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Pearl P-3002D Demon Drive Doppelpedal Test

Der Name Pearl wirkt wie ein Relikt der Eighties. Man stellt sich Schlagzeuger mit Vokuhila-Minipli und bunten Stoffhosen vor, die in Lehr-DVDs von anno dazumal auf den Pearl-Sound schwören. Pearl, das klingt nach Perlmutt, nach perligen Sounds und vor allem nach Glam-Rock. Wen wundert es da, dass vor allem Endorser wie Ian Paice von Deep Purple oder Eric Singer von Kiss fast Sinn gebend für diese Marke sind, oder ein Dennis Chambers in der bereits erwähnten zeltgroßen und immer gleichen Stoffhose in den ebenso bereits erwähnten Achtziger und Neunziger den Großteil seiner Lehr-DVDs an einem – na klar: Pearl-Drumset gespielt hat. Ein wahrscheinlich unumgänglicher Bestandteil des Werdegangs eines Drummers ist der „Pearl-Export-Moment“. Man liest ein Band-Inserat in einem einschlägigen Szene-Fachblatt, trifft die Band zur Test-Probe in deren altem Probe-Bunker und darf immerhin auf dem Schlagzeug des Vorgängers spielen, das noch da steht: Ein Pearl Export Drumset von 1989 mit gewelltem Piano-Black-Wrap und einer braunen Staubschicht mit Bierflecken.

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Von ihrer Staubschicht hat sich die Firma indes längst befreit. Mit grundsoliden Einsteigersets und wettbewerbsfähigen High-End-Drums wagen sich die Japaner jetzt sogar etwas weiter vor: „Das schnellste, leichtgängigste und vielseitigste Pedal auf der Welt“ wollen sie erfunden haben. Eine echte Revolution? Oder pathetisch und lächerlich? Wir sind die schnellste Redaktion der Welt und testen für euch als die Ersten von allen das „Eliminator Demon Drive Pedal“ von Pearl.

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Details
Das Gewöhnlichste an dem Testpedal ist das Transport-Case aus Stoff. Der Inhalt sieht “nach Jahr 2020 aus“, wie der Produktionsassistent des Studios, in dem ich arbeite, passend kommentierte. Das, was ich in diesem Moment an die Bassdrum schraube ist also das sagenumwobene Pedal, für das sich ein findiger Konstrukteur des japanischen Instrumentenbauers ganze drei Jahre Entwicklungszeit genommen hat. Erfindergeist und der Wille zur absoluten Perfektion standen Pate. Das Ergebnis ist ein Pedal, dessen futuristisches Äußeres einfach nur gut verpackte Zweckdienlichkeit bedeutet. Ganz sicher ist: Mit 1989 hat das hier reichlich wenig gemein. Nur die sogenannte „Traction Plate“ auf dem Fußboard erinnert an die Drehscheibe früherer Telefone. Aber was hat die da drauf zu suchen? Es sieht gut aus, aber was man damit machen kann, werde ich jetzt herausfinden. Ein Pedal ist ein Pedal ist ein Pedal? Wir werden sehen…

waehlscheibe

Bevor ich mir das Pedal überhaupt von allen Seiten betrachtet habe, juckt es mich schon im Fuß: Zuallererst teste ich die Werkseinstellung. Das Pedal spielt sich absolut neutral und beeinflusst den Groove in keiner Weise. Wo andere Pedale durch ihre Schwerfälligkeit einen automatischen Laid-Back Groove unterstützen, wird beim “Eliminator Demon” diese Verantwortlichkeit an den Drummer zurück gegeben. Wer satt klingen möchte, muss auch satt spielen. Man muss es einfach so sagen: Es fühlt sich an, als wäre der Klöppel direkt an den Fuß montiert. Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber dafür ein absolut klares Statement: Mit diesem Pedal ist alles möglich.

Verantwortlich für dieses unmittelbare Spielgefühl ist der sogenannte „Direct Link“. Anstelle einer Kette oder eines Bandes ist das Pedal mit dem Klöppel durch ein starres Stück Metall verbunden und per „Direct Drive“-Gelenk mit der Trittplatte verbunden. Dadurch wird bewusst jegliche Elastizität vermieden. Wenn der kleine Zeh zuckt, dann zuckt der Klöppel mit. Zwei Einstellungsoptionen am oberen Gelenk ermöglichen die Wahl zwischen geringerer Hebelwirkung und verstärkter Hebelwirkung. Etwas ungelenker, aber dafür umso passender drückt sich Pearl in der Werbung zum neuen Wunderpedal aus: „Denk es…spiel es….ohne Verlust“. Das Zweitpedal der Doppel-Fußmaschine lässt ein genauso direktes Spielgefühl zu. Es gibt praktisch keinen Unterschied zwischen linkem Fuß und rechtem Fuß. Beide Seiten ermöglichen exakt dasselbe Spielgefühl. Auch hier macht sich die starre Konstruktion – in diesem Fall bei dem Verbindungsschaft „Z-Link“ – bezahlt. Durch eine neuartige Drehgelenk-Konstruktion an beiden Enden des Schaftes wird eine Schwachstelle üblicher Doppelpedale einfach umgangen. Um die unterschiedlichen Einstellungsmöglichkeiten auf die individuellen Bedürfnisse einstellen zu können, hat Pearl diese übersichtlich und gut nachvollziehbar am Pedal festgelegt oder markiert.

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Praxis
Es lassen sich – ausgehend vom neutralen Feeling der Grundeinstellung – alle möglichen Parameter der Spielbarkeit gezielt verändern. Drei Komponenten sind dafür verantwortlich. Eine davon ist der bereits erwähnte „Direct Link”, eine weitere die Trittplatte: Durch das so genannte „Duo-Deck“-System hat man die Möglichkeit, die Hacken-Ablagefläche mittels eines raffinierten Tricks so zu verändern, dass das Fußboard in der Länge variiert wird. Das ist praktisch für Menschen mit besonders langen Füßen. Darüber hinaus beeinflusst der kleine Umbau die Hebelwirkung: Eine längere Trittfläche hat natürlich eine größere Hebelwirkung zur Folge und erleichtert einen energetischen Attack. Andererseits wird das Gewicht des Fußes und Beines dann ausschließlich von ebenjenem Board getragen, was zu einem trägeren Spielgefühl führt. Für harte Rocker, die auf einen entspannten Punch setzen ist das sicher eine empfehlenswerte Pedal-Einstellung, Jazzer werden wahrscheinlich mit der Werkseinstellung glücklicher.

Fotostrecke: 3 Bilder Long- und Shortboard im Vergleich

Die dritte Komponente ist der Beater samt seiner Aufhängung. Die komplette Apparatur lässt sich auf der Aufhängungsstange wie ein Unterkiefer vorschieben. Dadurch verändert sich der Abstand des Beaters zum Fell und somit die Energie, die ein Klöppel auf der kurzen Strecke entwickeln kann. In der Summe hat man acht Einstellungs-Optionen, die durch eine klare Aufgabenverteilung untereinander für transparente und deutlich spürbare Adjustments sorgen.

Auch im Detail lassen sich etliche Besonderheiten entdecken. So stammt das Haupt-Kugellager von „Ninja“, einem Zulieferer hochwertiger Skateboard-Teile, die restlichen Gelenke sind mit in sich drehbaren Lagern ausgestattet. Der „Klick Log“ sorgt dafür, dass sich die Feder unter keinen Umständen löst. Auch praktisch sind die Markierungen, die einem eine genaue Kontrolle der Federspannung, der Trittplattenhöhe, der Schlägelposition und der Schlägelhöhe ermöglichen. Auch der Beater ist nicht irgendein Beater. In den Beaterkopf ist eine elastische Gummimasse eingelassen, die einen Großteil des Aufpralls auf dem Fell absorbiert. Besonders praktisch ist das bei geschlossenen Fellen und bei Drummern, die gerne mit dem Klöppel am Fell bleiben, denn die Gefahr des Doppelschlags („Brrt“) wird verringert. Zu guter Letzt widme ich mich der Telefon-Wählscheibe auf dem Trittbrett: Natürlich hat sich Pearl auch dabei etwas gedacht, wenngleich hier etwas über die Ziellinie hinausgeschossen wurde. Tatsächlich bietet sich einem die Möglichkeit, zu wählen, allerdings läßt sich damit niemand erreichen. Es lässt sich sowieso nicht viel erreichen, denn das Ding ist recht unnütz. Die veränderte Plattenposition soll Einfluss auf den Grip des Fußes haben… das hätte auch der Socken-Lobby einfallen können. Apropos: Wo ist eigentlich der passende Schuh? Meine Converse Chucks sind ganz offensichtlich unterqualifiziert. Vielleicht sollte ich gleich mal gucken, welche Schuhe Dennis Chambers trägt. Hoffentlich keine aus buntem Stoff. Wie auch immer….

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FAZIT
Ich bin am Ende dieses Tests glücklich und traurig zugleich. Glücklich bin ich, dass ich dieses Pedal für den Testzeitraum spielen durfte, traurig, dass ich meine mißgünstige Kritikerseele nicht richtig ausleben durfte, denn: Das Pedal ist über jeden Zweifel erhaben. Meine Füße haben sich noch nie schneller und geschmeidiger bewegt als auf dem Eliminator Demon Drive von Pearl. Jetzt ist mir beim Schreiben doch noch eine – zugegebenermaßen nicht ganz ernsthafte – Kritik eingefallen. Liebe Leute von Pearl, Ihr müsst euch schon mit eurem Firmennamen herumschlagen, warum bürdet Ihr Euch dann noch den “Demon Drive” auf? Naja, beim englischen Insektenvertilger „Doom – Deadly Killing Action“ wollte mich auch schon niemand erhören. Aber irgendwie lustig ist es ja auch, und unter diesem Gesichtspunkt kann man den Werbeslogan durchaus genießen: „Pearl Eliminator Demon Drive. Heavenly feel, wickedly fast.“ Ob albern oder nicht: Richtig ist dieser Spruch auf jeden Fall.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • direktes Spielgefühl
  • Schnelligkeit
  • Vielseitigkeit
  • Robustheit
Contra
  • keins
Artikelbild
Pearl P-3002D Demon Drive Doppelpedal Test
Für 899,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Pearl
  • Typenbezeichnung: P-3002D
  • Antrieb: Direct Drive
  • Bodenplatte: ja
  • Fersenteil/Trittplattenverbindung: kugelgelagerte Achse
  • Trittplattenwinkel verstellbar: ja
  • Schlägelwinkel verstellbar: ja
  • Art des Schlägels/Beaters: Hartfilz mit Gummikern
  • Befestigung am Spannreifen: seitlich, per Flügelschraube
  • Tasche/Case im Lieferumfang: ja
  • Zubehör: Kugellageröl, Klettstreifen, Inbus- und Universalschlüssel
  • Besonderheiten: von Long- zu Shortboard umbaubar, Direct Drive
  • Zugwinkel veränderbar, variables Antriebs-Feeling der Zugstange
  • Herstellungsland: China
  • Preis (UVP): EUR 773,-
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