Backstage-Quickie: Phrasenmäher im Interview

Die Wahl-Hamburger Spaßkapelle Phrasenmäher kennt ihr ja bereits aus unserem Podcast. Wir haben die Gelegenheit genutzt, die Urheber des längsten veröffentlichten Songs noch einmal einem Kreuzverhör zu unterziehen.

Wer noch mehr über den Werdegang des Trios erfahren will, dem sei das Audio-Interview ein weiteres Mal ans Herz gelegt. Hier geht es jetzt ans Eingemachte: Die 10 knackigen Fragen unseres Backstage-Quickies an Lenne, Jannis und Martin:  

bonedo.de: Wie wurde Musik Euer Leben und Eure Karriere?

Jannis: Wir haben immer schon viel Musik gemacht. Anfang 20 haben wir dann eine Zivi/Studentenband gegründet. Mit wachsendem Erfolg haben wir festgestellt, dass es immer besser funktioniert. Dann haben wir in Hildesheim bei Hannover ein kleines Label kennengelernt, die bereit waren eine CD mit uns zu produzieren. Da haben wir gute Resonanzen bekommen und haben dann gesagt. OK, jetzt wollen wir es richtig probieren. 

bonedo.de: Was würdet ihr machen, wenn Ihr keine Musiker wärt?  

Martin: Wenn´s die Musik nicht direkt wäre, wäre es vermutlich irgendetwas anderes, dass etwas mit Musik zu tun hat. Also in einem Veranstaltungszentrum arbeiten, oder pädagogisch mit Bands arbeiten. Vielleicht ein bisschen Zirkuspädagogik. Ich wäre wahrscheinlich so ein Musiker/Künstler der sich verschiedene Baustellen sucht.  

Lenne: Ich würde mehr journalistisch arbeiten. Weil ich das auch jetzt schon nebenbei mache, würde ich Radio und Zeitung zum Hauptberuf machen.

Jannis: Ich würde nichts anderes machen als Musik. Ich mache zum Beispiel nebenbei Improvisationstheater als Pianist. Ich würde Filmmusik oder Theatermusik machen. Ich würde auf jeden Fall Musik machen, da gibt´s keine Alternative.  

bonedo.de: Was ist das Besondere an Euren Instrumenten?  

Martin: Das besondere am Schlagzeug ist, dass man erst mal nichts mit Tönen sondern mit Geräuschen zu tun hat. Es aber trotzdem extrem musikalisch zu spielen, das ist das spannende daran!  

Lenne: Ich spiel Bass und alle machen permanent Witze darüber, aber wenn es weg wäre, würde keiner mehr lachen. Weil es das wichtigste ist!  

Jannis: Ich spiel die ganzen Akkordinstrumente, also Akkordeon, Klavier und Gitarre. Und für mich machen die Harmonien immer den Song aus. Egal ob man auf ner Gitarre oder nem Klavier spielt. Erst durch das gleichzeitige Spielen von Tönen wird’s halt richtig voll und schön.  

Martin: Was wärst du denn ohne den Groove… 

Jannis:

Fotos: Andreas Läsker / Montage: bonedo.de
Fotos: Andreas Läsker / Montage: bonedo.de

Ja, an diesem kleinen Strohhalm hältst du dich fest. (Gelächter) Ich würde trotzdem sagen, dass die Akkorde mir besonders wichtig sind. Und deswegen: egal ob Gitarre, Akkordeon oder Klavier – es ist einfach schön wenn Töne zusammen klingen.

bonedo.de: Was ist die wichtigste Musikequipment-Erfindung aller Zeiten – und warum?  

Jannis: Der Pohlmann! Ich muss jetzt einfach mal eine Lanze für den Pohlmann brechen. Den hat der Musiker Pohlmann glaube ich auch erfunden. Das ist eine kleine Gitarrenhalterung. Das ist so geil, weil man nicht mehr diesen Gurt um sich rumnudeln muss. Man macht einfach zack und legt die Gitarre drauf. Ich hoffe ich krieg jetzt ein bisschen Geld vom Pohlmann, aber es ist wirklich so! Das erste was mir einfällt ist der Pohlmann. (lacht)

bonedo.de: Ehrlich? Die Herstellungskosten sind wahrscheinlich bei 10 Cent.  

Jannis: Aber es ist genial!  

(Unser Kolumnist hat übrigens eine ganz eigene Meinung zum Pohlmann: hier geht´s lang! – Anm. Red.)

Martin: Ich glaube generell, dass du Instrumente verstärken kannst und so auch größere Hallen spielen kannst. Damit hast du halt nicht dieses Beatles-Problem von früher. Sonst könntest du ja einfach weiterhin nur Akustikgitarre spielen und es gäbe immer eine Begrenzung. Das war einfach ein Einschnitt in der Musikgeschichte.  

Lenne: Auch wichtig ist die Aufnahmemöglichkeit, also das  Recording, weil jetzt einfach viel mehr Menschen an Musik teilhaben können. Mittlerweile ist es möglich, dass sich das jeder irgendwie kaufen und mitnehmen kann oder irgendwie hören kann. Auch Sachen wie Radio gehen ja nur, weil man aufnehmen kann.

Für Jannis die Musikerfindung der letzten Jahre: Der Pohlmann!
Für Jannis die Musikerfindung der letzten Jahre: Der Pohlmann!

bonedo.de: Erinnerst du dich an deine erste Studioerfahrung und wie war das für dich?  

Martin: Meine erste Studioerfahrung. Das war mit meiner ersten Band mit dem wunderschönen Namen Wurstgemurzel. Wir haben uns von einem Bekannten so ein 6-Spur Aufnahmegerät, so ein Mini-Disc in groß. Ich weiß nicht wie das genau hieß. Da haben wir uns ein Wochenende lang hingesetzt, die Kanäle verteilt und dann ein Wochenende lang aufgenommen. Das Ergebnis war nicht schön, aber die Erfahrung ist sehr gewachsen dadurch. Wir konnten ein bisschen rumprobieren und die Songs mal unterschiedlich aufnehmen.  

bonedo.de: Hast du die Aufnahmen noch?  

Martin: Die habe ich noch. Das war wirklich nur für Freunde. Wir haben sie dann „Best Of“ genannt.  

Bonedo.de: Und die anderen? 

Lenne: Ja, ich erinnere mich. Danach habe ich mir ein Metronom angeschafft. (Gelächter)

Es war zu merken, dass Live und Studio zwei paar Schuhe sind. Wenn man das erste Mal mit wirklich gar keiner Studioerfahrung und auch noch nicht so langer Instrumentenerfahrung in einem Studio ist. Man spielt dann eben auf Click ein, wenn man nacheinander die Instrumente einspielt und nicht live. Und das war schon hart.  

Jannis: Bei dem ersten Demo das wir eingespielt haben mit Phrasenmäher, vor vielen, vielen Jahren, hab ich mich geweigert mehrere Gitarren einzuspielen weil ich wollte, dass das auf der Platte so klingt wie live. Das funktioniert überhaupt nicht und klingt total dünn, weil bei allen Pop-Produktionen ganz viele Gitarren eingespielt werden um diese „Wall of Sound“ zu erreichen. Deshalb klingen beim ersten Demo von Phrasenmäher die Gitarren ganz schlecht. Das habe ich seitdem nie wieder so gemacht und immer mehrere Gitarren eingespielt.  

bonedo.de: Auf welche Aufnahme seid ihr am meisten stolz? 

Jannis: Auf unser neues Album “9 Hits, 3 Evergreens”.  

Martin: Da konnten wir zum ersten Mal machen was wir wollten!

Jannis: Weil wir das entsprechende Equipment zur Verfügung hatten. Vorher war das Sound-mäßig immer ein Kompromiss, weil wir einfach teilweise die Instrumente nicht hatten. Jetzt hatten wir einen Flügel vor Ort, wir konnten aber auch ein Rhodes oder ein Keyboard nehmen. Und auch textlich konnten wir das machen wie wir wollten. Das Album war fertig aufgenommen, bevor wir den Plattenvertrag hatten.

Foto: Andreas Läsker
Foto: Andreas Läsker

bonedo.de: In welchem Studio habt ihr das Aufgenommen?  

Martin: In Stuttgart bei Felix Gauder von Jojo Music.  

bonedo.de: Schönste und schlimmste Erfahrung auf der Bühne? Der Support für Fanta 4 vielleicht? 

Lenne: Nein nicht unbedingt! Ich glaube es gibt jedes Jahr irgendein Highlight, wenn man so viel spielt. Unterschiedliche Arten von Konzerten können auch einen unterschiedlichen Reiz haben. Und es gibt jedes Jahr immer zwei, drei Shows an die man gerne zurückdenkt.

Das schlimmste sind generell Situationen an denen du nichts ändern kannst. Also wenn du merkst, du bist auf einem Festival und deine Zeit läuft, aber die Techniker haben noch gar nicht verkabelt. Das ist immer das schlimmste: hilflos zu sein.  

Jannis: Uns ist mal einmal das komplette Mischpult ausgefallen. Und das war hart, weil wir in einem vollen Club in Bremen waren und es ging nichts mehr. Dann haben wir 10 min a cappella gemacht und allen gesagt, „seid mal ganz leise“. Aber innerlich haben wir natürlich Blut und Wasser geschwitzt. Dann fanden das aber alle ganz großartig, und das ist auch das Schöne dann. Da ist dann aus einer ganz schlimmen Situation eine der schönsten Erinnerungen entstanden. Weil die Leute wirklich ganz leise und gespannt waren: wie gehen die jetzt damit um? Und da konnten wir dann die Situation total drehen, das sind natürlich tolle Live-Momente, aber für 10 Sekunden haben wir gedacht, oh Gott das ist der Super-GAU.  

bonedo.de: Lieblingsbeschäftigung auf Tour? Gibt es irgendwelche Rituale?  

Martin: Also wir haben das Ritual direkt vor dem Konzert, dass wir einfach nochmal zu dritt einen intimen Moment haben und die Köpfe zusammenstecken und uns zusammen einsingen. Weil wir immer dreistimmig singen ist es halt wichtig, dass sich das Gehör langsam drauf einschlägt, dass es zu dritt schön klingen muss. Das hat sich aber einfach daraus entwickelt hat, dass wir das brauchen um fürs Konzert fit zu werden.

bonedo.de: Und Lieblingsbeschäftigungen? 

Lenne: DVDs gucken.  

Jannis: Und schön 80er-Jahre Musik im Auto aufdrehen.

bonedo.de: Was würdet ihr ändern, wenn ihr im Musikgeschäft das Sagen hättet?
 

Martin: Ich würde sagen, dafür sorgen dass die Leute verstehen dass es durchaus Sinn machen kann Musik auch mal zu kaufen und das Live-Konzerte eine tolle Sache sind. Da würde ich an der Vermittlung arbeiten, also nicht „Ihr seid doof weil ihr nicht kommt“, sondern vielleicht mal zu überlegen wie man die Leute motiviert weil  Live-Erlebnisse zu den schönsten Sachen gehören die es gibt.  

Lenne: Ich glaube auch dieses Trend-Ding, dass alle immer dem gleichen Ball hinterherlaufen. Vielleicht ist es ja auch das ein Problem, dass das Musikgeschäft in die Krise geführt hat. Weil immer alle das gleiche machen wollen. Wie soll denn das funktionieren? 

Jannis: Deswegen machen wir auch was anderes.

Martin: Um das Musikbusiness ein bisschen vorm Kommerz zu schützen. Also das klingt härter als es ist. Es wird einfach viel gemacht, weil es schon mal funktioniert hat. Und wenn man dem ein bisschen entgegenwirken kann, dann würde noch das ein oder andere spannendere entstehen.

bonedo.de: Welchen Rat würdet ihr jungen Musikern geben, die sich so wie ihr als Profis durchsetzen wollen?  

Jannis: Ignoriert die Trends. Also wenn euch bei einem Trend etwas gefällt, dann macht es. Wenn ihr es gut umsetzten könnt und wenn ihr das Gefühl habt da habt ihr total Bock drauf, dann unbedingt machen. Aber wenn ihr das Gefühl habt, ihr fühlt euch damit unwohl und ihr macht das weil das jetzt gerade ein Trend ist. Wir bauen jetzt mal den berühmten Dubstep-Part ein, obwohl wir mit Dubstep überhaupt nix am Hut haben und es uns auch nicht interessiert. Das interessiert dann auch keinen, weil ihr das dann auch nicht echt rüberbringen könnt. Wenn ihr Hardcore-Schlager mahen wollt, dann macht lieber den, wenn ihr den gut könnt und wartet. Weil es kommt sowieso alles wieder. Es ist alles 2 Jahre in und dann zwei Jahre out.  

Lenne: Auf jeden Fall viel spielen und auch durchaus schlechter besuchte Konzerte als Anreiz sehen da die Leute zu kriegen. Man sollte nie die Leute bestrafen die gekommen sind und böse sein, dass zu wenig Leute im Saal sind. Das liegt im Zweifel daran, dass man nicht bekannt genug ist und man wird nicht bekannter davon, dass man keinen Bock hat auf der Bühne, sondern meistens sind das dann die ersten richtigen harten Fans, die dann auch immer wieder kommen. Die freuen sich einfach, dass du dir Mühe gegeben hast, diesen 10/20 Leuten eine Freude zu machen. 

Martin: Uns ist es wichtig, was eigenes zu finden. Also das man für sich was hat, wo man merkt, das einen das auch ausmacht. Das ist manchmal was musikalisches, manchmal was in den Texten, manchmal was in der Performance. Aber das man sich darauf verlässt und besondere Merkmale auch ausstellt und die mit Überzeugung mit einbaut in die Musik die man macht. Also: Eigene Sachen nicht verstecken, sondern fördern!  

Update: Der Phrasenmäher WM-Song!

Eine so kreative Band wie Phrasenmäher lässt sich natürlich auch gerne einmal von aktuellen Ereignissen leiten. Als Fußball-Aficionados ist die WM in Brasilien natürlich ein solcher Kreativ-Katalysator. Der passende Sommerhit aus der Feder der Wahl-Hamburger hört auf den Titel Unser Jahr und ist eine nostalgische Zeitreise durch die WM-Teilnahmen der deutschen Nationalelf. Viel Spaß!

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