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Denon DJ MC2000 Test

Eines muss ich Denon lassen. Kaum ein Ausrüster für DJ-Tools hat in den letzten Jahren von mir in Sachen Verarbeitung so oft das Prädikat „Rock-Solid“ verliehen bekommen – selbst wenn es dabei um Controller-Winzlinge, wie den schokoladentafelgroßen HC-1000S  ging, den man lieber nicht über die Rübe gezogen bekommen möchte. Und kaum habe ich in neugieriger Autoren-Manier den mir zugestellten Denon-Karton durchwühlt und meinen heutigen Testkandidaten MC2000 einer schnellen Begutachtung unterzogen, werden Erinnerungen an eben diese Qualitäten wach.  

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Denon MC2000


Der MC2000 ist ein USB-bestromter DJ-Controller, ausgestattet mit zwei berührungsempfindlichen Jogwheels, einer kompletten MIDI-Mixersektion und umfangreichen Kreativwerkzeugen zur Befehligung einer DJ-Software. Ferner beherbergt der Doppeldecker in seinem Inneren ein 16-Bit/48 kHz USB-Audio-Interface samt Aux-Eingang für Line-Geräte und eine Mikrofongruppe.  
Mit einer Preisempfehlung von 349 Euro ausgestattet, muss er sich in der Gunst der Käufer unter anderem gegen Pioneers DDJ-WeGo (UVP 299,-), den VMS2 von American Audio (UVP 269,-), den Hercules RMX2 (UVP 329,-) und Vestax Spin (UVP 317,-) behaupten – keine leichte Aufgabe im stark umkämpften Grenzgebiet zwischen Entry- und Advanced-Level, respektive dem mittleren Preissegment. Da spielt natürlich auch die Beipacksoftware eine gewisse Rolle, in diesem Fall Serato DJ Intro, welches bekannt für seine benutzerfreundliche Inbetriebnahme und auch vom Greenhorn (noch) beherrschbare Feature-Dichte ist. Ob der MC2000 am Ende als kompetente Tanzflurwaffe vor Publikum durchgehen kann?

DETAILS

Die solide Bauweise gefällt jedenfalls auf Anhieb und auch rein optisch macht der Denon-Controller aufgrund seines zeitlosen schwarzen Designs und der champagnerfarbenen Schutzblende was her. Der positive Eindruck verstärkt sich, wenn ich ihn ein wenig abklopfe und schüttele. Denn hier klappert nichts auffällig, das Blech ist stark genug ausgefallen, um nicht gleich bei jedem ungewollten Zusammenstoß mit dem Rest des Beschallungs-Equipments in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Denons Handschrift ist unverkennbar, beginnend bei den SC2000-Handrädern über die dem H1000S ähnliche Navigation bis hin zum Decklayout, das stark an den MC3000 erinnert. Scheint als hätte Denon die Vorzüge diverser Eigenproduktionen in ein superkompaktes, mit 24 x 40 Zentimetern Fläche sehr transportables Kleid gehüllt, das sich mit einem moderaten Kampfgewicht von knapp drei Kilo obendrein im Rucksack nicht allzu sehr bemerkbar macht. Zumindest, wenn man nicht obendrein einen 18-Zoll-Laptop-Boliden mitschleppt – soll´s ja geben. Als Hardware-Grundvoraussetzung nennt der Hersteller einen genügsamen 2GHz Core2Duo-Rechner unter Windows mit einem Arbeitsspeicher von einem Gigabyte RAM (das halte ich zumindest unter Vista für fraglich). Für den Apfel wird ein CoreDuo Intel mit 1,6 Gigahertz aufgerufen. AMD (PC) und Motorola (Apple G5 und älter) bleiben außen vor. Im Karton fand ich neben der Steuerzentrale ein USB-Kabel, die Serato- und Treiber-CD sowie ein Quickstart Manual mit „Belegungsplan“.

Denon MC2000: Der Denon MC2000 samt Gefolge
Denon MC2000: Der Denon MC2000 samt Gefolge

Rein und raus
Befindet sich an der Vorderseite lediglich der 6,3-Millimeter-Kopfhörerausgang, bietet das hintere Anschlussfeld einige Schnittstellen mehr an. Sie sind vornehmlich links vorzufinden (rechts ist nur die Kensington-Ausfräsung zugegen), beginnend mit dem USB-Port für Mac oder Notebook und dem Master-Ausgang als Stereo-Cinch. Es folgt ein regelbarer Aux, respektive Line-In gleichen Formates sowie eine Mikrofonsubgruppe mit einer 6,3-Millimeter-Aufnahme für dynamische Mikrofone, die ein Potentiometer für die Eingangsverstärkung im Schlepptau hat. Sämtliche Buchsen sitzen fest im Gehäuse, die Drehregler sind groß und griffig geraten, mit Ausnahme des Monitor-Level-Knöpfchens, welches die Preview Lautstärke des externen Zuspielers auf dem Kopfhörer dirigiert. Was die Platzierung der Mike und Line-Gains, sowie dessen Lautstärkeregler auf der Rückseite angeht, kann man sicher geteilter Meinung sein. Für einen effizienteren Workflow hätte ich sie lieber oben links (Mike) und rechts (ähnlich LineToMaster am MC3000) gesehen. Ohne symmetrische Ausgänge, ohne Booth-Out und mit lediglich einem Master-Ausgang ausgestattet eignet sich der Kandidat in meinen Augen für professionelle Anwendungen nicht unbedingt. Allerdings ist das auch nicht die primäre Zielgruppe des MC2000 und das denonsche Portfolio ist breit genug aufgestellt, sollte der DJ sich zu Höherem berufen fühlen. Vergessen wir auch nicht, dass die Konsole samt Soundkarte mit all ihren bunt leuchtenden, Status-meldenden Buttons ihre Spannungsversorgung über den USB-Port bezieht.

Fotostrecke: 4 Bilder Denon MC2000: DJ MIDI Controller mit eingebautem 16-Bit/48 KHZ Audio-Interface.

Mixer
In der Mixersektion erwarten mich zwei klassisch ausgestattete Kanalzüge mit Gain und Dreiband-Equalizer. Zupfe ich einem EQ die Potikappe ab, blicke ich auf einen Metall-Stift, der eine gewisse Langlebigkeit in Aussicht stellt. Ihren Arbeitsbereich wollen die Soft-EQs nicht verkünden, was durch jeweils einen Punkt an den Extremstellungen sowie an der einschnappenden Mitte deutlich wird. Man mag dies vielleicht etwas schade finden, doch das ist wohl, möchte der Hersteller die visuelle Kompatibilität zu gängigen DJ-Softwareprodukten in freier Wildbahn sicherstellen, kaum anders zu bewerkstelligen. Denn jedes Programm hat unterschiedliche, teilweise individuell konfigurierbare Arbeitsbereiche der Equalizer, weshalb ich dies beim vorliegenden Produkt nun nicht weiter bemängeln möchte. Festzustellen sind ein eher gemäßigter, musikalischer Boost und eine Kill-Funktion, wenn alle Regler komplett nach Süd-West gedreht sind. Gut so.

Audio Samples
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Serato Intro EQ

Mit nur wenig seitlichem Spiel und passendem Gleitverhalten ausgestattet präsentieren sich die beiden Line- und der Crossfader – allesamt 45 Millimeter lang. Während die sanft gleitenden Kanal-Fader mit einer gewissen Bestimmtheit angeschoben werden wollen, ist der Überblendregler leichtfüßig, wie eine Gazelle. Er lässt allerdings jedwede hardwareseitige „Spielerei“ (Scratcher verzeihen mir bitte den Ausdruck) wie Curve-Controls oder Umkehrung vermissen. Jedoch kann der geneigte Anwender die Flankencharakteristik in der Software einrichten. Immerhin ein kleines Trostpflaster. Wie es sich gehört, wurden die statusbeleuchteten (gelb) Cue-Tasten direkt über die Linefader gesetzt und rahmen einen Shift-Button ein, der zum Aufruf von Zweitfunktionen dient. Darüber residieren die Navigations-Bedienelemente Browse1 und Browse2 (die bei Intro leider keine Verwendung finden), der obligatorische Push-Encoder (mit Fokus-Selektion), gefolgt von den Tasten FWD und Back, die sich durch Ordnertiefen vor- und zurückhangeln. Load A und Load B sind dafür verantwortlich, den aktuell ausgewählten Titel der Playlist in eines der beiden Decks zu befördern wo er …

Fotostrecke: 2 Bilder Denon MC2000: Präzise Fader für Scratcher und Mixer

… über die Tasten in der Transportsektion einzustarten ist. Das erledigen „Cue“ und „Play“. Sie sind etwas größer ausgefallen als der Rest der Truppe und weisen das gleiche rot-grüne Beleuchtungsschema wie am MC3000 auf, der im unteren Teil – mit Ausnahme der nun eckigen „Sync“-Taste, ziemlich ähnlich aufgebaut ist. Aufgefallen ist mir, dass kein Instant-Stopp stattfindet, sondern ein Bremseffekt eingeleitet wird, wenn ich die „Pause“-Taste drücke. Weder lässt sich diese Funktion in der Software ausschalten, noch in der Länge ändern. Ferner finden sich hier auch noch zwei Pitchbend-Buttons und die Taste „Vinyl-Mode“ zum Aktivieren der Scratch-Funktion ein.  
Auch bei den Jogwheels setzt der Hersteller auf Bewährtes und verbaut die gleichen flachen Handräder, wie beim Spitzenmodell MC6000. Die Oberfläche ist leicht aufgeraut, sodass auch transpirationsgebeutelte Finger hier ausreichend Grip finden. Der Rundlauf ist exakt, die Auflösung sehr präzise und der Widerstand „gut eingestellt“ und nicht regulierbar. Sie sind mit einem berührungsempfindlichen Oberflächensensor ausgestattet, der in seinem Einfühlungsvermögen in neun Schritten von stark („Hand im Anmarsch, ich schalt schon mal“) bis zur Druckresistenz („Anhalten? Ich? Nö!“) individuell justiert werden kann. Mit der Grundeinstellung (Level0) lässt sich gut arbeiten, denn diese ermöglicht dem DJ im Vinyl-Modus mit Auflegen der Hand zu scratchen und an den Seiten des Tellers zu bremsen und anzuschubsen. Zwar sind die Zierornamente nicht mit richtigen Fingermulden gleichzusetzen, doch sie haben durchaus einen führenden Charakter und sehen zudem auch noch flott aus.

Denon MC2000: Berührungsempfindliche Jogwheels und Hartplastik-Buttons.
Denon MC2000: Berührungsempfindliche Jogwheels und Hartplastik-Buttons.

An den Außenflanken warten die Pitchfader mit ihren 60 Millimeter langen Leiterbahnen darauf, im Tempo unterschiedliche Titel mit einer softwareseitigen maximalen Feinauflösung von einem hundertstel Prozent (!!) bezogen auf ihr Originaltempo anzupassen. Das ist ziemlich beachtlich und kann durch den Pitchrange-Button, der auch die Keylock-Funktion bedient, auf die eigenen Erfordernisse angepasst werden (möglich sind 8, 16 und 50 Prozent). Hier zeigt sich in der Konstruktion ein wenig seitliches Spiel, das Gleitverhalten indes ist passend gewählt. Etwas mehr Sorgfalt hätte ich mir jedoch bei den Staubschutzlappen gewünscht, denn diese sind an der linken Seite etwas gewellt, oder besser gesagt geöffnet. Nun gut, da aber ein MIDI-Pitch wohl kaum knistern kann, gehen wir hier nicht so hart ins Gericht und widmen uns der Bediensektion für die Kreativabteilungen.  
Dort finden sich drei nicht gerasterte Drehregler mit je einem zugeordneten Einschaltknopf für die Soft-FX ein sowie ein Encoder für das Effekttiming. Die nächste Zeile bedient manuelle und automatische Wiederholschleifen. Dann treffe ich auf vier horizontal angeordnete Buttons für die Cuepoints und Sampleplayer sowie eine Taste zum Hin- und Herschalten zwischen diesen beiden Modi. Das Übertragungsintervall für MIDI-Kommandos lässt sich an der Hardware über Tastenkombination einstellen und reicht von 3ms bis 20ms, wobei die Werkseinstellung vier Millisekunden beträgt. Beide Kreativabteilungen sind deckungsgleich aufgebaut, was man – abgesehen von den am Rand eingebauten Pitchfadern auch über die Decksektion sagen kann. Das Layout hat System und sollte nach ein paar Runden schnell verinnerlicht sein, was den Praxisteil auf den Plan ruft.

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PRAXIS

Um den Kandidaten mit dem Rest der lokalen Beschallungsgerätschaft bekannt zu machen, bedarf es in meinem Fall eines USB-Kabels für das MacBook, eines Kabels für die Monitorboxen, sowie einer Klinke-zu-XLR-Strippe fürs Mikro und eines Stereo-Cinch-Kabels für den CD-Player oder Notfall-iPod. Dann geht es zur Softwareinstallation über: Windows-User spielen in gewohnter Manier Denons ASIO-Treiber auf, wohingegen sich der MC2000 am Mac der Core-Audio-Schnittstelle bedient. Konfigurationshinweise finden sich auf der weißen CD. Der lilablaue Silberling befördert 22 MB-Programmcode für Serato DJ-Intro auf die Festplatte. Verglichen mit fast einem Gigabyte für Traktor nebst Remixdeck-Content und Samplelibrary ist das ein Hauch im (Daten-) Wind. Serato DJ Intro ist die „kleinste“ Fassung der Serato-Software-Reihe und kann kostenlos von der Herstellerwebsite geladen werden. Zum Betrieb ist ein kompatibles Interface nötig. Das Programm wird im Bundle mit diversen DJ-Controllern angeboten. Aktuell finden sich hier Kommandozentralen der Marken Vestax, Pioneer, Numark, Reloop und eben auch der Denon MC-2000 ein. SDJI liegt auf CD in der Version 1.09 bei, was sich als aktuell entpuppt und einen Ausflug zur Website des Herstellers überflüssig gemacht hätte, stünde nicht noch die Fahndung nach weiteren Konfigurationsfiles für alternative Software auf der Tagesordnung. Ich stelle fest, dass es aktuell (12.11.2012) weder für VDJ- noch für Mixvibes-Mappings gibt, aber für Traktor. Die Traktor Pro 2 Datei wird von einem PDF begleitet, in der alle Belegungen als Tabelle und als Controller-Schaubild aufgeführt sind. Vorbildlich, Denon. Auch die Belegung an sich weiß zu gefallen (Gruppen- und Single-FX, Samples, Loops in festen Intervallen abrufbar, Loop-Recorder, Volume für Decks C und D, individuelle Sampleslot-Pegel etc. etc…) Aber zurück zu Serato Intro: Beim ersten Aufruf konfiguriert sich das Gespann eigenständig und ich kann sofort loslegen. Das ist doch einsteigerfreundlich. Für den Fall, dass mal ein Kollege übers Kabel stolpert und die USB-Verbindung kappt, reicht es, die Strippe wieder einzustöpseln und nach einen kurzen Unterbrechung des Sounds geht alles automatisch wieder seinen Gang. Ausgehend von der letzten Abspielposition des Titels ertönt aus der PA innerhalb weniger Sekunden wieder Musik. 
SDJI
Rechts werden die sinnbildlichen Plattenkisten (Crate) angelegt, in die sich aktuelle Einkäufe per Drag´n´Drop packen lassen. Mit dem Encoder geht’s durch den Verzeichnisbaum inklusive iTunes, Playlisten und Crates. Der Browser ist übersichtlich aufgebaut und bietet eine Vielzahl von Tags und Suchfiltern für umfangreiche Datenbestände. Links unten lässt sich auf Wunsch auch das „Plattencover“ einblenden. Im Test stellte sich dummerweise heraus, dass meine auto-befüllenden, intelligenten Crates aus Scratch-Live/Itch nicht eingelesen werden. Landet ein Song im Software-Player, analysiert Serato DJ diesen im laufenden Betrieb und stellt danach sämtliche relevanten Informationen im zugehörigen Deck dar. Als da wären:  

  • Farbcodierte Wellenformgesamtübersicht mit Cuepoints,
  • Titel- und Artist-Tag,  
  • Playback- und Keylock-Modus, 
  • Looplänge, Pitchwert,
  • Pitchrange und Abspielzeit,
  • Virtuelles Vinyl mit Positionsmarker  

Jedoch ist aus Performance-Gründen anzuraten, die Musikbibliothek im Offline-Modus zu analysieren, also bei nicht angekoppelter Hardware. So lassen sich große Musikbestände ganz unkompliziert über Nacht berechnen, wobei jeder CPU-Kern eine Datei übernimmt. Das Lob ich mir! Im Offline-Player lassen sich unter Verwendung der internen Soundcard auch Loops antesten und Cuepoints festlegen.

Fotostrecke: 5 Bilder Serato Intro: Ist schon ziemlich bunt bei Serato-Intro.

Je nach gewählter Ansicht sind die Wellenausschnitte mittig vorzufinden oder gestapelt, wobei in dieser Ansicht Tempomatching- und Beatmatching-Transienten zur Verfügung stehen. Die orangenen und gelben Peaks zeigen ergo, wenn sie exakt übereinander liegen, lediglich an, ob zwei Titel im Tempo synchron sind, was aber noch nicht bedeutet, dass die Beats perfekt abgestimmt sind, denn darauf geben nicht die Tempo- sondern die Beatmatching-Transienten einen Hinweis. Für manchen ressourcenverbrauchender Schnickschnack, für den anderen eine willkommene Mixhilfe. Besonders auch, weil Serato DJ Intro im Gegensatz zu Itch KEINE Beatgrids zur Verfügung stellt. Wobei sich herausstellt, dass – wenn ich mehrfach kurz hintereinander auf die „Sync“-Taste drücke – der Mix in Intro aus dem Takt gerät. Unter Itch führt dies (an einem anderen Controller, der MC2000 ist nicht kompatibel) nicht zu diesem „Taktgerumpel“ führt. Schade ist ferner, dass das Viertakt-Beatmeter im Deck dem Rotstift zum Opfer gefallen ist.  
Um den gleichen Track mit identischer Position in den zweiten Player zu befördern und richtig „durchzuscratchen“ stehen auch bei Intro Instant-Doubles zur Verfügung. Der Crossfader öffnet in Cut-Stellung (Software) auf dem erstem Millimeter. Der Keylock arbeitet bis etwa vier Prozent artefaktfrei.

Denon MC2000: Keylock
Denon MC2000: Keylock
Audio Samples
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Serato Intro Keylock 4 8 16 down and up

In den Kreativ-Abteilungen springen zuoberst die sieben Bedienelemente für die beiden Effekt-Abteilungen ins Auge. Jede Garnison ist mit drei Klangverbiegern ausgestattet und den jeweiligen Decks fest zugeordnet. Die Klangqualität der Effekte HPF, LPF, Flanger, Phaser, Reverb und Echo ist solider Natur. Das Timing lässt sich für einige Variationen obendrein über einen Encoder einstellen, erfordert jedoch, um auf den Punkt zu laufen, korrekt ermittelte BPM (siehe Audiobeispiele). Leider muss ich die FX-Typen mit der Maus austauschen. Ich hätte hier lieber eine Hardwarelösung oder Kombination mit Shift gesehen.

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Serato Intro Hochpassfilter Serato Intro Tiefpassfilter Serato Intro Flanger BPM Okay Serato Intro Phaser BPM daneben Serato Intro Reverb Serato Intro Echo Serato Intro Autoloop

In der Loop- und Cue-Sektion, deren Anzahl der von der Hardware aus zugänglichen Hotcues auf vier limitiert ist, können Freunde gepflegter Schleifenbindereien manuelle Wiederholzyklen anlegen, die sich jedoch nicht über die Cut-Funktion in der Länge stutzen oder strecken lassen. Das ist bei den Autoloops anders, denn diese werden über die angrenzenden Plusminus-Buttons variiert – jedoch anders als im Handbuch angegeben nicht von 1/8 ausgehend und lediglich in vier Größen von (1/1, 2/1, 4/1, 8/1). Schade. Bei den großen Brüdern reicht die Skala von 1/32 bis 32. Loop-Rolls sind bei Intro ebenfalls nicht mit an Bord. Schleifen werden auf Basis der ermittelten durchschnittlichen BPM angelegt.
Hotcues werden grundsätzlich direkt an Auslöseposition platziert und genauso direkt angesprungen. Warum ich das hier erwähne? Weil es auch Softwares gibt, die Cuemarker optional auf das Beatgrid verschieben und beim Abspielen im Takt bleiben (Stichwort: Quantisierung von Benutzereingaben). Doch ein Beatgrid ist hier ja nicht zugegen und daher kann in der Folge auch der Hotcue nicht an einem Beatmarker einschnappen. Das ist im Übrigen bei Itch trotz Grid nicht anders.
Der Vier-Slot-Sampleplayer lässt sich an der Hardware mit den Hotcue-Buttons abfeuern. Eine gleichzeitige Steuerung von Hotcues und Samples auf einem Deck ist zumindest ausschließlich mit dem Controller nicht möglich. Zum Laden wird die Maus benutzt. Festzuhalten ist ferner, dass die Wiedergabe nicht beat-synchron ist, wie zum Beispiel bei Traktor. Habe ich meine Samples erstmal vom Startpunkt meiner Wahl (Start, Cue, Loop) abgefeuert, laufen diese bis zum Ende durch, es sei denn, der Audioschnipsel wird per erneutem Tastendruck vom Start- oder einem Cuepoint abgefeuert oder per Shift-Kombination an der gleichen Stelle gestoppt. Das Summensignal der Sample-Player landet direkt auf dem Master und kann in seiner Gesamtheit in der Lautstärke mittels Timing-Encoder und Shift justiert werden. Für die einzelnen Slots steht keine Pegelanpassung – aber immerhin ein Software-Pegelmeter zur Verfügung. Was mich zu einem Kritikpunkt führt.

Fotostrecke: 4 Bilder Serato Intro Effektbataillon.

Und zwar möchte ich das Thema „Pegelstände“ noch einmal aufgreifen, denn weder für den Master Out noch für die Einzelkanäle gibt es LED-Ketten. Manch einem wird es vielleicht schnuppe sein, doch ich finde es schade. Die Anordnung der Master-, Monitor und Phones-Regler entspricht eher einem Clubmixer-Layout. Während sich die Monitoring-Sektion in Form eines Lautstärkereglers für den Kopfhörer und eines Cuemix-Potis zum stufenlosen Blenden von Master- und Preview-Signal auf der linken Seite befindet, wird der Masterpegel rechts festgelegt. Das geht schnell in Fleisch und Blut über, allerdings hätte ich den Lautstärkeregler für den Kopfhörer lieber neben der Anschlussbuchse gesehen, um oben Platz für das Mikrofon-Poti. Apropos Mikrofon: Dessen Signalweg ist relativ rauscharm und für Moderationszwecke geeignet. Jedoch ohne Einschaltknopf an der Hardware und fehlendes Talkover, kombiniert mit dem rückseitigen Level-Regler ist der Workflow etwas umständlich. Der Aux-Input ist für die Einbindung von Line-Zuspielern konzipiert. Wenngleich in der Regel nur einmal pro Abend erforderlich, ist das Einpegeln am Backpanel ziemlich fummelig. Aber praktisch ist die Funktion dennoch, um einen Silberling für`s Warm-Up, also bevor man seine Darbietung beginnt, oder einen DJ-Wechsel einzuschieben. Im Übrigen funktioniert der Aux-Input auch ohne Serato, sodass man schon mal Winamp/iTunes auf seinem Mobiltelefon starten und über den Aux-Input abfeuern kann, um dann in Ruhe die Software hochzufahren und irgendwann loszulegen. By the way, in Intro gibt es auch eine Automix-Funktion, die den nächsten Track aus der Playlist nachlädt, sobald der vorherige Titel durchgelaufen ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Denon MC2000: Den Masterregler auf rechts …

Klang
Auch im Einsteiger-Segment gehört der Klang der Audio-Wandler, gepaart mit einem ordentlich lauten Kopfhörerausgang und sauberen Eingängen mit zu den wichtigsten Kaufargumenten. Hierzu ein paar Zahlen: Die Samplingrate des MC2000 liegt bei maximal 48 kHz, die interne Signalverarbeitung bei höchstens 16 Bit. Der Hörtest offeriert einen transparenten Klang. Auch der Sound des regelbaren Aux-Eingangs passt gut ins Gesamtbild, jedoch sind hier das direkte Routing auf den Master und der fehlende EQ definitiv nicht jedermanns Sache. Dem Kopfhörerausgang kann ich attestieren, dass er zum einen genügend Ausgangspegel aufweist, um das Spektrum von Freiluft-Afterhour, Abiparty oder Sessions mit weniger intensivem Schalldruck bis hin zum Partykeller bedienen zu können, allerdings trübte folgende Situation die Gesamtvorstellung:
Im zweiten Testlauf ist es mir passiert, dass mir beim geringsten Vorhörversuch fast das Trommelfell um die Ohren geflogen ist und ich froh war den Hörer schnell vom Kopf reißen zu können. Ursache ungewiss. Die Ohren hatten jedenfalls für ein paar Minuten nachhaltig zu kämpfen. Glück im Unglück: Gut, dass die Monitorboxen noch ausgeschaltet waren. Im Anschluss habe ich dann erstmal mit einer ausrangierten 20-Euro-Wuppe weitergemacht, konnte aber später wieder genug Vertrauen fassen, um auch die satteren Jungs anzuschließen und den Powerbutton der Boxen zu betätigen. Der Fehler ist im Übrigen während des Testlaufs nicht mehr aufgetreten. Dennoch halte ich es für erwähnenswert, werde es aber nicht als Kontrapunkt aufführen, da es nur einmal vorkam. Davon abgesehen zeigte sich das Bundle im Praxiseinsatz auf dem Mac als stabiles und Ressourcen-schonendes Setup. Einen Session-Rekorder zum Aufzeichnen der Performance gibt es hier nicht, was ich auch vor dem Hintergrund, dass es nur einen Playout gibt, beanstanden möchte. Zwar wird Serato im Dezember das soeben erschienene Serato DJ als Update für den MC2000 zur Verfügung stellen, doch die anvisierten 199 Dollar sind nicht von schlechten Eltern. Das führt uns nun hinaus über den …
… Tellerrand
Gerade ist der Release von Serato DJ vollzogen, dass das in die Jahre gekommene Itch ersetzen wird. Es ist jedoch momentan nur für den Pioneer-DDJ-SSX verfügbar. Auf Seratos Website steht der Fahrplan für den Rest der Controller-Gemeinschaft bereit. Mein VCI-300 ist zum Beispiel erst im Frühjahr 2013 dran. Wie auch immer: Es halten eine Vielzahl neuer Features Einzug, unter anderem die lang erwartete Implementierung einer MIDI-Learn-Funktion, die wir bereits vor drei Jahren in diesem Artikel (Test VCI-300) gefordert hatten. Dazu gesellen sich verbesserte FX von iZotope und zudem Vierdeck-Mixing. Erste Screenshots erinnern stark an Scratch Live. Auch was den MIDI-Button oben rechts angeht, daher ist für einen Großteil der MIDI-Befehle mit einem Klick´n´Trigger-System zu rechnen.
Doch was hat das nun mit dem MC-2000 zu tun? Der kommt doch mit Intro und hat doch schon die für Intro relevanten Funktionen belegt. Ganz einfach. Zum einen lassen sich durch das Update so der Session-Recorder, iZotope-FX oder auch Beatgrids zukaufen und zudem weitere Controller für die erweiterten Features integrieren. Mal ganz davon abgesehen, dass „MIDI-Learn“ mehr als überfällig, nichtsdestotrotz aber klasse ist, muss jedoch Erwähnung finden, dass wir dann auf einen Gesamtpreis von etwa 450 Euronen Street für den MC2000 und Serato DJ kommen –  zuzüglich des eventuell anvisierten Zusatzcontrollers. Das geht preiswerter, denn NI bietet seine Traktor Pro 2 aktuell für unter 100 Euro an, Mixvibes Cross DJ kostet 39 Euro in der Controller-Version, in der Timecode-Version 79 Euro (ohne Interface-Dongle) – da könnte man also fast von einem ambitionierten Preis seitens Serato sprechen. Wir werden euch jedenfalls auf dem Laufenden halten und wenden uns langsam dem Fazit zu, jedoch nicht ohne noch einmal zu betonen, dass das MC-2000 Gesamtpaket gerade für Einsteiger mit einem hohen Qualitätsanspruch an die Hardware unterm Strich ziemlich stimmig ist.

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FAZIT

Denons MC2000 ist ein professionell verarbeiteter und gut klingender DJ-MIDI-Controller, der dem Käufer eine Vielzahl an Bedienelementen für aktuelle DJ-Programme stellt. In Kombination mit dem enthaltenen Serato-DJ Intro entsteht so ein Komplettpaket, das mit einfacher Inbetriebnahme, stabiler Performance, guter Musikverwaltung und einer Vielzahl an Kreativwerkzeugen für die moderne Mixsession punktet. Diese fordert berührungsempfindliche Jogwheels, Equalizing, präzise Pitchfader, grundlegende Sync-, Cue-, Loop- und Effekt-Routinen ein, wie sie in der hier dargebrachten Form anzutreffen sind. Ob der MC2000 jedoch das richtige Werkzeug für jede Gelegenheit ist, ist fraglich. Auch in Anbetracht des fehlenden symmetrischen Outputs und Booth-Ausgangs. Ferner hätte der Software eine Recording-Funktion gut getan. Positiven Anklang findet hingegen der Aux- und Mikrofoninput, wenngleich zu rudimentär für den Profi. Für Bedroomer hingegen, ambitionierte Hobbyisten und Partyrocker ist das Bundle trotz der angesprochenen Punkte durchaus zu empfehlen, denn sie bekommen mit dem MC2000 ein gut ausgestattetes Allroundsystem an die Hand, dessen haptische Güte in dieser Preisklasse seinesgleichen sucht, das autokonfigurierend ist, stabil läuft und einige interessante Werkzeuge stellt, um sich kreativ auszutoben. Antesten!

Denon MC2000
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Matthias sagt:

#1 - 24.01.2013 um 22:34 Uhr

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Hallo Peter. Danke für den guten Test. Er ist umfangreich und detailiert. Leider kann ich Dir an der Stelle nicht folgen, an der du den DM2000 für Clubungeeignet hältst. Ich habe schon bestimmt 50 Clubs von innen gesehen und bei allen das DJ-Pult unter die Lupe genommen. Alle haben mindestens einen Battle Mixer festinstalliert an dem sich alle DJ's mit ihren Playern und Controlern anschliessen können. Diese haben dann den (fals nötig) symm output und (fals ebenfals nötig) both- und mic Regler. Es ist immer das gleiche. Die DJ's kommen heutzutage mit kleinem Rucksack, in dem Controller und Laptop drinne sind und schliessen sich an die vorhandene Hardware an. Daher kann ich dir bei dieser Kritik nicht ganz folgen. Davon mal abgesehen arbeiten seeehr viele DJ's lieber mit dem Kopfhörer als mit PFL/Master oder Master-only auf dem Monitorspeaker (selbst wenn eine gute Monitor Box vorhanden ist). Erst bei den riesigen Festival Floors und Bühnen wie auf der Mayday bekommt der Both wegen der Laufzeitverzögerungen seine daseinsberechtigung für jeden einzelnen Übergang. Wer allerdings dort auflegt, kann sich locker ein 1000 € Interface leisten.

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Peter sagt:

#2 - 25.01.2013 um 14:04 Uhr

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Hallo Matthias, vielen Dank für deine Einschätzung. Absolut richtig. Der DM2000 lässt sich natürlich wie jeder andere Controller an einen Clubmixer anschließen. Keine Frage. Der Passus, wo ich in Frage stelle, ob der MC2000 tatsächlich das richtige Werkzeug ist, um den propagierten Schritt von der Tanzfläche in die DJ-Kanzel zu unternehmen, ist nicht klar formuliert, habe es geändert. Vielmehr soll zum Ausdruck kommen, dass ich die Konsole nicht für „das Profi-Tool“ halte. Was den Booth angeht, bin ich der Meinung, dass eine getrennt regelbare Monitoranlage einer Veranstaltung einfach gut tut. Auch ich arbeite gern über den Kopfhörer, aber es geht halt nicht immer und überall.

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