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HoTone Xtomp Test

Der chinesische Hersteller HoTone, mittlerweile für seine Mini-Effektpedale und -Amps bekannt, bringt mit dem Xtomp-Pedal eine neue Konzeption des Multi-Effekts auf den Markt: Ein Effektpedal im Bodentreterformat, das per App und Bluetooth mit Modeling-Effekten gefüttert werden kann. Eine äußerst interessante Idee, die zumindest auf dem Papier nach der legendären eierlegenden Wollmilchsau unter den Effektpedalen aussieht.

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Die App ist mit den wichtigsten Effektpedal-Klassikern, egal, ob vintage oder modern, in gemodelter Form bestückt und aus diesem Arsenal kann sich der User nach Belieben bis zu zwei Effekt-Models auf das Pedal laden. Eine sehr spannende Geschichte also, und wir gehen der Frage nach, ob das auch in der Praxis funktioniert und wie es klingt.

Details

Gehäuse/Optik

Nach Vintage sieht unser Testkandidat nicht aus, das Xtomp-Pedal kommt im sehr modernen, edlen Look, komplett in Silber Metallic. Es erinnert zumindest entfernt an Audio-Interfaces für Apple Produkte und steckt in einem massiven, flachen Metallgehäuse, das mit 410 Gramm bei einer Größe von 74 x 126 x 35 mm eher schwergewichtig erscheint.

Fotostrecke: 5 Bilder Ist das HoTone Xtomp die eierlegende Wollmilchsau unter den Effektpedalen?

Seitlich sind je zwei Anschlussbuchsen angebracht, rechts die Eingänge und links die Ausgänge zum Amp zu finden. Der Anschluss für das Netzteil (9V) ist auf der Stirnseite zu finden. Das Pedal benötigt 200 mA Strom, daher ist Batteriebetrieb nicht vorgesehen, und wer kein Netzteil hat, sollte die Kosten bei der Anschaffung mit einkalkulieren. Pedalboard-User mit Multi-Output Netzteilen sollten sich vergewissern, dass die Stromversorgung in der Lage ist, tatsächlich echte 200 mA zu liefern, denn je nach benutztem Effekt-Modell wird diese Leistung auch abgerufen. Zwar leuchten die LEDs des Gerätes auch bei geringerem Strom, aber es ist nicht voll funktionsfähig. Die Bedienmöglichkeiten sind auf der Oberseite platziert, hier sind sechs Regler in zwei Reihen aufgestellt und ein großer Fußschalter aktiviert das Pedal.

Fotostrecke: 6 Bilder Das Pedal ist stereo ausgelegt.

Bedienung

Die Bedienung am Pedal erfolgt wie gewohnt: Dreht man an den Reglern, dann tut sich etwas. Die Frage ist nur, was? Denn das kommt auf das Modell an, das man in das Gerät gebeamt hat, weshalb wir auch ganz von vorne anfangen und uns die Xtomp App etwas näher anschauen wollen. Wer das Pedal benutzen möchte, braucht ein Smartphone, ein Tablet oder einen Windows PC. Die Datenübertragung erfolgt beim Windows PC über USB, bei Tablet und Smartphone läuft es über Bluetooth. Ich habe das Ganze mit einem iPad Air 2 getestet. Zuerst einmal muss die App auf das Tablet/Smartphone heruntergeladen werden, die Links zu den jeweiligen Download-Portalen findet man auf der HoTone-Website. Beim Öffnen der App wird direkt die Bibliothek mit bunten Grafiken angezeigt und es lässt sich erahnen, was hinter den Bildern steckt. Das Ganze ist gut sortiert nach Genre – zum Zeitpunkt des Tests waren 72 Modelle verfügbar:

  • Amplifier (3) – Amp Simulationen
  • Distortion (17) – Overdrive, Distortion, Fuzz
  • Dynamic (2) – Compressor
  • Frequency (13) – Equalizer, Auto Wah, Bit Crusher, Octaver
  • Modulation (16) – Chorus, Flanger, Phaser, etc.
  • Ambient (7) – Hall, Delay
  • Combo (9) – Kombination von zwei Pedalen
  • Cabinet (5) – Speaker-Cabinet Simulation
Fotostrecke: 4 Bilder Sechs Regler und ein großer Fußschalter bewohnen die Bedienoberfläche.

Die weitere Bedienung ist denkbar einfach: Man tippt auf das Produkt seiner Wahl, die Informationen dazu werden angezeigt und natürlich auch, wie die Regler belegt sind, je nach Effekt zwei bis sechs. Außerdem kann zwischen unterschiedlichen Features gewählt werden. Generell stehen True- oder Buffered-Bypass zur Verfügung, und bei Delay und Hall besteht die Möglichkeit, die Hall/Delay-Fahne beim Deaktivieren des Effekts weiterklingen zu lassen (Trail on) oder abzuschneiden (Trail off). Nach Drücken auf den unteren grünen Streifen (Load to device) wird im nächsten Fenster das Xtomp angezeigt. Natürlich sollte das Pedal dabei am Netzadapter hängen. Dann auf das Xtomp-Symbol und nach der Bestätigung der Verbindung erneut auf den grünen Streifen drücken und der Ladevorgang startet, der je nach Model bis zu einer Minute dauert. Während des Ladevorgangs kann mit dem noch aktuellen Effekt oder im Bypass-Modus ganz normal weitergespielt werden. Wenn Load Complete angezeigt wird, steht das Xtomp mit dem neuen Effekt bereit. Wobei aber eine Sache noch erwähnt werden sollte: In meinem iPad wurde das Xtomp bei den Systemeinstellungen unter Bluetooth nicht angezeigt. Das scheint normal zu sein, die Verbindung wird direkt in der App hergestellt. Ich finde das persönlich auch besser, dann muss man nicht zwischen verschiedenen Apps hin und her wechseln, sondern hat alles zügig parat.

Fotostrecke: 6 Bilder Xtomp App – Die Library
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Praxis

Es ist klar, dass wir einen kleinen Vergleich mit den Originalen wagen, denn in den Beschreibungen der App sind die Vorbilder namentlich erwähnt und deshalb muss sich unser Testkandidat auch selbstverständlich mit ihnen messen lassen. Ich habe hierfür einen Ibanez Tube Screamer TS808 (Reissue Modell), einen Boss Metal Zone und eine ältere Version des Big Muff Pi aus meinem Effekt-Arsenal geholt. Der Tube Screamer vom Xtomp klingt etwas matter als das Original. Im Höhenbereich ist er etwas schwächer aufgestellt als mein Reissue-Modell. Beim Metal Zone ist der klare Vorteil des Xtomp, dass hier sechs einzelne Regler die Parameter einstellen, im Original muss man mit zwei Stacked-Potis arbeiten, das ist doch recht fummelig. Vom Gain-Charakter ist der Metal Zone getroffen, aber der Frequenzgang unterscheidet sich schon deutlich. Das Xtomp klingt etwas roher, ungehobelter und mit einem geringeren Mid Scoop in der neutralen Einstellung der Mitten. Aber das gefällt mir persönlich für bestimmte Einsätze besser als das Original.
Der Big Muff kommt ebenfalls gut getroffen aus den Speakern. Im Vergleich zum Original ist der Xtomp-Sound etwas dünner, aber dafür auch einen Hauch aufgeräumter. Generell sind die Nachbildungen im Zerrverhalten den Originalen sehr ähnlich, beim Frequenzgang gibt es mal mehr, mal weniger drastische Unterschiede. Aber dazu muss gesagt werden, dass auch nicht jeder Tube Screamer oder Big Muff gleich klingt. Ich habe die gemodelten Pedale mit meinen verfügbaren Originalen verglichen und bin zu dem Schluss gekommen, dass man hier nicht zu pedantisch herangehen sollte, denn im Prinzip geht es darum, eine gute Auswahl an Zerrsounds mit unterschiedlichem Charakter zu haben. Und das kann ich dem Xtomp klar bestätigen.

Audio Samples
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Ibanez Tube Screamer TS808 Original (Strat) Green Drive (Tube Screamer Simulation) im Xtomp (Strat) Boss MT-2 Metal Zone Original (SG) Metaland (Boss MT-2 Simulation) im Xtomp (SG) Big Muff Pi Original (Les Paul) Big Pie (Big Muff Pi Simulation) im Xtomp (Les Paul)
Die verfügbaren Modeling-Pedale sind gut getroffen und kommen den Originalen recht nahe.
Die verfügbaren Modeling-Pedale sind gut getroffen und kommen den Originalen recht nahe.

Weiter geht es mit den anderen Effekten und auch dort gibt es eine schöne bunte Auswahl, die eine breite Palette an Sounds abdecken. Deren Qualität ist gut, aber es gibt klare Schwankungen innerhalb der Modelle. So hat mir der Touch Wah nicht so sehr zugesagt, die Modulationssounds dagegen haben mir besser gefallen. Beim Octaver klingen die tieferen Ton-Additionen gut, während es bei den Oktavierungen nach oben etwas harsch wird. Aber für die Zerrsounds und Brot-und-Butter-Effekte liefert das Xtomp-Pedal eine große Anzahl an Effekten mit guter Klangqualität. Interessant wird es vor allem bei den Kombinationen, mit denen man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt.

Audio Samples
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Choruium – Boss CE-2 Simulation (Strat) Revolver – Uni Vibe Simulation (Strat) Jetter – Flanger aus der HoTone Schmiede (Jaguar P90) Combo – Mag Eko & Hall (Jaguar P90) Combo – Smooth Dist und Mag Eko (Les Paul) Combo – Clean Octa & Big Pie (Les Paul)
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Fazit

Das HoTone Xtomp Pedal zeigt sich als Multi-Effektgerät auf Modeling-Basis mit einem sehr interessanten Bedienkonzept. Über eine App können von Smartphone oder Tablet die Daten von einem oder einer Kombination von zwei Effekt-Modellen per Bluetooth in das Pedal übertragen werden. Dort wird der Effekt wie gewohnt mit Reglern eingestellt. Die Übertragung klappt einwandfrei und dauert je nach Model bis zu einer Minute. Im Angebot ist eine reichhaltige Auswahl an Standardeffekten, darunter zum Teil gemodelte Versionen bekannter Klassiker. Klanglich kann das Ganze auch überzeugen, die Originale sind mehr oder weniger gut getroffen, aber auf jeden Fall erzeugt das Xtomp-Pedal einen guten und durchsetzungsfähigen Sound. Zum Zeitpunkt des Tests waren 72 Models verfügbar, aber die App wird immer wieder mit neuen Models bestückt, man darf also gespannt sein, was noch kommt. Für etwas über 200 Euro hat man hier eine Menge an Effekten parat, und wer gerne seine (Effekt)-Sounds wechselt, sollte den silbernen Kasten einmal antesten.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • clevere Konzeption
  • tadellose und stabile Verarbeitung
  • True Bypass oder Buffered Bypass pro Model wählbar
  • einfache, analoge Bedienung am Pedal
  • gute, vielfältige Sounds, große Anzahl an Effekt-Models
Contra
  • keine Tap-Funktion für tempobasierte Effekte
Artikelbild
HoTone Xtomp Test
Für 179,00€ bei
Das moderne Bedienkonzept mittels App und die Auswahl verfügbarer Models konnten im Test überzeugen.
Das moderne Bedienkonzept mittels App und die Auswahl verfügbarer Models konnten im Test überzeugen.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: HoTone
  • Modell: Xtomp
  • Typ: Modeling Effektpedal
  • Regler: 6x Parameter Regler
  • Anschlüsse: 2x Input, 2x Output
  • Stromverbrauch: 200 mA
  • Spannung: 9V (nur Netzteil)
  • Maße: 74 x 126 x 35 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 412 Gramm
  • Preis: 229,00 Euro
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