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DPA d:vice Double Lavalier Kit VIDMK-4060-S Test

Die Mikrofone der Firma DPA, Kurzform für Danish Pro Audio, sind mir bisher hauptsächlich als hervorragend klingende Headsets bei Theaterproduktionen begegnet.

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Darüber hinaus bietet DPA aber auch „normal große“ Mikrofone für alle möglichen Einsatzzwecke an. Mit dem d:vice erweitert die Dänische Firma nun ihr Sortiment um ein zweikanaliges Interface für den mobilen Einsatz von DPA-Mikrofonen an PCs, Macs und iOS-Geräten.

Details

Lieferumfang

Zum Test wurde uns vom Vertrieb das Double Lavalier Kit VIDMK-4060-S zur Verfügung gestellt. Neben dem Interface d:vice besteht dieses aus zwei kleinen Lavalier-Mikrofonen (SC4060-BM) aus der d:screet Serie nebst Klemmen, High Boost Grid und fünf Schaumgummiaufsätzen als Windschutz für beide Kapseln sowie allen notwendigen Kabeln. Das komplette Kit findet gut geschützt Platz in der mitgelieferten Transporttasche.

Fotostrecke: 3 Bilder Das d:vice Interface hat gerade mal einen Durchmesser von 56 Millimetern und wiegt nur 50 Gramm.

Anschlüsse

Die Eingänge für die beiden Mikrofone sowie der Anschluss für die Verbindung zur Außenwelt, über den das d:vice auch mit Strom versorgt wird, sind an der Außenseite bei elf, zwölf und ein Uhr untergebracht.

Anschlüsse des d:vice-Interfaces
Anschlüsse des d:vice-Interfaces

Steuerung mit der App

Die d:vice-App ist sehr übersichtlich aufgebaut. Alle Bedienelemente befinden sich in einem sachlich gehaltenen Bildschirm.

App des DPA d:vice auf einem iPhone
App des DPA d:vice auf einem iPhone

Von oben nach unten finden wir zuerst die detaillierten Aussteuerungsanzeigen der beiden Kanäle, dann vier, vom Benutzer belegbare Presetknöpfe, drei Mode-Schalter und darunter die Pegelsteller für den Aufnahmepegel jeweils mit schaltbarem HiPass-Filter, der bei 80 Hz einsetzt. Den Abschluss bilden ein MON-Schalter, mit dem die Eingänge auf den Kopfhörerausgang geroutet werden können, und ein Schalter mit einem Schlosssymbol.
Dieser letzte Schalter verhindert den Zugriff von anderen Apps auf die Gainregler und HiPass-Filter, sodass diese nur in der d:vice-App verändert werden können. Was fehlt ist ein Pad-Schalter zur Pegelabsenkung bei lauten Signalen.
Bei den drei Modi handelt es sich in der getesteten Version um „Mono“, „Stereo“ und „Dual“. Die neueste Version der App bietet hier statt dem Mono-Mode einen „Sum“-Mode, in dem die Signale beider Eingänge summiert an beiden Ausgängen zur Verfügung stehen.
Die iPad-App bietet die gleichen Features. Aufgrund des größeren Displays mussten die Bedienelemente allerdings neu angeordnet werden. Leider hat sich in der getesteten Version dabei ein Bug eingeschlichen. Während der grüne Bereich der Aussteuerungsanzeige bei der iPhone App bis etwa -12 dB reicht, zeigt die iPad-App für alles über etwa -29 dB bereits rot, wobei die Testaufnahme aber tatsächlich verzerrungsfrei ist. Dieser Bug wurde, laut dem deutschen Vertrieb, bei der aktuell im App-Store verfügbaren Version, der App behoben. Wir konnten dies allerdings nicht testen, da uns das DPA d:vice zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zur Verfügung stand.

Bug in einer frühen Version: Der rote Bereich der Aussteuerungsanzeige in der iPad-App beginnt lange bevor es wirklich zerrt. In der aktuellen Version der App soll dieser Bug behoben sein.
Bug in einer frühen Version: Der rote Bereich der Aussteuerungsanzeige in der iPad-App beginnt lange bevor es wirklich zerrt. In der aktuellen Version der App soll dieser Bug behoben sein.

Klangformung

Die im getesteten Kit mitgelieferten Lavalier-Mikrofone d:screet SC4060-BM besitzen eine kugelförmige Richtcharakteristik bei grundsätzlich linearem Frequenzgang. Diese Angabe bezieht sich allerdings auf die Kapsel ohne Aufsatz. Ohne diesen Aufsatz namens Grid ist die Kapsel aber auch völlig ungeschützt vor Staub oder Stößen.

Kapsel des d:screet SC4060-BM
Kapsel des d:screet SC4060-BM

Das Standard Grid ist das mitgelieferte Soft Boost Grid DUA6001, welches zu einer Anhebung von 3 dB zwischen 8 kHz und 20 kHz führt. Das zweite, ebenfalls mitgelieferte etwas längere High Boost Grid DUA6002 bewirkt eine Anhebung von 10 dB bei 12 kHz. Dies kann erforderlich sein, wenn das Mikrofon zum Beispiel auf der Brust eines Sprechers angebracht wird.

Fotostrecke: 5 Bilder Die beiden Grids verstärken unterschiedliche Frequenzbereiche: links das High Boost Grid, rechts das Soft Boost Grid.
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Praxis

Jetzt wollen wir sehen, wie sich das DPA Double Lavalier Kit VIDMK-4060-S in der Praxis schlägt: Sowohl die Installation der d:vice-App als auch die Aufnahme mit verschiedenen Apps lief reibungslos, das Monitoring während der Aufnahme über Kopfhörer ebenfalls ohne Probleme. Ich habe im Rahmen des Tests Apples eigene App GarageBand und den kostenlos verfügbaren Audio Editor Hokusai eingesetzt.
Es gibt eine, nicht von DPA zu verantwortende, grundsätzliche Einschränkung bei der Verwendung eines iPhones für Aufnahmen. Sobald man bei laufender Aufnahme die App verlässt, stoppt die Aufnahme. Dies liegt wie gesagt nicht an der d:vice-App oder dem Interface selbst, sondern am iPhone, welches keine Aufnahme durch eine App zulässt, die sich nicht im Vordergrund befindet. Auf meinem iPad Air funktionierte genau dies ohne Probleme.
Das d:vice ist mit einem Stromverbrauch von weniger als 100 mA ein genügsames Interface und belastet den Akku seines Hosts nicht übermäßig. Ich konnte den Wert zwar nicht überprüfen, habe aber während des Tests keinen starken Anstieg des Verbrauchs bei iPhone oder iPad festgestellt.
Mit den beiliegenden Klammern können die Mikrofone sehr flexibel und in verschiedenen Richtungen eingesetzt werden. Für Videoaufnahmen lassen sich die kleinen Kapseln so relativ unauffällig zum Beispiel an der Kleidung befestigen.

Fotostrecke: 4 Bilder DPA SC4060-BM während eines Interviews

Klang

Der Klang der Kombination aus d:vice und den mitgelieferten Lavalier-Mikrofonen ist hervorragend. Es fällt natürlich schwer zu unterscheiden, wieviel Anteil die einzelnen Komponenten daran haben. Ein Blick auf die vom Hersteller angegebenen Werte bestätigt den positiven Eindruck. Mit einem Rauschabstand von -114 dBFS und einer Total Harmonic Distortion von 0,001% (@ 1 kHz @ -10 dBFs) kann man den Klang dieser Kombination durchaus als sehr sauber bezeichnen. Insgesamt empfinde ich den Klang als fein aufgelöst, sehr detailreich und dynamisch. Insbesondere Stimmen profitieren von der gebotenen Klangqualität.
Erstaunlich war für mich, wie viel Schalldruck die kleinen DPAs und das d:vice vertragen. Die erste der folgenden Testaufnahmen ist eine freie Improvisation von drei Schlagzeugern. Meine Position war weniger als zwei Meter hinter einem der Schlagzeuger und ich erwartete schon eine völlig verzerrte Aufnahme, denn die drei haben richtig Gas gegeben und ich konnte den Aufnahmepegel aufgrund des nicht vorhandenen Pad-Schalters nicht weiter reduzieren. Beim Abhören des Ergebnisses dann die Überraschung: Die Aufnahme ist laut und an einigen Stellen kommt die Wellenform verdächtig nahe an den Maximalpegel, aber ich höre kein Clipping. Auf meine Nachfrage versicherte mir DPA, dass es hier keinen Pegelbegrenzer gibt.

Audio Samples
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Interview Piano, Mikrofone an Brille befestigt Einzelnes Drumkit Drei Drumkits
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Fazit

Das DPA Double Lavalier Kit VIDMK-4060-S lässt kaum Wünsche offen. Es ist klein, handlich und überaus mobil einsetzbar. Die Klangqualität spielt auf ganz hohem Niveau und lässt viele andere mobile Lösungen weit hinter sich. Die Bedienung über die App ist einfach und übersichtlich. Der deutsche Vertrieb hat uns zugesichert, dass der Darstellungsfehler behoben ist, und die App in der neusten Version auf dem iPad fehlerfrei läuft. Damit habe ich dann auch an dieser Stelle nichts mehr zu meckern. Das Kit beinhaltet die wichtigsten Zubehörteile, sodass man wirklich sofort loslegen kann. Das einzige was man eventuell vermissen könnte, ist eine Pegelabsenkung für große Lautstärken. Allerdings ist das bei der gezeigten Übersteuerungsfestigkeit zu verschmerzen. Soviel Qualität hat natürlich ihren Preis. Mit 1309 Euro UVP ist das DPA-Kit kein Schnäppchen. Ich denke aber, für ein Paket aus hochwertigem Interface und zwei hochwertigen Mikrofonen mit Zubehör ist der Preis nicht übertrieben.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hervorragender Klang
  • klein
  • leicht
  • geringer Stromverbrauch
  • sinnvolles Zubehör wird mitgeliefert
Contra
  • kein Pad-Schalter zur Pegelabsenkung
Artikelbild
DPA d:vice Double Lavalier Kit VIDMK-4060-S Test
Für 579,00€ bei
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Das d:vice Interface hat gerade mal einen Durchmesser von 56 Millimetern und wiegt nur 50 Gramm.
Features und Spezifikationen
  • Durchmesser: 56 mm
  • Gewicht: 50 g
  • Anschlüsse: 2 x Mikrofon (MicroDot), 1 x Micro USB-B
  • Stromversorgung: über USB Host
  • Stromverbrauch:
  • Betriebsdauer: 6–7 Stunden an voll geladenem iPhone 6 oder 7
  • Frequenzbereich: 20–22 kHz (±0,2 dB, Samplingrate 48 kHz)
  • 20–40 kHz (±0,2 dB, Samplingrate 96 kHz)
  • Schalldruckpegel max.: 134 dB (Mikrofon SC4060-BM)
  • Total Harmonic Distortion: 0,001% @ 1 kHz @ -10 dBFs
  • Rauschabstand: -114 dBFS, A-gewichtet
  • Besondere Merkmale: Frequenzgang der Mikrofone kann durch verschiedene Aufsätze (Grids) verändert werden
  • mitgeliefertes Zubehör: USB-Kabel zum Anschluss an PC und Mac, Lightning-Kabel zum Anschluss an iOS-Geräte, 2 x Lavalier Mikrofon, 2 x Soft Boost Grid, 2 x High Boost Grid, 2 x Klemme und 5 x Windschutz
  • Preis Set: € 1309,– (UVP
  • Preis d:vice MM-A: € 569,– (Straßenpreis am 15.09.2017)
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Das d:vice Interface hat gerade mal einen Durchmesser von 56 Millimetern und wiegt nur 50 Gramm.

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Kommentieren
Profilbild von Shane McGill

Shane McGill sagt:

#1 - 15.09.2017 um 18:58 Uhr

0

Also ich würde den Preis eher 'jenseits von gut...' bezeichnen und nicht so kuschelig als 'nicht übertrieben'.

Profilbild von Dirk Wannemacher

Dirk Wannemacher sagt:

#2 - 18.09.2017 um 20:33 Uhr

0

Der Preis ist hoch, keine Frage. Angesichts der gebotenen Qualität empfinde ich ihn aber nicht als 'jenseits von gut...'.
Mit dem DPA d:vice und den getesteten Mikrofonen bekommt man, ohne großen zeitlichen Aufwand, einen fast sendefertigen Sound.
Ich denke dafür ist der Preis noch in Ordnung.

Profilbild von Stephan Paetrow

Stephan Paetrow sagt:

#3 - 25.09.2017 um 07:43 Uhr

0

Als jemand, der häufig Interviews führt, frage ich mich, wie genau sich dpa die Nutzung des Kits vorstellt. Soll man sich wirklich als Interviewer physisch an den Gesprächspartner "ketten"? - Viele der Leute, die ich zum Interview treffe (oft ältere Menschen) würden dies zweifellos als unangenehm empfinden (mal abgesehen von praktischen Schwierigkeiten, die Kaffeekanne vom Nebentisch zu holen oder mal eben die Toilette aufzusuchen...). Hinzu kommt das Problem, dass die Lavaliers bei Videoaufnahmen normalerweise gut versteckt werden müssen; dies dürfte schwierig werden, wenn man sich mit diesem Kit z. B. an einem Tisch gegenübersitzt.

    Profilbild von Dirk Wannemacher

    Dirk Wannemacher sagt:

    #3.1 - 27.09.2017 um 12:09 Uhr

    0

    Die Kabel sind 1,8m lang. DPA bietet passende Verlängerungen an, mit denen man dann auf bis zu 4m kommt. Aber es gibt natürlich Anwendungen bei denen das nicht passt oder nicht gewollt ist.

    Antwort auf #3 von Stephan Paetrow

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