Ich entschied mich Mitte der 90er Jahre dazu, ein Schuljahr in den USA zu verbringen. Der Mythos dieses Landes reizte mich schon länger und ich wollte der Sache genauer auf den Grund gehen. Vielleicht würde ich den ‚American Dream‘ nach diesem Jahr besser verstehen oder ihn sogar erlebt haben – wer weiß. Jedenfalls saß ich im Sommer 1996 im Flieger nach Chicago. Aufgewühlt, erwartungsvoll, gespannt. Ohne jegliche Vorsätze ließ ich alles auf mich zukommen. Bis auf eine Kleinigkeit, denn die stand felsenfest: In Amerika kaufe ich mir eine DW Fußmaschine!
Ein Doppelpedal aus der 5000 Serie ist es letztendlich geworden. Und dieses gute Stück spiele ich noch heute. “Wir denken ständig darüber nach, wie wir unsere Sachen noch besser machen können.” so verkündet der “Vice President” von DW, John Good, auf der Firmenwebsite. Und da ich die letzten 15 Jahre nicht ein einziges Mal von meinem Pedal im Stich gelassen wurde, bin ich umso heißer darauf, mit dem DW 5002 Delta 3 Turbo Doppelpedal einen direkten Nachkommen unter die Füße zu bekommen und ausgiebig zu testen.
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Details
Ganz ohne spacig-futuristisches Design oder Hightech-Optik setzt DW nach wie vor auf den eigenen klassischen Look. Unverkennbar mit der roten Bodenplatte, der Mischung aus dunklem Anthrazit und Chrom sowie den blockförmigen Beatern und der vertikalen “5000” auf der Fußplatte, wird hier auf den ersten Blick klar, dass es sich um ein DW-Pedal handelt. In optisch deutlicher Anlehnung an ihr Vorgängermodell wartet die 5002 Delta 3 Turbo jedoch mit einigen durchdachten Raffinessen auf, ohne damit das gewohnte DW-Handling auf den Kopf zu stellen. Fangen wir oben an: Der Beater ist mit einer Plastik- und einer Filzseite ausgestattet, wordurch sich der Sound beeinflussen lässt.
Dank einer kleinen Memorylock-Klammer kann man die Position des Beaters “abspeichern” und bei jedem Aufbau an exakt derselben Stelle montieren. Gezogen wird der Beater von einem Zahnrad-Doppelkettenantrieb. Hier haben wir es mit einem konzentrischen Kettenantrieb zu tun. Dieses System zeichnet eine direkte Verbindung zwischen Kettenzahnrad und der Fußplatte aus, was laut Hersteller ein angenehmes, leistungsfähiges, leichtlaufendes Spielgefühl ermöglicht.
Der Winkel des Beaters kann an der oberen Aufhängung der Feder kinderleicht justiert werden. Dank einfacher Plus- und Minus- Symbole wird die Einstellung der Winkelposition auch visuell dargestellt und ist zur gleichmäßigen Einstellung beider Pedale von großem Vorteil.
Die Spannung der Feder wird an deren unterem Ende mittels einfacher Schraube und Gegenschraube justiert und fixiert. Auch hier hat DW weiße Markierungen aufgepinselt, an denen man genau ablesen kann, wie hart die Feder gespannt ist. Dieses optische Hilfsmittel ist sinnvoll, vor allem, wenn man beide Pedale auf die gleiche Federspannung bringen will. Die breite Fußplatte ist anthrazit beschichtet und bietet durch das Profil des Logos optimalen Halt. Beweglich wird die Fußplatte durch ein von DW patentiertes, ultraleichtes “Delta Tri-Bearing”-Kugellagersystem aus Aluminium. Das gesamte Gelenk ist hierbei jeweils an beiden Enden mit Kugellagern versehen, gewährleistet dadurch stabilen Halt und gleichzeitig eine leichtgängige Bewegung der Fußplatte.
Und hier kommt der erste Coup: Die Fersenplatte kann in der Höhe verändert und auch ausgetauscht werden. Durch optional erhältliche Platten (DW SM1260) kann man sich aus neun (!) möglichen Varianten seine perfekte Höhe für die optimale Fußstellung zurechtschrauben.
Nach wie vor genial: Ein Clip an der Bodenplatte macht‘s möglich, dass auch bei diesem DW Pedal der Stimmschlüssel immer dabei und griffbereit ist. Die Spannreifen-Klemme kann zweifach fixiert werden. Unmittelbar auf der Klemme sitzt eine Schraube, mit der man das Pedal direkt auf die Stärke des Bassdrumhoops anpassen kann. Die seitlich angebrachte Fixiervorrichtung ist bequem zugänglich und sorgt für festen Halt des Pedals an der Bassdrum. Zwei Dornen rechts und links können millimetergenau ausgeschraubt werden, um für absolute Rutschfestigkeit zu sorgen.
Die ultraleichte hexagonale Verbindungswelle aus Aluminium ist zweifach in der Länge ausziehbar und verfügt über einen Memorylock. Dieses System besteht aus einer Hülse und zwei Gelenkstäben, die jeweils mit zwei Schrauben in der Hülse fixiert werden können. Beide Gelenke an den Enden bewegen sich wunderbar leicht und geräuschlos.
Das zweite Pedal ist einstrebig aufgebaut, so dass der linke Fuß optimal und ungestört zwischen Bassdrumpedal und Hihat springen kann. Neben den beiden Dornen sind auf der Unterseite der Bodenplatte vier Klettstreifen aufgeklebt, mit denen das Pedal auf Teppich festen Halt garantiert. Schlagzeuger, die mit zwei Bassdrums unterwegs sind, können dieses Pedal selbstverständlich auch ohne Verbindungswelle nutzen. Die Vorrichtungen für die Federaufhängung und den Beater, sowie eine Spannreifen-Klemme sind vorhanden, um aus diesem Pedal ein voll funktionsfähiges Singlepedal zu machen.
Für das gefühlte “große Finale” sorgt ein erstklassiges Hardcase, in dem das Doppelpedal sicher und roadtauglich verstaut werden kann. Keine weiteren Fragen. Auf zur Praxis..
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PRAXIS
Das Pedal ist in seinem Hardcase in sechs Einzelteile zerlegt, so sind ein paar Minuten Bastelarbeit angesagt, bevor getreten werden darf. Die Verbindungswelle (in zwei Teile zerlegt) sowie beide Beater sitzen ziemlich fest in ihren Plastikkerben und können nur mit gehöriger Kraft aus dem Case gelöst werden. Irgendwie unangenehm, denn ich will die Teile weder verbiegen noch beschädigen. Dafür liegen die beiden Pedale recht luftig und haben ordentlich Bewegungsfreiheit. Beide Tatsachen trüben die anfängliche Freude über dieses stabile Case ein wenig.
Die Beater sind mit Memorylocks versehen und können mittels zweier Kerben exakt auf das Pedal gesetzt werden. Dadurch kann man die Position millimetergenau bestimmen und hat diese bei jedem Aufbau der Fußmaschine sofort parat. Ich schiebe das Pedal an die Bassdrum und fixiere zuerst die Schraube direkt über der Hoop-Klemme, bis sie auf den Hoop trifft. Mit der seitlich angebrachten Fixiervorrichtung kann ich nun das Pedal perfekt an die Trommel schrauben. Jetzt noch die beiden Dornen ein paar Millimeter rausgeschraubt, schon sitzen Pedal und Bassdrum bombenfest. Volle Punktzahl für angenehmes Handling!
Die Verbindungswelle ist ebenso einfach anzubringen, mit ihrem Memorylock ist sie zudem äußerst sinnvoll ausgestattet. Linkes Pedal auf Position, Verbindungswelle dranschrauben, Memorylock fixieren, und der Abstand zwischen den Pedalen ist “gespeichert”. Das linke Pedal ist durch seinen einstrebigen Aufbau perfekt neben meiner Hihat platzierbar. Ich genieße optimale Bewegungsfreiheit ohne umständliche Fußakrobatik. Die Feder habe ich mittelfest angezogen, was ich dank der weißen Markierungen an der Maschine genau sehen kann.
Alles ist soweit angeschraubt und eingestellt, es kann losgehen. Ich gebe mir ein paar Minuten Zeit, bis ich mich an das Pedal gewöhnt habe, ziehe aber nach einigen Minuten die Federn noch etwas fester. Das Spielgefühl ist etwas schwammig, doch jetzt mit festerer Feder ein wenig besser. Das Pedal reagiert konkreter und setzt meine Bewegungen feiner um. Trotzdem muss ich nach wie vor mit dem Pedal “arbeiten”. Es hat eine gewisse Behäbigkeit, an die man sich gewöhnen muss, vor allem flinke Füße sollten viel Ausdauer mitbringen. Auch nach längerem Spielen habe ich immer noch das Gefühl, viel Masse bewegen zu müssen. Vor allem in Sachen Dynamik, Geschwindigkeit und Feingefühl ist das Pedal gewöhnungsbedürftig. Hier kommt die Rolle aller beweglichen und zu bewegenden Komponenten ins Spiel. Der Zahnrad-Doppelkettenantrieb ist ohne Frage überaus stabil, allerdings entsteht an diesem Punkt (durch doppelte Kette und zwei Zahnreihen) auch viel Reibung. Die Federn reagieren etwas träge und könnten spritziger sein. Fest angezogen ist die Ansprache am besten, der Kraftaufwand allerdings auch am höchsten. Die Kugellager laufen nur mäßig geschmeidig. Das merkt man, wenn man die Fußplatte antippt und auf die Wipp-Bewegungen des Beaters achtet. Bei diesem Pedal kehrt der Beater recht schnell in seine Ruhestellung zurück, ohne besonders lange in kleiner werdenden Bewegungen gleichmäßig auszuschwingen. Deutlicher wird dies noch beim linken Pedal, das erst über die Welle den Beater in Bewegung bringt. Hier ist schon nach wenigen Bewegungen die Ruhestellung erreicht. On top sorgen die eher schweren Bauteile zwar für zuverlässige Stabilität, aber auch für Einschränkungen in der Leichtläufigkeit. All diese ‚Kleinigkeiten‘ ergeben letztlich eine Kette an Faktoren, die das Spielgefühl des Pedals entsprechend beeinflussen.
Andererseits hat das Pedal durch seine Beschaffenheit eine enorme “Schlagkraft” zu bieten. Mit einer beachtlichen Kontaktfläche von jeweils 4 x 3 cm (Kunststoffseite) und knapp 96 Gramm pro Beater kitzelt das Pedal eine ordentliche Wucht aus der Bassdrum. Solide, rockige Beats in mittlerem Tempo sind punchig und wirkungsvoll, ohne dass ich übermäßig Energie ins Pedal pumpen muss. In puncto Stabilität und Zuverlässigkeit setzt DW schon seit jeher Maßstäbe, und die 5002 Delta 3 Turbo ist der beste Beweis dafür, dass sich an dieser Philosophie nach wie vor nichts geändert hat. Jahrelange Spielfreude ist hier garantiert.
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