Fredenstein HD Mic Pre Test

Praxis

Einstreuungen? Nein.

Kurz nachdem der Fredenstein HD Mic Pre in das Bento6-Rack geschraubt wurde, greife ich zum Mobiltelefon und aktiviere sogar einen alten Röhrenmonitor. Wollen wir doch mal sehen, ob man bei dieser Bandbreite nicht irgendwelche Einstreuungen in das Audiosignal hineingedrückt bekommt. Doch ich werde enttäuscht – was für den Mikrofon-Vorverstärker jedoch eine gute Nachricht ist. Allerdings sollte man vorsichtig sein, in welches Rack man die API-Kassette einbaut, denn der Preamp benötig +/-150 Milliampère Stromstärke. 

Der Preamp zeigte sich unempfindlich gegenüber Einstreuungen.
Der Preamp zeigte sich unempfindlich gegenüber Einstreuungen.

Schnell. Manchmal zu schnell.

Der Fredenstein HD zeigt im Betrieb sofort, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Wie zu erwarten, arbeitet er sehr feinfühlig, enorm detailliert und so schnell, dass man streckenweise deutlich umdenken muss. Es ist sogar Aufpassen angesagt: Weil Transienten vom HD derart unbeeindruckt mitverstärkt werden, sollte man die Ohren stärker spitzen als bislang. Das LED-Meter dürfte gerne einen Maximalwert ganz deutlich unterhalb des genannten Output-Levels anzeigen, denn seine Integrationszeit liegt deutlich über dem, was der Vorverstärker an Peaks verkraften kann. Bevor das PPM die clippende Signalspitze einer Hi-Hat überhaupt mitbekommt, ist der Spuk schon wieder vorbei. Allerdings ist es natürlich genial, einen derart flotten Preamp zu besitzen, denn die Feinheiten des Signals können so besonders gut auf Line-Level gebracht werden. Besonders gut ausspielen kann der Fredenstein-Pre seine Merkmale in Verbindung mit schnellen Mikrofonen, besonders Kondensatormikros. Er steht dem DPA HMA5000, den ich mit 130V-48V-Convertern gerne mit herkömmlichen Kondensatoren verwende, bezüglich Transparenz und Linearität nicht nach. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ein 500er-Modul einmal für Klassik- und andere detailkritische Akustikaufnahmen empfehlen würde – hier tue ich es. Erstaunlich, wie Fredenstein so etwas innerhalb der limitierten Möglichkeiten des 500er-Lunchbox-Systems hinbekommt, besonders für diesen Preis. Der Preamp zeigt keine signifikanten Klangunterschiede bei verschiedenen Gains, eine Überprüfung der Konstanz mit einem zweiten HD Mic Pre hätte ich besonders interessant gefunden.

Audio Samples
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Fredenstein mit Equitek E200 Fredenstein mit 4038, hohe Impedanz Fredenstein mit 4038, geringe Impedanz, HPF Fredenstein mit M 88, hohe Impedanz Fredenstein mit M 88, geringe Impedanz True Systems mit 4038 Heritage ’73 mit Equitek E200 Heritage ’73 mit M 88

Besonders mit Kondensatormikrofonen grandios

Bei dynamischen Mikrofonen, sowohl Tauchspulen- als auch Bändchenmikrofonen, schmilzt der Vorsprung des HD auf Normalmaß, wenn ich den True Systems P-Solo Ribbon zum Vergleich heranziehe, ein ebenfalls erstaunlich preisgünstiger, ultracleaner Preamp. Ob das etwas mit der dort fehlenden Phantomspeisung zu tun hat? Glücklich bin ich beim True über die 80 dB Maximalverstärkung, mit dem Coles 4038 reichen 64 dB bei geringpegligen Quellen oftmals nicht aus. Dem M88 reicht die Amp-Power des Freds aber in jedem Fall aus, beide Mikros profitieren von der Möglichkeit zur Impedanzumschaltung, die zumindest etwas Klangänderung liefert. Eines sollte aber klar sein: Der HD ist ungefähr so charaktervoll wie ein Industrieroboter und so sexy wie ein Ziegelstein. Der Fredenstein HD Mic Pre ist ein sehr, sehr zurückhaltender, technischer Preamp, der nach dem ersten Höreindruck vielleicht sogar etwas langweilig klingen mag, aber gnadenlos alles verstärkt weiterleitet, was an seinem Input anliegt. Für den Preis ist derart hohe Klangqualität kaum zu bekommen. 

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Marek sagt:

#1 - 12.07.2015 um 08:00 Uhr

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Schon geordert. Bin mal gespannt!

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