CB Electronics XPatch-32 Test

Der Brite Colin Broad ist ein hochkarätiger Entwickler, der für Branchenriesen gearbeitet und viele Awards gewonnen hat. Insbesondere Filmtonleute schätzen seine Sync-Lösungen und komplexen Monitoring-Systeme, die er unter seiner Firma CB Electronics vertreibt. 

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Unser heutiger Testkandidat trägt das A/I-Mon-Vermächtnis in sich, wendet sich aber einem größeren Markt zu. Denn, wenn das Setup auch nur etwas komplizierter wird, kommen selbst “gewöhnliche Musiker” nicht um eine Patchbay umher! 
Bei der britischen CB Electronic Xpatch 32 handelt es sich um keine gewöhnliche passive Patchbay mit schnöden Steckverbindungen, sondern selbstverständlich um eine elektronisch gesteuerte: Angeschlossene Quellen und Ziele können so unkompliziert über eine Software verwaltet und angeschlossenes Outboard einfach miteinander verknüpft werden. Und selbstverständlich gibt es auch eine komfortable Preset-Verwaltung – ein Traum für Engineers mit Hang zum Wahnsinn!

Details

Marktübersicht – „digitale“ Patchbays, Insert-Matrix

Die XPatch 32 bzw. die noch größere Variante Xpatch 64 sowie die angekündigte Xpatch 96 sind made in England und so ziemlich einzigartig, von sehr teuren und exklusiven Rundfunk-Speziallösungen einmal ganz abgesehen. Es handelt sich zwar grundlegend „nur“ um eine Patchbay, aber um eine, die mit einem vollanalogen Signalweg und einer digitalen, speicherbaren Steuerung aufwartet. 

Fotostrecke: 3 Bilder 1 HE fu00fcr reichlich Routing-Mu00f6glichkeiten

What‘s in the Box

Die CB Electronic XPatch-32 bietet 32 analoge Eingänge und 32 analoge Ausgänge auf 1 HE, alles auf Sub-D und mit eigenen Gain-Stufen in jedem der Ein- und Ausgängen. Die I/Os 31/32 liegen zusätzlich auf der Front mit XLR bzw. Combo an, der Ausgang 29/30 bietet zusätzlich ein Kopfhörerausgang. 

Fotostrecke: 2 Bilder Alle I/Os sind auf Sub-D-25 Buchsen an der Ru00fcckseite zu finden u2026

Gain für alle Fälle

Neben der groben Umschaltung zwischen -10 dBV und +4 dBu gibt es auch eine Feinregulierung zwischen +22 und -96 dB. Die Signalführung ist symmetrisch, lässt sich aber auch unsymmetrisch nutzen bzw. in den Inputs sogar auf High-Z stellen, sodass auch Instrumente, Pedaleffekte und dergleichen verschaltet werden können. Eine Pegelanpassung findet auch in diesem Fall statt, sodass alles fein auf Unity bleibt. Experimentierfreudige Gitarristen sollte das freuen, zumal der Fronteingang ja auch Klinke über die Combo aufnimmt. Ferner wird Crosstalk durch automatisches Muting von nicht-verwendeten Pfaden minimiert.
Die Bedienung am Gerät erfolgt mittels Push-Encoder und Display, noch besser – weil deutlich übersichtlicher – geht das natürlich mit der mitgelieferten Software, die alle Befehle per MIDI überträgt. Verbunden wird das Ganze via USB oder MIDI – und sogar eine Fernbedienung mit OSC ist möglich, dann natürlich auch wireless dank WiFi. 

Fotostrecke: 2 Bilder Mittels Push-Encoder und Display sowie auch Footswitch kann man die XPatch auch alternativ zur Software bedienen bzw. Snapshots unkompliziert aufrufen.

Do you need more?

Apropos Update: Der 32er Kasten wird schon recht heiß und niemand mag Lüfter. Deswegen verfügt die Xpatch 64 zwangsweise nicht in allen Kanälen über Gains und Instrument-Optionen; gleiches gilt auch für die bereits angekündigte Xpatch 96.  

Fotostrecke: 3 Bilder Die Software verru00e4t auch eine XPatch 96 ist unterwegs!

Das macht Sinn, denn bei der Verwendung von bis zu 36 16×16 Crosspoint ICs (gleich 9216 Switches) im Falle der 96er entsteht wirklich ordentlich Abwärme in den 2 HE. Relais wären durchaus höherwertiger für den Sound (siehe SPL Hermes, Maselec), aber bei der schieren Anzahl an I/Os ist das schaltungstechnisch kaum zu realisieren und wohl auch nicht zu bezahlen. 
Ferner sind I/O-Karten geplant, die auf speziellere Wünsche eingehen, sodass man sich grob vorab zusammenbastelt, was man wirklich braucht, und nicht alle Optionen mitbezahlen muss, die dann in allen 96 Kanälen vorrätig sind. Unter anderem sind Gain-freie I/Os geplant, Instrumentenkarten und Erweiterungen für Mikrofone, wodurch dann auch verlustfrei und sicher 48 V durchgeschaltet werden können. Theoretisch geht es zwar auch jetzt schon, praktisch sollte man es aber lieber lassen, da so eine geschaltete Gleichspannung nicht für jedes Gerät gesund ist und durch die fehlende Impedanzanpassung auch der Crosstalk erheblich größer ist – und die Klangqualität damit eher so mittelmäßig. 

Praxis

Einsatzzwecke

Tja, wie teste ich das Teil nun am besten? Aufgrund der Möglichkeiten gibt es ja viele Einsatzzwecke. Die meisten werden sicherlich ihr Outboard auf Mixer-Inserts oder Audiointerface-I/Os verteilt haben wollen, genau wie ich auch. Und deswegen werden wir zunächst diesen Sachverhalt erörtern.

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Und so möchte ich auch gleich auf meinen ersten initialen Denkfehler hinweisen. 32 Ein- und Ausgänge klingen natürlich erst mal viel, aber in Wahrheit steht natürlich nur die Hälfe an Outboard-Kanälen praktisch zur Verfügung. Beispiel: An einem Mischpult habe ich 16 Inserts, das bedeutet 16 Sends und 16 Returns, welche mit der ersten Hälfe Sub-Ds der Xpatch32 verbunden werden – bleiben also „nur“ noch 16 I/Os für das Outboard, sprich acht Stereogeräte bzw. 16 Monopfade. Nun kann ich sämtliches Outboard auf diese 16 Kanäle verteilen und nach Belieben verschieben. Bildet man eine Kette aus zwei Stereogeräten, fehlt dann natürlich Gear für die letzten beiden Inserts …

Funktional, aber etwas technisch

Die mitgelieferte Software benötigt etwas Einarbeitung, ist grundsätzlich aber logisch zu bedienen. Anfängerstolperstein: Man muss Verschaltungen mit einen Klick auf „enable“ ausführen, sonst passiert nichts, so erst wird die zusammengeklickte Konfiguration übertragen. 
Innerhalb eines „enabled“ Pfades kann man dann aber unkompliziert Geräte flippen, sogar mit Tastendruck. Man kann auch mehrere Pfade mit den gleichen Geräten erstellen und dann zwischen diesen wechseln. Stereopfade sowie interne Aufpfadungen gibt es selbstverständlich auch.

Fotostrecke: 7 Bilder Status-Page

Extras

Die internen Farbkodierungen helfen bei der Organisation, genau wie die Kategorien sowie die verschiedenen Zoomstufen. Praktisch ist auch das Channel Count Feature, mit dem man quasi automatisiert Gruppen von I/OS beschriften und zuweisen kann Das heißt: Konfiguriert man die Ausgänge 1 bis 8 seines Audiointerfaces, wählt man Channel Count 8 aus, beginnt mit dem ersten I/O und alle folgenden werden automatisch sequentiell zugewiesen. Alle, die schon mal stumpf Interface I/Os von mehreren Universal Audio Apollos zuweisen mussten, wissen, was für eine bescheiden stumpfe Arbeit das ist – schön also, dass man die hier nicht hat. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die Tiefe der Verschaltungen lu00e4sst sich definieren

Man kann unterschiedliche Routings auch mit Snapshots abspeichern und dann ganz unkompliziert am Gerät aufrufen. Somit wird das Ganze als simpler Umschalter nutzbar, also etwa auch in einer Konstellation verwendbar, in der sich zwei Studios einen Aufnahmeraum teilen. Snapshot 1: Studio A hat Zugriff auf die Preamps und Returns im Aufnahmeraum, Snapshot 2: Studio B hat die entsprechende Macht. Vielleicht gehört ihr aber auch zu den Wahnsinnigen, die zwei unterschiedliche Konsolen nutzen wollen – hiermit wäre euch bedingt geholfen.
„Bedingt“, weil die 32er nicht so viel hergibt. Die Xpatch64 wäre da angebrachter, während die XPatch96 übrigens für Ende 2021 angedacht ist. Außerdem sind Optionskarten für Gain, High-Z und Mics in der Mache. Hintergrund: Man kann bei den großen Varianten nicht ohne weiteres alle Optionen in jeden Kanal packen, ohne auf aktive Kühlung zu verzichten. Mikrofone sollte man in der aktuellen Variante nicht ohne Preamp anschließen, die Qualität wäre nicht gut, von der Phantomspannungsproblematik einmal ganz abgesehen.

Fotostrecke: 3 Bilder Mein Kabeltest als Patchu2026

Soundqualität

Wie damals beim Test des Hermes, werde ich auch diesmal wieder eine schicke Kabelschleife bilden und anschließend durch die Gain-Stufen wandern. Der Einfluss auf den Klang ist äußerst minimal und man muss sehr genau hinhören, um ihn überhaupt wahrzunehmen. Ich würde sagen, etwas Schnelligkeit der Transienten geht verloren und die Phantommitte wird minimal leiser, wodurch die XPatch dann tatsächlich breiter klingt. Ob ich dabei mehrfach in das Gerät gehe, hat kaum Einfluss auf den Klang, nur etwas Gain geht verloren – auch, wenn ich intern alles auf Null gestellt hatte. Aber werden wir nur nicht zu akademisch: Für die praxisrelevante Arbeit ist das hier absolut zu vernachlässigen, zumal man es ja nicht direkt auf das Gerät alleine schieben kann, sondern vielleicht auch auf meine Kabel und ihre Steckverbindungen, die ebenfalls einen Teil dazu beitragen. Wer es noch puristischer braucht, muss auf den hier gebotenen Komfort verzichten und dann direkt verkabeln – natürlich nur mit Goldfäden, welche bei Mondschein von Jungfrauen gepflückt wurden.

Audio Samples
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Digital Audio with UA X16 + Cables with UA X16 + Cables + XPatch straight I/O XPatch straight I/O + 2 Cable Inserts XPatch straight I/O + 4 Cable Inserts

Fazit

Die Xpatch 32 von CB Electronics ist eine hervorragende und moderne Lösung für die spontane Verknüpfung von Outboard sowie die „presetbasierte Festverkabelung mit Szenarienwechsel“. Dedizierte Masteringkonsolen können teilweise mehr – aber eben nie parallel. Wer analog mischt und sein Outboard liebt, ist hiermit bestens beraten! Die vielen kleinen Extras machen die Xpatch aber auch für Bühnenmusiker und Freunde des extremen Bodenpedal-Sports interessant. Etwas Einarbeitung ist für die Software nötig, aber so ist das eben beim Profikram. Hinsichtlich dem nicht zu unterschätzenden Entwicklungsaufwand made in England geht der Preis absolut in Ordnung, vor allem wenn man die Xpatch mit konventionellen Patchbays der etwas besseren Qualität vergleicht – und da muss man dann teilweise noch immer selber löten, um zu normalisieren – nein, danke! Ich bin jedenfalls begeistert und übe mich gerade schwer in Geduld bis die XPatch96 da ist – denn wenn schon, dann richtig.

Pro

  • Elektronische Patchbay mit Software-Steuerung
  • Bedienung am Gerät sowie Remote möglich

  • Insertier und Routing Matrix mit neutralem Klang
  • Schaltung im Nulldurchgang
  • Umfangreiches Gain-Staging

  • hochwertige Verarbeitung
Contra
  • Software etwas technisch-verkopft
Features
  • Routing-Matrix, elektronische Patchbay, Insertier-Matrix
  • 32×32 Crosspoints, Click-less Schaltung im Nulldruchgang
  • 2 x Front-In, Combo Inputs: XLR und 1/4-Jack DI
  • 4 x Front-Outs: 2
XLR, 1
    Stereo Headphone
    • 4 x Sub-D In, 4 x Sub-D Out
    • 8 Kanäle Monitoring
    • +4/-10dBV Anpassung in jedem Kanal
    • jeder Eingang auf mehrere Ausgänge multiplizierbar
    • Unkomplizierter Recall via Snapshots
    • OSX und Windows Software
    Preis
    • 2825,- Euro (Straßenpreis am 6.7.2021)
    Unser Fazit:
    4,5 / 5
    Pro
    • Elektronische Patchbay mit Software-Steuerung
    • Bedienung am Gerät sowie Remote möglich

    • Insertier und Routing Matrix mit neutralem Klang
    • Schaltung im Nulldurchgang
    • Umfangreiches Gain-Staging

    • hochwertige Verarbeitung
    Contra
    • Software etwas technisch-verkopft
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    CB Electronics XPatch-32 Test
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