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Supro 1624T Dual Tone Test

Ein 1×12″ Supro Combo Amp in Kombination mit einer Telecaster war für Jimmy Page oftmals erste Wahl, wenn es um Studioaufnahmen ging, obwohl man Led Zeppelins Mastermind eigentlich eher mit Marshall und Les Paul verbindet. Supro Amps waren in den 50er und 60er Jahren die angesagten Verstärker für Bluesgitarristen, auch Jimi Hendrix spielte auf seinen Tourjobs mit Little Richard und den Isley Brothers einen Supro. Die Produktion der Verstärker wurde allerdings 1968 bereits eingestellt, daher sind die Amps mehr oder weniger in der Versenkung verschwunden. 2014 tauchten sie urplötzlich wieder auf, weil ein Unternehmen namens Absara Audio die Namensrechte erwarb und die Verstärker nach den alten Rezepten wieder neu auflegte – Made in USA.

Supro_Dual_Tone_002FIN


Ein Konzept, das bei einigen Herstellern funktioniert hat, allerdings bleibt immer die Frage, wie viel vom Original in der neuen Auflage steckt, denn Bauteile aus der damaligen Zeit sind heutzutage in dieser Form nicht mehr erhältlich. Mehr Schein als sein? Wir haben den 1624T ordentlich in die Mangel genommen und auf seine Qualitäten geprüft.

Details

Gehäuse/Optik

Der Look ist eindeutig Vintage und das Holzgehäuse mit einem Blue Rhino Hide Tolex überzogen, das von einem durchgehenden weißen Keder unterbrochen wird und eindeutig dem Aussehen der Amps aus den Sechziger Jahren entspricht. Auch das Logo mit dem Blitz unter dem Namen und die Frontbespannung sind den Originalen nachempfunden. Lediglich der Griff ist verändert, hier hat man einen breiten aus Kunstleder montiert, der Klappgriff aus Metall hat sich nicht durchsetzen können. Das ist auch in Ordnung, denn unser Testkandidat mit 18,6 kg Lebendgewicht lässt sich mit dem Kunstledergriff gut ausbalanciert tragen. Das Gehäuse ist für einen 1×12 Combo schon etwas großzügiger dimensioniert (600 x 426 x 260 mm), allerdings kann das auch der Tatsache geschuldet sein, dass dieser Amp dem Exemplar nachempfunden ist, das Jimmy Page bei seinen Aufnahmen benutzte. Der Legende nach war es ursprünglich ein 2×10 Combo, den er modifizierte und die zwei Lautsprecher gegen einen einzigen 12 Zoll Speaker austauschte. Das Bedienfeld des Verstärkers finden wir auf der Oberseite im typischen Toploader-Design, und auch das konsequent vintage-orientiert, denn die Beschriftung ist von der Rückseite aus lesbar. Das Gehäuse ist auf der Rückseite zur Hälfte offen, die Röhren werden sicher von einem Lochblech-Gitter geschützt. Der Amp ist mit sechs Glühkolben ausgestattet, vier 12AX7EH arbeiten in der Vorstufe und zwei Röhren vom Typ 6973 sorgen für Power in der Endstufe. Dieser Typus wurde bereits in den alten Supro Amps eingesetzt und laut Hersteller sind sie am ehesten mit EL84 mit zu vergleichen. Der Amp leistet 24 Watt und ist somit für kleinere Gigs und Aufnahmen in annehmbaren Lautstärken geeignet.

Fotostrecke: 5 Bilder Vintage: der Dual Tone ist dem Amp nachempfunden, den Jimmy Page einstmals bei seinen Recordings verwendet hat

Bedienfeld

Der 1624T hat zwei Kanäle, die grundsätzlich identisch aufgebaut sind. Zum Einstellen des Sounds stehen pro Kanal ein Volume- und ein Tone-Regler zur Verfügung. Bei Kanal 2 ist der analoge Tremolo-Effekt integriert, der mit Speed und Depth eingestellt werden kann. Wird kein Fußschalter benutzt, ist der Tremolo immer im Signalweg und man deaktiviert ihn, indem man Depth komplett zurückdreht. Es gibt zwei Eingänge, einmal Kanal 1 und 2 kombiniert und Kanal 2 allein. Bei Kanal 1 werden beide Kanäle gleichzeitig angesteuert und über die Volume-Einstellungen das Mischungsverhältnis justiert. Der zweite Eingang steuert nur den zweiten Kanal an. Der Vorteil bei dieser Konzeption ist, dass bei Benutzung beider Kanäle die Endstufe härter angefahren wird und so noch mehr in die Sättigung gehen kann. Mit einem zusätzlichen AB-Schalter könnte man zwischen Kanal 2 und der Kombination beider Kanäle wählen. Dann hätte man den leiseren (und eventuell unverzerrten) Sound auf Kanal 2 und einen etwas lauteren (und verzerrten) mit der Kombination von 1 und 2.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Bedienpanel ist Bauart-bedingt oben zu finden – der Amp hat zwei Kanäle

Rückseite

Die rückseitigen Anschlüsse verstecken sich, sie sind quasi an der Rückseite der Bedieneinheit angebracht und zeigen daher daher nach unten. Das hat den Vorteil, dass keine Kabel nach hinten überstehen und man den Amp auch mal näher an der Wand positionieren kann – bei kleinen Bühnen ist nun mal jeder Zentimeter Platz ein Gewinn. Es gibt auch nicht viel anzuschließen, ganz links findet man die bereits belegte Buchse für den Lautsprecher (8 Ohm), die natürlich auch einen externen Speaker aufnimmt, wenn man den internen nicht verbindet. Daneben ist ein Klinkenanschluss für einen optionalen Fußschalter, mit dem der Tremolo-Effekt ein- und ausgeschalter wird. Den Anschluss liegt auf der rechten Seite.

Fotostrecke: 3 Bilder Das hinten offene Gehäuse des Supro Combos
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Praxis

Wir starten mit einer nüchternen Bestandsaufnahme von Kanal 1 einzeln, die Gitarre ist mit Input 1+2 verbunden und der Volume des zweiten Kanals ist komplett zurückgedreht. Bei Kanal 1 befinden sich Volume und Tone in der mittleren Position und das ist das Ergebnis mit einer Strat.

GitarreInputVol 1Tone 1Vol 2Tone 2SpeedDepth
Strat1+212127777
Audio Samples
0:00
Clean – Strat, Volume u. Tone auf 12 Uhr

Jetzt wollen wir hören, wie die komplette Bandbreite klingt, die sich mit dem Tone-Regler einstellen lässt. In der mittleren Position kommt uns ein kräftiger Ton entgegen, der im Bassbereich und den unteren Mitten noch recht stark ist. Bei ca. 13 Uhr erhalten wir ein eher lineares und ausgeglichenes Frequenzbild, dreht man den Tone-Regler weiter, dann werden die Bässe abgesenkt und die Höhen leicht angehoben. Das Gegenteil ist der Fall, wenn der Regler zurückgedreht wird. Hier sind die beiden Extrem-Einstellungen des Tone-Reglers, einmal komplett zurückgenommen und dann voll aufgedreht.

GitarreInputVol 1Tone 1Vol 2Tone 2SpeedDepth
Audio 1Strat1+21277777
Audio 2Strat1+212177777
Audio Samples
0:00
Clean – Strat, Tone auf 7 Uhr Clean – Strat, Tone 17 Uhr

Wer das Frequenzbild seines Tons gerne mit der Klangregelung verbiegen möchte und dafür einen mehrbandigen Equalizer benötigt, dem wird der eine Klangrdegler natürlich nicht ausreichen. Aber für einen unverfälschten Gitarrensound, der nur in kleinen Nuancen angepasst wird, ist er absolut ausreichend und vor allem einfach zu bedienen.
Nun wollen die tonalen Auswirkungen des Volume-Reglers erforscht werden. Bei mittlerer Einstellung erhalten wir mit Singlecoil-Gitarren einen satten, unverzerrten Sound, der auch schon entsprechenden Schalldruck entwickelt, um gegen Drums und Bass standzuhalten. Der Speaker gibt einen klaren und warmen Ton aus und man kann den Amp auch durchaus etwas höher (fast auf Ohrhöhe) positionieren, ohne dass der “Mittenstrahl” des Lautsprechers zu giftig ins Gehör einfällt. Eine kreuzförmige Verstrebung blieb bei der Ausfräsung für den Lautsprecher stehen, sodass die Mitte des Speakers etwas verdeckt ist und daher auch nicht so stark im Ohr klingelt. Der Amp punktet zudem mit einem sehr schmatzigen Ton, der sehr früh in die beliebte Endstufensättigung fährt und auch bei geringeren Lautstärken ein extrem angenehmes Spielgefühl vermittelt. Ab ca. 14 Uhr wird es bei Singlecoil Gitarren dreckig und der Klang übersteuert leicht bei härterer Betätigung der Saiten. Dreht man weiter auf, zerrt es geringfügig mehr, bei voller Lautstärke kommt man bis zu einem Crunchsound. Hier dazu zwei Beispiele.

GitarreInputVol 1Tone 1Vol 2Tone 2SpeedDepth
Audio 1Strat1+214137777
Audio 2Strat1+217137777
Audio Samples
0:00
Dirty – Strat, Vol. 14 Uhr, Tone 13 Uhr Crunch – Strat, Vol. 17 Uhr, Tone 13 Uhr

Mit einer Humbucker-Gitarre erhält man bei Vollgas ein sattes Rockbrett, das tatsächlich vom Klangcharakter her sehr nah an den Sound der frühen Led Zeppelin Alben kommt.

GitarreInputVol 1Tone 1Vol 2Tone 2SpeedDepth
Les Paul1+217127777
Audio Samples
0:00
Sattes Rockbrett – Les Paul, Vol. 17 Uhr, Tone 12 Uhr
Supro_Dual_Tone_006FIN

Das war aber noch nicht alles an Zerrgrad, jetzt kommen wir zur Kombination beider Kanäle, denn bisher war ja immer nur ein Kanal im Einsatz. Und es gibt auch gleich die volle Breitseite, beide Volume-Regler werden voll aufgedreht. Die Tone-Regler habe ich unterschiedlich eingestellt. Während Tone 2 in der mittleren Position bleibt, wird Nummer Eins voll aufgedreht, um dem Sound noch etwas mehr Biss zu verleihen. Man kann auch mit dieser Klangregelung etwas herumspielen und interessante Sounds erzeugen bzw. eine kleine Klangvielfalt für die Bühnensounds erhalten. Ihr hört nun direkt hintereinander zuerst den zweiten Kanal (Input 2), dann beide Kanäle gemeinsam (Input 1+2). Mit einem AB-Switch könnte man diese beiden Sounds auch umschalten.

GitarreInputVol 1Tone 1Vol 2Tone 2SpeedDepth
Les Paulerst 2, dann 1+21712171777
Audio Samples
0:00
Kombi der Kanäle 1+2 – Les Paul, Vol 1 u. 2 max. Gain

Der Tremolo weckt den Geist früherer Tage und ist nach wie vor nicht nur für Old School-Sounds einsetzbar. Hier eine Kostprobe mit einer etwas höheren Dosierung, bei der ich wieder beide Kanäle benutzt habe. Dadurch, dass der Tremolo-Effekt nur bei Kanal 2 aktiv ist, können extreme Einstellungen abgeschwächt werden, indem man Kanal 1 etwas lauter einstellt und beide Kanäle aktiviert.

GitarreInputVol 1Tone 1Vol 2Tone 2SpeedDepth
Strat1+2121310131516
Audio Samples
0:00
Tremolo-Effekt – Strat, Speed 15 Uhr, Depth 16 Uhr

Jetzt kommt die Dynamik-Abteilung, der Zerrgrad lässt sich gut über das Volume-Poti an der Gitarre regeln. Durch die satte Kompression findet dabei wenig Pegelverlust statt, wenn der Volume-Regler an der Gitarre stark zurückgenommen wird. Ihr hört zuerst den Hals-Pickup, Volume auf 6, dann den Steg-Pickup bei 10 mit leichtem Anschlag und danach mit hartem Anschlag. Der Supro 1624T hat eine sehr gute Klangübertragung, hier wird jede Kleinigkeit, die vom Pickup geliefert wird, auch klar und gnadenlos übertragen. Nichts wird geschönt, wer eine Saite nicht richtig trifft, der hört es sofort.

GitarreInputVol 1Tone 1Vol 2Tone 2SpeedDepth
SG1+21614131377
Audio Samples
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Dynamischer Anschlag – SG, Hals PU Vol. 6, Steg-PU Vol. 10

Aufgrund des recht neutralen Klangbildes kann der Supro 1624T auch sehr gut mit vorgeschalteten Pedalen umgehen. Wer seine Verzerrung lieber mit einem (oder mehreren) Bodentretern erzeugt, ist hier an der richtigen Stelle. Zum Abschluss hört ihr den Amp mit einem vorgeschalteten Tube Screamer, zuerst im Bypass Mode, dann mit dem Zerrpedal.

GitarreInputVol 1Tone 1Vol 2Tone 2SpeedDepth
Strat1+21212111577
Audio Samples
0:00
Amp mit Tubescreamer – Strat, erst Bypass, dann mit Tubescreamer
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Fazit

Der Supro 1624T Dual Tone ist eindeutig kein Marketing-Gag, bei dem ein Hersteller einen bekannten Namen kauft und einen Kult-Amp vermeintlich neu auflegt. Der Verstärker erfüllt tatsächlich die Erwartungen und liefert mit seinen 24 Watt einen satten Ton mit viel Endstufensättigung. Das funktioniert schon bei geringen Pegeln, sodass man auch bei Zimmerlautstärke seinen Spaß am Röhrensound haben kann. Die Struktur mit zwei kombinierbaren Kanälen und einer Klangregelung mit jeweils einem Tone-Regler sieht zwar erst einmal recht spartanisch aus und lässt extreme Frequenzverbiegungen nicht zu, aber das ist auch nicht nötig. Hier wird ein gut klingender Sound geliefert, den man mit Volume und Tone noch ein wenig anpassen kann, der Rest erledigen die Finger und das Instrument. Wer mehr Flexibilität benötigt, der sollte Effektpedale einsetzen, denn mit denen versteht sich der 1624T sehr gut. Der Verstärker hat hohe Cleanreserven, aber je nach Ausgangsleistung der Gitarre gibts bei Vollgas auch ein knackiges Rockbrett. Er eignet sich sehr gut für den Recording-Einsatz bei humanen Lautstärken und auch auf der Bühne kann er sich gut behaupten, wenn die Mitmusiker sich im normalen Rahmen bewegen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound
  • Endstufensättigung auch bei geringen Lautstärken
  • Tremolo
  • Schalldruck
Contra
  • kein Fußschalter für Tremolo im Lieferumfang
Artikelbild
Supro 1624T Dual Tone Test
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Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Supro
  • Modell: 1624T Dual Tone
  • Typ: Röhrenverstärker-Combo
  • Ausgangsleistung: 24 Watt
  • Röhrenbestückung: 4x 12AX7EH (Vorstufe), 2x 6973 (Endstufe)
  • Lautsprecher: 12“ Supro DT12
  • Bedienfeld Regler: Vol1, Tone1, Vol2, Tone2, Speed, Depth,
  • Rückseite Anschlüsse: Fußschalter, Lautsprecher
  • Abmessungen: 600 x 426 x 260 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 18,6 kg
  • Lieferumfang: Netzkabel
  • Preis: 1.288,00 Euro
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