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Chapman Ghost Fret Pro Test

Dass die Chapman Ghost Fret Pro sich ihre Inspiration bei der altehrwürdigen Gibson Explorer geholt hat, kann sie nicht wirklich verheimlichen. Aber sie passt in das inzwischen recht stattliche Angebot des britischen Herstellers, der seine Gitarren in einem Werk in Südkorea fertigen lässt. Immerhin gehört mit der MLV auch schon eine nahe Verwandte der Flying V zum Portfolio.


Die 2009 vom sympathischen Namensgebers Rob Chapman gegründete Firma bedient sich für die Fertigung desselben Gitarrenherstellers wie Paul Reed Smith, der dort seine SE-Modellreihe in Auftrag gibt. Eine Referenz für Qualität? Wir werden sehen.

Details

Optik/Verarbeitung:

Die Ghost Fret Pro wird in einem robusten schwarzen Rechteckkoffer mit Firmenlogo geliefert, in dem der Gitarre außerdem ein Poliertuch, Werkzeug zum Einstellen und Security-Locks für den Gurt beiliegen. Die transparent-blaue Farbgebung der Ahorndecke fällt ins Auge, die Maserung kommt wunderschön zur Geltung und verleiht der Gitarre eine eigenständige Optik, wozu die an eine Gibson Explorer angelehnte Korpusform sicherlich ihren Teil beiträgt. Das Vorbild erblickte, ganz nebenbei erwähnt, bereits 1958 das Licht der Welt.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Chapman Ghost Fret Pro orientiert sich stark an der Explorer.

Der Rand der Decke wurden vor dem Lackieren abgeklebt und danach von den Klebestreifen befreit, somit entsteht ein sogenanntes Reveal oder Natural Binding, was ganz hervorragend zum optischen Erscheinungsbild der Gitarre passt. Dank des Satin-Finishes fühlt sich der Korpus wie auch der Hals, der auf die gleiche Weise behandelt wurde, sehr angenehm an. Bei der Ghost Fret Pro haben wir es mit einer Neck-Through-Konstruktion zu tun: Der dreiteilige Hals ist auch Teil des Korpus und reicht deshalb von der Kopfplatte bis zum Korpusende. Die beiden angesetzten Teile bestehen aus Mahagoni.

Fotostrecke: 3 Bilder Buchse und Gurtpin sind an der Zarge angebracht.

Zwei Chapman Primordial Humbucker mit Alnico-Magneten sind am Steg und in der Halsposition direkt in den Korpus geschraubt. Regeln lassen sie sich mithilfe eines Volume- und eines Tone-Potis, das zudem ein Coil-Splitting zulässt. Wird das Tone-Poti herausgezogen, sind in allen Stellung des Dreiwegschalters die jeweils äußeren Spulen der Humbucker zu hören, auch in der Mittelposition mit beiden gemeinsam. Die Potis besitzen griffige, schwarze Metallknöpfe und lassen sich feinfühlig justieren. Der bereits erwähnte Dreiwegschalter sitzt ergonomisch günstig unterhalb des Halspickups, ein Platz, der auch ein versehentliches Verstellen im Eifer des Gefechtes weitgehend unterbindet.

Fotostrecke: 7 Bilder Die Ghost Fret Pro ist mit zwei Humbucker-Pickups bestückt.

 Die Saiten werden durch den Korpus über eine eigene Chapman-Bridge geführt, die ein individuelles Einstellen jeder einzelnen Saitenauflage zulässt und passend zur restlichen Hardware komplett in Schwarz gehalten ist. Die Gegenstücke zu den Strap-Locks aus dem Koffer befinden sich am Korpus an den üblichen Positionen. Die Klinkenbuchse befindet sich in der hinteren Zarge, hier kommt aber die von der Fender Stratocaster bekannte gewinkelte Variante zum Einsatz, was insofern praktisch ist, da so das Kabel automatisch zum Gurt geführt wird, was für eine Zugentlastung und gleichzeitig dafür sorgt, dass der Signalleiter nicht geknickt wird.
Ein Blick auf die Rückseite zeigt sechs schwarze Metallhülsen, durch die die Saiten geführt werden. Dabei handelt es sich übrigens ab Werk um einen D’Addario NYXL Nickel Sound Super Light 09-42 Satz. Zwei Ausfräsungen für die Elektronik sind mit schwarzen Kunststoffdeckeln verschlossen. 

Fotostrecke: 4 Bilder Hier werden die Saiten eingefädelt.

Der Hals besteht, wie bereits erwähnt, aus Ahorn und ist beim Hals-Korpus-Übergang, der quasi ans Ende des Griffbrettes verlegt wurde, für ein sehr komfortables Bespielen der hohen Lagen verrundet. Als Griffbrettmaterial kommt Ebenholz zum Einsatz, in das 22 Jumbo-Bünde aus Edelstahl sauber eingelassen und poliert sind. Das Symbol für Unendlich ist im zwölften Bund aus Perlmutt eingelegt und dient als einzige Orientierungshilfe auf dem Griffbrett. In der Halskante findet man dafür aber sogenannte “Glow-in-the-dark” Inlays, die aus einem fluoreszierenden Material gefertigt sind und im Dunkeln leuchten, sofern sie vorher ausreichend Licht abbekommen haben. Der Hals hat ein C-Shape und wurde auf der Rückseite, wie der Korpus auch, satiniert, was für eine ausgesprochen angenehme Haptik sorgt. Die Mensur von 629 mm sollte den meisten Gitarristen ein vertrautes Spielgefühl vermitteln, ebenso wie die Sattelbreite von 43 mm. Bei Letzterem handelt es sich um einen Graph Tech TUSQ XL, der die Saiten spielfrei in Richtung Kopfplatte lenkt. Diese trägt ein Ebenholzfurnier und ist angewinkelt, um den Saitendruck auf den Sattel zu erhöhen. Die umgedrehte (reverse) Kopfplatte scheint ein Markenzeichen von Chapman-Guitars zu sein, entsprechend befinden sich die sechs offenen Hipshot-Grip-Lock-Mechaniken auch auf der unteren Seite. Für meinen Geschmack stehen sie aber etwas eng beieinander, was den Stimmvorgang erschwert, dafür arbeiten sie butterweich und absolut zuverlässig. Der Zugang zum Double-Action-Halsstab befindet sich unter einer kleinen schwarzen Kunststoffplatte hinter dem Sattel, die zum Einstellen abgeschraubt werden muss. Das passende Werkzeug befindet sich im Koffer.

Fotostrecke: 6 Bilder Bei der Ghost Fret Pro kann auch in den höchsten Lagen bequem gefiedelt werden.

Die Verarbeitung der in Korea gefertigten und 3464 Gramm schweren Gitarre ist sehr gut, mir sind verarbeitungsseitig keine Mängel aufgefallen, daher geht es nun mit dem Praxisteil weiter.

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Praxis

Sound/Bespielbarkeit:

Das Instrument ruht in der Spielposition, verglichen mit anderen “zackigen Gitarren”, ausgesprochen komfortabel auf dem Bein. Sie tendiert weder im Sitzen noch am Gurt zur Kopflastigkeit und lässt so ein entspanntes Spiel zu. Alle Bünde sind problemlos zu erreichen und das C-Shape des Halses liegt gut in der Hand. So gesehen stimmen alle Attribute, wäre da nicht die etwas saloppe Einstellung des Oktavreinheit. Kein großes Problem, mit einem Kreuzschlitz-Schraubenzieher und einem Stimmgerät rückt man der Problematik auf den Leib, das allerdings schon bei der Endkontrolle hätte auffallen und behoben werden müssen. Danach offenbart das trockene Anspielen der Ghost Fret einen drahtigen Sound mit überdurchschnittlich langem Ausschwingen der Saiten.
Für die Audiofiles schließe ich die Gitarre an meinen Marshall JVM 410 an, der eine geschlossene 2×12″ Box mit Vintage 30 Speakern antreibt, die ich mit einem SM57 abnehme. Natürlich habe ich die aufgenommenen Audiofiles nicht weiter klanglich bearbeitet.

Los geht es mit dem Clean-Kanal des Marshalls, im ersten Durchgang sind die Pickups im Humbucker-Modus, im zweiten dann gesplittet. Ich schalte alle drei Positionen des Dreiwegschalters durch und beginne am Hals.

Audio Samples
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Clean: alle drei PU-Positionen Clean: alle drei PU-Positionen, PU Split

Die Pickups liefern einen mittelstarken Output und erzeugen im Humbucker-Modus einen mittigen, warmen Grundsound. Gesplittet addieren sich wie erwartet eine ordentliche Portion Höhen und es klingt im Vergleich zum Doppelspulbetrieb dünner und drahtiger.
Der cleane Kanal ist aber nicht unbedingt die Domäne der Ghost Fret, daher schalte ich einen Gang höher in den Crunch-Kanal des Marshalls. Auch hier sind erst die Pickups im Doppelspulbetrieb, im zweiten Beispiel dann gesplittet zu hören.

Audio Samples
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Crunch: alle drei PU-Positionen Crunch: alle drei PU-Positionen, PU Split

Gerade der Steg-Humbucker kann mit einem mittigen Vintage-Klangbild gefallen, das einen durchsetzungsfähigen Rocksound repräsentiert. Aber auch die anderen Pickup-Konstellationen wissen zu überzeugen und bieten eine breite Palette an geschmackvollen Sounds. Die Wandlung der Anschläge wird mit einem schönen Schmatzen quittiert und sorgt so für die benötigte Kontur, sehr gut! Gerade Humbucker in der Halsposition neigen bei verzerrten Einstellungen zum Matschen, davon ist das Aggregat in der Ghost Fret glücklicherweise weit entfernt!
Ich erhöhe den Zerrgrad am Amp und spiele nun die Positionen einzeln an.

Audio Samples
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High Gain: Hals-PU High Gain: Mittlerer PU High Gain: Steg-PU
Die Chapman Ghost Fret Pro punktet vor allem bei den Zerrsounds.

Je weiter ich den Gainregler am Amp aufdrehe, desto wohler fühlt sich die Ghost Fret – auch hier kann sie überzeugen. Alle drei Pickup-Positionen sind vollwertig zu gebrauchen, sehr gut!
Und nun das Ganze im Split-Mode.

Audio Samples
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Medium High Gain: Hals-PU Split Medium High Gain: Mittlerer PU Split Medium High Gain: Steg-PU Split

Sobald eine Spule des jeweils angewählten Humbuckers abgeschaltet wird, kommt wie gewohnt ein drahtiger Sound zustande. Dieser lässt sich sehr gut mit dem angezerrten Amp kombinieren, was insgesamt für drei weitere Klangkombinationen sorgt.
Es wird Zeit für den High-Gain-Kanal am Marshall. Das folgende Audiobeispiel habe ich mit dem Steg-Humbucker eingespielt.

Audio Samples
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High Gain: Steg-PU

Hier spielt die Ghost Fret alle ihre Karten aus und kann mit einem wirklich sehr gut klingenden Sound gefallen. Die Anschläge des Plektrums werden direkt gewandelt und heraus kommt ein fetter, breiter Rocksound. Das wohldosierte Mittenbild sorgt für die benötigte Durchsetzungskraft und gefällt mir ausgesprochen gut!
Natürlich darf auch ein Beispiel mit tiefer gestimmter D-Saite nicht fehlen.

Audio Samples
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High Gain: Hals-PU Drop D

Es dürfte kaum verwundern, das auch diese Disziplin für unsere Testgitarre überhaupt gar kein Problem darstellt, ganz im Gegenteil! Mit Überzeugung drückt sie die Riffs aus dem Verstärker und zeigt sich ausgesprochen selbstbewusst. Trotz des hohen Zerrgrades am Amp gibt sie sich im Bassbereich zackig und liefert authentische Metalsounds.
Bevor wir zum Fazit kommen, spiele ich noch einmal den Hals- und dann den Steg-Humbucker an.

Audio Samples
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High Gain Leadsound: erst Hals-, dann Steg-PU

Nun ja, dass gerade diese Disziplin kein Problem für die Ghost Fret darstellt, ist keine Überraschung. Die angeschlagenen Töne kommen klar definiert und mit der nötigen Präzision und erlauben ein gefühlvolles Spiel in allen Facetten.

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Fazit

Keine Überraschung, dass sich die Chapman Ghost Fret Pro am stark verzerrten Amp am wohlsten fühlt und dort ihre ganzen Stärken ausspielt. Dank des Coil-Splittings sind aber auch unverzerrt amtliche Sounds abrufbar. Verarbeitung und Bespielbarkeit sind tadellos, die Gitarre hinterlässt insgesamt einen guten Eindruck und setzt sich auch aufgrund ihres attraktiven Äußeren positiv von ihren Mitbewerbern ab. Wer auf der Suche nach einer klassischen Rock/Metal-Gitarre ist, sollte sich die Ghost Fret genauer anschauen. Das Preis-Leistungsverhältnis ist ausgeglichen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • tadellose Verarbeitung
  • sehr gute Zerrsounds
  • variabel auch clean durch Split-Möglichkeit
  • inklusive Koffer
Contra
  • Werkseinstellung nicht optimal
Artikelbild
Chapman Ghost Fret Pro Test
Für 989,00€ bei
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Chapman Guitars
  • Typ: Ghost Fret Pro
  • Herstellungsland: Südkorea
  • Bauweise: Neck Through
  • Korpus: Mahagoni, geflammte Ahorndecke
  • Hals: Ahorn
  • Halsprofil: C
  • Halsradius: 350 mm
  • Griffbrett: Ebenholz
  • Bünde: 22 Jumbo Edelstahl
  • Sattelbreite: 43 mm
  • Sattel: Graph Tech TUSQ XL
  • Mensur: 629 mm
  • Pickups: Chapman Primordial Steg- und Hals-Humbucker, beide splitbar
  • Steg: Chapman String Through Hardtail
  • Mechaniken: Hipshot Grip-Lock, offen
  • Gewicht: 3.464 Gramm
  • Besonderheiten: Strap Locks, Koffer, Glow Side Dots, Dual Action Halsstab
  • Ladenpreis: 1.119,00 (Juli 2017)
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Die Chapman Ghost Fret Pro orientiert sich stark an der Explorer.

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