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ESP LTD H-308 Test

Die ESP LTD H-308 im bonedo-Test  –  Der Trend zu immer tieferen Stimmungen gerade in der Metal-Szene fordert von den diversen Gitarrenhersteller, die dieses Genre bedienen, immer wieder Fantasie und das Beschreiten neuer Wege. Waren vor nicht allzu langer Zeit siebensaitige Gitarren, am besten auch noch heruntergestimmt, das Maß aller Dinge, bieten immer mehr Instrumentenbauer mittlerweile 8- oder sogar 9-Saiter an. Und natürlich kann auch die japanisch/amerikanische Rock- und Metal-Schmiede ESP mit solchen Instrumenten aufwarten.

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Unter dem Namen LTD Standard Series bieten die Asiaten die Budget-Version der teureren ESP-Gitarren an, und aus diesem Fundus stammt auch unser heutiges Testinstrument, eineachtsaitige LTD H-308.

Details

Die H-308 kommt mit einem matt-schwarz lackierten Mahagoni-Korpus, dem ein graues Perlmutt-Binding rund um die Decke eine edle Note verleiht und das gesamte Erscheinungsbild sehr passend aufwertet. Der Body, dessen Form im weitesten Sinn an eine Strat angelehnt ist, verjüngt sich zur Zarge hin. In den Cutaways wurden weitere Ausfräsungen vorgenommen, die die Erreichbarkeit der obersten Lagen erleichtern sollen.
Zwei aktive EMG 808 Pickups sorgen für die Wandlung, aber nicht, ohne vorher durch ein Volumen- und ein Tone-Poti geschickt zu werden. Ein Dreiwegschalter aktiviert jeweils den PU am Steg, den am Hals oder beide zusammen, ganz klassisch also. Sämtliche Hardware ist ebenfalls in Schwarz, die Potis sind aus Metall und gegenversehentliches Abrutschen geriffelt. Eine Standardbrücke mit einzelnen Reitern führt die Saiten in Richtung Kopfplatte. Bevor es aber dort weitergeht, noch ein schneller Blick auf die Rückseite. Auch die wurde in mattem Schwarz lackiert und besitzt zwei Ausfräsungen. Eine verbirgt die Elektronik, die andere die Klinkenbuchse in der unteren Zarge. Alle Saiten werden über acht Metallhülsen durch den Korpusgeführt. Womit wir wieder in Richtung Hals wandern. Auf dem Weg dorthin fallen die schwarzen Gurtpins auf, die mit ebenfalls schwarzen Filzplättchen unterlegt sind, um das Korpusfinish nicht zu ruinieren.

Fotostrecke: 5 Bilder Die H-308 kommt mit einem matt-schwarz lackierten Mahagoni-Korpus

Der Ahornhals ist mit dem Korpus übergangslos verleimt, sodass dem Spiel in den höchsten Lagen keine Schrauben oder ein klobiger Halsübergang im Wege stehen. Auch die Halsrückseite ist matt schwarz lackiert und bietet ein angenehmes Greifgefühl. Die Halsform ist – wie nicht anders zu erwarten – breit, aber auch recht flach. Musiker mit etwas kürzeren Fingern dürften hier allerdings an ihre Grenzen stoßen. Das Griffbrett besteht aus Palisander und ist mit 24 penibel eingesetzten und bearbeiteten Jumbo-Bünden bestückt. Der Übergang zwischen Griffbrett und Halsrückseite ist durch ein dunkles Perlmutt-Binding verschönert, was zwar toll aussieht, aber die ebenfalls aus Perlmutt bestehenden Griffbrettmarkierungen sehr schwer erkennen lässt – gerade bei einem Hals mit diesen Abmessungen ein echtes Manko. Die Mensur beträgt für Achtsaiterverhältnisse kurze 25,5”, also 64,8 cm, was sich definitiv positiv auf die Bespielbarkeit auswirkt. Trotzdem wundere ich mich immer wieder, warum sämtliche Hersteller ihre Gitarren mit relativ dünnen Saiten versehen, denn damit tun sie sich keinen Gefallen. Das in dieser Gitarrengattung eigentlich schlummernde Potenzial wird so leider nicht geweckt.

Fotostrecke: 6 Bilder Alle Saitenreiter sind einzeln justierbar

Abschließend noch ein paar Worte zur Kopfplatte. Diese ist ebenfalls schwarz lackiert und mit einem Binding versehen. Auf den Mechaniken prangt das LTD-Logo, sie verrichten ihre Arbeit tadellos und ohne Springen oder Stocken und lassen ein präzises Stimmen zu. Der Halsstab wird hinter dem Sattel eingestellt, es muss lediglich eine Plastikabdeckung nach Lösen einer Schraube abgenommen werden. Leider vermisse ich auch bei diesem Instrument einen Koffer oder zumindest eine Tasche. Dafür kommt sie zumindest sicher verpackt im Karton, in dem sich auch sämtliche Werkzeuge zur Einstellung finden. Die Verarbeitung ist insgesamt sehr gut, auch hier kann man den Gitarrenbauern in Indonesien einen tollen Job attestieren. Insgesamt wiegt unsere Kandidatin 3896 Gramm und ist daher trotz der kürzeren Mensur definitiv kein Leichtgewicht. Aber hier wirkt ein etwas breiterer Gurt durchaus Wunder.

Fotostrecke: 9 Bilder Hals/Korpus-Übergang
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Praxis

Die verkürzte Mensur erleichtert das Spiel ungemein. Tiefe Lagen sind besser zu erreichen und insgesamt zeigt sich das Handling wesentlich komfortabler. Wie alle Kandidaten in dieser Reihe neigt auch sie ein wenig zur Kopflastigkeit, was bei acht Mechaniken nicht ausbleibt, aber zumindest mich stört es in keinster Weise.
Los geht es wie immer clean. Ich stöpsele die Gitarre in den Eingang meines Fender Deluxe Amps und nehme diesen mit einem Shure SM57 und einem Sontronics Halo ab. Das Signal wandert weiter in einen Tubetech MP2A Preamp und von da ohne Umwege in ein Avid HD i/o. Im ersten Beispiel schalte ich alle drei Positionen durch, bei jedem Durchgang am Hals beginnend.

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Clean PU Switch

Hier kann man sehr deutlich die nicht optimale Einstellung des Instrumentes hören. Ansonsten ist der Sound sehr mächtig, gerade in den tieferen Frequenzen. Klar, mag natürlich der eine oder andere sagen, ist ja auch tief genug gestimmt! Das meine ich aber nicht. Im Vergleich zu anderen Achtsaitern aus Linde oder Ahorn macht sich der Mahagonikorpus stark bemerkbar. Die Mittelposition zeigt sich gewohnt etwas hohler, was gerade bei Cleansounds gern verwendet wird, der Kollege am Steg bringt die Mitten mehr in den Fokus. Insgesamt sind alle drei Positionen klanglich untereinander ausgewogen und auch in der Lautstärke aufeinander abgestimmt.
Als Nächstes gibt es ein kleines Riff, an der Einstellung wurde nichts verändert, auch hier wird durchgeschaltet.

Audio Samples
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Clean Riff PU Switch

Ja, man kann auf achtsaitigen Gitarren auch auf den oberen Saiten jenseits des 5. Bundes spielen 🙂 Hier erschließt sich sehr gut der warme Druck, den der Mahagonikorpus mit sich bringt. Der Ahornhals addiert die schönen, griffigen Höhen und die EMGs wandeln die Kombination, ohne dabei zu klinisch ans Werk zu gehen.
Jetzt muss sie zeigen, was sie am zerrenden Amp zu bieten hat. Dazu nehme ich einen Randall Amp mit 6L6-Röhren, eine typische Kombination im Metallgeschäft. Als Box dient eine 2×12” Box mit Vintage 30 Speakern. Ich verwende dasselbe Mikrofonsetup wie in den Beispielen zuvor.

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Heavy PU Switch

Interessanterweise zeigen sich hier Hals- und Mittelpositionen recht ähnlich, und obwohl ich immer lieber auf den Steg schalte, wenn es heftig wird, machen die beiden eine wirklich gute Figur. Die tiefen Mitten und Bassfrequenzen sind zwar präsent, spielen sich aber am Amp nicht auf. Sobald der Steghumbucker aktiviert ist, gibt es aber kein Halten mehr. Das ist genau der fiese, dreckige Sound, den man von so einem Instrument erwartet. Der Trick dabei ist, nicht zuviel Zerre zu verwenden.
Nun ein kleines Beispiel, bei dem die Gitarre sich im Bandkontext beweisen muss. Alle Gitarren wurden gedoppelt und mit keinerlei EQ, Kompressor oder ähnlichem bearbeitet. Nein, auch kein Hall oder Delay.

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Riff

Ja, die LTD ist eine gute Bandgitarre. Sie liegt frequenzmäßig recht nahe am Bass und wird von diesem quasi nach unten gestützt. Trotzdem findet sie ihren Platz im Bandgefüge und setzt sich angenehm an die Spitze, wo sie ja auch hingehört.
Abschließend ein kleines Solo über den zweiten Teil des Playbacks. Hier kommt dann doch eine Prise Delay ins Spiel.

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Solo

Auch hier kann sie punkten. Angenehm verschmelzen dabei Rhythmus- und Leadgitarre und bilden so eine Einheit. Sie liefert einen durchsetzungsfähigen, fetten Leadsound, der nicht besonders viel Gain benötigt, um tragende Solos zu generieren.
Leider macht sich die nicht optimale Einstellung auch klanglich bemerkbar, daran sollte unbedingt gearbeitet werden. Die tiefe F# Saite ist in den ersten drei Bünden quasi nicht bespielbar, aber dabei handelt sich, wie gesagt, „nur“ um die Werkseinstellung. Ich gehe davon aus, dass es sich bei unserem Testinstrumente eher um einen Ausreißer handelt, denn die LTDs, die ich bisher auf dem Schoß hatte, ließen sich ohne Ausnahme alle superb bespielen.

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Fazit

Die ESP LTD H-308 erzeugt mächtig Druck, der durch die Kombination aus Mahagoni-Korpus und Ahornhals in Verbindung mit den sehr beliebten EMG 808 Pickups zustande kommt. Auch was die Ergonomie betrifft, gibt es nichts zu beanstanden. Allerdings ist die Einstellung der Gitarre zumindest ab Werk nicht optimal. Ansonsten zeigt sich die Verarbeitung fehlerlos und für einen Straßenpreis von weniger als 700 Euro erhält man eine solide, eigenständig klingende achtsaitige E-Gitarre.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Sound
  • Bespielbarkeit
  • Verarbeitung
  • kürzere Mensur, daher leichtere Bespielbarkeit
Contra
  • Griffbrettmarkierungen schwer erkennbar
  • Einstellung ab Werk nicht optimal
  • weder Koffer noch Tasche im Lieferumfang
Artikelbild
ESP LTD H-308 Test
Für 699,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: ESP LTD
  • Bezeichnung: ESP LTD H-308
  • Herstellungsland: Indonesien
  • Korpus: Mahagoni
  • Hals: Ahorn
  • Griffbrett: Palisander
  • Mensur: 25,5“ (64,8 cm)
  • Sattelbreite: 54 mm
  • Bünde: 24
  • Gewicht: 3896 Gramm
  • Pickups: EMG 808
  • Hardware: Black Satin, ESP Mechaniken
  • Preis: 891,00 Euro (UVP)
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Graues Perlmutt-Binding rund um die Decke

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