G&L LB-100 Test

Der G&L LB100 im bonedo-Test – Die erste Version ihrer eigenen Ausgabe des klassischen Precisionbasses wurde von G&L bereits 1992 als Reminiszenz an den Firmengründer Leo Fender der Öffentlichkeit vorgestellt. Er kam mit dem Namen “Legacy Bass” auf den Markt, wurde aber schnell auf die nüchterne Abkürzung LB-100 umgetauft, weil der amerikanische Boutique-Bass-Hersteller Zon bereits ein Modell dieses Namens im Programm hatte. In den späten Neunzigern stellte man die Produktion des LB-100 wieder ein, seit 2013 findet sich der Precisionbass aber in einer modernisierten Version wieder im Lineup von G&L und präsentiert sich als ernstzunehmende Alternative zu den P-Bass-Modellen aus dem Hause Fender. G&L produziert seine Instrumente in relativ kleinen Mengen auf Bestellung und bietet für jedes Modell zahlreiche Optionen an.

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Wer sich für einen LB-100 entscheidet, hat deshalb nicht nur die Wahl zwischen vielen Finishes und Farben, sondern kann sich mithilfe der Optionen-Liste aus verschiedenen Korpus- und Griffbretthölzern, Halsprofilen und Bundstärken einen LB-100 mit seinen bevorzugten Spezifikationen zusammenstellen.

Details

Mein Testbass kommt mit einem Korpus aus Erle in klassischer 3-Tone-Sunburst-Lackierung, der G&L Modern Medium “C” Ahornhals mit der Kennung #12 ist am Sattel 4,13 cm breit und mit einem Radius von 30,5 cm ausgestattet. Zum meinem Erle-Korpus-Modell passt das schön gemaserte Griffbrett aus Palisander mit den mitteldicken Bünden im Format Jumbo-Medium ganz hervorragend – eine klassische und bewährte Kombination. Alle G&L-Instrumente aus amerikanischer Fertigung werden übrigens mit der Plek-Technologie behandelt, die Bünde meines LB-100 sollten also so perfekt abgerichtet sein, dass auch sehr niedrige Saitenlagen ohne nervtötende Scheppergeräusche möglich sind. Der Korpus des neuen LB-100 erinnert auf den ersten Blick absolut an einen Precision-Bass, wenn er auch im Bereich der Cutaways leicht überarbeitet wurde. Beide Korpushörner sind etwas spitzer als beim Original und das untere ist weiter ausgeschnitten, damit auch die höchsten Bünde leicht zu erreichen sind.

Fotostrecke: 6 Bilder Der Testbass kommt mit Erle-Korpus

Auch die Hals-Korpusverbindung ist beim neuen Modell stark modifiziert und modernisiert. Sechs versenkte Schrauben verbinden den Hals bombenfest mit dem Korpus und sorgen für eine supersolide und schwingungsstarke Gesamtkonstruktion. Davon abgesehen ist die Korpusausfräsung für den Hals so exakt ausgeführt, dass kein Blatt Papier dazwischen passt.
Die Modernisierungsmaßnahmen betreffen aber nicht nur die Holzkonstruktion des Instrumentes, sondern setzen sich auch bei der Hardware-Ausstattung fort. Vor allem die sogenannte “G&L Lock Saddle”-Brücke unterscheidet sich deutlich von den herkömmlichen Fender-Konstruktionen, weil sie insgesamt wesentlich massiger und stabiler ist. Zusätzlich sitzt an der Bodenplatte ein im Bass versenkter Block, der die Schwingung in den Korpus transportiert. Am unteren Seitenteil sitzt außerdem eine kleine Imbusschraube, mit der die Saitenreiter nach der Justierung festgeklemmt werden, was sicherlich auch einen positiven Effekt auf das Sustainverhalten und die Definition der Töne haben kann. An der Kopfplatte sitzen vier G&L Ultralite Stimmmechaniken mit Achsen aus Aluminium und einer schlichten, klassischen Vintage-Optik.

Fotostrecke: 5 Bilder Die G&L Lock Saddle-Bridge ist ein massives Bollwerk…

Trotz der ganzen Detailverbesserungen soll der G&L LB-100 am Ende natürlich wie ein Precisionbass klingen und kommt deshalb logischerweise mit einem klassischen Split-Coil-Tonabnehmer an typischer P-Bass-Position. Der Alnico V Tonabnehmer wurde speziell für den neuen LB-100 entwickelt und soll den Klang von Vintage-Tonabnehmern reproduzieren. Für das Design zeichnet der G&L Entwickler Paul Gagon verantwortlich, der in den Achtziger Jahren bei Fender angestellt war und in dieser Zeit eine Menge Vintage-Tonabnehmer vermessen hat. Man kann also getrost davon ausgehen, dass der Mann mit der Materie bestens vertraut ist. Das übersichtliche Cockpit des LB-100 gibt dem Precisionbass-Fan keinerlei Rätsel auf, zur Verfügung steht ein Regler für die Lautstärke des Tonabnehmers und ein zweiter für die Tonblende zum Absenken der Höhen.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Split-Coil-Pickup sitzt an der klassischen P-Bass-Postion. Designed wurde er von G&L Entwickler Paul Gagon.

Praxis

Man merkt dem LB-100 in jedem Detail an, dass er sehr sorgfältig in Handarbeit gefertigt wurde. Ich konnte keinerlei Makel oder Nachlässigkeiten feststellen, das Instrument sieht sehr hochwertig aus und fühlt sich auch genauso an. Der Hals ist mit einem matten Satin-Finish versehen und am Sattel etwas schmaler als ein Vintage-Precisionhals. Auch das moderne C-Profil ist ein wenig schlanker als bei den alten Vorbildern, aber immer noch fleischig genug für eine solide Haptik. Ich finde die Dimensionen für einen modernen Preci nahezu perfekt, denn er lässt sich auch mit kleineren Händen noch absolut mühelos bespielen. Auf der Waage macht sich der LB-100 mit angenehmen 4,1 Kilo bemerkbar und hängt damit auch sehr komfortabel und äußerst stabil am Körper – von Kopflastigkeit ist unter anderem auch dank der Ultralite-Mechaniken absolut nichts zu spüren. Ab Werk war der Bass bereits sehr gut eingestellt, aber ich konnte die Saitenlage sogar noch ein ganzes Stück tieferlegen, ohne dies mit nervendem Bundrasseln quittiert zu bekomme – sicherlich ein Verdienst der ultragenauen PLEK-Technologie.

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Eine dermaßen solide und akkurat ausgeführte Konstruktion sollte im Idealfall auch mit hervorragenden Klangeigenschaften glänzen, und das ist beim LB-100 auch in der Tat der Fall. Man braucht keinen Verstärker, um zu hören, dass das Instrument sehr gut schwingt und einen straffen und schön definierten Klang produziert. Der LB-100 spricht sofort an und jede Note hat endloses Sustain, lediglich der Ton D auf dem 7.Bund der G-Saite fällt etwas ab und kippt früher in die Obertöne um. Das ist zwar schade, kommt aber bei Instrumenten mit geschraubten Hälsen regelmäßig vor, egal, wie teuer sie sind oder wie penibel gearbeitet wurde. Das ist aber auch schon der einzige, kleine Wermutstropfen bei meinem Testbass, davon abgesehen ist die Performance des modernen Precisionbasses aus amerikanischer Fertigung wirklich hervorragend.
Am Verstärker zeigt der LB-100 die positiven Tugenden eines klassischen Precisionbasses, was aufgrund der Spezifikation keinen verwundern wird. Das Fundament ist zwar nicht ultratief, aber total solide und kompakt, ebenmäßige Mitten sorgen für eine ausgezeichnete Durchsetzungskraft und einen organischen, warmen Klang. Der LB-100 sitzt wirklich wie eine Eins im Mix und hat genau den simplen, aber ungeheuer effektiven Sound, den die Preci-Fans lieben. Mit aufgedrehter Höhenblende klingt er sicherlich transparenter und aggressiver als viele andere Precisionbässe, gerade für Slap- oder Plektrum-Sounds ist die zusätzliche Klarheit aber absolut vorteilhaft und sorgt für eine moderne Note im ansonsten eher traditionellen Klangbild.

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Ton-Blende auf – Slap

Wer es eher klassischer mag, nimmt einfach die Tonblende zu Hilfe, filtert die Höhen nach Belieben aus und bekommt damit wärmere und mildere Klänge, die lobenswerterweise aber kaum an Definition verlieren.

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Ton-Blende zu

Die Blende ist wirklich klasse abgestimmt, greift sehr effektiv und die resultierenden Sounds sind über den kompletten Reglerbereich nutzbar. Der LB-100 kann somit in nahezu jeder Musikrichtung eingesetzt werden und ist für einen Precisionbass erstaunlich flexibel, weil sich sein aufgeräumter und transparenter Grundsound hervorragend als Basis für zahlreiche Klangmöglichkeiten eignet.
Und damit ihr euch ein komplettes Bild machen könnt:  so klingt der Bass “flat” eingestellt:

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Flat

Fazit

Der LB-100 ist ohne Zweifel ein moderner Precisionbass, und der Plan von G&L, den beliebten Klassiker dezent zu modernisieren, ohne die Grundcharakteristik aus dem Blick zu verlieren, ist absolut gelungen. Für eingefleischte Vintage-Fans klingt er vielleicht zu transparent und fokussiert, genau diese Qualitäten machen den LB-100 aber vielseitiger und praxistauglicher als so manch anderer Preci. An Wärme und Charakter fehlt es ihm dabei auf keine Fall. Der Spielkomfort ist hervorragend und die erstklassige Verarbeitung nimmt man sofort beim ersten Kontakt mit dem Instrument wahr. Klar, 1200 Euro sind kein Pappenstiel für einen simplen Preci – für ein handgearbeitetes Instrument, das mit zahlreichen Optionen an den eigenen Geschmack angepasst werden kann, geht das aber allemal in Ordnung. Absolute Empfehlung als Alternative zu den Precision-Bässen aus Leo Fenders erster Firma.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • viele Optionen bei der Bestellung
  • klasse P-Bass-Sounds mit viel Transparenz
  • tadellose Verarbeitung
Contra
  • leichte Sustain-Schwäche am 7. Bund
Artikelbild
G&L LB-100 Test
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Technische Daten
  • Hersteller: G&L
  • Model: LB-100
  • Land: USA
  • Korpus: Erle, 3-Tone-Sunburst, Tortoise-Pickguard
  • Hals: geschraubt, Hard Rock Maple, Palisandergriffbrett, Medium Jumbo-Bünde, geplekt,
  • Sattelbreite 4,13 cm, Radius 30,5 cm
  • Hardware: G&L Lock Saddle Bridge, Ultralite Tuners
  • Tonabnehmer: G&L Alnico V Split Coil
  • Regler: Volume, Tone
  • Gewicht, ca 4,1kg
  • Zubehör: Koffer, Werkzeug
  • Preis: 1200,00 Euro
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Der Testbass kommt mit Erle-Korpus

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ratzerapp sagt:

#1 - 07.01.2015 um 03:45 Uhr

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Ich find's super, wie Deine Soundbeispiele auf den Punkt gespielt sind!

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