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Audio-Technica ATH-MSR7 Test

Der Traditionshersteller Audio-Technica bringt mit dem ATH-MSR7 einen Lifestyle-Kopfhörer auf den Markt, der mit professionellem Sound und maximalem Tragekomfort anspruchsvolle Musikenthusiasten zufriedenstellen möchte. Die Marketingabteilung der englischen Company bewirbt den geschlossenen Ohrhörer unter anderem mit großen „True Motion“ Hi-Res Audio-Treibern und weichen Memory-Foam-Ohrpolstern, die lang anhaltenden Tragekomfort gewährleisten sollen.

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Die schwarze Edition, die mir zugesandt wurde, die ebenso was hermacht.

Für die Integration der neusten Technologien lässt sich Audio-Technica durchaus ansprechend entlohnen, denn der Kopfhörer geht mit 237 Euro UVP in den Einzelhandel, was auf den ersten Blick nicht unbedingt nach einem Schnäppchen aussieht. Ob der Proband meine nun hochgesteckten Erwartungen auf ganzer Linie zu erfüllen vermag, verrät euch dieser Test.

Details

Audio-Technica liefert den Kopfhörer, obschon er als Lifestyle Headphone beworben wird, in einem schwarzen bedruckten Karton aus, der ohne Knickknack zu öffnen ist und gänzlich ohne transparente Kunststofffenster auskommt. Toll, dafür schon mal vielen Dank! (Der Umwelt und meinen Nerven zuliebe). Ist der Umkarton erst einmal abgestreift, wird der Blick auf eine schlichte schwarze Schachtel frei, die den neusten Sprössling aus UK komfortabel beherbergt. Aus dem Pappkistchen wiederum kommen dann der sehr solide erscheinende ATH-MSR7, ein genügend großer kunstlederner Transportbeutel und drei Kabel (!) zum Vorschein. Die Strippen sind beidseitig als Miniklinkenstecker ausgeführt, an einem Ende mit einem Winkelstecker bestückt und auf der anderen Seite gerade. Den obligatorischen 3,5-auf-6,35-Millimeter-Adapter suche ich, finde ihn aber nicht. Es ist keiner da, weil keiner mitgeliefert wird, was meine Web-Recherchen bestätigen.

Und hier alle Ingredienzien des MSR7. Ein durchaus wertiger und praktischer Transportbeutel inkusive.
Und hier alle Ingredienzien des MSR7. Ein durchaus wertiger und praktischer Transportbeutel inkusive.

Ein wahrer Ästhet

Der erste Eindruck, den der Kopfhörer bei näherer Betrachtung und bei der Bildung erster haptischer Erfahrungswerte macht, ist aber … aber so was von verdammt gut. Lange habe ich nicht etwas derart Solides ausgepackt, was sich aber auch hinsichtlich seines Designs hinter gar nichts zu verstecken braucht. Ein durch und durch robustes und trotzdem wunderschön anzusehendes Exemplar britischer Ingenieurs-Kunst. Mal schauen, welche Farben es noch gibt.
Auf der Homepage des Herstellers werden zwei Standardmodelle in den Farben Schwarz (BK) und Gun Metal (GM) ausgewiesen. Derzeit gibt es auch noch eine limitierte Sonderedition in Knallrot. Na gut, wer’s mag (also das Rot), Gun Metal hingegen mutet schon fast „designpreismäßig“ an und weil ich (fast schon „leider“) die schwarze Ausführung erhalten habe, folgen anschließend ausnahmsweise mal Bilder des Herstellers, unter anderem vom Gun Metal-Modell. Das kann ich euch nicht vorenthalten.

Fotostrecke: 2 Bilder Hier ist das Modell „Gun Metal“ zu sehen. (Bild: Audio Technica)

Techspecs

Kommen wir nun von den äußeren zu den inneren Werten, die ja bekanntlich die entscheidenden sein sollten, wobei die optische Attraktivität eines Produktes immer eine Rolle beim Kauf spielt. Womöglich bei dem einen nur unbewusst, aber die meisten würden glaube ich kein Produkt für 200 Euro kaufen, wenn es keinen optischen Reiz auf sie ausüben würde. Das Auge isst bekanntermaßen mit.
Der vorliegende Ohrhörer ist „für unterwegs“ entwickelt worden, weswegen die Kapseln geschlossen konzipiert sind. Die Muscheln beherbergen 45 Millimeter im Durchmesser betragende Treiber, die freilich nach dem dynamischen Prinzip arbeiten. Die Muscheln umschließen die Ohren vollständig, was im Zweifel auf Dauer komfortabler ist als ohraufliegende Kapseln, da der Anpressdruck der Bügelkonstruktion das Ohr selbst dabei nicht in Mitleidenschaft zieht und somit das Headphone länger getragen werden kann. So muss zwar auch Spannung und Druck ausgeübt werden, um effektiv abzuschirmen und die „Kammer“ zu schließen, um den angestrebten Wirkungsgrad zu gewährleisten. Wenn überhaupt, drücken die Ohrpolster auf den Schädel des Hörers und nicht auf die Weichteile des Außenohrs, was in der Regel ziemlich unangenehm werden kann und langen Hörsessions nicht besonders zuträglich ist.
Die maximale Eingangsleistung beträgt laut Hersteller 2000 Milliwatt, was nicht näher spezifiziert wird. Ähnlich unvollständig sind die Angaben seitens Audio-Technica bei der Nennung der Empfindlichkeit (100 dB) und des zu übertragenden Frequenzbereichs, der von 5 bis 40.000 Hertz reichen soll. Die Werte können ohne Angabe von Abweichungen, Toleranzen und Messbedingungen so nicht für einen direkten Vergleich mit anderen Produkten herangezogen werden.
Die Anschlussimpedanz wird mit 35 Ohm angegeben, was in Kombination mit einer wirklich effektiven Abschirmung am mobilen Endgerät für genügend Pegelreserven sorgt. Das Gewicht gibt Audio-Technica auf deren Produktseite mit 290 Gramm an, was ich so bestätigen kann, meine Küchenwaage ermittelte sogar fünf Gramm weniger (ohne Kabel). Bei der Disziplin Eigengewicht bewegt der MSR7 sich folglich „zentral im Mittelfeld“ ohne sichtbare Tendenzen oder Ambitionen. Das Gewicht empfand ich auch bei längeren Hörsessions zu keiner Zeit als unangenehm.
Ungeahnter Kabel-Luxus Der ATH MSR7 ist der erste Kopfhörer, den ich bislang zu Testzwecken erhalten habe, der seitens des Herstellers drei Strippen als Zugabe erhält. Kürzlich noch hatte ich einen DJ-Kopfhörer von Pioneer hier. Der hatte zwei im Gepäck, was ich schon bemerkenswert fand. Und nun sind es schon drei. Jedenfalls scheint auch Audio-Technica „mein Flehen“ dahingehend erhört zu haben, denn hier gibt’s lange und kurze Exemplare. Ein Mitglied des Cable-Trios ist 3 Meter lang, die beiden übrigen, von denen eins über eine Remote verfügt, bringen es auf 1,3 Meter. Allen gemein ist die ausschließliche Verwendung von Miniklinkensteckern. Die beiden kurzen Exemplare münden hörerseitig in gegossenen, geraden Auslegungen und auf der Geräteseite in Winkelsteckverbindern, die obgleich des wenig professionellen Formates, einen soliden Eindruck vermitteln. Nicht nur wegen der vergoldeten Kontakte, sondern auch wegen ihrer Robustheit und einer sauberen Verarbeitung. Das 3 Meter lange Kabel ist mit geraden Miniklinken ausgestattet.
Was mir gerade nicht so recht einleuchten will: Warum hat der Hersteller keinen 3,5-auf-6,35-Millimeter-Klinkenadapter beigepackt hat, wo doch ein schönes langes Kabel zum Lieferumfang zählt?
Der bei allen drei Kabeln verwendete PVC-Schlauch scheint mir recht widerstandsfähig zu sein, jedenfalls ist er einigermaßen widerspenstig. Seit gut drei Wochen ist der MSR7 nun schon von seiner Kartonage befreit und die Strippen aus den Klauen der Kabelbinder entrissen. Nach so langer Zeit sollte die ursprüngliche Form der Wicklung endlich mal ausgehangen sein, nicht so hier.
Ist das Kabel unter Spannung, fällt es kaum auf, legt man es aber einfach irgendwo hin, schnellt das Kabel ein wenig unkontrolliert in seine ursprüngliche Form zurück. Das nervt ganz gut und ist echt nicht immer wirklich praktisch. Wann die Kabel wohl vollständig verwicklungsfrei sein werden? Man wird sehen. Glücklicherweise sind sie ja alle grundsätzlich austauschbar, weil abnehmbar – cool. Gegen die Herstellung eigener Kabel würde also auch wirklich gar nichts sprechen.

Fotostrecke: 4 Bilder Audio-Technica ATH-MSR7 Kabelbuchse
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Praxis

Tragekomfort

Der ATH MSR7 hat in dieser Disziplin ganz gut was zu bieten. Sicherlich kann er so einigen offenen Luxusmodellen nicht das Wasser reichen, aber für einen mobilen Lifestyle-Kopfhörer kann man nicht meckern. Die sehr weichen, etwa 2 Zentimeter starken Ohrpolster, die von einem Kunstleder zusammengehalten werden, umschließen auf angenehme Art und Weise meine Ohren. Neben einer wirksamen Abschattung von Umgebungsgeräuschen stellt sich mit dem MSR7 auf dem Kopf ein durch und durch gutes Körpergefühl ein. Der ganze Apparat sitzt sicher auf meinem Haupt, da wackelt und verrutscht nichts. Kleiner hätten die Muscheln nicht werden dürfen, die Eigenschaft „ohrumschließend“ soll ja auch für alle gelten.
Weder drücken die Beschallungskammern von der Seite zu stark auf meinen Kopf, noch wirkt der Kopfbügel von oben spürbar auf meine Schädeldecke ein. Geschwitzt wird auch nicht sonderlich spürbar unter dem MSR7 von Audio-Technica, da hab ich schon ganz andere Bügel- und Muschelkombinationen ausprobieren dürfen, bei denen der bloße Gedanke an sie schon schweißtreibend war.
Das Kopfpolster ist ebenfalls von dem kunstlederartigen Material sauber eingefasst und reicht über den gesamten Kopfbügel. Das Polster sieht auf den ersten Blick wirklich knapp bemessen aus, aber es ist ausreichend dick, um den Kopf ausreichend zu schonen.
Die Größenanpassung an den Kopf funktioniert über zwölf Rastungen auf beiden Seiten, was mehr als ausreichend ist. Der Kopfbügel ist aus einem soliden Kunststoffmaterial hergestellt und 24 Millimeter stark. Die Stabilität bringende Basis der halbrunden Konstruktion gewährt ein 1 Millimeter starker und 20 Millimeter breiter Aluminiumstreifen, der in das Halbrund aus Kunststoff eingefasst ist und somit für genügend Halt auf dem Kopf sorgt und die Form der Konstruktion durch die Eigenspannung vorgibt.Beide Muscheln können um 90 Grad nach hinten weggeklappt werden, so dass Bügel und Muscheln eine flache Einheit bilden, die so bequem in den mitgelieferten Transportbeutel passt.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Kopfpolster ist wahrlich dick genug und dadurch sehr angenehm auf dem Kopf.

Klang

Soviel schon mal vorweg: Klangliche Blößen hat der MSR7 hier bei mir nicht offenbart. Audio-Technicas neuester Kopfhörer-Spross klingt rund und ausgewogen. Er schirmt effektiv vor Außengeräuschen ab, ohne dabei unangenehm zu werden und verfügt über genügend Aussteuerungsreserven. Er ist hinsichtlich seines Verstärkers leicht zufrieden zu stellen, sodass ich ihn problemlos an meinem iPhone 5S betreiben konnte.
Der MSR7 klingt druckvoll und liefert selbst bei großer Schalldichte eine anhaltende Durchsicht, sodass man hier durchaus sagen könnte, es handele sich um einen offenen Klangcharakter. Die sich dadurch einstellende Räumlichkeit des ja geschlossenen (!) Kopfhörers ist deswegen schon fast ein wenig verwunderlich. Das ist in der Regel einem anderen Preissegment vorbehalten, das irgendwo bei 300 – 350 Euro aufwärts beginnt (für professionelle geschlossene Kopfhörer). Versteht mich jetzt bitte nicht falsch, es handelt sich beim ATH MSR7 von Audio-Technica nicht um eine Revolution oder ein Weltwunder. Ich habe hier weitaus räumlichere Kopfhörer, doch sind die alle ausnahmslos offen konzipiert, bieten also für eine gewisse Grundräumlichkeit bessere Grundvoraussetzungen als der MSR-7.
Bei vielen geschlossenen Kopfhörern kam ich mir immer vor wie ein bemitleidenswertes Versuchskaninchen oder wie einem der Rezipienten (am anderen Ende des Horns), dem es mal so richtig besorgt werden soll oder wie einer, der zufällig vor der Schallaustrittsöffnung einer Druckkammer gesessen hat. Pech gehabt! Die Folge: ein irgendwie sonderbares Körpergefühl durch die teilweise zu krasse Abschirmung von den Außengeräuschen und damit einhergehend eine vorübergehende Desorientierung, womöglich gar Schwindel. Doch viel unangenehmer wirkt bei geschlossenen Kopfhörersystemen meist die wirklich krasse Im-Kopf-Lokalisation der Schallereignisse, ein unangenehmer Nebeneffekt, den viele Hörer nicht lange ertragen können. Ein undurchsichtiger Höreindruck und das gänzliche Fehlen einer offenen virtuellen Bühne für die Schallereignisse bewirken beim Hörer in der Regel die zeitnahe Entstehung des Wunsches nach möglichst baldiger Beendigung der Hör-Session. Kommen dann noch Störungen der Physis hinzu, wie ein irgendwie unangenehmer Sitz des Headphones auf dem Kopf, Ermüdungserscheinungen durch Fehlbelastungen bzw. Fehlhaltungen oder sogar direkt vom Headphone verursachte Druckschmerzen, lassen Umtausch oder Verkauf des falsch ausgesuchten Kopfhörers nicht lange auf sich warten.
Das alles ist beim ATH-MSR7 nicht der Fall. Prima!

Test-Setup

  • Plattenspieler: Vestax PDX2300 Pro MKII mit Ortofon OM Serato 120
  • CD-Player: TEAC CD-P800NT
  • AD-Wandler: Denon DA-300 USB
  • Mixer/Preamp: Denon DN-X1600
  • Kopfhörer-Amp: SPL Phonitor Mini
  • MP3-Player: Apple iPod Nano, 2. Gen.
  • Smartphone: Apple iPhone 5S
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Fazit

Audio-Technica bietet mit dem ATH-MSR7 einen wunderschön anzuschauenden Lifestyle-Kopfhörer an, der sehr gut verarbeitet ist, äußerst ausgewogen klingt und sich mit einer UVP von 237 Euro im Fachhandel am oberen Ende des mittleren Preissegments einsortiert. Der üppige Lieferumfang, drei abnehmbare Kabel mit vergoldeten Steckverbindern, seine Genügsamkeit hinsichtlich der Wahl des Kopfhörerverstärkers, die effektive Außenabschirmung und der gute Tragekomfort sind weiß Gott bereits genügend Argumente für ihn. Darüber können auch der fehlende 6,35-Millimeter-Adapter, die an den Ohrmuscheln vermisste Verriegelungsoption für die Miniklinkenstecker und die mitgelieferten, sich als besonders widerspenstig erweisenden Anschlusskabel nicht hinwegtäuschen. Mit dem ATH-MSR7 erhält der interessierte Käufer einen dynamischen, ohrumschließenden Kopfhörer mit hinreichend Reserven, der, obgleich er geschlossen arbeitet, eine verblüffende Durchsicht bietet und mit einer räumlichen Wiedergabe aufwartet, die derart keiner für diesen Preis erwarten würde.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Effektive Außenabschirmung
  • Sehr guter Tragekomfort
  • Kabel abnehmbar
  • Drei mitgelieferte Kabel
  • Vergoldete Stecker
  • Ausgewogener Sound
  • Gute räumliche Darstellung
  • Problemlos hohe Lautstärken möglich
Contra
  • Stecker nicht in der Muschel verriegelbar
  • 6,35-Millimeter-Adapter fehlt
  • Widerspenstige Kabel
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Audio-Technica ATH-MSR7 Test
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Profilbild von McAudio

McAudio sagt:

#1 - 11.01.2017 um 20:55 Uhr

0

Audio-Technica ist eine japanische Firma. Der Sitz in Leeds ist nur einer von dreien in Europa...

Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

Nick (Redaktion Recording) sagt:

#2 - 12.01.2017 um 15:41 Uhr

0

Hallo McAudio,stimmt voll und ganz! Übrigens war ich da letztes Jahr vor Ort in der Entwicklung und der Produktion: https://www.bonedo.de/artik...Beste Grüße,
Nick Mavridis (Redaktion Recording)

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