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Electro-Harmonix Deluxe Memory Man Test

Vintage ohne Verfallsdatum. Auch wenn sie sich mit ihren unförmigen Blechgehäusen in kein Pedalboard einfügen wollen, die Effekte von Electro Harmonix gehören zu den unverzichtbaren Klassikern.

Fällt der Name Electro Harmonix, dann tauchen auch die Gesichter dazu auf: Jimi Hendrix, Carlos Santana, David Gilmour von Pink Floyd oder Cliff Burton von Metallica, um nur einige zu nennen. Und was diese und mit ihnen die meisten der großen Ikonen der Rockgeschichte schon vor zum Teil fast vierzig Jahren für gut befanden, das hat bis heute nichts von seinem Charme verloren.

Mitte der Achtziger hatte man eigentlich mit der Produktion von Pedalen aufgehört und sich auf den Vertrieb von Verstärkerröhren verlegt. Die hohen Preise, die in den Neunzigern und bis heute für Originaleffekte aus den Siebzigern gezahlt wurden, veranlasste Firmengründer Mike Matthews dazu, zehn Jahre später die populärsten seiner Bodentreter wieder aufzulegen – und das mit durchschlagendem Erfolg. Zu diesen Reissues gehört auch der Deluxe Memory Man, der schon 1976 das Licht der Welt erblickte und eigentlich unter der Rubrik „Delay“ geführt wird, aber wegen seines integrierten Chorus auch in unserer Testgruppe durchaus Sinn macht.

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AUFBAU UND KONZEPT
Wie viele seiner Kollegen befindet sich auch dieses kombinierte Chorus/Echo-Gerät der legendären Effektschmiede aus New York in einem stabilen Faltblechgehäuse. Für einen Fußtreter ist der Deluxe Memory recht groß geraten, bietet dafür aber ein sehr übersichtliches Bedienfeld. Als der Deluxe Memory Man auf den Markt kam, standen wartungsfreie Echogeräte oder gar Digitaldelays noch nicht auf der Speisekarte der Musikwelt. Aber wie man weiß, hatte Mike Matthews schon immer ein goldenes Lötkolbenhändchen für innovative Ideen und Sounds. Selbst in Zeiten digitaler Alleskönner sind die Vorzüge analoger Geräte immer noch nicht vollständig reproduzierbar und deshalb arbeitet das Gerät mit einer völlig veralteten Technik, der sogenannten Eimerkettenspeicherung.

Auf der Stirnseite finden sich die obligatorischen Anschlüsse des Gerätes. Die zusätzliche Direct-Out-Buchse erlaubt das Generieren eines Pseudo-Stereosounds, der allerdings beim Einsatz des Gerätes als Tretmine vor dem Gitarrenamp eher seltener gefragt ist. Die Stromversorgung erfolgt über ein 18-V-Netzteil, Batteriebetrieb ist leider nicht möglich. Der Power On/Off-Schalter stammt aus der Zeit, als der Deluxe Memory Man noch mit integriertem Netzteil gebaut wurde – eine Ausstattungsvariante, die mir persönlich besser gefallen hätte. So heißt es, dass ich ein weiteres Netzteil zu meiner ausufernden Sammlung hinzufügen muss. Auf der Oberseite befinden sich alle Regler des Gerätes. Level ist für den Eingangspegel zuständig und eine LED piepst sich beim Übersteuern ins Auge des Benutzers, wobei das Gerät nicht empfindlich reagiert, kommt man nur hin und wieder einmal in den roten Bereich. Das ist übrigens einer der großen Unterschiede zu digitalen Geräten, die selbst auf kleinste Übersteuerungen mit giftigen Geräuschen antworten. Delay und Feedback sind für die Gestaltung des Echoeffektes zuständig, wobei die maximale Verzögerung bei 550 Millisekunden liegt. Mit Blend lässt sich der Effektanteil beimischen. Der Chorus/Vibratoregler steuert schließlich die Intensität der Modulation, wobei deren Geschwindigkeit nicht veränderbar ist.

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SOUND
Warum ziert eigentlich der Memory Man Deluxe mit seiner Anwesenheit diesen Testmarathon, zumal er sein Dasein normalerweise unter der Katalogrubrik „Echo“ fristet? Ganz einfach: Seine Modulationseinheit ist so gut gelungen, dass sie viele reine Choruspedale in den Schatten stellt.

Superfett und warm ist wohl die treffendste Bezeichnung für den Sound des Deluxe Memory Man. Die Echos haben eine ungeheure Tiefe, die einem wirklich guten Bandecho in Nichts nachstehen. In meiner Sammlung finden sich zwei alte Bandechogeräte, die zwar einen ähnlichen Delaysound erzeugen, aber ungleich stärker rauschen – eine Eigenschaft, die hier wirklich im grünen Bereich bleibt. Auch die Echos wirken nicht wie eine hinterhergeschickte Kopie des eingespielten Tonmaterials, sondern verleihen dem Ton selbst bei Extremeinstellungen unaufdringliche Tiefe. Der Chorus, der ja im Grunde genommen ein moduliertes und extrem kurzes Delay ohne Feedback ist, besitzt die gleiche Klangästhetik und ist rund und weich ohne billigen Warmduschersound. Setzt man die Modulation des integrierten Chorus/Vibratoeffekts dezent ein, kommt man dem typischen ”Eiern” der legendären alten Bandechos sehr nahe. Mit sehr kurzen Delayzeiten erinnert der Sound an Michael Landau, der diesen Effekt für seine extrem eiernden Sounds verwendet.

Audio Samples
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Chorus 2 Vibr.

Aber auch experimentelle schwebende Sounds mit intensiverer Modulation sind für das Gerät kein Problem. Ein interessantes Pedal für Liebhaber klassischer Gitarren-Echosounds und gleichzeitig Experimentierkiste für Klangforscher aus allen Bereichen.

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FAZIT
Nicht nur für Freunde des fetten Analogdelays ist der Memory Man Deluxe eine wahre Soundfundgrube, sondern auch für Anhänger extrem fetter Chorus- und Vibratosounds. Einziger Wermutstropfen bleibt das starke Eigenrauschen und der Lautstärkeverlust beim Einschalten des Gerätes. An dieser Krankheit leiden leider die meisten der traditionellen Pedale von Electro Harmonix, von denen ich mir eine Pro Serie wünschen würde, die zwar analog arbeitet, deren Mischstufen man aber einer gründlichen Erneuerung unterziehen würde.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Fetter Chorus, Vibrato & Delay Sounds
  • Analoger Sound
Contra
  • Großes Gehäuse
  • Rauschen
  • Lautstärkeverlust
Artikelbild
Electro-Harmonix Deluxe Memory Man Test
Für 214,00€ bei
Daten
  • 1 x In, Echo Out, Direct Out
  • Schalter: Power, Chorus/Vibrato, On/Off
  • Regler: Chorus-Vibrato, Delay, feedback,Blend, Level
  • Strom: 24 Volt DC
  • Preis: 418,- Euro UVP
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ElectroHarmonixMemoryMan01FIN Bild

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