Preis niedrig gehalten werden kann: keine Experimente, kein Schnickschnack. So handelt es sich bei beiden um Werkzeuge in der für Kleinmembran-Kondensatormikrofone typischen und bewährten Bauform. Der Tubus aus Metall ist vom Durchmesser gerade so groß, dass unten eine XLRm-Buchse hineinpasst und oben die 18mm-Kapsel hinter dem feinen Maschengitter Platz findet. Auf halbem Weg zwischen den beiden Enden befinden sich auf dem Schaft zwei Schaltfunktionen, einmal ein Hochpassfilter mit den wählbaren Eckfrequenzen 75 und 150 Hz und eine Vordämpfung, die mit 10 oder 20 dB in das Geschehen eingreift.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Trittschallfilter des SC140 kann in zwei Eckfrequenzen aktiviert werden.

Die abschraubbaren Kapseln der beiden Mikrofone beinhalten die Membranen, die gerichtet aufzeichnen. Zu erkennen ist dieser Umstand wie üblich recht einfach an den seitlichen Schallöffnungen. Durch ein Laufzeitglied wird dafür gesorgt, dass rückseitig eintreffender Schall annähernd gegenphasig auf die Membran wirkt, der Pegel wird im Mittel höher, je näher die Schallquelle exakt von der Frontseite einfällt. Diese beliebte Richtcharakteristik ist als Niere (oder auf Englisch “cardioid”) bekannt und die am weitesten verbreitete. Mit zwei Mikrofonen dieser Richtcharakteristik lassen sich verschiedene Stereofonieverfahren einrichten, darunter beispielsweise das XY, aber auch das oft zu guten Ergebnissen führende ORTF-System, dass von Ingenieuren der ehemaligen französischen Rundfunkanstalt Radio France einst definiert wurde und seither häufige Anwendung erfährt – aus gutem Grund übrigens.

Kommt mit viel Beiwerk: t.bone SC140
Kommt mit viel Beiwerk: t.bone SC140

Der Freqeunzgang wird von 20 Hz – 20 kHz angegeben, es ist jedoch aufgrund der Preiskategorie nicht zu erwarten, dass dieser bretteben ist. Vielmehr ist wie bei Druckgradientenempfängern eigentlich immer mit einem etwas schwachen Bass zu rechnen sowie mit einem nicht gut übertragenden höchsten Band. Das Wandlerprinzip Kondensator wird sehr wahrscheinlich nicht nach dem “Echtkondensator”-Prinzip erreicht, sondern mittels Backplate-Elektret. Wer jetzt eine geringere Haltbarkeit oder zunehmend schlechtere Leistung des Mikrofons durch schwindende Vorspannung befürchtet, der kann beruhigt sein: Heutige Elektrete halten ihre Spannung äußerst lange – viele Jahrzehnte sogar. Trotz der “eingebauten” Kapselvorspannung müssen die beiden Kleinmembranmikros mit 48 Volt Phantomspeisung betrieben werden, denn die Elektronik arbeitet ohne sie so viel wie ein Versicherungsberater ohne Aussicht auf eine dicke Provision, nämlich gar nicht! Mit 12,6 Millivolt pro Pascal ist die Empfindlichkeit ausreichend, der angegebene maximale Schalldruckpegel von 130 dB SPL lässt das SC140 dank Pad auch in lauterer Umgebung einsetzbar erscheinen. Wie eingangs beschrieben, wird das t.bone SC140 Stereoset durch zwei Halter mit elastischer Aufhängung, zwei Windschütze zum Aufstülpen über die Kapsel und eine einfache Stereoschiene komplettiert. All diese Teile haben sich in einem Aluminiumkoffer häuslich eingerichtet.

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Praxis

Wenn man das t.bone SC140 in der Hand hält, hat man nicht unbedingt das Gefühl, es mit sehr preiswerten Mikrofonen zu tun zu haben, denn schließlich ist es aus Metall und nicht aus Plastik gefertigt. Ich bin zwar nicht der Meinung, dass Kleinmembraner unbedingt mit Spinnen betrieben werden müssen, zumal sich die Positionier- und Ausrichtbarkeit dadurch gerne mal komplizierter gestaltet als mit einfachen Klemmen. Nun gut. Über das Vorhandensein der kleinen Stereoschiene kann man sich freuen, doch natürlich ist sie eine Dreingabe. Es gibt schließlich Stereoschienen, die alleine schon einige hundert (!) Euro kosten. Alle Schalter beider Mikrofone laufen recht sicher und lassen sich gut ablesen. Doch ohne Spannungsversorgung ergibt das natürlich wenig Sinn, Mikrofone gehören schließlich an einen Preamp.

Fotostrecke: 2 Bilder t.bone SC140 im Praxistest

Im Test mit der Akustikgitarre zeigt sich, was so ein SC140 leistet. Wie zu erwarten ist, erhält man aufgrund des Kleinmembran-Kondensatorprinzips ein im Vergleich zu den meisten Tauchspulenmikrofonen deutlich brillanteres und detaillierteres Klangbild, mit dem man durchaus zufrieden sein kann. Es ist wie so oft: Erst wenn man weiß, worauf man hören soll (besonders, wenn man ausreichend Erfahrungen auf dem Gebiet sammeln konnte), machen sich auch die negativen Klangbestandteile eines derart preiswerten Werkzeugs deutlich. So gilt beim SC140 wie bei eigentlich allen anderen Mikrofonen dieser Preislage, dass das Air-Band, also der Frequenzbereich knapp unterhalb der oberen Hörschwelle, recht kraftlos dasteht. Dennoch wird man es als “höhenreich” bezeichnen wollen, denn kurz darunter überträgt es sehr stark. Allerdings ist der Klang der Höhen und oberen Mitten etwas zu kratzig und zu beißend, meine erste Assoziation lautete “klirrend”. Mit sowieso scharfen Becken bei der Overhead-Mikrofonierung sollte man also vorsichtig sein, für manche zu brave Akustikgitarre kann das im Rockmusik-Umfeld teilweise aber auch als positives Merkmal herhalten.

Audio Samples
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t.bone SC140 Referenz Schoeps CMC-64

Das ausgeprägte Frequenzband oberhalb von 5 kHz hat Auswirkungen an anderer Stelle, denn als besonders voluminös wird man die t.bone-Mikros nicht bezeichnen wollen. Auch das ist natürlich vom gewünschten Einsatzzweck abhängig, doch linear sind diese Mikrofone nicht. Ich wiederhole mich, wenn ich mitteile, dass dies auf eigentlich alle Kleinmembran-Kondenser in diesen Preisgefilden zutrifft. Bezüglich des Dynamikverhaltens gewinnen die SC140 sicher keine Medaille, doch habe ich schon deutlich Schlechteres zu Ohren bekommen. Im Stereobetrieb kann man sich natürlich ein weiterreichendes Matching wünschen. So etwas bekommt man, muss es aber auch bezahlen. Nichts anlasten kann man den Hochpassfiltern der Stäbchen. Auch in der höheren Schaltstufe ist keine übermäßige Welligkeit zu erkennen.  

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Fazit

Das t.bone SC140 Stereoset liefert zwei Kleinmembran-Kondensatormikrofone samt Zubehör, die für die Anwendung im Homerecording ausreichen, ohne die Kasse zu sprengen. Natürlich gibt es besonders klanglich Luft nach oben, doch es ist wie so oft: Wer mehr will, der muss eben auch mehr ausgeben – anders geht es nicht. Um das Drumset oder die Akustikgitarre in der Band zu mikrofonieren reicht das Set sicher aus, man sollte aber bedenken, dass man es in dieser Preisklasse fast immer mit den gleichen Problematiken zu tun zu hat. Die SC140 tendieren zur Kratzigkeit und lassen etwas Bauch vermissen, sind aber beileibe kein Reinfall.

Pro
  • sehr preiswert
  • umfangreich ausgestattet
Contra
  • kratziger Klang
  • dynamisch schwach
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SPEZIFIKATIONEN
  • Empfängerprinzip: Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Betriebsspannung: 48V Phantomspeisung
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz
  • Übertragungsfaktor: 12,6 mV/Pa
  • maximaler Schalldruckpegel: 130 dB SPL (0,5% THD)
  • Hochpassfilter: 75 Hz, 150 Hz
  • Vordämpfung: 10 dB, 20 dB
  • Preis (Pärchen): € 99,-(UVP)
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • sehr preiswert
  • umfangreich ausgestattet
Contra
  • kratziger Klang
  • dynamisch schwach
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t.bone SC140 Test
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harry mudd sagt:

#1 - 11.04.2013 um 01:48 Uhr

0

Bei dem tbone SC140 handelt es sich um ein Echtkondensatormikrofon.

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