Universal Audio Apollo X4 Gen2 Test

JA! ENDLICH! Universal Audio Apollo X4 Gen 2: Sechs Jahre nach Markteinführung bessert die Neuauflage nicht nur bei der technischen Leistung, sondern auch bei den Monitoring-Features der Software nach – und das bei allen Apollo X mit der neusten UAD Console!

Universal Audio Apollo X4 Gen2 Test

Die „Apollo X Gen 2 Audiointerfaces“ verfügen ansonsten über dieselben I/O-Konfigurationen wie zuvor. Das neue Design erscheint nun wieder eine Spur silberner und lässt Gen-2 vor allem visuell unterscheiden. Die Tasterkappen sind nun hochwertiger, während die Displays dank der vielen diskreten LEDs soweit identisch bleiben. 

Altes Apollo in Dunkel
Das Apollo X4 ohne Gen2 ist dunkler gehalten – funktionell aber soweit identisch.

Racks für Surround, Desktop für Stereo

Derzeit bekommt man auf dem Markt die Rack-Units Apollo x6, x8, x8p und das x16 in der Gen2. Neu hinzugekommen ist außerdem die DANTE-Version x16D. Die Rack-Varianten allein verwirklichen das beworbene Surround-Monitoring, die Desktop-Modelle taugen außerdem als Remote.

Nur die Topmodelle der Rack-Serie sind außerdem mit sechs DSP-Prozessoren ausgestattet, die Desktop-Modelle hingegen sind mit maximal vier DSPs bestückt.

Die Desktop-Units sind außerdem nur Stereo bzw. maximal 2.1-fähig – inklusive Bassmanagement. Das betrifft unseren großen Testkandidaten X4 Gen 2, sowie das kleinere Twin X Duo/Quad, das kleine Solo und sicherlich auch die USB-Varianten für Windows-only. Alle Apollo X profitieren außerdem von der Möglichkeit, Speaker-Profile von Sonarworks direkt in die Console zu laden!

Checkliste zum Kauf von Apollo X4 Gen2

  • 12 In / 18 Out Thunderbolt 3 Audiointerface
  • vier Preamps, sechs Line-Outs, zwei HP-Amps & einmal ADAT/SPDIF I/O
  • UAD-2 Quad Prozessor
  • Sonarworks SoundID Profil Import zur Entzerrung von Speaker und Kopfhörern

UAD-2 Quad Prozessor

Das Universal Audio Apollo X4 Gen 2 ist ein Thunderbolt-3-Audiointerface für macOS und Windows. Hergestellt wird es in China. Es verfügt über vier DSPs zur Ausführung latenzfreier Effekte auf der proprietären UAD-2 Plattform, was insbesondere für das Monitoring und Recording äußert zweckdienlich ist. 

Analog: 4x In & 10x Out

Das Audio Apollo X4 Gen 2 wandelt mit maximal 24 Bit und bis zu 192 kHz. Gewandelt wird über die gesamte Familie hinweg mit Kombinationen aus AKM und ESS Chips. Außerdem verfügt das X4 über vier Preamps mit der bekannten Unison-Technologie und dem neuen Auto-Gain-Feature. Zwei getrennt adressierbare Kopfhörerausgänge und drei separate Stereo-Outs ergeben insgesamt zehn analoge Ausgänge. 

Rückseite Audiointerface Apollo X4 gen2
Vier Preamps, vier DSPs, zwei Kopfhörer – auf in den Test!

Hinzu gesellt sich ein digitaler Lightpipe I/O, der wahlweise für ADAT oder S/PDIF-Formate bereithält. Daran könnte man beispielsweise einen günstigen ADAT-Wandler wie den Behringer ADA8200 anschließen, um zum Beispiel mehr Drums aufzunehmen.

Vier Unision-Preamps

Die Preamps des Apollo X4 haben bis zu 65 dB Gain und simulieren den Sound vieler klassischer Vintage-Preamps (Unison). Dazu variiert das Interface auch die Impedanz der Eingangsschaltung, worauf Mikrofone mal mehr, mal weniger klanglich stark reagieren. 

Aus dem Plugin-GUI könnt ihr außerdem gerätespezifische Preamp-Optionen umschalten, darunter Phase, 48 Volt, Pad und Low-Cut. Besonders nice: Mit der Console 1 MK3 kann man mittlerweile die ganze „UA Console“ steuern. Gleiches gilt für die Preamps und die Plugins!

Wer noch mehr DSP-Power braucht, gönnt sich einen UAD-2 Satellite. Für das initiale Tracking und etwas Monitoring sollten die eingebauten vier DSPs locker reichen, zumal es viele UAD-2 Plugins mittlerweile ja auch als UADx-Version gibt. Da diese bekanntermaßen „nativ“ sind, werden diese entsprechend auf der Computer-CPU berechnet. Beim Mixing braucht man eventuell mehr Plugins und die Echtzeitfähigkeit ist nicht mehr so relevant.

Direkte Injektion

Frontseitig gibt es noch weitere Klinken zu bestaunen. Da wären zwei Eingänge links aka High-Zs, die speziell für den spontanem Anschluss von Gitarre und Bass gedacht sind. Sobald man hier ein Kabel einsteckt, schaltet Apollo X4 die Preamps hinten automatisch um. 

Kopfhörerausgänge und DI-Eingänge am Apollo

Ansonsten geht es eben rückseitig per XLR oder Klinke ins Gerät bzw. in die Combo-Buchsen der Vorverstärker. Sogar an ein eingebautes Talkback-Mic wurde hier gedacht, welches sich komfortabler in die Cues packen lässt. On top gibt’s in der Software-Console Inserts, Foldbacks und Sends – wie bei einem richtigen guten Mischpult.

Kein Surround mit Desktop

Aus dem UA Apollo X4 Gen 2 geht es ausschließlich per Klinke hinaus: Konkret findet man hier sechs TRS-Buchsen, die rückseitig allesamt symmetrisch ausgelegt sind. Die vorderen beiden Ausgänge sind indes in Stereo gehalten, weil sie für Kopfhörer sind. 

Family Foto Herstellerseite
Vorne links: das Solo, daneben das Twin und unser X5. Im Hintergrund sind rechts die Rack-Varianten mit Preamp, links die reinen Line/Dante-Wandler.

Die vielen vorhandenen Monitorfunktionen und auch die physischen Bedienelemente für Mono, Mute, DIM und die weiteren ALT-Speaker sind im Alltag mehr als nützlich. Surround-Setups nutzen am Apollo X4 Gen 2 allerdings nichts, erst ab dem X6 bzw. dem Rackformat kommen sie euch zugute. Was aber geht: der Import von SoundID-Profilen mittels Sonarworks! Damit könnt ihr Speaker unkompliziert in Räumen kalibrieren sowie auch Kopfhörer entzerren.

Apollo X4 Gen2 in der Praxis

Im Fokus des neuen Gen 2 Launchs stehen vor allem die neuen Monitoring-Optionen, allen voran das verbesserte Speaker-Management. Immersive oder Surround-Setups könnt ihr hier dennoch keine nutzen. Das geht erst ab dem X6! Trotzdem steht das Bassmanagement für 2.1 auch beim Apollo X4 Gen2 zur Verfügung – und das mit frei wählbaren Übergängen für bis zu zwei Paar Stereo-Speaker. 

Der Formfaktor des Interfaces und das Layout der Hardware-Bedienelemente in Verbindung mit dem großen Encoder ist gut durchdacht und kommt edel rüber. Hipper wird es nicht, maximal nerdiger, wie beispielsweise mit dem MT-48 bzw. Anubis, die beide noch bessere Wandler und besonders cleane Preamps haben! UA bietet dennoch für mich aktuell den besten Mix an Audiointerface für Musiker und Engineers. Die Vielzahl an DSP-Effekten ist hier sowieso einzigartig!

Messmikro im Studio
Das SoundID Messmikro erhält über die Seriennummer eine Korrekturkurve mit, was für präzises Ausmessen unabdingbar ist! (Bild vom Hersteller)

Seit neustem könnt ihr außerdem mit Sonarworks SoundID entzerren – und zwar sowohl die Kopfhörer als auch die Speaker! Diese Option wird allerdings aufpreispflichtig, genau wie das Messmikro! Ebenfalls nicht mit im Karton dabei: das passende Thunderbolt-Kabel 3, was man auch weiterhin hinzukaufen muss. Bei einem Preis von über 2100 Euro für das UA Apollo X4 Gen2 ist das schon etwas hart. 

Funktionale Erweiterungen mit Gen2

SoundID Reference, eine Raumkorrektur-Plattform von Sonarworks, findet man bisher bereits in Geräten wie den Adam A7V-Monitoren sowie auch dem Audiointerface Anubis von Merging bzw. Vergleichbares in dem MT48 von Neumann.

Nun gibt es den Profil-Import auch in der neuesten UAD-Software. Um die Funktion freizuschalten, benötigen SoundID-Nutzer das Apollo Monitor Controller-Add-On, was es zur Zeit der Produkteinführung kostenlos nach Registrierung gibt.

Neue Benutzer brauchen hingegen das komplette SoundID Reference-Paket. Für präzise Ergebnisse ist das SoundID Reference Mikrofon sowieso unabkömmlich.

Auto-Gain für die Preamps

Das Eingangssignal analysiert diese Features nach der Aktivierung und stellt das Vorverstärkerpegel anschließend auf ein optimales Niveau ein. Die Funktion soll das Risiko, den Signalpegel versehentlich zu niedrig oder zu hoch zu dosieren, einschränken. Bei größeren Setups, wie Drum-Aufnahmen, Orchestern oder Chören, reduziert Auto-Gain außerdem die Vorbereitungszeit erheblich. Den Headroom der Auto-Gain-Algorithmen könnt ihr individuell einstellen und selbstverständlich auch ganz deaktivieren. 

Messungen und Profile
Aufpreispflichtig, logisch – umsonst gibt es bei UA kaum was! Hier seht ihr den Import von SoundID Profilen in die UAD Console. (Bild vom Hersteller)

Inklusive Auto-Tune und UAD2-Softwarepaket

Ebenfalls beachtenswert ist die im Lieferumfang enthaltene Auto-Tune UAD2-Software, die als Branchenstandard für die Korrektur von Gesangs- und Instrumentenaufnahmen gilt und nur bei AVID Pro Tools oder UA Apollo auch “live” genutzt werden kann. 

Die Basisversion namens „Essentials+“ gibt’s standardmäßig. Optional könnt ihr auch die erweiterten „Studio+“ oder „Ultimate+“-Editionen dazu kaufen und bei der Erstanschaffung von UAD2-Plugins eventuell einsparen. Erfahrungsgemäß kann man aber die Essentials auch später noch Upgraden oder finanziellen Verlust zu erleiden. Hier ist UA oftmals doch sehr “markschreierisch” unterwegs, wie eben viele Ami Brands auch.

Test des Apollo X4 Gen2: Fazit

Trotz vieler, durchaus überfälliger Softwareneuerungen und kleinen technischen Verbesserungen hier und da – am Grundkonzept der Apollo-Interfaces hat sich seit 12 Jahren kaum etwas geändert – ein gutes Zeichen für die Qualität des Originaldesigns! Buntes Touchdisplay? Fehlanzeige. Braucht das einer? Nein. Was brauche ich indes: ein großes Lautstärkerad. Check!

Das Apollo X4 Gen 2 baut erfolgreich auf genau diese Grundlagen auf. Aktuell kombiniert es eine exzellente Wandlung mit musikalischen Preamps sowie dem einzigartigen DSP-Processing. Mit vier DSPs wie beim X4 kann man auch schon ordentlich was anfangen! Die verbesserten Lautsprechersteuerungen sind zu begrüßen, insbesondere die integrierte Raumkorrektur. Auch, dass Funktionen wie Auto-Gain und Auto-Tune zum Standard-Bundle gehören, gefällt mir und sicherlich auch jeden Vocal-Producer – egal ob Hip-Hop oder Singer/Songwriter. Auch diese Apollo-Reihe wird zweifellos viele Jahre Produktlebenszyklus erleben.

Insbesondere Künstler, die mit ein paar mehr Mikros experimentieren und vielleicht auch mal Drums via ADAT aufnehmen wollen, kommen hier auf ihre Kosten. Auch anspruchsvolle Home-Recorder finden hier ein kompromissloses Interface mit allen Schikanen, das darüber hinaus – und das ist das wahre Alleinstellungsmerkmal – immer noch benutzerfreundlich und weitestgehend untechnisch bleibt. Günstig ist der Spass allerdings wirklich nicht, auch das muss gesagt werden.

Features

  • 12 x 18 Thunderbolt 3 Audiointerface mit UAD-2 Quad Prozessor
  • 4 Unison Mikrofonvorverstärker, 24 Bit / 192 kHz AD/DA Wandler
  • Auto-Gain Funktion, +48 V Phantomspeisung
  • Monitorfunktionen mit Bedienelementen für Mono, Mute, DIM und ALT
  • integriertes Talkback-Mikrofon
  • für Mac OS und Windows
  • Abmessungen (B x H x T): 233 x 66 x 151 mm
  • Gewicht: 1,46 kg
  • Hergestellt in: CHINA
  • PREISE
  • UA Apollo X4 Gen2 Essentials+: € 2149 Straßenpreis am 14.11.24
  • UA Apollo X4 Gen2 Studio+: € 2444 Straßenpreis am 14.11.24

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hochwertiges Desktop-Interface
  • vier Preamps, zwei HP-Outs
  • UAD-2 Quad-Core
Contra
  • hoher Preis
Artikelbild
Universal Audio Apollo X4 Gen2 Test
Für 1.999,00€ bei
Hot or Not
?
review apollo x4 gen2

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • iZotope Ozone 12 Bass Control Demo (no talking)
  • LD Systems ICOA Pro Series - All you need to know!
  • Watch THIS if you use analog gear! Everything you need to know about the Freqport FreqInOut FO1