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AMT O2 Legend Amp Series II Test

Mit dem AMT O2 Legend Amp Series II präsentieren die Effektspezialisten aus dem sibirischen Omsk ein Pedal, in das sie nach eigenen Angaben die typischen Sounds und Eigenschaften der legendären Orange-Verstärker gepackt haben. Nicht zum ersten Mal wagt man sich an diese Herausforderung, denn weitere Pedale in verschiedenen Serie widmen sich bereits so illustren Namen wie Marshall, Soldano, VHT, Engl und anderen, und das mit beachtlichem Erfolg.

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Mit der LA II Serie geht es in die nächste Runde, und bei dem zum Test anstehende O2-Pedal steht laut AMT neben dem charakteristischen Mid-Gain-Rocksound von Orange-Amps vor allem Flexibilität auf der Habenseite.

Details

Optik/Verarbeitung:

Das in einem schlichten schwarzen Karton gelieferte Pedal ist mattschwarz lackiert und macht einen ausgesprochen robusten Eindruck, eine Eigenschaft, die ich auch den anderen bereits von mir getesteten AMT Pedalen attestieren konnte. Das vollständig aus Metall gefertigte Gehäuse bringt bei 110 mm x 62 mm x 58 mm solide 313 Gramm auf die Waage, was dem tadellos in Russland gefertigten Pedal zusätzliche Wertigkeit verleiht.

Fotostrecke: 3 Bilder Aus dem sibirischen Omsk kommt das auch ohne SIM-Karte nutzbare O2 aus der Legend Amps Serie.

Sechs Potis bevölkern die Oberseite, wovon die vordere Reihe den Dreiband-EQ mit High, Middle und Bass bildet und die zweite Reihe mit OD.Level, CL.Level und OD.Gain bestückt ist. Alle sechs Potis lassen sich dank griffiger Kunststoffknöpfe sehr feinfühlig und samtig justieren und vermittelt einen hochwertigen Eindruck. Weiße Skalenmarkierungen sorgen zudem auch im Stehen für eine gute Übersicht über die aktuellen Reglerstellungen. Zwischen den beiden Potireihen hat sich zudem ein weißer Taster mit der Bezeichnung CL. Boost niedergelassen. Dieser und der CL.Level-Regler markieren auch einen Unterschied zur Vorgänger-Serie, denn die beiden Regler fehlten dort.
Da unser Kandidat sowohl als Distortion-Pedal wie auch als zweikanaliger Preamp eingesetzt werden kann, kommt dem CL.Boost-Taster eine zentrale Bedeutung zu. Betätigt man ihn, schaltet man nämlich in den Preamp-Modus und wechselt dann per Fußschalter zwischen Clean- und Drive-Kanal, gleichzeitig boostet er den cleanen Kanal im Zusammenspiel mit dem CL.Level-Poti um bis zu 8 dB.
Das bedeutet auch, dass je nach Modus die Aufgaben anderer Potis wechseln. So steht beim Einsatz als Distortion-Pedal OD.Level für die Gesamtlautstärke des Pedals, im zweikanaligen Modus für die Lautstärke des Drive-Kanals. Analog dazu bestimmt der CL.Level den Pegel des cleanen Kanals, wobei dieser Regler den Bypass je nach Einstellung buffert, in der 1-Uhr-Position standardmäßig mit -10 dB. Das bedeutet auch, dass wir es hier nicht mit einem True Bypass zu tun haben. Der cleane Kanal soll übrigens bei allen Pedalen der Serie an den Klang klassischer Fenderamps angelehnt sein.
Und last, but not least justiert das OD.Gain-Poti im Verzerrermodus den Zerrgrad und im Zweikanalbetrieb die Empfindlichkeit des Drive-Kanals.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Oberseite ist mit sechs Potis, einem Boost-Taster und dem Fußschalter reichlich bestückt.

Ein Blick auf die rechte Gehäuseseite zeigt die Eingangsbuchse, viel interessanter jedoch ist die linke Seite, denn hier warten gleich drei Klinkenbuchsen auf Anschluss. Da hätten wir zum einen den CAB.Sim.Out, der, wie der Name bereits vermuten lässt, ein Signal mit Speakersimulation bereithält – gedacht für den direkten Anschluss an ein Pult,ein Audio-Interface oder die Soundkarte. Der Preamp OUT ist im Vergleich zum Vorgängerpedal ebenfalls neu und dient dem Anschluss des Pedals an eine Endstufe oder wahlweise den Return des Effekt-Einschleifwegs. Der dritte Ausgang, der Drive Out, schließt die Runde als klassischer Pedal-Ausgang, der mit dem Verstärkereingang verbunden wird. Nicht alltäglich ist die Tatsache, dass sich alle drei Ausgänge gleichzeitig verwenden lassen, was unser russisches Pedal ausgesprochen flexibel macht und für einen breiten Anwendungsbereich anbietet, sehr gut!

Fotostrecke: 4 Bilder Die Eingangsbuchse ist auf der rechten Gehäuseseite platziert,…

Aber leider gibt es auch einen Kritikpunkt: Die meisten Hersteller verschrauben ihre Bodenplatten in der Regel mit vier durchschnittlich großen Kreuzschlitzschrauben, was ein Wechseln der Batterie ohnehin erschwert, optimal sind Schnellverschlüsse. AMT verschließt das Gehäuse mit zwei eher winzigen Schrauben an Stirn- und Rückenseite des Pedals, für die man einen passenden Schraubenzieher immer dabei haben sollte.
Einmal geöffnet zeigt sich das Innenleben des O2 sehr sauber und aufgeräumt. Ein 9-Volt-Block lässt einen Batteriebetrieb zu, allerdings würde ich zum Netzteil greifen, was zwar nicht Teil des Lieferumfangs ist, sich aber im Gepäck der meisten Gitarristen findet. AMT lässt einen Betrieb mit einem 9-12 Volt DC Netzteil zu. Soweit so gut.
Dann wollen wir doch einmal hören, was das Pedal klanglich zu bieten hat!

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Praxis

Ich habe das O2 Pedal mit dem Effekt-Return meines Marshalls verbunden und gleichzeitig ein Kabel vom Cab.Sim.Out in meine Avalon U5 DI-Box gelegt. Um einen direkten Vergleich der beiden Sounds zu ermöglichen, habe ich beide Signale gleichzeitig aufgenommen und jeweils mit “Sim” und “DI” beschriftet.
Los geht es mit einer Telecaster und dem Pedal im Bypass-Modus.

Audio Samples
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Clean: Pedal am Amp Return Clean: Signal über Cab.Sim.-Out

Hier sind deutliche Unterschiede zu hören, denn der frequenzkorrigierte Ausgang liefert erheblich mehr Wärme als das Signal im Verbund mit der Endstufe des Verstärkers.
Im nächsten Beispiel habe ich den Boost Schalter aktiviert, befinde mich also im zweikanaligen Modus und dort im cleanen Kanal.

Audio Samples
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Clean: Pedal am Amp Return, Boost aktiviert Clean: Signal über Cab.Sim.-Out, Boost aktiviert

Das Signal wird direkter und erhält zusätzlich eine ordentliche Portion Höhen, was sich in beiden Audiobeispielen gut heraushören lässt. Aber auch das Anschlagsverhalten ändert sich, die Tele wird knackiger.
Es wird Zeit, den Zerrkanal zu aktivieren und dem OD.Gain-Regler ein wenig Aufmerksamkeit zu schenken. Dabei habe ich das Poti in den drei Durchgängen von 9 auf 12 Uhr und schließlich in die Maximalposition gebracht.

Audio Samples
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Overdrive Gain Check: Pedal am Amp Return Overdrive Gain Check: Signal über Cab.Sim.-Out
Leider ist der Klang des O2 über Drive Out und Preamp Out sehr kratzig und unnatürlich.
Leider ist der Klang des O2 über Drive Out und Preamp Out sehr kratzig und unnatürlich.

Ich muss leider zugeben, das mir das durch den Amp geführte Signal gar nicht gefällt, da es schlicht viel zu höhenlastig ist und jegliche Wärme vermissen lässt. Ganz im Gegenteil zum frequenzkorrigierten Ausgang. Dieser kann mit einem ausgewogenen Klangbild und sattem Gain in der Maximalstellung des Reglers punkten. Natürlich lässt sich hier auch heraushören, dass der Sound durch einen Lautsprechersimulator generiert wird, der im Vergleich zu vielen anderen von mir bereits getesteten Simulatoren ausgesprochen gut klingt.
Für die nächsten Beispiele habe ich meine Düsenberg Starplayer geschultert und den Gainregler am Pedal in die 14-Uhr-Position gebracht. Auch hier sind wieder beide Ausgänge zu hören, die ich parallel aufgenommen habe.

Audio Samples
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Overdrive Gain 14 Uhr: Pedal am Amp Return, Duesenberg-Gitarre Overdrive Gain 14 Uhr: Signal über Cab.Sim.-Out, Duesenberg-Gitarre

Natürlich verhält sich das Klangergebnis wie auch in den Beispielen zuvor ähnlich, sprich, am Amp klingt es kratzig und die Simulation bringt ein wesentlich natürlicheres Ergebnis.
Ich drehe nun ein wenig an der Klangregelung und bringe den Treble-Regler in die 14-Uhr-Position, Middle zeigt auf 10 Uhr und Bass schließlich auf 13 Uhr. Wieder kommt die Düsenberg zum Einsatz.

Audio Samples
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Pedal am Amp Return: OD Gain 14, Treble 10, Mid 13, Bass 15 Signal über Cab.Sim.-Out: OD Gain 14, Treble 10, Mid 13, Bass 15

Aha, das klingt doch gleich schon viel besser! Wobei das kratzige im Verbund mit dem Amp immer noch durchscheint, zeigt sich das Klangbild nun wesentlich aufgeräumter. Allerdings muss ich gestehen, dass ich ich in keinem der von mir aufgenommenen Beispiele einen Orange-Amp heraushören konnte. Das frequenzkorrigierte Signal liefert auch hier einen satten Overdrive, der sich allerdings leicht belegt im Höhenbild zeigt, nichtsdestotrotz für ein simuliertes Signal ausgesprochen gut klingt.
Für das letzte Beispiel habe ich das Pedal mit dem Input meines clean eingestellten Marshalls verbunden und wieder die Düsenberg angeschlossen. Im ersten Durchgang ist der Amp im cleanen Kanal zu hören, es folgt dann ein Durchgang mit aktiviertem Zerrkanal, wobei alle Regler bis auf Gain in der Mittelstellung stehen. Gain zeigt auf 15 Uhr.

Audio Samples
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O2 am Amp Input: erst über Clean Kanal, dann über Zerrkanal

Das kann mich leider auch nicht so recht überzeugen, denn das Pedal zeigt sich auch hier von seiner kratzigen Seite. Schade eigentlich, denn das frequenzkorrigierte Signal aus den vorherigen Beispielen zeigt, wohin die Reise gehen könnte.

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Fazit

Das O2 Pedal aus dem Hause AMT kann mit Verarbeitung und Flexibilität punkten und auch das frequenzkorrigierte Signal kann durchaus gefallen. Es ermöglicht ein Aufnehmen ganz ohne Box und Mikrofon. Allerdings konnten mich die Sounds aus den beiden anderen Ausgängen nicht wirklich überzeugen: Zu kratzig und unnatürlich sind die daraus resultierenden Klänge. Schade eigentlich, denn AMT konnte mich bislang mit den von mir bereits getesteten Pedalen durchaus begeistern.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • robuste, saubere Verarbeitung
  • guter Speakersimulator
  • gut abgestimmte Boost-Funktion
Contra
  • Sound in Verbindung mit Amp
  • Zugang zum Batteriefach
Artikelbild
AMT O2 Legend Amp Series II Test
Für 129,00€ bei
Seinem Anspruch, charakteristische Orange Mid-Gain-Rocksounds liefern zu können, wird das O2 leider nicht ganz gerecht.
Seinem Anspruch, charakteristische Orange Mid-Gain-Rocksounds liefern zu können, wird das O2 leider nicht ganz gerecht.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: AMT
  • Modell: O2
  • Serie: Legend Amp
  • Typ: Preamp/Distortion-Pedal
  • Herkunftsland: Russland
  • Anschlüsse: Input, Cab Sim Out, Preamp Out, Drive Out, Netzteilbuchse
  • Regler: High, Middle, Bass, OD.Level, CL.Level, OD.Gain
  • Modes: Distortion, zweikanal Preamp
  • Schalter: Bypass/Channel, CL.Boost
  • Bypass Modus: Buffered Bypass
  • Stromversorgung: 9-12 Volt Adapter
  • Batteriebetrieb: 9V-Blockbatterie
  • Abmessungen L x B x H (mm): 110 x 62 x 58
  • Gewicht: 313 Gramm
  • Preis: 153,00 Euro
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