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GoPros im Bandkontext – Test

Als ich gefragt wurde, ob ich nicht Lust hätte, GoPro Kameras im Zusammenhang mit meiner Band zu nutzen und meine Erfahrungen niederzuschreiben, hatte ich zunächst ein sehr zwiespältiges Empfinden den kleinen, immer trendiger werdenden Action-Camcordern gegenüber. Unter anderem auch deshalb, weil Fotos und Videos des hippen „Ultra-Weitwinkels“ derzeit in allen erdenklichen sozialen Medien dank Selfiesticks, etc. quasi allgegenwärtig sind. Im Rahmen des Abifestivals in Lingen (Emsland) spielte ich mit meiner Band Astairre einen Slot um 14 Uhr und nahm diese Show zum Anlass, herauszufinden, inwiefern sich die handlichen Kamerakisten für Aufnahmen der eigenen Band eignen.

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Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Erfahrungen im Umgang mit Kameras jeglicher Couleur, kannte mich auch nicht mit Foto- oder Videoaufnahmen aus und war bei der Nutzung der GoPros auf mich allein gestellt – einmal abgesehen von der beiliegenden Bedienungsanleitung. Dieser Erfahrungsbericht wendet sich deshalb in erster Linie an die Musikerkollegen, die sich mit dem Gedanken beschäftigen, die Aktionen ihrer Band auch optisch einzufangen und weniger an die Kenner der Materie, für die der Umgang mit der GoPro täglich Brot ist. Bestimmt werden manche Detailbeschreibungen für einen Profi laienhaft und unscharf daherkommen, aber die sollen auch nicht im Mittelpunkt dieses ganz persönlichen Berichtes stehen.

Details

Alles begann damit, dass ich zwei Kameras bestellte, eine GoPro Hero4 Black Music und eine GoPro Hero4 Silver Music. Bei der ersten handelt es sich um eine sogenannte 4K Ultra HD Kamera, die eine deutliche größere Bildauflösung liefert als die in HD aufnehmende Hero4 Silver, die dafür mit einem Display auf der Rückseite aufwarten kann. Zusätzlich orderte ich ein anklemmbares, universelles GoPro-Display, das bei GoPros ohne eingebauten Bildschirm eine Voransicht bietet. Wer hier sparen will, kann sich übrigens per kostenloser GoPro-App und seinem Smartphone über WiFi/Bluetooth mit seiner GoPro verbinden und sie entspannt steuern und eine Voransicht erhalten. Außerdem lassen sich so im Handumdrehen Aufnahmen verschicken und/oder in sozialen Netzwerken teilen.

Fotostrecke: 10 Bilder Dieses gesammelte GoPro-Paket stand uns zur Verfügung

Für meine Zwecke kam noch einiges an Zubehör hinzu, um bei der Aufstellung der GoPros auf der Bühne möglichst flexibel zu sein. Im Lieferumfang der GoPros befindet sich, abgesehen vom Standardgehäuse, mit dem sich die Kamera auf unterschiedlichsten GoPro-Halterungen installieren lässt, eine Batterie, zwei für Instrumente empfohlene Klebehalterungen, ein Mikrofonständer-Adapter sowie ein Dreiwege-Schwenkarm mit weiteren Aufsätzen. Auch ein USB-Kabel zum Aufladen der Akkus sowie zur Datenübertragung liegt bei. Zusätzlich kam noch eine Flex-Klemme mit Schwenkhals hinzu.

Fotostrecke: 10 Bilder Die GoPro Hero4 Black

Die beiden Kameras werden nicht etwa im simplen Karton angeliefert, sondern stecken ausstellungsfertig in einem aufwendigen Plexiglasdisplay. In der geschlossenen Verpackung unterhalb der Kamera befindet sich das Zubehör. Ich kannte die Aufmachung schon aus dem Einzelhandel, die mich tatsächlich etwas an die von Apple-Produkten erinnerte: Alles clean und einfach gehalten, mit dem Unterschied, dass hier genügend Gebrauchsanweisungen vorhanden sind. Mit nur zwei Knöpfen (Auslösen & Menü) und einem kleinen Display auf der Vorderseite sind die Kameras wirklich kinderleicht zu bedienen. Nach dem ersten Foto findet man sofort Spaß am fischaugenähnlichen Weitwinkel.

Fotostrecke: 10 Bilder Die “Smart Remote” ist eine Fernbedienung für die GoPro

Da wir wirklich einen ganzen Berg an GoPro-Zubehör geliefert bekamen, gibt es jetzt, bevor es in die Praxis geht, noch ein paar Gear-Fotos:

Fotostrecke: 10 Bilder Mit den “Instrument Mounts” kann man die GoPros an den unterschiedlichsten Instrumenten ankleben
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Praxis

Als ich die Bühnenmaße für unser anstehendes Konzert bekam, freute ich mich darauf, das Ganze mit den GoPros zu dokumentieren. Ich hatte mir  insgesamt drei verschiedene Perspektiven/Aufnahmen überlegt und mich zusätzlich von den Empfehlungen zu diversen Halterungen für Musikaufnahmen im GoPro-Katalog inspirieren lassen. Zunächst wollte ich ein Video vom Sänger machen und damit im Idealfall die gesamte Band-Performance einfangen. Ich probierte im Proberaum diverse Positionen der Kamera aus, auch mit dem „Ride Hero“-Zubehör, das sich zur Installation an Rohren/Stativen mit einem Durchmesser von 1,9 bis 3,5 cm eignen sollte. Irgendwie gelang es mir aber nie, den Kopf des Sängers auf 60% des Bildausschnittes zu sehen. Natürlich ist der Winkel sehr groß, aber ich versuchte mit nur einer Kamera die ganze Band einzufangen. Schließlich entschloss ich mich dazu, ein zusätzliches Stativ im Changeover schräg neben unseren Sänger aufzustellen und darauf die GoPro zu befestigen. Der Stativaufsatz ist im Lieferumfang enthalten.

Schon auf dem Weg zum Festival filmte ich ein paar Szenen im Bus. Mit diesen kleinen Dingern lässt sich die Atmosphäre im Tourbus optimal einfangen und das Material super für Tourblogs, o.ä. verwenden. Unmittelbar vor unserer Show hatte ich noch ein Video des Bassisten der Band Periphery gefunden und wollte ebenfalls zusätzlich zur Kopfplatten-Installation noch eine Kamera schräg unten an meinem Bass anbringen, so wie es auch im GoPro-Katalog empfohlen wird. Auch diese Variante probierte ich zunächst im Proberaum aus, kam dann aber zu dem Entschluss, dass mir die rechte Hand beim Anschlagen und der gesamte Korpus in Relation zum Rest viel zu groß im Bild war. Ich erweiterte also die Korpus-Installation (Klebehalterung) um den Schwenkhals, der von der Flex-Klemme abnehmbar und individuell einsetzbar ist. Das Bild gefiel mir auf Anhieb deutlich besser. Allerdings muss ich hier auf einen kleinen Nachteil hinweisen: Wer nicht nur Bass/Gitarre spielt und konzentriert abliefert, sondern evtl. auch mal den Oberkörper heftig bewegt oder einfach gerne auf der Bühne rumturnt und relativ mobil ist, muss davon ausgehen, dass der Schwenkarm entsprechend reagiert und die Kamera verrutscht. Die ursprüngliche Kameraposition konnte mit dem Schwenkhals leider nicht über einen ganzen Song eingehalten werden, trotzdem hier ein Eindruck der beiden Perspektiven Kopfplatte und Korpus:

Wir kamen an diesem Tag aufgrund einer langen Nacht am Vorabend verspätet an, was zur Folge hatte, dass ich nach verkürztem Changeover/Line-Check die folgenden Aufnahmen für Drums bei der befreundeten Band „Adam Angst“ machen musste, da mir die Zeit zwischen den Songs in unserem Set einfach fehlte. Also habe ich die Kamera dort ebenfalls auf einem Stativ schräg hinten am Drumriser installiert. Die zweite Kamera kam aus der Hand gefilmt hinzu. Auch hier zeigte sich, wie einfach man wirklich gute, repräsentative Aufnahmen von seiner Band einfangen kann. Derartige Videos in Kombination mit einer guten Live-Aufnahme – im Idealfall mit FOH-Mix – eignen sich hervorragend als Live-Video. Wenn die Band mit einer gewissen Energie spielt und performt, wird das Video garantiert nicht langweilig. Theoretisch reicht sogar eine einzige Kamera für ein gutes Live-Video, das beispielsweise für Promo-Zwecke, Booking-Anfragen, etc. genutzt werden soll. Im Folgenden also ein Ausschnitt von Drummer Johannes Koster, der den Song „Ja Ja, ich weiß“ von Adam Angst spielt.

Wem das Ganze zu langweilig ist und wer ein wenig zukunftsorientiertere Musikvideos machen will, der könnte sich auch gleich sieben GoPros auf einen Schlag zulegen – so wie die Beatsteaks. Die haben mithilfe der Agentur Bosepark aus Berlin eine 360-Grad Videoproduktion gemacht. Im Video zu „Meantime“, das bei einem Konzert der Beatsteaks in der Berliner Wulheide entstand, kann man wie bei Google Streetview die Performance der Band aus allen Winkeln beobachten. Dreht mein sein Smartphone beispielsweise nach oben, so sieht man den Himmel oder die Bühnenbeleuchtung von unten,  dreht man sich nach hinten so sieht man Schlagzeuger Thomas Götz in Action. Auf jeden Fall ein sehr innovatives und mehr als sehenswertes Musikvideo…

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Mehr Informationen

Abschließend hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, einmal exemplarisch ein Live-Video zum Song „Auf den letzten Metern“ meiner Band Astairre zusammenzuschneiden. Dafür wurden insgesamt vier GoPros eingesetzt, die an vier unterschiedlichen Bühnenpositionen im Rahmen des Stadtfestes Lennestadt zum Einsatz kamen. Ausgehend von den bisherigen Eindrücken und unterschiedlichen Kamerapositionen arbeitete ich dabei viel mit den im Lieferumfang enthaltenen Stativaufsätzen. Ein Schwenkarm wurde auf Hüfthöhe am Mehrfachgitarrenständer befestigt und die Drumcam mit den aufklebbaren Instrumentenhaltern direkt über dem Drum-Wedge angebracht. Glücklicherweise spielt unser Trommler nur In-Ear und der Wedge war gut installiert, was beispielsweise bei Drumrisern nicht unbedingt selbstverständlich ist, vor allem in der Größenordnung der Festivals, auf denen wir diesen Sommer unterwegs waren. (Bei den Drum-Aufnahmen hatte ich zuvor oft ein wackeliges Bild, sobald wir gespielt haben.)
Ich habe jetzt mehrere Shows gefilmt und muss sagen, dass die Kameras wirklich immer einen guten Job gemacht  haben. Die Bedienung ist so simpel, dass man auch schnell in einem stressigen Changeover noch die Möglichkeit hat, mit einer Kamera die gesamte Show der Band einzufangen. Ich kann jeder Band nur empfehlen, sich zumindest eine GoPro zuzulegen und viel zu filmen. Innerhalb von zwei Wochen haben wir so unser Live-Set noch optimieren können und Kleinigkeiten in der Show bemerkt, diskutiert und geändert. Der Sound der Kamera ist natürlich abhängig von der Bühnenposition, in unserem Video verwenden wir einen Mitschnitt unseres Tontechnikers, allerdings ist der Sound der GoPro Music auf jeden Fall überraschend gut und reicht absolut aus, um sich selber zu kontrollieren (siehe Video 1-3). Von anderen Künstlern habe ich schon oft gehört, dass man sich nach der Show gemeinsam den Audio-Mitschnitt im Bus zur nächsten Show anhört. Allerdings ist es für die meisten kleineren Bands finanziell kaum machbar, immer einen eigenen Mischer dabeizuhaben. Durch die Verwendung einer GoPro bietet sich aber die Möglichkeit, mit minimalem Aufwand den eigenen Auftritt komplett festzuhalten, um sich anschließend sein eigenes Konzert ansehen und anhören zu können. In meinem Fall führte das dazu, dass ich jetzt am liebsten jede Show filmen und nachbesprechen würde. Man findet immer wieder Kleinigkeiten in der Bandperformance, die es wert sind, verbessert zu werden, und mit der GoPro ist unter anderem eben auch das auf unkomplizierteste Weise möglich.

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Fazit

Die GoPro hinterlässt einen sehr hochwertigen Eindruck. Die Qualität der Bilder und die Auflösung des super handlichen Miniwürfels sind sehr gut. Zwar filmt heute quasi jede zweite Spiegelreflexkamera in HD, allerdings ist die GoPro aufgrund ihres Super-Weitwinkels und ihrer extrem handlichen Abmessungen für uns Musiker deutlich besser geeignet als jede andere „normale“ Kamera.  Dazu kommen die verschiedensten Installations- und Befestigungsmöglichkeiten, die an Flexibilität nicht zu toppen sind. Die Bedienung ist intuitiv, einfach und sehr angenehm. Durch die zusätzlichen Funktionen der GoPro-App kann eine Kamera aktuell kaum zeitgemäßer funktionieren. Dazu zeigt die Social-Media Integration der App, dass der Hersteller es hier bewusst auf eine junge, Web-affine Zielgruppe abgesehen hat. Schade nur, dass gerade das Flaggschiff der Serie, die Hero4 Black, nicht mit einem Display ausgestattet ist und zusätzlich investiert werden muss, will man direkt an der Kamera sehen und kontrollieren, was man gerade filmt.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Videos in 4K und HD
  • Zeitlupe bis zu 240 Bilder / Sekunde
  • sehr einfache Bedienung
  • geringes Gewicht und Größe
Contra
  • lange Aufladezeiten
Artikelbild
GoPros im Bandkontext – Test
Für 419,00€ bei
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Technische Spezifikationen

Videoauflösung: 4K30, 2,7K60, 1080p120, 720p240
  • Foto 12 MP / 30 Fotos/Sek.
  • integriertes Wi-Fi und Bluetooth
  • Nachtfoto und Nacht-Zeitraffer
  • integriertes Mikrofon
  • USB
  • Abmessungen (H x B x T): 40 x 58 x 29 mm
  • Gewicht: 89 g
  • Preis: 529,00 Euro
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Profilbild von Ralf

Ralf sagt:

#1 - 09.09.2015 um 12:54 Uhr

0

Super Sache mit den Video-Beispielen! Meine GoPro Hero3 kam beim normalem bis schummrigen Bühnen und Proberaum Licht nicht über die Bildqualität meines Zoom Q3 hd Recorders hinaus. Aber der nimmt wesentlich besseren Ton auf. Hat sich da bei der 4er Version was getan?
Ich habe mir letztens einen Smartphone Halter gekauft, das iPhone 6 macht super Videos, und das habe ich ja eh immer dabei.

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