Der kanadische Hersteller Traynor verfügt zwar hierzulande nicht unbedingt über den Bekanntheitsgrad der großen Traditionsfirmen unserer Branche, kann aber dennoch auf eine respektable Firmengeschichte zurückblicken und eine große Erfahrung im Bereich Verstärkertechnik vorweisen. Pete Traynor entwarf bereits 1963 den ersten Dynabass Verstärker, ein robustes 45-Watt-Top mit einer 15-Zoll-Box und legte damit den Grundstein für das später massenproduzierte Topteil Bass Master YBA-1 und den erfolgreichen Combo YBA-2. Mittlerweile bietet die Firma aus Ontario eine breite Produktpalette mit Verstärkern und Boxen für Bassisten, Gitarristen und Keyboardern an und gilt als Garant für solide und schnörkellose Technik.
Für diesen Test haben wir uns das Bass-Top DB300H ausgesucht, einen schlichten Solid State-Amp in einem kompakten Gehäuse zum moderaten Anschaffungspreis. Das Dynabass-Top ist nichts anderes als die Verstärker-Einheit der erfolgreichen DB300-Combo-Serie und hat folglich identische Leistungs- und Austattungs-Merkmale.
Mit seiner 350 Watt Endstufe und sämtlichen Anschlüssen und Features, die man von einem modernen Bassamp erwartet, hat sich die Combo-Version bereits bestens bewährt. Ob sich die Topteil-Variante genauso gut schlägt?
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Details
Der DB300H ist zwar kein federleichter Micro-Amp wie viele seiner zahlreichen topmodernen Mitbewerber mit digitalen Komponenten, aber für einen Solid-State-Amp präsentiert er sich durchaus kompakt und mit einem Gewicht von knapp unter 6 Kilo überraschend leicht. An einer Gehäuseseite befindet sich lobenswerterweise ein Koffergriff, mit dem man den DB auch ohne Case oder Tasche greifen kann. Zusätzlich spendierte Traynor dem Top nicht nur am Boden dicke Gummifüße, sondern auch auf der Seite, sodass er auch hochkant sicher abgestellt werden kann. Hervorragend, da hat mal einer bei der Konstruktion mitgedacht!
Das schwarze Gehäuse selbst ist sehr stabil, gut verschraubt und kann bedenkenlos als roadtauglich bezeichnet werden. Das Herzstück des BD300H ist die 350 Watt Solid-State-Endstufe, die ihre volle Leistung bei einer Impedanz von vier Ohm abgibt und bei Bedarf von einem temperaturgesteuerten Lüfter an der Oberseite des Gehäuses gekühlt wird.
Auf der Front sitzen zwei Klinkeneingänge zum Anschluss aktiver (-9dB) und passiver Bässe (0dB), direkt daneben warten eine Clip-Led für den Gainpegel und ein Mute-Schalter, mit dem das Signal bei Spielpausen oder zum Nachstimmen stummgeschaltet werden kann. Zur Klangbearbeitung steht ein 4-Band EQ (Bass/Low – Mid/High – Mid/Treble) und der Scoop-Regler zur Verfügung. Bei Scoop handelt es sich um ein Preshape-Filter, das die Mitten bei etwa 400Hz absenkt und gleichzeitig Bässe und Höhen boostet – also nichts anderes als die Slap-Sound-Geheimwaffe, die wir bei anderen Amps unter Namen wie „Enhance“ oder „Contour“ finden.
Auch an einen Limiter haben die Traynor-Konstrukteure gedacht. Er hat allerdings keine Einstellmöglichkeiten und fungiert damit nur als Pegelbegrenzer, um die Lautsprecher bei hohen Lautstärken zu schützen. Auf der rechten Seite finden wir zwei weitere Klinken-Buchsen, ein Tuner-Out für das Stimmgerät und ein Kopfhörerausgang. Der DB300H kann somit zum Üben mit Kopfhörer auch ohne Boxen betrieben werden. Ein Eingang für externe Soundquellen wie MP3-Spieler für Playbacks ist aber leider nicht vorhanden.
Auch der Schalter für die Post-EQ/Pre-EQ Einstellung des symmetrischen XLR Line-Out sitzt ungewöhnlicherweise auf der Frontplatte, der Line-Out selbst ist nämlich, wie üblich, auf der Rückseite untergebracht. Ob das praktische oder technische Gründe hat, vermag ich nicht zu beurteilen. Der Line-Out überträgt in der Post-Einstellung sämtliche EQ-Settings und auch etwaige Effekte im Effektweg – sinnvollerweise aber nicht die Master-Lautstärke und den Limiter.
Abgerundet wird die Anschluss-Phalanx der Rückseite durch zwei Klinkenbuchsen (Send/Return) für den oben schon erwähnten seriellen Effektweg und die Lautsprecheranschlüsse, als Klinken- und in zeitgemäßerer Speakon-Ausführung.
Wie ich oben schon erwähnt habe, gibt es an der Verarbeitung des DB300H generell nichts auszusetzen. Allerdings verlief meine erste Begegnung mit den Potiknöpfen etwas enttäuschend. Die Plastikkappen wirken billig und kratzen teilweise an der Frontplatte. Das muss auch in dieser Preiskasse nicht sein – hier sollte Traynor nachbessern.
Da macht der Sound schon mehr Eindruck. Die Performance des DB300H ist wirklich klasse. 350 Watt ist bei Bassamps heutzutage ein eher konservativer Leistungswert, reicht aber beim DB300H allemal, um einen erwachsenen und bandtauglichen Basssound zu produzieren. Der Kanadier geht mit seinem griffigen, etwas mittenbetonten Klang beherzt zur Sache, ohne dabei die anderen Frequenzen zu vernachlässigen. Der Bassbereich ist eher kompakt abgestimmt und konzentriert sich auf die Frequenzbereiche, die direkt in die Magengrube gehen und so für den nötigen Punch sorgen, während der Höhenbereich dem Klangbild die nötige Transparenz verleiht, ohne aufdringlich oder harsch zu werden.
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Auch die Klangwerkzeuge arbeiten sehr effektiv. Der etwas raue Mittencharakter des DB300 lässt sich mit dem Scoop-Regler hervorragend bändigen und senkt die Mitten frequenzmäßig zwischen dem Low- und Hi-Mid-Regler zunehmend ab und boostet Bässe und Höhen. So lässt sich ein etwas braverer Breitband-Sound oder, weit aufgedreht, ein extrem gescoopter Slap-Sound realisieren. Die Tonregler des 4-Band-EQ sind ebenfalls sinnvoll abgestimmt und packen bei den richtigen Frequenzen an. Der Low-Mid-Regler eignet sich beispielsweise hervorragend, um einem etwas dünnen Bridge-Pickup-Sound mehr Punch und Fülle zu verabreichen. Mir gefiel der DB300H am besten mit Boxen, die mit 12 Zoll Speakern ausgestattet sind, weil sie den etwas angerauten und griffigen Sound am besten transportieren. Aber auch mit einer 4×10 Bestückung hinterlässt er einen guten Eindruck, präsentiert sich dann halt etwas attackstärker und kompakter. Das ist jedoch letztendlich Geschmacksache. Die Performance ist jedenfalls mit allen Kombinationen hervorragend, denn der DB300H hat ausreichende Leistungsreserven und macht auch bei hohen Lautstärken einen exzellenten Job. Apropos hohe Lautstärken: Den Limiter des DB300H kann man getrost eingeschaltet lassen, denn wenn man aus dem Amp die volle Leistung ohne Verzerrungen rauskitzeln will, kappt er die Pegelspitzen und schützt somit die Boxen. Bei niedrigeren Pegeln ist er sowieso nicht aktiv und beeinflusst infolgedessen auch nicht den Sound.
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Lo-Mid – Bridge-PickupScoop – Halb
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Traynor bietet mit dem DB300H ein gelungenes Gesamtpaket mit beeindruckender Performance. Besonders hervorzuheben ist dabei der sehr ausgewogene, aber dennoch warme und griffige Sound, der auch bei hohen Pegeln erhalten bleibt und immer für die nötige Durchsetzungskraft im Bandverbund sorgt. Dieser Grundsound lässt sich mit den EQ-Bordmitteln des DB300H in die verschiedensten Richtungen biegen – was immer zu brauchbaren und praxistauglichen Ergebnissen führt. Dabei ist der Kanadier bis auf den kleinen Wermutstropfen Potikappen ordentlich verarbeitet und reißt finanziell keine Riesenlöcher in das strapazierte Basser-Budget. Wer ein Arbeitstier mit guter Ausstattung und klasse Sound zum moderaten Preis sucht, sollte den DB300H durchaus in Betracht ziehen.
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