Anzeige

PRS S2 Vela Test

Die PRS S2 Vela präsentiert sich zumindest äußerlich etwas schlichter als die E-Gitarren, die man mit ihrer opulenten Optik und dem schon legendären Fertigungsniveau üblicherweise mit dem Namen Paul Reed Smith assoziiert. Die S2-Serie, die inzwischen mit einer relativ großen Modellvielfalt aufwarten kann, wurde ins Leben gerufen, um die Brücke zwischen der preiswerteren SE-Linie mit ihren in Fernost hergestellten Instrumenten und den teuren “Cores” zu schließen.

PRS_Paul_Reed_Smith_Vela_7


Die PRS S2 Vela ist eine dieser neuen Gitarren, die mit flacher Decke und asymmetrischer Korpusform einen deutlichen Vintage-Touch mitbringen und das undankbare Mittelfeld bespielen muss. Ob ihr das überzeugend gelingen kann?

Details

Optik/ Verarbeitung:

Die Vela orientiert sich zwar weitestgehend am PRS-Format, geht aber hier und da neue und eigene Wege, was ihr meiner Meinung nach auch ausgesprochen gut steht! Wie alle in den Vereinigten Staaten hergestellten Instrumente kommt auch sie aus den PRS-Werkstätten in Stevensville, Maryland, wo PRS für die S2-Serie eine eigene Crew aufgestellt hat. Der Korpus besteht aus Mahagoni, trägt in unserem Fall den Farbcode “Sienna”, ist braun gebeizt und anschließend klar lackiert.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Mahagoni-Korpus wurde braun gebeizt und klar lackiert

Durch die großzügige Fräsung der oberen Korpushälfte kommt sie dem Spieler im wahrsten Sinne entgegen und schmiegt sich geradezu an ihn an. Aber auch der untere Cutaway ist sehr tief ausgeschnitten, sodass ein Bespielen bis in die höchsten Lagen locker möglich ist. PRS verwendet bei der Vela ausschließlich Pickups aus eigener Fertigung, am Steg befindet sich ein PRS S2 Starla Humbucker und am Hals ein PRS S2 Type-D Singlecoil. Letzterer geht allein schon optisch einen eigenen Weg und erinnert an einen Gretsch Dynasonic-Tonabnehmer. Die Magnete lassen sich mithilfe von kleinen Schrauben in ihrer Höhe einstellen und an den persönlichen Geschmack anpassen. Beide Tonabnehmer sind auf das eigenständig designte schwarze Schlagbrett montiert, das auch den Dreiwegschalter und einen Volume- sowie ein Tone-Poti beherbergt. Letzteres verfügt über eine Splitfunktion, die den Steghumbucker in den Singlecoilmodus schaltet.

Fotostrecke: 5 Bilder PRS S2 Starla Humbucker in der Stegposition

Eine weitere Besonderheit ist die Brücke, die als Basis für zwei Messing-Reiter dient, die sich mit vier Schrauben justieren lassen. Die Saiten werden nicht – wie vielleicht erwartet – durch den Korpus gefädelt, sondern von oben in die jeweiligen Öffnungen am Boden der Stegplatte eingehängt. Die Klinkenbuchse befindet sich in der unteren Zarge und nimmt den Klinkenstecker mit einem satten Einrasten auf. Die Gurtpins wurden ausreichend groß dimensioniert, sodass ein versehentliches Lösen des Gurtes erschwert wird, sehr gut! Allerdings vermisse ich hier kleine Filzunterlagen. Da die Gitarre über kein Tremolo verfügt und die Elektronik sich unter dem Schlagbrett befindet, zeigt sich die Rückseite der Gitarre vollkommen frei von irgendwelchen Bohrungen oder Fräsungen.
Weiter geht es mit dem Hals, der PRS-typisch mit dem Korpus verleimt ist, wie dieser aus Mahagoni besteht und das gleiche Finish besitzt. Die Halsform nennt PRS “Pattern Regular” und sie lässt sich am besten mit einem Vintage-Hals vergleichen. Hier hat man etwas mehr Holz in der Hand, was auch dem Sustain entgegenkommen sollte. Das Griffbrett aus Palisander beherbergt 22 perfekt eingesetzte und bearbeitete Medium-Jumbo-Bünde.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Hals ist in den Korpus eingeleimt

Wer auf die hier eingearbeiteten Birds Inlays nicht stehen sollte, kann die Vela auch mit normalen Punkten bekommen. Mir gefällt sie so, wie sie sich zum Test vorgestellt hat; ich finde, die Birds passen gut zum Erscheinungsbild. Der Blick wandert weiter hoch in Richtung Kopfplatte, auch sie in Korpusfarbe- und -finish. Der 42mm breite Sattel führt die Saiten schnurgerade zu den PRS Locking-Mechaniken, die sich sehr feinfühlig um die richtige Stimmung bemühen. Als Fazit dieses ersten Testabschnittes steht, dass es am Erscheinungsbild der Gitarre rein gar nichts zu bemängeln gibt, alle Arbeiten wurden auf höchsten Niveau ausgeführt!

Anzeige

Praxis

Sound/ Bespielbarkeit:

Die Vela hängt perfekt ausbalanciert am Gurt und schmiegt sich auch im Sitzen perfekt an. Auch der Pattern Regular-Hals liegt satt in der Hand und ist dabei äußerst komfortabel zu bespielen. Dank ihres geringen Gewichts ist ein stundenlanges Bearbeiten gar kein Problem – es macht einfach Spaß, sie in der Hand zu halten, und man hat das Gefühl, dass die Zeit dabei keine Rolle spielt.
Schon unverstärkt zeigt sie sich als freche und klanglich wendige Wegbegleiterin, sie ist ungemein antrittsschnell und reagiert sehr feinfühlig auf Dynamik. Los geht es mit einigen Cleansounds. Im ersten Beispiel hören wir die drei Pickup-Kombinationen beginnend am Hals, im zweiten dann das Ganze noch einmal, aber gesplittet.

Audio Samples
0:00
Pickup-Kombis (beginnend mit Hals-PU) Pickup-Kombis Split (beginnend mit Hals-PU)

Die PRS S2 Vela klingt ausgesprochen direkt und warm. Hier zeigt sich auch die tolle Ansprache, die sich schon trocken angedeutet hat. Die Split-Funktion gilt naturgemäß nicht für den Hals-Singlecoil, dafür kann man sie aber in der Mittel- und Stegposition hören. Alle fünf Sounds sind eigenständig und liefern eine breite Palette an Klängen.
Und nun gestrummt. Auch hier zuerst die normale, dann die gesplittete Pickup-Reihenfolge.

Audio Samples
0:00
Pickup-Kombis Strumming Pickup-Kombis Split Strumming

Hier ist gut zu hören, wie die Töne glockig ausklingen – die Gitarre produziert ein wirklich exzellentes Sustain. Sie reagiert selbst auf feinste Nuancen des Anschlags und liefert ein durchweg warmes, ausgewogenes Klangbild. Im Vergleich zu meiner Custom Shop Strat ist das Frequenzbild der Vela etwas tiefer angelegt, besitzt aber einen ähnlichen Höhencharakter.
Ich schalte jetzt in den nächsthöheren Gang und erzeuge einen leichten Crunch. Im zweiten Beispiel dann wieder gesplittet.

Audio Samples
0:00
Pickup-Kombis Crunch Pickup-Kombis Split, Crunch

Hier geht unsere Probandin wirklich frech und antrittsschnell zuwerke und erzeugt durchsichtige, stramme Riffs. Alle fünf verschiedenen Sounds sind hier sehr gut einsetzbar. Mich erinnert die Vela an einen Hybriden aus Strat und Les Paul, was vielleicht etwas abgegriffen klingen mag, weil sich daran seit Jahrzehnten diverse Hersteller versuchen. Aber in dieser Disziplin überzeugt mich die Vela bisher am deutlichsten. Sie hat den “Growl” einer Les Paul, kombiniert mit der Spritzigkeit der Strat.
Und nun mit noch mehr Gain, natürlich ebenfalls gesplittet.

Audio Samples
0:00
More Gain Split, More Gain
Die PRS Vela konnte im Test voll und ganz überzeugen
Die PRS Vela konnte im Test voll und ganz überzeugen

Das im vorherigen Beispiel Erwähnte wird hier bestätigt. Sie ist schön stramm in ihrer Ansprache und überzeugt mit Spritzigkeit, ohne auf das wichtige Fundament in den Tiefmitten und im Bassbereich zu verzichten.
Mal hören, wie sie sich am böse zerrenden Amp macht.

Audio Samples
0:00
HiGain

Sie kann auch richtig rocken und liefert Breitband-Rock wie Metal-Sounds. Kein Wunder, das PRS-Gitarren gerne im härteren Musikgenre eingesetzt werden, denn auch die Vela zeichnet sehr klar und definiert, selbst bei High Gain. Sie pumpt auch beim Achteln ganz wunderbar und erzeugt damit einen wuchtigen Druck.
Es wird Zeit für ein kleines Lead-File. Erst mit dem Steg-PU, diesmal im Humbucker-Modus, dann darf der Kollege am Hals ran.

Audio Samples
0:00
Lead – Steg-Pickup, dann Hals-Pickup

Es verwundert nach all den Beispielen zuvor nicht, dass sie auch hier überzeugt. Alle Anschläge werden mit einem fetten Schmatzer versehen, wobei die Töne schier unendlich stehen.
Abschließend eine kleine Clean-Jam. Hier kommt der Hals Singlecoil zum Einsatz.

Audio Samples
0:00
Clean-Jam, Hals-Singlecoil
Anzeige

Fazit

Mit der S2 Vela hat PRS eine eigenständige Gitarre im Programm, die allein schon verarbeitungsmäßig auf Custom-Shop-Niveau agiert. Die Werkseinstellung ist perfekt und dank ihrer tollen Ergonomie und ihrem leichten Gewicht lässt sie sich traumhaft bespielen. Sie ist klanglich im wahrsten Sinne straff und liefert ein ungemein spritziges Klangbild, das sich in den allermeisten Musikstilen wohlfühlt. Ich hätte auch keine Zweifel angemeldet, wenn der doppelte Preis aufgerufen worden wäre. Unbedingt antesten!

PRS_Paul_Reed_Smith_Vela_7
Technische Daten:
  • Hersteller: Paul Reed Smith
  • Bezeichnung: S2 Vela
  • Herstellungsland: USA
  • Korpus: Mahagoni
  • Hals: Mahagoni
  • Griffbrett: Palisander
  • Sattelbreite: 42mm
  • Bünde: 22 medium Jumbo
  • Preis: 1859,00 Euro (UVP)
Hot or Not
?
Der Mahagoni-Korpus wurde braun gebeizt und klar lackiert

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Subtle Compressor Tones with the Wampler Mini Ego 76 Compressor!
  • Fender American Professional Classic Stratocaster HSS | First Look
  • Quilter Labs Elevate – Review & Sound Demo | Modeling reimagined?