MOTU UltraLite mk5 Test

Spätestens der Namenszusatz „mk5“ des MOTU UltraLite mk5 offenbart, dass der amerikanische Hersteller schon eine Weile im Interface-Markt mitmischt.

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Mark of the Unicorn (MOTU) ist ein wahres Urgestein der Audiointerface-Hersteller und auch die Wurzeln unseres Testgeräts MOTU UltraLite mk5 reichen mittlerweile fünf Generationen bis und bis ins Jahr 2006 zurück. Bei soviel Kompetenz und Erfahrung kann doch eigentlich nichts schiefgehen – oder doch? Wir haben das kompakte USB2.0-Audiointerface unter die Lupe genommen. Was uns dabei aufgefallen ist, lest ihr im folgenden Testbericht!

Details

Gerätekonzept

Das Windows-, Mac- und iOS-kompatible USB2.0-Audiointerface ermöglicht 24Bit-Aufnahmen mit einer maximalen Abtastrate von 192 Hz und wird über ein externes Netzteil mit der notwendigen Spannung versorgt. Dank der insgesamt vier Steckdosenadapter im Lieferumfang geht das sogar weltweit. Trotz seiner kompakten Maße ist das UltraLite mk5 ein beachtlicher (Fast-)Alleskönner. Neben einer umfangreichen Ausstattung an analogen und digitalen I/Os – mehr ließe sich bei der Gerätegröße kaum verbauen – bietet das Interface einen MIDI-Ein- und -Ausgang sowie DSP-Effekte, die man zum Monitoring und auch zum Tracking verwenden kann. In Verbindung mit der Kontroll-Software CueMix 5 lassen sich die Outputs zum Beispiel für Surround-Setups oder verschiedene Monitormischungen flexibel einsetzen und auch das Erstellen von Loopback-Mixes (Windows) zum Streaming gehört zum Repertoire des UltraLite mk5.

Fotostrecke: 3 Bilder Das UltraLite mk5 geizt nicht mit Anschlussmöglichkeiten.

Was bietet das MOTU UltraLite mk5 nicht?

Der funktionelle Fokus des Interfaces liegt deutlich auf seinen vielen Ein- und Ausgängen und deren Verwendungsformen. Einige andere Interfaces dieser Größe oder Preisklasse, häufig mit weniger I/Os, ersetzen quasi einen Monitorcontroller. Sowohl haptisch, z.B. mit einem großen Lautstärkeregler, als auch seitens der Funktionalität mit Features wie Dim und einer Mono-Summierung des Monitorsignals. Das MOTU UltraLite mk5 kann hiermit nicht dienen, wobei dies nicht als Kritik am Testgerät gedacht ist, sondern eher als Hinweis auf einen konzeptionellen Unterschied, den man bei einer Kaufabsicht allerdings beachten sollte.

Ein relativ kleiner Encoder regelt die Lautstärke von Main Mix und Kopfhörer. Die Umschaltung erfolgt per Druck auf den Drehregler.
Ein relativ kleiner Encoder regelt die Lautstärke von Main Mix und Kopfhörer. Die Umschaltung erfolgt per Druck auf den Drehregler.

Was ist neu?

Das UltraLite mk5 ersetzt nach etwa fünf Jahren die mk4-Version von 2016. Fast schon obligatorisch für ein Nachfolgemodell sind verbesserte Wandler. Für die Line Outs und separat für den Kopfhörerausgang werden neue ESS Sabre32 ES9026PRO DACs eingesetzt. Auch eingangsseitig zeichnet sich der Nachfolger durch eine höhere Dynamik, weniger Rauschen und einen noch verzerrungsfreieren Klang aus. Neben einem Facelift des Gehäuses und der Bedienungselemente, die sich allerdings immer noch an gewohnter Stelle befinden, ist das OLED-Display ein augenscheinliches Upgrade, das nicht nur schick aussieht: Die Ablesbarkeit aus sämtlichen Winkeln und selbst aus einiger Entfernung ist vorbildlich! Auf der Geräterückseite befindet sich nun eine „zeitgemäße“ USB-C Buchse und auch die Kontrollsoftware wurde aktualisiert. Für das mir nicht bekannte Vorgängermodell gibt es übrigens eine Browser-Steuerung inklusive Audio-Matrix, die zumindest zum Zeitpunkt dieses Tests (noch) nicht für das UltraLite mk5 verfügbar ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Das mk5 ist mit einem USB-C-Anschluss ausgestattet.

I/Os und sonstige Anschlüsse

Das MOTU UltraLite mk5 verfügt über beachtliche 18 Ein- und 22 Ausgänge, die bei Abtastraten bis zu 48 kHz gleichzeitig nutzbar sind. Bei höheren Samplingfrequenzen bis 96 kHz halbieren sich die ADAT-I/Os von 8 auf 4. Bei 176,4 und 192 kHz werden die optischen Digitalanschlüsse vollkommen deaktiviert. Was lernen wir daraus? Sollten diese Einschränkungen einmal hinderlich sein, einfach mit 48 kHz arbeiten, wie es (im echten Leben) auch viele erstklassige Engineers bei durchaus audiophilen Produktionen tun. Zu den optischen I/Os, die sich übrigens von ADAT auf S/PDIF umschalten lassen, gesellen sich jeweils ein Stereo-Ein- und Ausgang (S/PDIF, Cinch) sowie natürlich die analogen Ins und Outs. Rückseitig befinden sich insgesamt zehn symmetrische Analogausgänge und sechs ebenfalls symmetrierte Eingänge in Form von 6,3-mm-Klinkenbuchsen. Auf der Gerätevorderseite dienen zwei verriegelbare XLR/TRS-Kombibuchsen zum Anschließen von Mikrofonen, Line-Quellen oder Instrumenten. Diese Inputs (1/2) verfügen über separate Encoder zur Pegeleinstellung sowie Schalter für Phantom Power (48V) und einem Pad-Schalter zur Vorabsenkung des Eingangspegels um 20 dB. Vorbildlich: Die Schalter leuchten bei Aktivierung farbig! Per App lässt sich außerdem für alle analogen Eingänge eine Phasenumkehrung einschalten.
„Last but not least“ wäre bei den Audioanschlüssen der separat regelbare Kopfhörerausgang zu nennen. Dass es hiervon nur einen einzigen bei dem ansonsten so üppig ausgestatteten Interface gibt, passt für meinen Geschmack nicht ganz ins Bild oder überrascht zumindest ein wenig. Ein dramatisches Ausschlusskriterium ist es aber auch wieder nicht, da man bereits für niedrige zweistellige Beträge einen Kopfhörerverstärker oder ein „Mini-Mischpult“ erhält, für dessen Anschluss man schließlich genügend Line Outs am MOTU UltraLite mk5 zur Verfügung hat.
Als letztes wären die beiden Standard-MIDI-Buchsen, die rückseitig oberhalb des USB-C- und des 15-V-Netzanschlusses befinden, zu nennen. Zusammenfassend kann man sagen, dass das kompakte MOTU-Interface sehr gut ausgestattet ist, um als Herzstück eines ambitionierten Homestudio-Setups, im Proberaum oder auf der Bühne genutzt zu werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Auf der Gerätefront befinden sich zwei verschraubte und verriegelbare Kombibuchsen.

Hardware und Verarbeitung

Das optisch ansprechende und überwiegend aus Metall gefertigte Desktopgerät macht einen absolut robusten und roadtauglichen Eindruck. Mit Maßen von 220 x 45 x 178 mm (B/H/T) und einem Gewicht von 1,31 kg ist das MOTU UltraLite mk5 transportfreundlich. Und wer das Interface stationär einsetzen möchte, hat die Möglichkeit, das sogenannte Rack-Mount-Kit zum Einbau in ein 19´´-Rack separat zu ordern. Alle Buchsen des Testgeräts sitzen bombenfest und auch die bei Aktivierung beleuchteten Buttons und Push-Encoder machen einen vertrauenserweckenden Eindruck, der durch das bereits erwähnte OLED-Display als Sahnehäubchen abgerundet wird. Top!

Praxis

Testumgebung und Performance des MOTU UltraLite mk5

Der mehrtägige Test des Windows-, Mac- und iOS-kompatiblen Interfaces inklusive der MOTUs CueMix 5-App erfolgte mit meinem iMac Pro (macOS 10.15.7), MacBook Pro (macOS 10.14.6) und meinem 2019er iPad (iOS 14.5) ohne jegliche Probleme, Audioaussetzer oder sonstige nennenswerte Vorkommnisse. Die Roundtrip-Latenz bei 64, 128 und 256 Samples Buffersize ist mit 4,0, 6,9 und 12,7 ms spürbar geringer als bei meinem Apollo X4 von Universal Audio und auch das Abspielen und Bearbeiten komplexer Projekte in Pro Tools und Logic verlief einwandfrei. Laut Hersteller ist das UltraLite mk5 übrigens auch mit den neuesten Apple Computern und Betriebssystemen verwendbar. Weiterhin positiv anzumerken ist die Inbetriebnahme ohne Registrierungsprozess, der lediglich zum Download der zusätzlichen Softwareinhalte (PerformerLite und Sound Content) erforderlich ist. Insgesamt macht das MOTU-Interface den ausgereiften Eindruck, den man von einem Gerät der fünften Generation erwartet!

CueMix 5

Ebenfalls ausgereift und ausgesprochen flexibel ist die CueMix 5 App, deren GUI unter macOS und iOS vollkommen identisch aufgebaut ist. Während sich verschiedene Pegel- und Geräteeinstellungen an der Hardware bedienen lassen, erreicht man den vollen Funktionsumfang und die „verborgenden Stärken“ des MOTU UltraLite mk5 erst mithilfe dieser Software. Das Kern-Feature dürfte wahrscheinlich der explizite und übersichtliche Zugriff auf 6 verschiedene Monitormixes (Main 1-2, Phones 1-2, Line 3-4 bis Line 9-10) sein, wodurch sich das kleine Interface unter anderem als nützliches Tool für den Bühneneinsatz erweist. Ebenfalls ist es möglich, mehrere Line Outs mit dem Main-Fader zu koppeln, was zur Steuerung von Surround Setups nützlich ist. Die vielfältigen Möglichkeiten werden durch die Bereitstellung von DSP-Effekten nochmals erweitert. Exotisches oder trendige Vintage-Emulationen sucht man zwar vergeblich, aber der Monitoring-Hall sowie die Input-Effekte (Gate, Compression, 4-Band-EQ) sind zweifellos sehr praktisch. Der Pre/Post FX-Switch je Input ermöglicht die Verwendung der Effekte zur Aufnahme oder lediglich zum Monitoring. Außerdem besitzt jeder der sechs Stereomixes einen eigenen dreibandigen Master-EQ. Da man zwar das komplette Geräte-Setting, aber nicht einzelne Effekteinstellungen als Preset sichern kann, besteht noch ein wenig Luft nach oben, dennoch macht das ganze einen durchdachten und praxisgerechten Eindruck!

Fotostrecke: 3 Bilder Kopfhörermix (iOS App): Jeder Monitormix besitzt eine eigene Farbgebung.

Sound

Und wie klingt es? Sowohl ein- als auch ausgangsseitig kann man ich dem UltraLite mk5 nur hervorragende Audioeigenschaften attestieren. Die ausgesprochen kräftigen (+74 dB!) Mikrofonvorverstärker liefern ein transparentes und rauscharmes Signal, sowohl mit den im Test verwendeten Kondensatormikrofonen (Neumann, Schoeps) als auch mit dem dynamischen SM7B von Shure. Auch die DI- und Line-Aufnahmen können überzeugen. In den Resampling-Audiobeispielen habe ich das Line-Ausgangssignal des MOTU UltraLite mk5 erneut über die Inputs aufgenommen. Bei den resultierenden doppelt gewandelten Audiofiles kann ich im Hörvergleich keinen Färbungen oder Qualitätsminderungen feststellen – was will man mehr? Die DSP-Effekte sind aus meiner Sicht eher ein wertvolles Werkzeug zum Monitoring als zur kreativen Klangformung, wobei ein Low Cut oder Kompressor zum Übersteuerungsschutz durchaus auch mal auf einer aufgenommenen Spur sinnvoll sein kann.

Audio Samples
0:00
Acoustic Guitar / Schoeps CMC5 Electric Bass Electric Guitar Percussion / Schoeps CMC5 Sprache / Neumann TLM 102 Sprache / Shure SM7B Sprache / Shure SM7B + DSP FX Soundbeispiel 01 – Original Soundbeispiel 01 – Resample DA/AD Soundbeispiel 02 – Original Soundbeispiel 02 – Resample DA/AD Soundbeispiel 03 – Original Soundbeispiel 03 – Resample DA/AD
Fotostrecke: 4 Bilder Die Dynamics lassen sich wahlweise zum reinen Monitoring verwenden oder auch aufnehmen.

Fazit

Das MOTU UltraLite mk5 ist ein kompaktes USB-Interface mit hervorragenden Audioeigenschaften und einer bemerkenswerten Flexibilität in Bezug auf unterschiedliche Einsatzszenarien zwischen Studio, Bedroom und Bühne. Grund hierfür sind die zahlreichen I/Os, die per Software individuell konfiguriert und bei Bedarf per DSP FX klanglich bearbeitet werden können. Im Test zeigte es sich im Verbund mit meinen macOS- und iOS-Geräten zuverlässig und von seiner besten Seite. Empfehlenswert!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • reichhaltige Ausstattung an analogen und digitalen I/Os
  • sehr umfangreiche Monitoring-Optionen
  • ausgesprochen vielfältige Einsatzmöglichkeiten für ein derart kompaktes Interface
  • sehr kräftige und saubere Mikrofonvorverstärker
  • hervorragende Wandler
  • geringe Latenz
  • DSP-Effekte
  • MIDI-Anschlüsse
  • robuste Hardware
  • OLED-Display mit hohem Nutzwert
Contra
  • nur ein Kopfhöreranschluss
Artikelbild
MOTU UltraLite mk5 Test
Für 764,00€ bei
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Features und Spezifikationen
  • USB 2.0 Audiointerface mit DSP-FX
  • Netzanschluss
  • Auflösung bis zu 24 Bit / 192 kHz
  • ESS Sabre32 Ultra DAC-Technologie (125 dB Dynamik, -114 dB THD+N))
  • USB-C Anschluss
  • 18/22 Ein-/Ausgänge
  • 2 kombinierte XLR/TRS Mikrofon- und Instrumenteneingänge (Hi-Z)
  • Mic Preamps: 48 V (separat), +74 dB Gain, THD+N -113 dB
  • 6 symmetrische Line Inputs, 10 Line Outputs (6,3mm)
  • 10 symmetrische Line Outputs (6,3mm, DC coupled)
  • 1 RCA S/PDIF digital I/O
  • 1 optischer digital I/O (ADAT oder TOSLink)
  • MIDI In/Out
  • 1 Headphone Out (separat regelbar)
  • DSP-Effekte (Reverb, EQ, Dynamics)
  • Loopback-Funktionalität für Streaming-Anwendungen
  • OLED-Display
  • Maße: 220 mm x 45 mm x 178 mm (B/H/T)
  • Gewicht: 1,31 kg
  • optionales Einbau-Kit für 19-Zoll-Racks erhältlich
  • USB-C Kabel + USB-C auf USB-A Kabel
  • 22×6 Monitor-Mixer / CueMix 5 App (Mac, PC, iOS)
  • Performer Lite (DAW + Loop und Sample Packs)
  • Systemvoraussetzungen: Windows 10+, macOS 10.13+, iOS 12.4/ USB-Class-Compliant
  • 2 Jahre Garantie
  • Preis: € 748,– (Straßenpreis am 26.5.2021)
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Profilbild von thorwe

thorwe sagt:

#1 - 26.05.2021 um 12:49 Uhr

0

Es ist schön, dass ihr einen Blick auf Surround Features werft, sieht man immer seltener. Aber zumindest soweit mir bekannt ist dies das einzige 8ch+ Interface von Motu ohne Multichannel WDM Treiber - was Windows User außerhalb ihrer DAW doch recht im Regen stehen lassen würde? Oder bin ich da falsch informiert?

    Profilbild von Peter Koenemann

    Peter Koenemann sagt:

    #1.1 - 28.05.2021 um 12:31 Uhr

    0

    Hallo Thorwe,vielen Dank für den Kommentar. Die Nachfrage beim Vertrieb hat ergeben, dass das UltraLite mk5 tatsächlich nicht für den Surround-Betrieb unter Windows außerhalb der DAW konzipiert wurde.Viele Grüße

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