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Audio-Technica AT5047 Test

Das Audio-Technica AT5047 sieht dem AT5040 nicht nur grob ähnlich, sondern beruht auch technisch auf dem 5040.

Audio_Technica_AT5047_13

Dieses AT5040 ist ein exzeptionelles Mikrofon und begeistert nicht nur uns, sondern hat weltweit eingefleischte Fans unter den Tontechnikern gefunden. Das gilt in gleichem Maße für das weniger auf Vocals denn auf Instrumente hin konzipierte, deutlich kleinere AT5045 – ein Mikrofon, das man dem Autoren dieser Zeilen wohl nur unter Gewaltandrohung abnehmen könnte.
Das AT5047, welches das nun dritte Mikrofon der Top-Serie des Unternehmens aus Japan ist, baut wie die beiden anderen auf eine spezielle Rechteckmembran. Was merkwürdig für denjenigen klingen mag, der der Meinung ist, dass Mikrofonmembranen, von Ribbons einmal abgesehen, rund zu sein haben, dem sei entgegnet: Das Konzept ist nicht neu, die Schweden von Pearl und Milab haben damit schon sehr vorzügliche Mikrofone gebaut – und auch AT5040 und AT5045 gelten bei manchen Engineers als die besten Großmembranmikrofone der Welt. 

Details

AT5047: Genau wie das AT5040, nur eben ganz anders?

Von außen betrachtet, ähneln sich 5040 und 5047 wie ein Ei dem anderen. Der Korpus des AT5047 hat nicht die Anthrazitfarbe des AT5040 und des AT5045, sondern kommt in mattem, edlem Silberfinish. Schaltfunktionen für Pad, Filter oder Pattern gibt es keine. Die Richtcharakteristik ist eine feste Niere, die allerdings nicht durch eine Membran, sondern ganze vier Stück generiert wird. Das Prinzip ist vom AT5040 bekannt. Auch dort sind vier Rechteckkapseln mit Nierencharakteristik in zwei übereinanderliegenden Zweierpaketen angebracht. Diese werden zusammengeschaltet, um anders als eine einzige Membran eine geringere Trägheit liefern zu können (also schnellere Transienten und bessere Höhenwiedergabe). Bei der Verschaltung wird ein Trick angewendet, denn je zwei diagonal angeordnete Einzelkapseln werden in Reihe gesetzt und ergeben einen Signalteil. Die beiden so entstandenen Signale werden dann einmal mit unveränderter, einmal mit invertierter Polarität über die Pins 2 und 3 der XLR-Buchse ausgegeben – Symmetrierung ist also unnötig! 

Äußerlich kein großer Unterschied zwischen AT5047 (links) und AT5040 (rechts) – innerlich zum Teil schon!
Äußerlich kein großer Unterschied zwischen AT5047 (links) und AT5040 (rechts) – innerlich zum Teil schon!

Andere Elektronik – andere Werte

Anders als das 5040 hat das 5047 etwas andere Werte. So liegt der Zerrpunkt bei 148 dB(SPL) (für 1% THD+N) statt bei 142. Die deutlich andere Elektronik sorgt für einen geringeren Übertragungsfaktor des AT5047, welcher nun mit 35 mV/Pa nicht mehr so extrem hoch ist wie der des AT5040, welcher mit über 55 mV/Pa einer der höchsten überhaupt war. Ebenfalls anders als beim AT5040 ist die Ausgangsimpedanz, die beim Audio-Technica AT5047 mit 150 Ohm ebenfalls einen üblicheren Wert besitzt: 150 Ohm, beim AT5040 sind es 50. Der grafische Frequenzgang weist die gleichen Züge auf wie der des 5040, auch dort findet man eine sanfte Rücknahme der Schärfeanteile. Nicht verwunderlich ist, dass das Polar-Pattern so gut wie identisch ist und mit einer hohen Stabilität bis zu den Seiten glänzt.

Fotostrecke: 5 Bilder Herzstück des AT5047 sind die vier Rechteckmembranen.

Eine Spinne und ein Koffer zum Liebhaben

Ein kleines Meisterwerk ist nicht nur das Mikrofon selbst, sondern auch die mitgelieferte Spinne AT8480. Diese Schwingungsisolation besitzt Flügel, die umklappen und somit das AT5047 fest aufnehmen und wieder freigeben können. Damit das nicht aus Versehen geschieht, gibt es einen kleinen Verschlussmechanismus.

Fotostrecke: 4 Bilder Hervorragende, gut durchdachte Spinne AT8480.

Und während die elastische Halterung zwar höchst funktionell, aber gestalterisch nicht unbedingt jedermanns Sache ist, kann man wohl nicht umhin, diesen tollen Koffer namens „R10“, in dem unter anderem auch AT5040 und AT5045 geliefert werden, ins Herz zu schließen. Diese stark verrundeten Ecken und großen Verschlüssen: einfach niedlich. Natürlich ist dieses Case auch funktionell großartig und hält durchaus etwas aus, wie ich mit der Behausung für mein AT5045 schon das eine oder andere Mal versehentlich erprobt habe. 

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Praxis

Enge Verwandtschaft mit dem AT5040 macht sich beim AT5047 vielfältig bemerkbar

Dass das Audio-Technica AT5047 hervorragend verarbeitet ist, wird Kenner des AT5040 oder AT5045 oder Leser der entsprechenden Testberichte sicher nicht verwundern. Klanglich und technisch teilt es sich zudem die Grundeigenschaften. Es ist also sehr schnell, was die Transientenübertragung angeht und so breitbandig, dass man vergessen könnte, es mit einem Großmembraner zu tun zu haben. Die Höhen sind „anders“, was nicht zuletzt daran liegt, dass sie schlichtweg sehr kurz sind und dadurch crisp wirken – aber immer, ohne dabei zu nerven. Auch dass das Pattern stabil ist, aber im absoluten Nahbereich etwas anders reagiert als herkömmliche Rundkapseln, wird genauso niemanden in Staunen bringen wie die Tatsache, dass das AT5047 nicht komplett rotationssymmetrisch ist. 

Kombiniert Vorteile von Groß- und Kleinmembran miteinander: AT5047
Kombiniert Vorteile von Groß- und Kleinmembran miteinander: AT5047

Typischer Übertrager-Charakterkopf? Nein.

Trotz anderer Elektronik ist auch das 5047 extrem rauscharm. Das Dezibelchen mehr ist wirklich nicht der Rede wert. Freude gibt es beim dynamischen Verhalten, denn wo das 5040 nicht immer perfekt reagierte, ist das AT5047 genau das: perfekt. Natürlich erkennt man, dass im 5047 ein Übertrager sein Werk verrichtet, aber hier von „Verrundung der Transienten“, „Andickung“, „Kompression“ oder gar „Klangfärbung“ zu sprechen, wäre maßlos übertrieben. Wer also wegen der „47“ im Produktkürzel auf ein Charakterfeuerwerk hofft, der muss enttäuscht werden. Im Direktvergleich, der im Testzeitraum und für die anschließenden Audiofiles durchgeführt wurde, zeigte sich das silberne AT5047 ein winziges Stück weniger agil als das 5040, minimal sanfter und breiter – stellte bezüglich Transparenz aber immer noch die meisten sonstigen Großmembran-Kondensatormikrofone in den Schatten. Der Tranny im AT5047 nimmt dem höherfrequenten Signalanteil der vier Kapseln offenbar etwas seiner Exotik und macht es dadurch besser geeignet für den Alltagsbetrieb. 

Audio Samples
0:00
AT5047, 10 cm AT5047, 30 cm, 0 Grad AT5047, 30 cm, 45 Grad AT5047, 30 cm, 90 Grad AT5047, 30 cm, 135 Grad AT5047, 30 cm, 180 Grad AT5047, 70 cm AT5040, 10 cm AT5040, 30 cm AT5045, 10 cm AT5045, 30 cm Mojave MA-201FET, 10 cm Mojave MA-201FET, 30 cm

Interessant ist auch, dass die riesige Gesamt-Membranfläche im Vergleich zum (ebenfalls mit einem Übertrager ausgestatteten) Audio-Technica AT5045 in Hinblick auf die Luftigkeit des Signals keine Einschränkung darstellt. Klar wird hier aber, dass das 5045 eher Kleinmembran- und daher Instrumentenmikrofon-Charakter mit sich bringt, das AT5047 seine Eignung als Gesangsmikrofon ganz offensichtlich plakativ darstellt. Das geschieht auch durch die sehr angenehme Präsenzrücknahme, die so mit keinem EQ der Welt gelingt. Noch ein positiver Eindruck: Nah besprochen wird das Signal ein wenig dicker als das des AT5040, büßt aber nicht zu viel an Transparenz ein. Damit agiert der Audio-Technica-Testling etwas mehr so, wie man es vom klassischen Studio-Gesangsmikrofon her kennt. 

Das AT5047 "im Kreise seiner Lieben": Mittig ist das AT5040, rechts das AT5045 zu sehen.
Das AT5047 “im Kreise seiner Lieben”: Mittig ist das AT5040, rechts das AT5045 zu sehen.

Welcher Preamp? Egal.

Ein Ziel bei der Entwicklung des AT5047 soll es gewesen sein, das Mikrofon „weniger picky“ sein zu lassen, was Preamps angeht. Und tatsächlich kommt es sowohl mit allen von mir regelmäßig genutzten cleanen Mikrofon-Vorverstärkern hervorragend klar und zeigte keine negativen Auswirkungen auf die Dynamik – was sicher an den „normaleren“ Mikrofonondaten am Ausgang liegt. Ob DPA HMA5000 mit P48-Barrels, Merging Technologies HAPI mit ADK8DP-Karte oder Lavry Engineering AD-11, überall konnte das Mikrofon seine technischen Fähigkeiten voll ausspielen. Andersherum konnten Tube-Tech MP-1A und Heritage Audio ’73 Jr. Mit ihrer vollen Pracht glänzen, besonders der Röhrenamp war in der Lage, enorme Dreidimensionalität zu schaffen (was wirklich sein Spezialgebiet ist). Doch selbst an einfachen Audio-Interfaces wie einem Focusrite Saffire der ersten Generation, einem MotU 896 mkIII oder einem Centrance Mic Port Pro konnte das Audio-Technica seine Fähigkeiten sehr gut darstellen.

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Fazit

Bedenkt man, dass das Audio-Technica AT5047 in erster Linie ein Vocal-Mikro ist, muss man sagen: Es ist eine Verbesserung gegenüber dem AT5040! Die Integration des Übertragers ist hervorragend gelungen, das Ergebnis ist ein sehr angenehmes, gut mischbares und vor allem technisch wirklich außerordentlich hochwertiges Signal. Mit dem 5047 aufgenommene Stimmen lassen sich daher auch mit bei Bedarf enorm starker Bearbeitung in sämtliche Richtungen biegen, aber schon das trockene Signal des Viermembraners zeigt, was heute im Mikrofonbau möglich ist. Ein schlaues, einfaches Konzept, handwerklich genial umgesetzt – man kann nur den Hut ziehen und die Hand auf die Brust legen (und einen ängstlichen Blick auf den Kontostand wagen… das AT5047 wird kein Schnäppchen werden, aber für jedes mit Stimme arbeitende Studio eine sinnvolle Investition für Jahrzehnte sein, zumal Audio-Technica eine sehr lange Garantie gibt.). 

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • technisch hervorragende Werte
  • sehr gute Höhendarstellung
  • stabiles Pattern
  • angenehmer Nahbesprechungseffekt
Contra
  • keins
Artikelbild
Audio-Technica AT5047 Test
Für 3.499,00€ bei
Audio_Technica_AT5047_12
Features und Spezifikationen
  • Membranen: vier rechteckige, hochkant zu zwei Pärchen ausgerichtete Membranen
  • Empfängerprinzip: Druckgradientenempfänger
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Betriebsspannung: 48V Phantomspeisung
  • Frequenzgang: 20 Hz – 20 kHz 
  • Übertragungsfaktor: 35,5 mV/PA
  • THD+N: 6 dB (A-bewertet)
  • maximaler Schalldruckpegel: 148 dB(SPL) (1% THD)
  • Ausgang: XLR male
  • Besonderheit: Das AT5047 hat “lebenslange Garantie”.
  • Preis: € 3999,– (UVP); Straßenpreis zum Veröffentlichungszeitpunkt noch nicht verfügbar
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Vasko Bulgarelli sagt:

#1 - 02.05.2018 um 03:16 Uhr

0

AT5047 ist besser als AT5040...das ist ein mikrofon für singer die haben ,sound laser fokussierte stimmen..leider es gibt heute die nicht mehr in der Welt...offenbar ist AT die erste,die gut verstanden haben,dass ein mikrofon mit übertrager ist besser als jedes anders..aber leider es gibt heute keine stimmen,die haben genug würde für AT5047.Ein ideales Mikrofon für E.Caruso und R.Ponselle...Mit diesem mikrofon ist AT 10-15 jahren voraus als jede andere firma....

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