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Auflegen wie DJ Stylewarz

Stylewarz ist eine echte DJ-Legende in der deutschen und europäischen Hip Hop Szene. In unserem Praxis-Tutorial „Auflegen wie DJ Stylewarz“ erhältst du spannende Informationen aus erster Hand und nützliche Expertentipps, um das dreißigminütige DJCity-Set des Hamburger Plattenreiters und Musikproduzenten von der Pike auf nachspielen zu können. Im Rahmen dieses Artikels und anlässlich seiner aktuellen Albumveröffentlichung führte Bonedo Autor Detlef Rick mit dem Künstler ein Telefoninterview, dem sämtliche Zitate und weitere Informationen des Textes entspringen.

Auflegen_wie_DJ_Stylewarz_2019


DJ Stylewarz ist bereits seit Mitte der 80er musikalisch aktiv und hat mit seiner damaligen Formation No Remorze wichtige Pionierarbeit geleistet. Mehrere Jahre hintereinander wurde er vom bekannten deutschen Hip Hop Magazin „Juice“ zum beliebtesten DJ des Jahres erkoren und er ist in der schnelllebigen deutschen Hip Hop Landschaft eine der wenigen zuverlässigen Konstanten.
Aktuell ist DJ Stylewarz mehr denn je in den europäischen Clubs unterwegs und betreibt „nebenher“ sein eigenes Label. Genau über dieses veröffentlichte er im März 2019 sein aktuelles, zweites Soloalbum namens „Der letzte seiner Art“. Stylewarz ist niemand, der sich auf seinen Lorbeeren ausruht, sondern jemand, der „On Top of his Game“ bleibt. So ein Künstler ist ein gutes Vorbild für die eigene Karriere und genau deshalb schauen wir ihm im Folgenden in die Vita und auf die Finger.
weitere Folgen der Auflegen-wie-Serie findest du hier.

Details

Michael Whitelov, so der bürgerliche Name von DJ Stylewarz (47), ist kein Mann der großen Worte. Lieber „spricht“ er am Plattenspieler mit seinen Händen. Aber wenn er seinen Mund aufmacht, dann sagt er seine ehrliche Meinung ganz ungefiltert und ohne Rücksicht auf eventuell verletzte Eitelkeiten musikalischer Mitstreiter. Das zeigt unter anderem der heute als legendär geltende Streit zwischen ihm und DJ Thomilla (Turntable Rockers/Stuttgart), dem er im Jahr 2000 den Diss-Track „Dissziplin No. 1“ widmete. Obwohl Stylewarz durch diverse Medien wie Viva Freestyle oder MTV seit den neunziger Jahren einen recht hohen Bekanntheitsgrad genießt, war er immer ein Künstler, der außerhalb des kommerziellen Fahrwassers schipperte. Er ist sicher ein Mann der klassischen Hip Hop Schule, doch ihn darauf zu beschränken, wäre „weit gefehlt“. Hier erst einmal ein paar wichtige Fakten: 

DJ Stylewarz ist bereits seit den achtziger Jahren in der deutschen Hip Hop Szene aktiv.
DJ Stylewarz ist bereits seit den achtziger Jahren in der deutschen Hip Hop Szene aktiv.

Bio

Michael Whitelov wurde am 1.11.1971 im Bremerhavener Stadtteil Lehe geboren. Er war niemand, dem schon von klein auf eine Musikerkarriere vorschwebte. „Diese Frage habe ich mir nie gestellt“, sagt er dazu, weil ein derartiger Berufsweg für ihn in seiner Kindheit und frühen Jugendzeit einfach „nicht greifbar“ war. So wählte er zunächst einmal einen regulären Beruf und machte eine Ausbildung zum Fahrzeuglackierer. Im Alter von 11 oder 12 Jahren ist er zum ersten Mal „so richtig in die Musik eingestiegen“. Als Kind war er unter anderem ein großer Fan der Band „Foreigner“. Sein Musikgeschmack wurde sehr durch in Deutschland beheimatete, amerikanische Radiosender wie AFN geprägt. In Bremerhaven war er außerdem oft von den dort stationierten GIs umgeben, sodass ihm bereits als Kind Genres wie Funk und Soul geläufig waren. Zum Hip Hop kam DJ Stylewarz – wie die meisten seiner damaligen Weggefährten – durch die Medien und durch den starken amerikanischen Einfluss seines Umfeldes (sein Vater kommt aus den USA). Sein Schlüsselerlebnis hatte er bei einem deutsch-amerikanischen Freundschaftsfest, das jedes Jahr in seiner damaligen Heimatstadt stattfand. Auf den Partys dieses Events gab es nämlich bereits anfangs der 80er-Jahre Scratch-DJs zu beobachten. Außerdem versorgten ihn Verwandte aus New Jersey (USA) regelmäßig mit Kassetten, auf denen Radioshow-Mitschnitte der legendären DJs Mr. Magic & Marley Marl (WBLS) sowie Red Alert (Kiss FM) zu hören waren und gegen Ende des Jahrzehnts war Michael Whitelov bereits als Solo-DJ in seiner Region unterwegs.
Zusammen mit dem Rapper Crak, DJ Kaoz und dem Produzenten TNG gründete er 1991 die Gruppe No Remorze, deren Sound vom schnellen und kompromisslos harten Britcore Hip Hop Sound der englischen Bands Hi Jack oder Gunshot geprägt war. Im Jahre 1992 veröffentlichte seine Band dann ihren ersten Song namens „Killa Squad“ auf der Compilation „Kill the Nation with a Groove“. Es folgten diverse Maxis, Sampler-Beiträge sowie ein Album namens „The End“ im Jahre 1995. Bereits im Jahr 1993 veröffentlichte er auf dem Sampler „Alte Schule“ seinen ersten Solo-Track, den er „Back to the Old School“ nannte.
Obwohl sich No Remorze offiziell nie auflösten, gingen die Mitglieder um die Jahrtausendwende herum zunehmend getrennte Wege. DJ Stylewarz ist mit sich und wie es mit seiner alten Formation zu Ende ging, allerdings im Reinen: „Ich möchte die Zeit in der Band mit allen Höhen und Tiefen überhaupt nicht missen“, sagt er dazu. Dank seines Jobs als fester DJ der Hip Hop Fernsehshow Freestyle (1993 bis 1995 wöchentlich auf dem Musiksender Viva ausgestrahlt), wurde Stylewarz einem breiteren Publikum bekannt. Ab dem Jahr 1996 war Michael Whitelov dann als Live-DJ der Crossover Formation Such a Surge unterwegs und wurde ein paar Jahre später zum festen Bühnenpartner des Rappers Ferris MC (EX Deichkind). 

Fotostrecke: 2 Bilder Mit der Veröffentlichtlichung „The EP“ aus dem 2014 kündigte Stylewarz erstmals sein nun erschiendes zweites Soloalbum an!

Stylewarz veröffentlichte zahlreiche Maxis und Features mit Künstlern wie D-Flame, Torch, Ferris MC, Toni L oder Eißfeldt. Seine DJ-Mixtapes wie „B-Boy Breaks Volume 1“ (1997) und „New Yorks Finest“ (1999) sind bis heute legendär. Allerdings lädt er seine neueren Mixe mittlerweile zeitgemäß auf seinen Mixcloud-Account.
2005 wurde DJ Stylewarz auf dem Album von Deine Lieblingsrapper (Sido und Harris) gefeatured und begleitete die beiden Künstler auf der anschließenden Tournee. Sein bisher einziges Solo-Album, namens „The Cut“, brachte er 2002 auf den Markt. Auf diesem Tonträger wurden seine Weggefährten Eißfeldt, David P, Immo, Torch und weitere Künstler gefeatured. Die Platte erreichte Platz 49 der deutschen Album-Charts.
Nach einer langen Pause folgte dann im Jahr 2014 seine fünf Tracks umfassende Veröffentlichung „The EP“. Dieser Tonträger mit Gästen wie D-Flame, Torch und Eißfeldt (Beginner) brachte DJ Stylewarz damals wieder erfolgreich in das aktuelle Rap-Geschehen zurück und bereitete sein Publikum auf das nun endlich erschienene Album vor.
Seit vielen Jahren ist Michael Whitelov als DJ in deutschen, schweizerischen und österreichischen Clubs unterwegs. Er ist ein dynamischer und sehr sportlicher Typ, denn neben seinen musikalischen Tätigkeiten, ist er leidenschaftlicher Radfahrer und Snowboarder. Sein Snowboard-Hobby kann er dabei perfekt mit seinem Beruf verbinden, da er regelmäßig als DJ in den bekannten Wintersportregionen der Schweiz und Österreich unterwegs ist. Ein Blick in den Terminkalender seiner Website verrät, das DJ Stylewarz in den hiesigen Clubs ein viel gefragter und entsprechend häufig gebuchter Mann ist.

Michael Whitelov war lange Zeit der feste Bühnen-Partner von Ferris MC.
Michael Whitelov war lange Zeit der feste Bühnen-Partner von Ferris MC.

DJ Ranking und Stil

Vom bekannten deutschen Hip Hop Magazin Juice wurde Stylewarz in den Jahren 2000 bis 2003 zum besten DJ Deutschlands erkoren. Nach seinem Lebensmotto gefragt, sagt Stylewarz, ohne lange darüber nachzudenken: „Be Original“.
Und genau das scheint er auch bei seinen Musikproduktionen zu beherzigen. Sein Sound basiert zwar auf klassischem Hip Hop, doch seine Musik lässt sich nicht durch angebliche Regeln des Genres einschränken. Da Michael Whitelov ein „Plattendigger“ ist, kommen in seinen Songs auch immer wieder Samples vor, doch es gibt auch Tracks, die „untypisch“ ganz ohne Musikzitate fremder Tonträger auskommen. Seine Titel weisen neben einer eindeutigen Hip Hop Handschrift auch eine elektronische (basslastige) Komponente auf, die ihren Ursprung im britischen Sound von Genres wie DnB oder Dubstep hat. Da Produktionen von DJ Stylewarz sehr eigen klingen, lassen sie sich, im Gegensatz zu manchen Tonträgern seiner deutschen Kollegen, stilistisch nicht wirklich mit typisch amerikanischen Songs vergleichen.
Sein Markenzeichen als DJ sind zweifelsohne seine in der Szene sehr anerkannten Scratching-Skills. „Wenn du nicht scratchen kannst, bist du in meinen Augen kein wirklich guter DJ“, ist sein Standpunkt. „Skills sind das Wichtigste!”. Er meint damit die technischen Grundfähigkeiten, die jeder ernst zu nehmende Hip Hop DJ mitbringen sollte. Michaels DJ-Vorbilder sind unter anderem DJ Marley Marl (NYC/Juice Crew), Mixmaster Ice (NYC/UTFO) sowie DJ Supreme von der britischen Hip Hop Formation Hi Jack.
DJ Stylewarz ist am liebsten Solo in Clubs oder auf Festivalbühnen, etc. unterwegs. Als DJ für andere Künstler wird er mittlerweile nur noch in Ausnahmefällen tätig. „Dieser ganze Bereich ist mir mittlerweile viel zu inflationär. Da lasse ich anderen DJs gerne den Vortritt. Ich stelle mich nur noch mit Künstlern auf die Bühne, mit denen ich auch wirklich kreativ zusammenarbeite und wo einfach der Rahmen stimmt“, so Michael dazu Er selbst sieht sich allerdings weder als Scratch-DJ noch als Turntablist, denn in der Zeit, als er mit dem DJing begonnen hat, musste ein guter DJ „alles draufhaben“. So setzt er bei seinen Club-Sets Schwerpunkte auf eine „gute Soundauswahl“ und „sauberes Mixing“. Auch Scratching und Turntablist-Einlagen kommen dort natürlich vor, allerdings nur kurz und immer „on point“.

„Wenn du nicht scratchen kannst, bist du in meinen Augen kein wirklich guter DJ“, sagt DJ Stylewarz. (Foto: Hendrik Gergen/ Mit freundlicher Genehmigung von M.Whitelov)
„Wenn du nicht scratchen kannst, bist du in meinen Augen kein wirklich guter DJ“, sagt DJ Stylewarz. (Foto: Hendrik Gergen/ Mit freundlicher Genehmigung von M.Whitelov)

Die dominierenden Genres seiner DJ-Sets sind Hip Hop, Reggae und Bass-Musik. Unter „Bass-Musik“ versteht DJ Stylewarz all jene Musik, wo der Bass „das tragende Element ist“. Die Rede ist also von DnB, Grime, Trap und so weiter. Wer Michael Whitelov schon einmal in einem Club erlebt hat, der weiß, dass er alles andere als ein „Jukebox-DJ“ ist. Sein Statement zu diesem Thema lautet:
„Wer am Abend einfach nur seine fünf Lieblings-Rap-Hits hören möchte, der ist bei mir an der falschen Adresse“. Denn im Gegensatz zu manchem Kollegen sieht er sich in der Rolle des Club-DJ mehr „als eigenständiger Künstler, denn als einfacher Dienstleister“. Und genau diese kompromisslose Art macht DJ Stylewarz aus. Love it, or leave it!

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Aktuelle Veröffentlichungen

Seine aktuellste Veröffentlichung (Stand: 09.04.2019) ist sein Ende März 2019 erschienenes, sechszehn Songs starkes zweites Soloalbum mit dem Namen „Der letzte seiner Art“. Diesen Longplayer gibt es digital auf allen Downloadplattformen (ITunes, Amazon, etc.) und Streamingportalen (Spotify, Tidal, etc.), sowie als Doppel-Vinyl (Colored Vinyl & Schwarz).
Als Featuregäste hat Stylewarz für diese Veröffentlichung Künstler wie Trettmann, Samy Deluxe, Torch, Flo Mega, Lakmann, Megaloh, sowie viele weitere gewinnen können. Scheinbar mühelos gelingt es Michael Whitelov auf diesem Tonträger der Spagat zwischen klassischen „Boombap“ Rap, Trap-artigen Autotune Songs, Britcore-beeinflussten Uptemponummern, sowie reinen DJ-Tracks und vielem mehr. Aber immer tragen die Lieder dabei seine ganz eigene Handschrift.

Bereits die ersten (Vorab) Single „Balance“ mit den Gästen Trettmann und Megaloh sorgte für viel Aufsehen und verhalf dem Album an die Spitze der Hip Hop Vinyl (HHV) Charts, sowie zu den mittlerweile unverzichtbaren Platzierungen in die „großen“ Spotify-Playlists des Genres.

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Equipment

Der ersten Sampler, den er für seine ehemalige Band No Remorze in den Fingern hatte, war ein Akai S-950. Der Marke ist er bis heute treu geblieben, allerdings ist er nach eigener Aussage ein „Akai/MPC-Kind“. Und so benutzt er für die meisten seiner Basic-Tracks eine MPC Rennaiscance. Als DAW kommt Steinbergs Cubasezum Einsatz.
Die Vorproduktion seiner Songs fanden bisher in seinem eigenen Hamburger Tonstudio (siehe Foto) statt. Da das entsprechende Gebäude allerdings im November 2017 den Abrissbaggern zum Opfer gefallen ist, hat er sein Studio mittlerweile in seiner Wohnung eingerichtet. Bisher lies er seine Musik im Bremerhavener Candystation-Tonstudio von seinem langjährigen Freund Harry, den er als er als seinen „Sound-Yoda“ bezeichnet, abmischen. Doch da das aus terminlichen Gründen nicht mehr funktionierte, war Stylewarz gezwungen seine Songs selbst abzumischen. So geht etwa die Hälfte der Mixe seiner aktuellen LP „auf seine Kappe“. Ein Prozess bei dem er nach eigener Aussage „eine Menge gelernt“ hat. „Ich war vor der Fertigstellung des Albums ganz schön nervös, doch stellte sich beim Mastering glücklicherweise heraus das ich Mischungstechnisch ganz gute Arbeit geleistet hatte“, sagt Stylewarz zum Thema. Beim Mastering vertraut er wie viele seiner deutschen Musikerkollegen auf Sascha „Busy“ Bühren vom True Busyness Mastering Studio in Berlin.
Die vergleichsweise wenigen Geräte, die Stylewarz für seine Club-Gigs benötigt, verraten, dass er aus der klassischen Schule des Hip Hop DJings kommt. Er verwendet zwei Technics Turntables der 1200er-Serie, ein Apple MacBook mit Serato DJ sowie einen Rane Seventy Two Mixer mit integriertem Audiointerface. Zusätzliche MIDI-Controller kommen bei ihm nicht zum Einsatz.
Generell arbeitet Michael Whitelov mit Serato sehr ähnlich wie mit echtem Vinyl und verzichtet dabei gerne auf allzu viele „Cuepoint-Spielereien“. Der größte Teil seiner DJ-Sets ist nach wie vor reine „Handarbeit“. Um zu analysieren, wie unser Hamburger Plattenreiter so beim Auflegen vorgeht, nehme ich mir einen seiner Online-Mixe vor. Dabei handelt es sich um ein dreißigminütiges Set für DJCity, einer Plattform, die jeden Dienstag einen neuen Mix eines bekannten deutschen DJs auf Mixcloudveröffentlicht. Am 25.11.2014 wurde dieser Mix von DJ Stylewarz online bereitgestellt.

Stylewarz bei der Arbeit in seinem ehemaligen Hamburger Tonstudio! (Foto: Jonas Samuel Eger/ Mit freundlicher Genehmigung von M.Whitelov)
Stylewarz bei der Arbeit in seinem ehemaligen Hamburger Tonstudio! (Foto: Jonas Samuel Eger/ Mit freundlicher Genehmigung von M.Whitelov)

Playlist 

  1. 00:00 Mr. Carmack – Kick it ip
  2. 01:28 Jeedo – Hood Tech
  3. 02:19 Feadz – Eastside (Big Dope P Remix)
  4. 04:10 Betty Ford Boys – The Recipe
  5. 05:43 Alix Perez – U
  6. 07:36 Phase 2 – Just Don`t know
  7. 09:14 Losco – Drop
  8. 11:04 Submorphics – Organ Grinder (Calibre Remix)
  9. 13:16 Wu-Tang Clan – C.R.E.A.M. (Green Lantern Remix)
  10. 15:16 Jarreau Vandal – They Don`t care
  11. 16:43 Ta-Ku – Higher (Flume Remix)
  12. 17:26 Jaylib – The Red
  13. 18:50 Betty Ford Boys – Le Digestif
  14. 19:11 Rafik – Can`t wait (Nightwave Remix)
  15. 20:54 Rude Kid – 222
  16. 21:49 Hudson Mohawke – Chimes
  17. 23:21 Skepta – That`s Not Me
  18. 26:43 Bukez Finezt – Wake up

Dramaturgisch betrachtet …

… zeichnet sich das Set von DJ Stylewarz trotz seiner relativ kurzen Dauer von 30 Minuten durch eine Vielfalt an Musikstilen und Tempi aus. Obwohl alle gewählten Songs des DJ-Sets einen elektronischen Touch haben, hat das von Stylewarz errichtete „Soundgebilde“ dennoch einen „organischen“ Klang, der unter anderem den zahlreich vertretenen (Soul-) Samples zu verdanken ist. Den musikalischen Spannungsbogen erzeugt Stylewarz durch eine Eröffnung des Sets mit langsamen, fast instrumentalen Hip Hop Songs, um dann ab der zweiten Minute durch hinzufügen von Rap Vocals eine Steigerung zu generieren. Im Anschluss sorgen verspieltere Musikstücke und „gebrochene“ Rhythmen für einen Wendepunkt, der seinen vorläufigen Klimax in den nun zu Einsatz kommenden, schnellen DnB-Beats hat.
Die so entstandene Unrast wird von Stylewarz danach „auf das halbe Tempo“ gezielt zurückgenommen. Es folgen entspanntere Songs mit typischen Hip Hop Beats ohne Rap Vocals, um den Mix noch einmal „energetisch aufzuladen“. Ein flotter Wechsel auf schnellere Club Tracks und die anschließende Dubstep Sektion sorgen dafür, dass die Aufmerksamkeit des Zuhörers erhalten bleibt und dieser, ich sag mal „stimuliert“ wird. Schließlich endet des Set mit finalen, dubbigen Tönen. Überraschend war für mich, das Michael Whitelov (für Hip Hop DJs eher untypisch) sehr häufig mit Blends und Filtern arbeitet. Diese Techniken kombiniert er mit gezielt eingesetzten Scratches. Musikalisch ist seine Selektion unüberhörbar vom klassischen Hip Hop und britischem Club-Sound (Dubstep, DnB …) geprägt. Eine sehr individuelle Songauswahl!

DJ Stylewarz Mix auf DJCity
DJ Stylewarz Mix auf DJCity

Mixset-Analyse im Detail

Als Einleitung für seinen Mix nutzt Stylewarz das sphärische Intro des Songs „Kick it up“. Bei 00:19 folgt dann ein kurzer Jingle der Plattform DJCity. Unmittelbar danach setzt der Beat mit circa 85 BPM ein und mir kommt ein Intro mit Sprachfetzen von Ferris MC und Capone n Norega zu Ohren. Den zum Intro umfunktionieren Mr. Carmack Song hatte DJ Stylewarz bereits vor dem Set exklusiv für diesen Mix angefertigt. Aufgenommen wurde die Session „One Take“ in seinem Hamburger Tonstudio.
Bei 1:10 folgt ein sanfter Blend zum Song „Hood Tech“. Dieser (beinahe) Instrumental-Song wird vom Hamburger DJ durch ein virtuoses Scratch-Solo ergänzt. Unmittelbar nach den „Kratzern“, nämlich bei 2:15, macht Stylewarz eine gekonnte Überblendung zum Rap-Track „Eastside (Big Dop P Remix)“ der Formation Feadz. Bei 04:13 senkt Herr Whitelov die Bässe des Songs ab und wechselt raffiniert durch einen Quick-Blend zu „The Recipe“ der Betty Ford Boys. Dieses Lied bringt nun einen „beswingten“ Groove in den Mix. Von 5:22 bis 6:08 ist ein langer, sehr sauber performter Übergang zu den „gebrochenen“ Beats des Songs „U“ von Alix Perez zu hören. Dann wechselt Stylewarz ab 7:20 allmählich zum „reinen“ DnB-Track „Just don`t know“ von Phase 2. Es folgt bei 9:08 der Song „Drop“, übergeleitet durch einen mittelschnellen Blend. Der vorherige Song „verabschiedet“ sich dabei langsam durch ein Tiefpassfilter.
Ein langer Fade leitet den Mix bei 10:11 zum atmosphärischen DnB Song „Organ Grinder“ von Submorphics über. Anschließend geht es bei 12:48 mithilfe eines kurzen Blends auf „halbem Tempo“ weiter. Es folgt der Hip Hop Klassiker „C.R.E.A.M“ vom Wu-Tang Clan im Green Lantern Remix. Bei 15:10 erklingt das Intro von „They don`t care“ (Song mit Michael Jackson Gesangs-Sample). Einige Sekunden später lässt Stylewarz den Wu-Tang-Song im Echo verschwinden und der Rhythmus des Nachfolge-Songs setzt ein. Die Bässe dieses Titels killte er bei 16:29 und lässt dann das Intro (Synth-Akkorde und Hi Hat) von „Higher (Flume Remix)“ erklingen. Ein simpler, aber sehr effektiver Übergang!
Dies ist auch der Anfang einer kurzen Hip Hop Sektion innerhalb des hier analysierten DJ-Sets. Ab 17:24 senkt Stylewarz die Höhen des Ta-Ku Liedes ab und fadet gleich darauf das Intro des Madlib/J-Dilla Klassikers „The Red“ ein. Der vorherige Song „verschwindet“ bei 17:53 der Timeline mittels Fade-Out und die Rap-Strophe von „The Red“ setzt ein. Am Ende einer weiteren Rap-Strophe bei 18:35 leitet eine mittelschnelle EQ-Überblendung zum Song „Le Digestif“ über. Es erfolgt ein Tempowechsel, zu dem Stylewarz eine Zäsur mithilfe eines Echos kreiert, welches den Song der „Betty Ford Boys“ bei 19:10 Min „verabschiedet“.
Nun erklingen die deutschen Sprach-Samples des Intros von „Can`t Wait (Nightwave RMX)“, ein Song des Düsseldorfers DJ Rafik. Mit diesem, dem Garage und Dubstep verwandten Track wird ein Wechsel zu einer „club-lastigeren“ Phase des Mix vollzogen. Bei 20:47 wechselt Stylewarz mithilfe eines viertaktigen Blends zum 808-lastingen Dubstep-Track „222“ von Rude Kid über. Es folgt bei 22:14 ein raffinierter „Hard-Cut“ auf den nächsten Dubstep-Song „Chimes“ von Hudson Mohawke. Stylewarz begibt sich ins Grime-Genre und vollzieht bei 22:38 einen achttaktigen Blend zu „That`s not me“ vom Engländer „Skepta“. Bei 26:32 erreicht der Mix dann innerhalb von vier Takten den instrumentalen Dub-Track „Wake up“ von Bukez Finest. Dieser Song beendet die Session von DJ Stylewarz auf sehr entspannte Art und Weise. Hier findet ihr den Download der Playlist samt Mixanalyse.

DJ Stylewarz arbeitet bei seinen DJ-Sets überraschenderweise (... und Genre untypisch) viel mit Blends und Filtern.
DJ Stylewarz arbeitet bei seinen DJ-Sets überraschenderweise (… und Genre untypisch) viel mit Blends und Filtern.

Resümee

Wir hoffen wir konnten euch in unserem Workshop nicht nur einige Tracks und Tipps aus DJ Stylewarz Trickkiste näher bringen, sondern auch einige interessante Fakten, vielleicht sogar Anregungen aus seiner Karriere auf den Weg geben und ein wenig vom Spirit vermitteln, der ihn umgibt. Michael Whitelov alias DJ Stylewarz ist ein Typ, der genau weiß, was er will und zielstrebig „sein Ding“ durchzieht. Seine DJ-Sets zeichnen sich durch seine individuelle Musikauswahl, gekonnt eingesetzte Scratches und durch sehr sauberes Mixing aus. Zu keinem Zeitpunkt versucht sich Stylewarz bei seinen Club-Sets dabei als „Party-Animateur“, der jedem gerecht werden möchte. Vielmehr zählt er selbstbewusst darauf, dass sein Publikum auf seinen individuellen Mix aus Hip Hop und „Bass-Musik“ (DnB, Grime, Trap …) sowie seinem sauber performten Mix „abfährt“. Diese „Be Original“ Philosophie scheint ihm recht zu geben, denn nach sehr vielen aktiven Jahren ist er immer noch einer der Top-DJs des Genres. Mit seinem eigenen Label, welches genau wie sein aktuelles Album “Der letzte seiner Art” heißt, zeigt uns DJ Stylewarz das man sich als Künstler im Jahr 2019 nicht mehr zwangsläufig an die „Industrie verkaufen“ muss, um seine Musik erfolgreich auf dem Markt zu platzieren. Außerdem beweist sein aktuelles Album, dass auch als Produzent mit ihm zu rechnen ist. Kurzum: DJ Stylewarz ist kein Mann der großen Worte, sondern ein Mann der Tat. Und vielleicht ist er damit ja wirklich „Der letzte seiner Art“.
DJ Stylewarz Music Links

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