Avantone Pro The Kick Test

Dieses Testobjekt hört auf den Namen „The Kick“ und kommt von Avantone. Die in den USA ansässige und in Fernost produzierende Firma bietet seit einigen Jahren erschwingliches Pro Audio Equipment an, bei dessen Entwicklung man sich oft von Klassikern der Tontechnik inspirieren läßt.

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Das ist auch beim The Kick der Fall. Kenner werden nicht lange brauchen, bis sie herausgefunden haben, dass die – vor einigen Jahren eingestellte – Yamaha Subkick bei der Konzeption Pate stand. Hierbei handelt es sich um einen zehn Zoll großen Trommelkessel mit innen montiertem, umgedreht gepolten Lautsprecher. So wird aus einem Lautsprecher ein Mikrofon.
Per Stativ wird diese Konstruktion einige Zentimeter vor das Bassdrum-Resonanzfell gestellt, die große Membranfläche und ihre Trägheit sorgen für ein extrem höhenarmes Signal mit großem Subbass-Anteil. Im Verbund mit einem regulären Bassdrum-Mikrofon ergeben sich damit deutlich erweiterte Möglichkeiten, den Bassdrumsound zu formen. Wie das Avantone The Kick die Aufgabe bewältigt, lest ihr auf den folgenden Zeilen.

Details

Der „White Speaker“ ist eine Kopie der NS-10-Version

Erstaunlich groß und schwer ist der Karton, in welchem der UPS-Bote das Avantone Pro The Kick anliefert. Der Grund dafür ist der Umstand, dass sich darin, neben dem Subbass-Mikrofon auch noch ein geeignetes, doppelstrebig ausgelegtes Stativ befindet. Ebenfalls enthalten sind ein Stimmschlüssel und eine Anleitung. Auf den ersten Blick sieht das Mikrofon wie ein kleines Tom aus, was daran liegen mag, dass es de facto ein kleines Tom ist. Ein Schichtholzkessel aus Fichte mit den Maßen 10×5,5 Zoll bildet das Gehäuse des The Kick, innen ist es matt schwarz lackiert, auf der Außenseite kommt eine schwarze PVC-Holzimitat-Folie im Esche-Look zum Einsatz. Sogar eine Gratung besitzen die beiden Kesselenden. Ebenfalls mattschwarz lackierte Spannreifen bilden einen schönen Kontrast zu den insgesamt sechs doppelseitigen und verchromten Böckchen. Die genauere Inspektion ergibt allerdings, dass deren Verchromung eher nachlässig ausgeführt wurde. Auch von der Kesselbearbeitung sollte man sich keine High-End-Qualität erwarten. Geschlossen wird die Konstruktion mittels zweier Gewebefelle, sogenannter „Mesh Heads“.
Zum Kern der Sache, dem montierten Lautsprecher: Avantone selbst nennt ihn nur den „White Speaker“, was unter tontechnisch Interessierten natürlich sofort die gewünschte Assoziation auslöst: Yamaha NS-10! Der 6,5 Zoll große, weiße Papierkonus wurde von Yamaha nicht nur in den legendären, kontrovers diskutierten Studiomonitoren, sondern später auch im originalen Subkick-Mikrofon eingesetzt. Dass Avantone seit Kurzem auch Nachbildungen dieser Speaker einsetzt, ist sicherlich kein Zufall. Dual Use heißt hier das Zauberwort!
Das Stativ kommt von Gibraltar, es besteht aus einem doppelstrebigen Snareständer-Unterteil leichter Bauwart und einem Tomhalter mit gerasterer Verstellung im „Pearl-Style“. Eine Memoryschelle soll in Verbindung mit der am The Kick befestigten Rosette für gleich bleibende Setups sorgen.

Fotostrecke: 3 Bilder Wie das Vorbild: Speaker im Yamaha NS10-Stil

Technisch für ein Mikrofon eigentlich eine Katastrophe… aber das muss so

Von einem konventionellen Mikrofon erwartet man meist ein breites nutzbares Frequenzband, einen ebenen Frequenzgang und eine mit diesen Eigenschaften verbundene Vielseitigkeit. Eine gute Dynamik und exakte Transientenabbildung sind ebenfalls willkommene Eigenschaften. Mit nichts davon kann ein Subkick-Mikro dienen – und soll es auch gar nicht. So liefert Avantone auch nur spärliche Meßwerte zum The Kick. 50 bis 5000 Hertz soll das gute Stück zustande bekommen, die Ausgangsimpedanz wird mit 6,3 Ohm (!) angegeben. Technische Mittel zur Impedanzerhöhung kommen nicht zum Einsatz, der Speaker ist ohne Umwege mit der XLR- Buchse verdrahtet. Ein Frequenzdiagramm ist hier schlicht irrelevant, also verzichnet man darauf ebenso wie auf die Angabe der Empfindlichkeit.

Fotostrecke: 3 Bilder Hier seht ihr die XLR-Buchse, der graue Streifen daneben verdeckt die Foliennaht.

Praxis

Die Positionierung gestaltet sich etwas umständlich

Um herauszufinden, wie das Avantone The Kick klingt, entferne ich zunächst mein eigenes Subkick-Mikrofon, ein Solomon LoFReQ. Dabei fällt der deutliche Größen- und Gewichtsunterschied auf. Während das Solomon problemlos an einem niedrigen Mikrofonstativ befestigt wird und somit stufenlos justierbar ist, brauche ich beim gut drei Kilogramm schweren Avantone eine zeitlang, bis die Konstruktion einen kippelfreien Platz vor meiner Bassdrum gefunden hat. Beim ersten Abhören erfolgt eine unangenehme Überraschung, denn offensichtlich harmoniert die geringe Ausgangsimpedanz des Avantone nicht mit der Eingangimpedanz (1000 Ohm) meines Sebatron Röhrenvorverstärkers. Starke Verzerrungen sind die Folge, ich entschließe mich kurzerhand, auf die Preamps meines RME UFX auszuweichen, und siehe da: Hier funktioniert das Gerät vorbildlich. Es wäre anzumerken, dass ein originales Yamaha Subkick zwar ein Dämpfungsglied braucht, dann aber verzerrungsfrei auch an meinen Röhren-Preamps läuft. Für mein Solomon LoWFreQ gilt das ebenfalls, es besitzt ein integriertes Pad. Vielleicht sollte die Firma Avantone ebenfalls über diese kleine Investition nachdenken.

Fotostrecke: 3 Bilder Im Einsatz an einer 20 Zoll Bassdrum

Straff und fett geht es beiden Testbassdrums zu

Klanglich läßt sich das Testexemplar allerdings nichts zu schulden kommen, im Gegenteil. An meiner kaum gedämpften 20×14 Zoll Oriollo Aluminum-Bassdrum fängt das The Kick nicht nur den Bassanteil vor dem Resonanzfell schön ein, sondern auch die Mittenfrequenzen, welche dem Gesamtklang eine schöne Räumlichkeit verleihen. Das Solomon Vergleichsgerät ist hier minimal boomiger, was ebenfalls seinen Charme hat. Ich habe für jedes Mikrofon jeweils zwei Durchgänge gespielt. Einmal mit zurück genommenem Schlägel für ungestörten Ausklang, einmal „buried“, also im Fell gelassen. Für beide Varianten gilt: Bereits geringe Unterschiede in der Dämpfung der Felle können hier eine weitgehende Angleichung der Ergebnisse zwischen beiden Subbass-Mikros bedeuten. Insgeamt schwingt das Avantone etwas schneller wieder ein, das Solomon reicht hingegen etwas weiter hinunter.

Audio Samples
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Avantone Kick an der offen gespielten 20er, im Kit Avantone Kick an der offen gespielten 20er, solo Avantone Kick, Beater im Schlagfell, 20er, im Kit Avantone Kick, Beater im Schlagfell, 20er, solo Solom Lowfreq an der offen gespielten 20er, im Kit Solomon Lowfreq an der offen gespielten 20er, solo Solomo Lowfreq, Beater im Schlagfell, 20er, im Kit Solomon Lowfreq, Beater im Schlagfell, 20er, solo

Um zu beurteilen, wie das Testobjekt mit deutlich tieferen Grundtönen größerer Bassdrums umgeht, habe ich mein altes Yamaha 24×14 Zoll Recording Modell aus dem Regal genommen. Auch hier befindet sich nur wenig Dämpfung im Kessel, allerdings kommt ein vorgämpftes Aquarian Force 1 Schlagfell zum Einsatz, welches sowohl den Ausklang als auch die Obertöne begrenzt. Die Resultate können sich hören lassen. Ein tiefer, kontrollierter Bass wertet das Gesamtsignal deutlich auf. Auch hier fällt das Ergebnis etwas kürzer und straffer aus als beim Solomon.

Audio Samples
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Avantone The Kick an der gedämpften 24×14 Bassdrum, im Kit Avantone The Kick an der gedämpften 24×14 Bassdrum, solo Solomon Lowfreq an der gedämpften 24×14 Bassdrum, im Kit Solomon Lowfreq an der gedämpften 24×14 Bassdrum, solo

Fazit

Seit die Firma Yamaha sein Subkick Bassdrum-Mikrofon eingestellt hat, ist die Auswahl an Schallwandlern dieses Typs auf dem Markt eher klein. Avantone Pro hat mit dem The Kick eine Alternative entwickelt, die nicht nur das Prinzip eines in einem Trommelkessel arbeitenden Lautsprechers kopiert, sondern auch den Lautsprecher selbst so nah am Yamaha-Vorbild wie möglich gestaltet hat. Man muss ein bisschen herumprobieren, bis das mitgelieferte Stativ mit dem The Kick kippelfrei steht, anschließend belohnt das System den Soundfreund allerdings mit trockenem Tiefbass und straffem, mix-freundlichen Sustain. Im Testverlauf stellte sich allerdings auch heraus, dass die niedrige Ausgangsimpedanz an einem verwendeten Röhrenpreamp zu starken Verzerrungen führte. Hier würde der Einbau eines Impedanzwandlers helfen. Die meisten Interfaces und Preamps dürften mit dem The Kick allerdings gut zurecht kommen. Wer also ein Subkick Mikrofon nach dem Rezept des Originals sein Eigen nennen möchte, sollte sich das Avantone Pro The Kick mal genauer anhören.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • einfache Aufzeichnung tiefster Frequenzen
  • straffe Bassübertragung
  • vielseitig einsetzbar
Contra
  • Hardware/Mikrofon-Einheit neigt zum Kippeln
  • sehr geringe Impedanz (sorgte an einem Preamp für Verzerrungen)
Artikelbild
Avantone Pro The Kick Test
Für 369,00€ bei
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Features & Spezifikationen
  • Hersteller: Avantone Pro
  • Bezeichnung: The Kick
  • Wandlerprinzip: dynamisch
  • Richtcharakteristik: Acht
  • Impedanz: 6,3 Ohm
  • Frequenzgang: 50-5000 Hz
  • Finish: Esche Imitat (PVC)
  • Ausgang: XLR
  • Besonderheit: Lautsprecher im Yamaha NS10 Stil in Trommelkessel aus Fichte montiert
  • Abmessungen: ca. 10×5,5 Zoll Trommelkessel
  • Zubehör: Stimmschlüssel
  • Herkunftsland: China
  • Preis: € 379,– (Strassenpreis)
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