Anzeige

AKG K267 Tiesto Test

AKG K267 Tiesto im Test: Gelingt es dem Traditionshersteller AKG, mit perfider Ü-Ei-Taktik die Ohren und Herzen von DJs und Produzenten zu erobern? 

Bild01_AKG_K267
“Stage, Club und Studio, ein Kopfhörer für alle Fälle?” – DJ-Kopfhörer AKG K267 Tiesto

Als drittes und teuerstes Exemplar der Tiesto-Baureihe von AKG bietet der geschlossene Kopfhörer K267 einige interessante Features, u.a. die Möglichkeit, den Bassbereich direkt am Gerät dem Einsatzzweck entsprechend einzustellen. Eine recht exotische Funktion, die man vielleicht eher von einem „Consumer-Gerät“ erwarten würde, sich aber anscheinend in ähnlicher Form beim Teamkollegen AKG K181DJ bewährt hat. Welche weiteren Features den satten Aufpreis gegenüber den Modellen K67 und dem hier bereits getesteten K167 rechtfertigen – oder nicht (?) –  und für welche Kopfhörer-Anwendungen sich der K267 eignet, lest ihr im nachfolgenden Testbericht.

Details

Mein allererster Gedanke, nachdem ich das Testobjekt aus seiner Verpackung befreit habe, galt dem relativ hohen Gewicht. Mit 330 Gramm (ohne Kabel) gehört der AKG K267 Tiesto definitiv zu den Schwergewichten unter den Kopfhörern. Gewiss ein Tribut an die robuste Bauweise des dynamischen Kopfhörers mit diversen eloxierten Aluminium-Komponenten, die hoffentlich der Langlebigkeit des 3D-Faltmechanismus dienen. Derartige mechanische Gimmicks erzeugen in mir diesbezüglich manchmal einen Hauch von Skepsis. Dennoch: Diese Funktion ist einfach der Clou! Die Frage „wohin mit dem sperrigen Kopfhörer?“ muss sich der mobile DJ oder Producer nicht mehr stellen.

In dieser Abbildungen sehen wir die Möglichkeit, den AKG K267 Tiesto zum Transport oder zur Aufbewahrung zu verkleinern.
In dieser Abbildungen sehen wir die Möglichkeit, den AKG K267 Tiesto zum Transport oder zur Aufbewahrung zu verkleinern.

Lieferumfang

Die aufmerksame Betrachtung von folgender Abbildung lässt ein weiteres tolles Feature erahnen: In beiden Ohrmuscheln befindet sich jeweils ein dreipoliger Mini-XLR-Anschluss, der eine Kabelführung links oder rechts ermöglicht. This is f… awesome! Was musste ich schon für Kämpfe mit mir im Weg liegenden/baumelnden Kopfhörerkabeln austragen, daher ein äußerst sinnvolles Feature. Als Cocktailkirsche auf der Sahne liefert AKG alternativ zum glatten Kabel (3m) ein Spiralkabel (1,2 bis 5,5m) mit dem K267 aus. Damit dürften kabelseitig alle Bedürfnisse abgedeckt sein. Nur schade, dass sich AKG dieses Plus an Flexibilität immer recht teuer bezahlen lässt, wie man anhand der Modelle K701/702/712 sieht. Für den vergoldeten 3,5mm Stereo-Klinkenstecker beider Kabel wird EIN schraubbarer Adapter auf 6,3mm mitgeliefert, also gut drauf aufpassen! 

Fotostrecke: 3 Bilder Zwei, dreipolige Mini-XLR-Anschlüsse ermöglichen die Kabelführung links oder rechts.

Verarbeitung

Mein Testexemplar macht einen sehr robusten und sauber verarbeiteten Eindruck. Die Materialien wirken insgesamt wertig und stabil. Das Einrasten des Kopfbandes zur Anpassung auf die Kopfgröße ist auf angenehme Weise schwergängig und verspricht festen Sitz. Die Auflagefläche der ohrumschließenden Ohrpolster umschmeicheln mit weichem Kunstleder unsere Lauscher. Wie auch mein bonedo-Testkollege Maik Scheuer (AKG K167 Tiesto) konnte ich nirgends einen Hinweis auf deren Austauschbarkeit entdecken, nach einer kurzen Rückfrage beim Vertrieb war ich allerdings schlauer: Ja man kann! Das Kopfband ist angenehm weich gepolstert, was bei dem hohen Gewicht aber auch notwendig ist. Das Ganze wird gekrönt von einem leicht überdimensionierten, scheinbar unzerstörbaren Stück Leder, wohl um den K267 optisch von seinen „kleineren“ Geschwistern abzugrenzen. Das Design wirkt für meinen Geschmack dennoch insgesamt stimmig, wobei ich persönlich auf die Tiesto-Vögel und die silbernen Punkte verzichten könnte – ich war halt schon immer mehr der schlichte Typ.

Technik

Der Durchmesser des Schallwandlers von 50mm ist eine deutliche technische Abgrenzung zum 40mm-Wandler der Tiesto-Modelle K67/167. Analog zu herkömmlichen Lautsprechern begünstigt die tiefere Eigenresonanz des Wandlers Wiedergabe und Pegel tiefer Bässe. In Verbindung mit den Bass-Boost-Einstellungen „Studio“, „Club“ und „Stage“ lässt sich die Basswiedergabe den Gegebenheiten oder auch dem persönlichen Geschmack anpassen. Laut Hersteller wird die Anpassung des Bassbereichs nicht auf elektronischem Wege, sondern durch akustische Elemente bewerkstelligt. Konkretere Hintergrundinformationen, wie dies technisch umgesetzt wird, bleibt man schuldig. Laut Hersteller wird unter 150Hz angehoben, ich würde sagen, gefühlte 50 Hz sind die tatsächliche Einsatzfrequenz.
Als Übertragungsbereich werden 5 bis 30.000 Hz angegeben, also nach oben sowie unten genügend Reserven, die über unseren Hörbereich hinausgehen – schön, aber eine Aussage bezüglich der Linearität sucht man wie allzu oft bei Kopfhörern vergeblich. Hallo Brüssel, wann gibt es endlich EU-reglementierte Angaben für Audiogeräte? Des Weiteren werden eine Nennbelastbarkeit von 3500 mW und ein Schalldruckpegel von 112 dB angegeben. Beides Werte, die der Praxis mehr als gerecht werden. Die Impedanz von 32 Ohm sorgt dafür, dass der AKG K267 Tiesto nicht nur am Mixer, sondern auch an iPod und Co. eine gute und laute Figur macht.

Mit dem silbernen Rädchen kann man drei Bass-Settings wählen: Stage, Club und Studio. Tiesto Donnervogel inklusive.
Mit dem silbernen Rädchen kann man drei Bass-Settings wählen: Stage, Club und Studio. Tiesto Donnervogel inklusive.
Anzeige

Praxis

Bevor ich Stellung beziehe, wie sich der „große Tiesto“ in der Praxis schlägt, wäre zu klären, was genau die „Praxis“ ist. AKG hat sich nicht irgendeinen etablierten DJ zur Vermarktung dieser Kopfhörerlinie herausgepickt (oder meinetwegen zusammen mit ihm entwickelt…), sondern jemanden, der auch seit vielen Jahren Synonym für hervorragend klingende Produktionen ist. Dementsprechend wird der K267 auch als Studiokopfhörer angepriesen, doch was ist eigentlich ein Studiokopfhörer? Im Studio werden vorzugsweise geschlossene Kopfhörer zum Monitoring aufzunehmender Musiker verwendet. Geschlossene Modelle sind hier von Vorteil, um z.B. Übersprechungen vom Kopfhörer ins Mikrofon möglichst gering zu halten. Beim Mix und Mastering gewinnen Kopfhörer zunehmend an Stellenwert. Hier sind ein möglichst linearer Frequenzgang sowie eine klare Transientenabbildung unentbehrlich. Für eine derartige Anwendung sollte der Kopfhörer nicht „schön-geboostet“ und weichgezeichnet klingen, sondern ein neutrales Abbild liefern. Tendenziell eine Domäne offener Kopfhörer, doch dazu später mehr. Eine weitere Trendentwicklung, auch im professionellen Bereich, ist die Aufnahme des Musikers/Sängers im gleichen Raum zusammen mit Engineer bzw. Produzent. Dies kann kreative Gründe haben, ist aber häufig schlicht und einfach budgetbedingt. Hierbei ist es wichtig, dass der Engineer möglichst das reine Mikrofonsignal hört, um den aufgenommenen Sound sowie die Performance beurteilen zu können. Aufgrund mangelnder Schallisolierung ist dies mit einem offenen Kopfhörer kaum möglich.
Und, wie ist er denn nun? So, wie es sich für den Preis gehört! Zwischen dem AKG K267 Tiesto und diversen zugegebenermaßen günstigeren, dennoch professionellen geschlossenen Kopfhörern von AKG und anderen Herstellern liegen definitiv Welten. Der Sound ist direkt, mit toller Impulstreue und einem analytischen Klangbild über einen großen Lautstärkebereich. Im Vergleich zum offenen AKG K701, der in weiten Kreisen als dynamischer Referenzkopfhörer gilt und mit dem ich seit Jahren arbeite, sind die Höhen nicht ganz so fein aufgelöst, als würde irgendwo zwischen 15 und 20kHz ein flacher High-Cut einsetzen. Dies werte ich aber nicht als Kritikpunkt, da der K701 meines Erachtens nach tendenziell zu „höhenarmen“ Mischungen animiert. Der Bassbereich ist auch in der Einstellung „Studio“ im Vergleich zum K701 knackig, warm und dennoch ehrlich. Man kann die Tonalitäten im Bassbereich immer noch gut analysieren, im Gegensatz zu vielen anderen Kopfhörern, die (Hauptsache, es macht „Boom“!) irgendwie „billig geboostet“ klingen. Lediglich die Ortung und Räumlichkeit fällt bauartbedingt gegenüber dem offenen AKG-Pendant etwas ab. Der unnatürlichen und bei extremen Pannings teilweise unangenehmen „Im-Kopf-Ortung“ könnte man ggf. mit der von SPL angebotenen Crossfeed Funktion (SPL Phonitor, SPL 2Control) oder ähnlichen Lösungen ( Focusrite VRM) entgegenwirken. Zusammenfassend kann ich dem K267 volle Studiotauglichkeit bescheinigen. Er erfüllt die oben aufgeführten Aufgaben mit Bravour, selbst als Abhöralternative für Mix und Mastering.
Doch macht der AKG K267 auch DJs (außer Tiesto natürlich) glücklich? Der Sitz ist nahezu perfekt, selbst bei heftigstem Kopfschütteln trotzt er der Fliehkraft und Masseträgheit. Dank des Gelenkmechanismus sitzt der große Tiesto-Kopfhörer auch noch sicher, wenn ein Ohr frei bleibt. Aufgrund der ohrumschließenden Bauart und der weichen Kopfbandpolsterung bleibt der K267 trotz des hohen Gewichts komfortabel und den „Satz heiße Ohren“ holt man sich leichter beim Türsteher. Sämtliche Kabelpreferenzen sollten abgedeckt sein. Die Bass-Wiedergabe ist absolut top und selbst bei hoher Lautstärke nahe der Schmerzgrenze weitgehend frei von Kompressions- und Verzerrungsartefakten. Soweit ich es heraushöre, findet in den Einstellungen „Club“ und „Stage“ in zwei Intensitätsstufen eine sehr tieffrequente Anhebung (gefühlt um die 50 Hz) statt. Ich finde es trotz anfänglicher Skepsis bemerkenswert, dass der Rest des Mixes nicht unter diesem Boost leidet und immer noch transparent klingt. Die Basswiedergabe und verzerrungsfreie Lautstärke des AKG K267 sollten allen DJ-Anwendungen gerecht werden. Des Weiteren bietet der AKG-Kopfhörer die erforderliche Außenschallisolierung, die ein Vorhören des nächsten Tracks in humaner Lautstärke ermöglicht

Selbst nach dem Genuss vieler alkoholischer Getränke kommt man Dank aufgedruckter Richtungshinweise nie in die Verlegenheit den Kopfhörer falsch herum aufzusetzen.
Selbst nach dem Genuss vieler alkoholischer Getränke kommt man Dank aufgedruckter Richtungshinweise nie in die Verlegenheit den Kopfhörer falsch herum aufzusetzen.
Anzeige

Fazit

Selbst zum „Straßenpreis“ von ca. 360 € übertrifft die Anschaffung eines AKG K267 Tiesto den Preis der meisten gängigen DJ-Kontrahenten. Wer einen guten DJ-Kopfhörer sucht, der sollte in diesem breiten Marktsegment für weitaus weniger Geld fündig werden, denn gute und etablierte Konkurrenz gibt es wie Sand am Meer. Der Clou beim Topmodell der Tiesto-Baureihe ist der universelle Einsatz durch die fantastischen Wiedergabeeigenschaften, die ihn gleichzeitig zu einem hochwertigen geschlossenen Studiokopfhörer mit analytischem Klangbild adeln. Diese Kombination, interessante Features bzgl. Kabelmanagement, Faltmechanismus und ein (hoffentlich) langes Leben durch robuste Materialien rechtfertigen meiner Meinung nach den hohen Preis für professionelle Anwender und Liebhaber. 

PRO:
  • universeller Einsatz
  • Sound
  • hervorragender, regelbarer Bassbereich
  • gute Außenschallisolierung
  • beidseitige Kabelführung möglich
  • glattes Kabel plus Spiralkabel
  • robuste Verarbeitung
  • 3D-Faltmechanismus
  • sicherer Sitz
CONTRA:
  • hoher Preis
  • Gewicht
"Stage, Club und Studio, ein Kopfhörer für alle Fälle?" - DJ-Kopfhörer AKG K267 Tiesto
“Stage, Club und Studio, ein Kopfhörer für alle Fälle?” – DJ-Kopfhörer AKG K267 Tiesto
Features:
  • professioneller DJ-/Studiokopfhörer
  • geschlossen
  • dynamisch
  • ohrumschließend
  • Kabelführung wahlweise links oder rechts
  • 3D-Faltmechanismus
  • glattes 3m Kabel
  • Spiralkabel 1,2-5,5m
  • Stereo Adapter 3,5/6,3mm
  • Gewicht 330g (ohne Kabel)
  • 50mm Schallwandler
  • Bassregelung für Studio, Club, Stage
  • Impedanz 32 Ohm
  • Schalldruck 112dB
  • Übertragungsbereich 5 – 30.000Hz
  • Nennbelastbarkeit 3500mW
Preis:
  • EUR 399,- (UVP)
  • EUR 350,- (Straßenpreis)
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.