FET, Opto, Vari-Mu, VCA – diese Kompressor-Typen kennt jeder Tontechniker. Vielleicht noch die Diodenbrücke. Doch PWM-Kompression? Die wenigsten können einen PWM-Kompressor nennen oder haben sogar schon einen benutzt. Und das, obwohl diese Technik einige beeindruckende Vorteile hat. Zeit also, das Mysterium zu lüften: Was ist PWM-Kompression, wie funktioniert sie?

Was bedeutet PWM überhaupt?
PWM steht für Pulse Width Modulation, also Pulsweitenmodulation. Das Prinzip stammt ursprünglich aus der Elektronik – und wer sich mit Synthesizern auskennt, kennt PWM vielleicht schon aus der Klangformung: Dort verändert man die Breite einer Rechteckwelle, um die Obertonstruktur eines Rechteckoszillators zu verändern. Bei einem PWM-Kompressor geht es aber nicht um das Spektrum, sondern um die Dynamik. Das klingt merkwürdig, funktioniert aber. Allerdings ist dafür ein anderer Aufbau ötig als bei einem Synth.
Wie funktioniert ein PWM-Kompressor?
Statt einen VCA, eine Röhre oder eine Optozelle zu verwenden, arbeitet ein PWM-Kompressor mit einem Hochfrequenz-Schalter, der das Audiosignal extrem schnell ein- und ausschaltet – im Bereich von mehreren hundert Kilohertz. Das Signal in einem Pulsbreitenkompressor wird also in winzigen Intervallen „zerhackt“. Aber keine Sorge: Diese Schaltfrequenz liegt sehr weit über dem Hörbereich und ist nicht wahrnehmbar. Für das Ohr ergibt sich daraus einfach ein gleichmäßiger Durchschnittspegel – ähnlich wie bei einem LED-Dimmer, der durch schnelles An- und Ausschalten die Helligkeit der LED steuert. Es ist eine Frage der durchschnittlichen Energie, denn nur die können wir wahrnehmen: Je länger die kurzen “Aus”-Phasen sind, umso dunkler (bei Audio: umso leiser).

Die Steuerung dieses Schalters übernimmt der Sidechain-Weg: Über Attack, Release und Threshold bestimmt er, wie breit oder schmal die Pulsweite des Signals zu einem bestimmten Zeitpunkt ist.Ein nachgeschaltetes Tiefpassfilter entfernt eventuelle Schaltartefakte, sodass am Ende ein sauberes, analog klingendes Signal übrig bleibt. Das Prinzip klingt vielleicht auf den ersten Blick merkwürdig, funktioniert aber sehr gut.
Warum PWM-Kompression so besonders ist
Die wichtigsten Vorteile im Überblick:
- enorme Geschwindigkeit und Präzision
- sehr niedrige Verzerrungen
- großer Dynamikumfang
Warum gibt es so wenige PWM-Kompressoren?
PWM-Kompressoren sind Exoten, denn es gibt etwas, das man nicht unbedingt als Nachteil bezeichnen will, was aber für die Designer einer ist: Es ist nicht einfach, eine saubere Schaltung hinzubekommen. Nur wenige Hersteller haben sich bislang an diese Technik gewagt.
PWM-Kompressoren: wichtige Vertreter
- PYE: Der unglische PYE ist der legendäre Urvater dieser Technologie. Heute ist er nur noch gebraucht zu finden und das zu astronomischen Preisen. Beliebte Nachbauten: POM PYE aus England und PYEnamics 500 aus Australien
- D.W. Fearn VT-7 ist ein röhrenbasierter High-End-Kompressor aus den USA, bekannt für seinen luxuriösen, offenen Klang. Hier wird die schnelle Schaltung mit Röhren und Übertragern verbunden. Hazelrigg Industries ist prinzipiell aus demm gleichen Stall, aber etwas preiswerter.
- Great River PWM-501: Der GR ist ein 500er-Kompressor, mit klassischen PWM-Eigenschaften.
- Cranborne Audio Bricklane: Dies ist die neueste Generation mit „Modal PWM“-Technik. Sechs Modi („Velvet“, „Tame“, „Glue“ u.a.) ahmen andere Typen nach und bieten einige Besonderheiten, darunter Sättigungsverhalten über den Stress-Regler.

Modal PWM beschert dem Cranborne Audio Brick Lane 500 eine atemberaubende Flexibilität.
Fazit PWM-Kompression
PWM-Kompressoren sind noch immer ein Insider-Tipp. Dabei hat die Technologie viel zu bieten: Präzision, Geschwindigkeit und sauberen Klang. Mit dem Cranborne Bricklane kommt noch Wandlungsfähigkeit hinzu, somit wird die Technik wahrscheinlich ein wenig bekannter. Zu wünschen wäre es!





















