Beyerdynamic Amiron Home Test

Muss auf der Verkaufsverpackung “Mix & Mastering” draufstehen, damit sich ein Kopfhörer auch für diese Anwendung eignet? In der Historie von Audiogeräten gibt es diverse Beispiele, die das Gegenteil belegen. Der Name “Amiron Home” impliziert ja bereits überdeutlich, dass der deutsche Hersteller Beyerdynamic seinen neuen, mit Tesla-Technologie ausgestatteten Kopfhörer für Musikkonsumenten konzipiert hat.

Beyerdynamic_Amiron_B01_Test


Im Rahmen unseres Testmarathons “Referenzkopfhörer fürs Studio” wollen wir herausfinden, ob in dem Amiron Home eventuell verborgene Talente schlummern und wie er sich im Vergleich zur hausinternen Konkurrenz professioneller Kopfhörer und Ehrfurcht einflößender Modelle anderer Hersteller behauptet. Was haben wir dabei herausgefunden?

Details

Bauweise

Der Beyerdynamic Amiron Home ist ein Kopfhörer offener Bauart mit dynamischen Treibern (Tesla-Technologie) und ohrumschließenden Ohrmuscheln. Das Gehäuse ist nicht zusammenklappbar und der Amiron bringt unauffällige 340 g (ohne Kabel) auf die Waage.

Verarbeitung

Der Amiron Home fällt durch ein neues Design inmitten der anderen Beyerdynamic-Kopfhörer dieses Testmarathons etwas aus dem Rahmen. Auf mich wirkt er etwas altbacken und die Optik, primär die Gestaltung und Materialanmutung der Ohrmuscheln, gibt mir nicht das Gefühl, dass ich ein innovatives Profiwerkzeug in den Händen halte. Objektiv gibt es an dem “hässlichen Entlein” aber nichts auszusetzen. Die Verarbeitung des robusten, in Deutschland von Hand gefertigten Amiron ist tadellos, wie man es von Kopfhörern aus Heilbronn gewohnt ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Ohrmuschel wirkt optisch im Vergleich zu T 1 und Konsorten etwas schlicht – Geschmacksache!

Mitgelieferte Kabel und Co.

Der Beyerdynamic Amiron Home besitzt eine beidseitige Kabelführung, deren Kabelenden mit einer 3,5mm-Klinkenverbindung versehen und problemlos auswechselbar sind. Die Kabellänge beträgt 3 m und endet in einem vergoldeten 3,5mm-Klinkenstecker, für den ein Schraubadapter auf 6,35 mm dem Lieferumfang beiliegt. Außerdem gehört eine stabile Transporttasche zum Lieferumfang des Beyerdynamic-Kopfhörers.

Fotostrecke: 2 Bilder Die praktische Transportbox.

Technik und Kennzahlen
Der Amiron Home ist Vertreter von Beyerdynamics bewährter Tesla-Technologie, die unter anderem auch in den Modellen T1, T 5 p sowie den ausgewiesenen Profi-Modellen DT 1770 Pro und DT 1990 Pro zur Anwendung kommt. Ein Merkmal dieser Wandler-Technik ist der hohe Wirkungsgrad, so verwundert es nicht, dass sich der Amiron trotz seiner relativ hohen Impedanz von 250 Ohm vollkommen zufriedenstellend an meinem Smartphone betreiben lässt. Der Übertragungsbereich ist mit 5 bis 40000 Hz angegeben, was den menschlichen Hörbereich großzügig übertrifft und exakt den Angaben der professionellen DT-Modelle entspricht. Inwiefern sich dies im Wiedergabecharakter des Amiron Home widerspiegelt, werde ich an späterer Stelle, im Praxisteil dieses Testberichts erläutern. Die weiteren Kennzahlen, die am Ende dieses Testberichts explizit aufgeführt sind, decken sich ebenfalls mit der professionellen Verwandtschaft DT 1770 Pro und DT 1990 Pro, womit dem professionellen Einsatz von dieser Seite nichts im Wege stehen sollte.

Hier der Beweis: Die Impedanz beträgt 250 Ohm.
Hier der Beweis: Die Impedanz beträgt 250 Ohm.

Praxis

Verwendungszweck

Gemäß der Empfehlung des Herstellers ist der Amiron Home ein Konsumentenprodukt zum Musikgenuss, wobei die Wiedergabeeigenschaften den kreativen Einsatz des Kopfhörers im Tonstudio durchaus rechtfertigen. Aufgrund der offenen Bauart eignet sich der Amiron allerdings nicht zum Monitoring während der Aufnahme und ebenfalls nicht als Mobilkopfhörer in lauter Umgebung, obwohl er trotz hoher Impedanz aufgrund seines Wirkungsgrades dazu in der Lage wäre.

Tragekomfort

Absolute Bestnote in dieser Kategorie! Mit seinen körperaufliegenden, weichen Polstern aus Mikrovelours und Alcantara wird der Tragekomfort von keinem Kopfhörer unseres Testmarathons übertroffen, allenfalls T 1 und T 5 p, ebenfalls aus dem Hause Beyerdynamic, können mit ihren weichen Proteinleder-Polstern in diesem Punkt mithalten. Weiterhin fallen das Gewicht und auch der Anpressdruck sehr moderat aus, sodass sich der Amiron Home fantastisch für lange Hörsessions eignet. Der Anpressdruck des ebenfalls offenen DT 1990 Pro ist spürbar höher, dennoch sitzt auch der Amiron sicher auf meinem Kopf.

Fotostrecke: 2 Bilder Besser geht’s nicht: Der gepolsterte Bügel des Beyerdynamic-Kopfhörers.

Klang

Testbedingungen
Obwohl sich Beyerdynamic auf seiner Homepage über das Einspielen von Kopfhörern dahingehend äußert, dass hierbei eher psychologische Gewöhnungseffekte als messbare Wiedergabeänderungen eine Rolle spielen, wurde der Amiron Home sowie alle anderen Modelle des Testmarathons “Referenzkopfhörer fürs Studio” von mir über mehrere Tage eingespielt.
Der Test erfolgte an den folgenden Kopfhörerausgängen/Verstärkern:

Neben diversen akustischen Experimenten (Sinus Sweeps, übliche DAW-Tätigkeiten) habe ich einen stilübergreifenden Mix vertrauter Eigen- und Fremdproduktionen über den Beyerdynamic-Kopfhörer angehört und analysiert.
Der erste Eindruck
Ich muss gestehen, dass ich die Wiedergabeeigenschaften des Amiron beim allerersten Hörcheck inmitten der illustren Konkurrenz des Testmarathons “Referenzkopfhörer fürs Studio” spontan als etwas unspektakulär empfand und ihn erst einmal beiseite gelegt habe, um mich zunächst anderen Modellen zuzuwenden. Erst später, bei genauerer Betrachtung wurde ich mir der Qualitäten bewusst, die den Amiron auch zu einem interessanten Kopfhörer für Tonschaffende machen.
Frequenzgang
Eine leichte Hi-Fi-Tendenz kann man dem Amiron nicht absprechen, allerdings geschieht dies in Maßen und ohne Überzeichnungen oder Maskierung bestimmter Frequenzbereiche, sodass einer professionellen Beurteilung nichts Gravierendes im Wege steht. Im direkten Vergleich ist der DT 1990 Pro deutlich heller abgestimmt, wodurch dieser im Hochtonbereich etwas anstrengender klingt, was eher zu einer Hörermüdung führt. Trotz dieser Milde ermöglicht der Amiron dank hoher Auflösung und gelungener Separierung aller Frequenzbereiche tonale Bearbeitungen und die Einschätzung des gesamten Spektrums. Ähnlich verhält es sich im Bassbereich. Hier spielt der Amiron Home im Direktvergleich maßvoll etwas vollmundiger, ohne dabei zu verfälschen oder gar die Mitten zu beeinträchtigen. Der mittlere Frequenzbereich fügt sich quantitativ homogen, tendenziell neutral und im positiven Sinne unauffällig ins gesamte Geschehen ein. Wer auf der Suche nach einem Abhörwerkzeug zur tonalen Gesangskorrektur ist, sollte allerdings lieber zu einem Kopfhörer greifen, der diesen Bereich etwas deutlicher beleuchtet, wie etwa der Audeze LCD-X, Beyerdynamic T 5 p oder der insgesamt etwas analytischere AKG K812.
Impulsverhalten
Ein Merkmal von Beyerdynamics Tesla-Technologie ist die filigrane Schwingspule des dynamischen Wandlers, welche den Amiron in die Lage versetzt, Impulse besonders authentisch wiederzugeben. Aufgrund seiner etwas dunkleren Abstimmung werden Transienten nicht so explizit präsentiert, wie es bei höhenbetonteren Kopfhörern der Fall ist, ihre Darstellung ist dennoch akkurat und keinesfalls verschliffen. Hierdurch muss man unter Umständen bewusst ein erhöhtes Augenmerk (oder besser: Ohrenmerk) auf Transienten legen, um kritische Beurteilungen durchzuführen.
Räumliche Abbildung
Als Kopfhörer offener Bauart liefert der Amiron Home eine weitgehend natürliche und transparente Abbildung ohne überzeichnete Stereobühne. Die Ortung einzelner Instrumente ist konkret aber etwas “enger” als bei Referenzmodellen wie Beyerdynamic T 1 oder AKG K812. Der DT 1990 Pro wiederum fächert das Stereogeschehen dagegen etwas zu breit und auf, was unnatürlicher wirkt als die Abbildung unseres Testmodells. Qualitativ befindet sich der Amiron hiermit im guten Mittelfeld. Auch die Tiefendarstellung und Dreidimensionalität sollte professionelle Ansprüche durchaus befriedigen und übertrumpft nach meiner Ansicht ebenfalls den vielfach gelobten Beyerdynamic DT 1990 Pro, welcher trotz seiner breiteren Bühne im direkten Vergleich ein wenig flach wirkt. Die ausgeprägte Tiefendarstellung eines K812, T 1 oder Audeze LCD-X erreicht der Amiron Home aber nicht.

Für „Home“ und auch den Studioeinsatz geeignet.
Für „Home“ und auch den Studioeinsatz geeignet.

Fazit

Der Beyerdynamic Amiron Home ist aufgrund seiner insgesamt überzeugenden Wiedergabeeigenschaften definitiv nicht nur für die Verwendung im Wohnzimmer geeignet. Klar, es gibt (spürbar teurere) Kopfhörermodelle, die sich durch eine noch kompromisslosere Wiedergabe für die Anwendungsgebiete Mix und Mastering empfehlen, allerdings ist die Eignung des Amiron Home hierfür höher, als dies bei so manchem Modell der Fall ist, das genau dieses Aufgabengebiet für sich beansprucht. Ein Check lohnt sich… und außerdem ist der Amiron ein toller Hi-Fi-Kopfhörer!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • profitauglicheWiedergabeeigenschaften
  • ausgewogene Frequenzabbildung
  • herausragender Tragekomfort
  • austauschbare Kabel
  • hochwertige Verarbeitung
  • Transportbox im Lieferumfang
Contra
  • hausbackenes Design
Artikelbild
Beyerdynamic Amiron Home Test
Für 498,00€ bei
Beyerdynamic_Amiron_B01_Test
Technische Spezifikationen
  • Audiophiler Tesla HiFiHi-Fi-Kopfhörer
  • offen
  • dynamisch
  • ohrumschließend
  • Polster aus Velours
  • abnehmbares Kabel, (3 m)
  • beidseitige Kabelführung
  • 3,5mm -Klinkenstecker mit Schraubadapter auf 6.,35 mm (beides vergoldet)
  • Gewicht: 340 g (ohne Kabel)
  • Nennimpedanz: 250 Ohm
  • Übertragungsbereich: 5 – –40.000 Hz
  • Kennschalldruckpegel: 102 dB (1 mW / 500 Hz)
  • maximaler Schalldruckpegel: 125 dB (200 mW / 500 Hz)
  • Klirrfaktor:
  • Nennbelastbarkeit: 200 mW
Ladenpreis: € 539,– (12.3.2018)
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