Shure Centraverse CVB W/C Test

Das Grenzflächenmikro Shure Centraverse CVB W/C gehört zu einer ganz eigenen Gattung von Schallwandlern. Leidenschaft assoziiert man mit ihnen nicht, stattdessen sollen sie möglichst unauffällig ihrer Arbeit nachgehen. Und die besteht darin, Sprach- und Gesangsensembles klar und wohlklingend zu übertragen, ohne von den beteiligten Akteuren oder vom Publikum wahrgenommen zu werden.

Shure_Centraverse_Test_2

Das hört sich genauso unglamourös an, wie es ist, denn im Gegensatz zu Musikern und Fans wird sich kaum ein Konferenzsprecher oder Seminarteilnehmer mit Begeisterung an die warmen Mitten und klaren Präsenzen eines bestimmten Mikrofons erinnern, geschweige denn, dass die technischen Daten oder eine atemberaubende Form einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nein, derartige Mikros sollen einfach ausgeglichen klingen und zuverlässig funktionieren. Ob das Shure die Aufgabe meistert, lest ihr im Folgenden. 

Details

„Ist das eine Computermaus?“

…hat mich ein Schlagzeugschüler gefragt, dessen Blick auf das Testobjekt fiel. Und tatsächlich ist die Ähnlichkeit nicht von der Hand zu weisen. Neben dem Mikrofon beinhaltet der kleine Karton noch eine kurze Anleitung und die obligatorischen Garantieunterlagen. Eine Tasche gibt es nicht, dafür ist ein 3,65 Meter langes Kabel mit XLR-Stecker fest installiert. Das weiße Kunststoffgehäuse mit Metallgrill misst nur 8,8 Zentimeter in der Länge, seine Unterseite besitzt eine relativ weiche Gummierung für rutschfestes Positionieren. Zwei Aussparungen ermöglichen bei Bedarf die feste Montage mithilfe zweier Schrauben. Bedienelemente wie schaltbare EQ-Kurven gibt es nicht. 

Fotostrecke: 2 Bilder Das Schutzgitter besteht aus Metall, das Gehäuse aus Plastik.

Das C im Namen steht für Cardioid

Anders als das Schwestermodell namens Centraverse CVB W/O ist unser Testgerät mit einer Nierenkapsel ausgestattet, welche aufgrund der Grenzflächenbauweise einfallenden Schall halbnierenförmig einfängt und damit stärker gerichtet arbeitet als das Kugelmodell. Mit 70 bis 16000 Hertz gibt Shure den Frequenzgang an, das entsprechende Verlaufsdiagramm mit bei 500 Hertz konstant abfallender Kurve deutet auf einen schlanken Bassbereich hin, jenseits von zehn Kilohertz bewegt sich der Graph zügig unter die Nullachse. Mit 23 mV/Pa ist das Centraverse ziemlich empfindlich, 120 dB SPL fallen gerätetypisch aus, 34 dB Eigenrauschen (A-bewertet) sind hingegen kein Spitzenwert. 

Praxis

Sprache

Um die Eigenschaften des Shure Centraverse in seinem angedachten Hauptmetier beurteilen zu können, haben der Kollege Nick Mavridis und ich eine kleine Gesprächssituation an einem Holztisch simuliert. Hier macht das Mikrofon eine gute Figur und überträgt unsere Stimmen klar und mit der Shure-typischen Griffigkeit in den Mitten. Im Vergleich mit einem Sennheiser MEB 114 W, welches ähnlich konstruiert und für den selben Einsatzbereich ausgelegt ist, zeigen sich sehr ähnliche Klangeigenschaften. Das Shure ist etwas direkter in den Mitten, beim Sennheiser fallen die präsenteren Höhen auf. Außerdem rauscht das Shure geringfügig mehr. Zum Spaß haben wir auch ein Schoeps BLM 03 C aufgenommen, hier zeigen sich dann klare Unterschiede, denn mit der Rauschfreiheit und Klarheit des Schoeps kann keiner der anderen Kandidaten mithalten. Sehr positiv ist im Test die geringe Rückkopplungsneigung sowie die Unempfindlichkeit gegenüber sendenden Handys und Tablets aufgefallen. 

Audio Samples
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Shure Centraverse CVB, Sprache Sennheiser MEB 114, Sprache Schoeps, BLM 03 C, Sprache

An der Gitarre

Obwohl die „Maus“ nicht explizit für die Aufnahme von Instrumenten ausgewiesen wird, haben wir es uns nicht nehmen lassen, auch eine Gitarrenspur zu erstellen. Als Instrument kommt eine von Michael Krummheuer gespielte Baton-Rouge-Dreadnought zum Einsatz. Es zeigt sich, dass es dem Shure an der für die Aufgabe erforderlichen Lebendigkeit und Plastizität fehlt, hier klingt das Sennheiser MEB 114 W ausgewogener. Ein Kleinmembranmikro, das Oktava MK012 mit Nierenkapsel, deklassiert beide mit mehr Details und einem wesentlich dreidimensionaleren Sound. Natürlich ist der Vergleich nicht ganz fair, die Befunde fließen daher auch nicht in die Wertung ein und dienen nur der Befriedigung der Neugier des Testers. 

Audio Samples
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Shure Centraverse CVB, Gitarre Sennheiser MEB 114, Gitarre Oktava MK-012/N, Gitarre
Sieht tatsächlich aus wie ein kleines Tierchen: Shure Centraverse.
Sieht tatsächlich aus wie ein kleines Tierchen: Shure Centraverse.

Fazit

Mit seiner unauffälligen Form, seiner guten Klangqualität und einem Preis für unter 150 Euro bietet sich das Shure Centraverse CVB W/C als gute Alternative zu teureren Grenzflächenmikros an. Seine klare Auslegung auf die Übertragung der menschlichen Stimme in Konferenz- und Gesprächssituationen beschränkt natürlich das Einsatzgebiet, dies ist jedoch Teil des Konzepts. 

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • guter Klang bei Sprachübertragungen
  • unempfindlich gegenüber Rückkopplungen
  • abgeschirmt gegen Handy-Einstreuungen
  • sehr unauffälliges, kompaktes Äußeres
  • saubere Verarbeitung
Contra
  • das Rauschverhalten könnte besser sein
Artikelbild
Shure Centraverse CVB W/C Test
Für 159,00€ bei
Shure_Centraverse_Test_1
Features und Spezifikationen
  • Hersteller: Shure
  • Bezeichnung: Centraverse CVB W/C
  • Wandlerprinzip: Kondensator, Grenzfläche
  • Richtcharakteristik: halbe Niere
  • Impedanz: 180 Ohm
  • Frequenzgang: 70 Hz–16 kHz
  • Finish: weiß
  • Ausgang: XLR
  • Abmessungen: 8,8 x 2,4 x 6,2 cm (L x H x B)
  • Zubehör: Anleitung
  • Herkunftsland: China
  • Preis: € 134,– (Straßenpreis am 28.1.2020)
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