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Pearl e-Pro Live E-Drum Set Test

Beim Pearl E-Pro Live Hybrid Set handelt es sich um ein elektronisches Schlagzeug, das ohne viel Aufwand in ein akustisches Schlagzeug verwandelt werden kann – und ebenso leicht wieder zurück. Dabei behält es stets die Optik eines „echten” Drumsets. Im Vergleichstest mit allen anderen Sets stellt sich bei uns auch prompt die optische Assoziation zu einem konventionellen Drumset ein.

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Die Firma Pearl Drums, ein traditionsreiches und erfolgreiches Unternehmen im Sektor Akustik-Drums, brachte 2011 mit dem Pearl E-Pro Live nach jahrzehntelanger Abstinenz vom E-Drum-Business endlich wieder ein elektronisches Drumset auf den Markt. Und dieses sollte natürlich im großen bonedo E-Drum-Test nicht fehlen. Wie klingt und spielt sich nun die umgepolte Bude unter Strom?

Details

Kern des ganzen Sets sind ansprechend lackierte Holzkessel auf Basis der Export-Serie mit passender Kesselhardware. Lediglich die unscheinbar platzierten Klinkenausgänge an allen Kesseln deuten auf die zweite Identität des Drumsets hin. Auf der Resonanzfellseite aller Trommeln befinden sich handelsübliche Akustik-Felle und unter der Snaredrum sogar ein normaler Snareteppich. Ein jeweils passender Pearl Tru-Trac Pad-Einsatz, der einfach mit den vorhandenen Stimmschrauben und Spannreifen auf den Oberseiten der jeweiligen Kessel befestigt wird, sorgt für die elektronische Signalauslösung auf allen Schlagfellseiten.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Snaredrum mit “Tru Trac”-Drumhead

Das mitgelieferter DR 80E Drumrack kommt dankenswerterweise ohne Plastikteile aus und ist insgesamt sehr wertig verarbeitet. So steht es solide und macht im Vergleich zu vielen Konkurrenzmodellen einen roadtauglichen und strapazierfähigen Eindruck. Als weiteres Zubehör sind insgesamt drei Beckenhalter, drei Tom-Arme, sowie ein Snarestativ enthalten. Wir haben das E-Pro für den Test mit Beckenpads eines anderen Herstellers ausgestattet. Die Firma Pearl bietet zum Set einen Satz Messing- oder Gummi-Becken-Pads an, beide standen uns für den Test allerdings nicht zur Verfügung.
Für die elektronischen Klänge aus der Dose ist eine rote Box zuständig, die bei Pearl „Red Box“-Modul heißt. „Red“ steht dabei für „Real Electronic Drum“. Auf der linken Seite des übersichtlichen und nahezu selbsterklärenden Moduls befinden sich die splitbaren Lautstärke-Fader der einzelnen Instrumente, darüber die Aktivierungstaste für den Click und die Regler für Ausgangs- und Kopfhörerlautstärke. Das Jog-Rad und der Cursor auf der rechten Seite sind für die Auswahl aller Funktionen zuständig. Mit den darunter liegenden Tasten kann man diverse kurze Loops, mit oder ohne die dazugehörigen Schlagzeug- oder Instrumentenspuren abspielen oder auch das eigene Spiel aufnehmen. Im Mittelfeld unter dem gut lesbaren Display gibt es weitere Tasten für die Editierung der einzelnen Sounds und Trigger-Einstellungen. Darüber hinaus können andere Instrumente als Begleitung hinzu aktiviert werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Modul in der Gesamtansicht

Etwas klein geraten, aber überaus wichtig ist die Exit-Taste, um aus jeder Editier-Nummer wieder heraus zu kommen. Dann wären da noch die DEC- und INC-Tasten, welche die selbe Auswahlfunktion wie das Jog-Rad erfüllen. Sehr praktisch ist die Anbringung der Kopfhörerbuchse auf der Spielerseite, alle anderen Aus- und Eingänge sind gut lesbar auf der Rückseite des Moduls untergebracht. Und bereits nach kurzer Einarbeitungszeit finde ich mich in allen Funktion zurecht.

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Praxis

Der Aufbau des Pearl E-Pro Live geht in unserem Fall überaus einfach und zügig vonstatten. Da es sich um ein Vorführmodell der Firma Pearl handelt, sind alle Klemmen für Beckenarme und Tomhalter bereits fertig am Rack vormontiert. Die Bassdrum in den handlichen Maßen 20×12 Zoll steht separat unter dem Rack, die 14×4,5“ große Snaredrum wird ganz konventionell auf einem Snareständer platziert, alle drei Tom-Toms werden, wie auch die Becken, am Rack mit Klammern befestigt. Nachdem die gut lesbar markierten Kabel zwischen Modul und sämtlichen Pads verbunden sind, interessiert mich natürlich die E-Drum-Funktion dieses Hybriden. Denn die akustische Optik ist ohne Frage stimmig, aber was verbirgt sich unter der Haube?

Optisch schon mal 1A: Pearl ePro Live
Optisch schon mal 1A: Pearl ePro Live

Sage und schreibe 100 vorkonfigurierte Kits befinden sich in der Werksausführung im Modulspeicher. Diese weisen im Vergleich zu den anderen Test-Sets eine nicht so standardisierte Abfolge wie zum Beispiel Rock, Pop, Jazz, Elektro, Fusion oder Percussion auf. Das ist einerseits erfrischend, aber für alle E-Drummer, die vor allen Dingen Rock- und Pop- Musik spielen und im Wechsel zwischen den Songs auf vorgefertigte Setups zurückgreifen wollen, hat die Konkurrenz von Roland und Yamaha mehr zu bieten. Die Einzelsounds des Moduls klingen etwas eindimensional, sind aber besonders im Fall der Trommelklänge variabel und vielfältig vorhanden. Wer sich die Mühe macht, seine Wunschklänge auf einem der 100 User Kits zu verewigen, kann dazu in der Red Box auf eine sehr umfangreiche Auswahl an Sounds zurückgreifen. So klingen verschiedene Drum-Kits in der Werkseinstellung:

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Acoustic Metal Kit Acoustic Fusion Kit Electro Disco Kit Hybrid Tejano Kit One Up – Two Down Kit Reggae Kit Shout Out FX Kit

Hier könnt ihr euch Einzelklänge verschiedener Snaredrums, Bassdrums und Tom Toms anhören:

Audio Samples
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Einzelsounds Snaredrum Einzelsounds Bassdrum Einzelsounds Tom-Tom

Die gummierten Pearl Tru-Trac-Pads liegen im Spielvergleich mit den Mesh-Heads von 2Box und Roland sowie den DTX-Pads von Yamaha deutlich zurück. Sie dämpfen zwar ausgezeichnet den Körperschall der Trommelkessel, was einem geräuscharmen Üben ohne Frage zuträglich ist, spielen sich aber weniger wie Trommelfelle, sondern eher wie eine Ansammlung von Practice-Pads, deren Rebound-Eigenschaften nicht verändert werden können. Die Bassdrum macht von allen Pads den besten Eindruck, ihr Trigger reagiert homogen in allen Dynamikstufen von sehr leise bis laut. Die Toms triggern auf der Fellzone nur im Center ausreichend, allerdings mit größeren dynamischen Ausreißern. Zum Rand hin lässt das Triggersignal nach und setzt mitunter sogar aus. Das Snare-Pad ist – wie die Tom-Pads auch – mit einem Zweizonen-Trigger ausgestattet. Dieser beinhaltet die Klangoptionen Rimshot und Center-Schlag. Ein dritter, zusätzlicher Rimclick ist nur mit Variation des Grundklangs möglich. Der Rimsound hat in den meisten Akustik-Presets nur bedingt etwas mit dem zugehörigen Center-Klang gemein, mischt sich nicht mit ihm und kann auch nicht gleichzeitig erklingen. Dieses Phänomen findet sich auch bei den Tom-Pads. Die Snaredrum hat acht Dynamikstufen, welche im leisen Piano bis Mezzoforte-Bereich mit feinerer Abstufung untereinander erklingen. Zum Forte-Bereich hin reißt die Lautstärke allerdings stark aus, was im Spiel auch bei mittellauten Schlägen zu ungewollten Akzenten führt. Auch in der einstellbaren höchsten Sensibilitätsstufe  kommt der Trigger in Verlegenheit und reagiert mit kleinen Aussetzern – insbesondere bei leisen Wirbeln.

Center- und Rim-Sounds erklingen nicht zusammen – und haben oft auch klanglich nicht viel miteinander zu tun.
Center- und Rim-Sounds erklingen nicht zusammen – und haben oft auch klanglich nicht viel miteinander zu tun.

Hier könnt Ihr die Snaredrum des Preset-Kits „Heartland“ hören. Auffällig ist der große Unterschied zwischen leisen und mittellauten Schlägen, letztere werden vom Trigger durchweg als laute Akzente gedeutet. Beim Versuch eines mittig gespielten Presswirbels ist der Trigger überfordert.

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Pearl E-Pro Velocity Version 1

Und hier ein Beispiel nach dem Firmware Update der Red Box, der Trigger zeigt in mittellauten Anschlägen mehr Präsenz, die Ausschläge zwischen lauten und mittellaut gespielten Schlägen gehen nicht mehr ganz so weit auseinander. Bei Presswirbeln gerät der Trigger weiterhin ins Stottern.

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Pearl E-Pro Velocity Version 2

Das Pearl ePro Live lässt sich via Zweikanal-Stereosumme auf eine PA verstärken, eine Einzelausgabe (Direct Outs) aller Signale ist nicht möglich. Die Signale können allerdings über die beiden Aux-Wege unabhängig von aktivierten Multieffekt-, oder Clicktrack-Einstellungen als Monitorsignal geroutet werden. Eine externe Audioquelle kann als Zuspieler bequem über die beiden Cinch-Buchsen eingestöpselt werden. Für Recording-Anwendungen steht neben der MIDI-In und -Out Funktion auch die Konnektierung des Moduls per USB zur Verfügung. Das seit Februar 2013 erhältliche Firmware-Update für die Red Box beinhaltet unter anderem 50 zusätzliche User-Kits. Dieses Update wird allerdings ab Werk nicht vorkonfiguriert, der User muss es sich erst selbständig von der Website des Red-Box-Soundshops herunterladen. Zusätzlich gibt es neben den notwendigen Update-Programm-Tools auch neue kostenpflichtige Kits zum Download, die ebenfalls per USB auf dem Modul installiert werden. Diese Kits sind in Zusammenarbeit mit Firmen wie Toon Tracks, Steven Slate Drums, Zildjian und anderen entstanden.
Für solch ein großes Drumkit muss allerdings der gesamte Speicher der Red Box überschrieben werden, ein sehr zeitaufwendiges Procedere. Wesentlich einfacher ist es, die Red Box als Trigger-Modul für eine externe VST-Software via Midi zu benutzen.
So klingt das Pearl E-Pro Live Snare-Pad mit einem Sample aus NI Abbey Road „Modern Drummer“:

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Pearl E-Pro Snaredrum VST Abbey Road

Beim Thema Latenz schneidet das Pearl E-Pro Live mit insgesamt 16 Millisekunden Verzögerung schlechter ab als alle Konkurrenzprodukte in dieser Testreihe. Als einziges Set im Test war die Latenz auch beim Spielen des Pearl E-Pro Live zu bemerken. Das DTX700k und das DTX 900k aus dem Hause Yamaha stehen mit zehn beziehungsweise neun Millisekunden Latenz an dritter Stelle. An zweiter Stelle liegt das 2Box Drumit Five Mk2 mit 5 Millisekunden Verzögerung. Die beiden Roland Sets TD-15KV und TD-30K haben nur vier beziehungsweise drei Millisekunden Latenz und sind somit die klaren Gewinner in puncto Signalübertragung.

16 Millisekunden können eine lange Zeit sein…
16 Millisekunden können eine lange Zeit sein…
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Fazit

Die Optik ist, neben der robusten Hardware, der große Vorteil des Pearl E Pro. Wer also elektronisch trommeln will, aber gleichzeitig auch mit dem akustischen Look eines obendrein sehr gut verarbeiteten Produktes punkten möchte, könnte in diesem Set sein Seelenheil finden. Vom Aufbau- und Schleppaufwand steht dieser Bolide, insbesondere mit dem massiven Rack, allerdings einem normalen Five-Piece-Akustik-Drumkit in nichts nach. Das Spielgefühl der Pads, die dynamischen Abstufungen und der eingeschränkte Trigger-Radius, insbesondere bei Snaredrum und Tom Toms und viele Sounds des Moduls bewegen sich leider nicht auf professionellem, sondern bestenfalls auf Konsumer-Niveau. Die Pearl Tru-Trac Drumheads gibt es übrigens auch unabhängig vom Kesselsatz, zum Umbau für bereits vorhandene Akustik-Drums zu erwerben. Insgesamt handelt es sich beim Pearl E-Pro Live um ein interessantes Produkt, das allerdings in puncto Trigger- und Dynamikeigenschaften mit keinem stimmigen Preis-Leistungsverhältnis aufwartet.

Unser Fazit:
3 / 5
Pro
  • Optik eines Akustik-Sets
  • robuste und wertige Verarbeitung aller Komponenten
  • hohe Körperschalldämpfung der Trommeln
  • große Soundauswahl
Contra
  • mangelhafte Trigger-Eigenschaften bei Snare- und Tom-Pads
  • unnatürliches Spielgefühl auf den “Tru Trac”-Pads
  • hohe Latenz
Artikelbild
Pearl e-Pro Live E-Drum Set Test
Für 2.225,00€ bei
Das Pearl ePro Live ist wahrscheinlich das schönste Kit im Test, aber leider auch das mit der höchsten Latenz.
Das Pearl ePro Live ist wahrscheinlich das schönste Kit im Test, aber leider auch das mit der höchsten Latenz.
Spezifikationen
    Soundmodul
    • Anzahl der Drumkits: 150
    • Anzahl der Sounds: 1000
    • Effekte: Reverb / Multi FX / Compressor / EQ
    • Übefunktionen: Nein
    • Fader für Kanallautstärken: Ja
    • Sequenzer: Ja (keine Notenangabe)
    • Trigger-Eingänge: 12
    • Aux In: Ja
    • Stereo-Ausgang: Ja
    • Kopfhörerausgang: Ja
    • Einzelausgänge: 2
    • Fußschalter: nein
    • MIDI: In/Out
    • USB-Port: Ja
    • USB-Memory: Nein
    • Digitalausgang: Nein
    Pads
    • Bassdrum-Pad: 20 x 12“ / 1 Zone
    • Snaredrum-Pad: 14 x 5,5“ / 2 Zonen
    • Tom-Pads: 10 x 6,5“ und 12 x 7“ / 2 Zonen
    • Spielflächen der Trommelpads: Gummi
    • Crashbecken-Pad: Nein (aber erhältlich)
    • Ridebecken-Pad: Nein (aber erhältlich)
    • Hi-Hat-Pad: Nein (aber erhältlich)
    Zubehör
    • Bassdrum-Pedal: Nein
    • Hi-Hat-Maschine: Nein
    Besonderheiten: Umbau der Pads zu akustischen Trommeln möglich
      Preis: € 2648,– (UVP)
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