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Tama Classic Hardware Set HC4FB Test

Zwei Worte kommen einem in den Sinn, wenn es um Flatbase Hardware geht: Retro und Rücken. Die ersten Schlagzeugstative waren nämlich noch nicht die massiven, doppelstrebigen Metallskulpturen, wie wir sie heute kennen. Stattdessen befestigte man die überschaubare Beckenauswahl an dünnen, klapprig wirkenden Gestängen, die eine flache Stativbasis besaßen. Der geringen Stabilität und Tragkraft stand allerdings ein Vorteil gegenüber, den moderne Drummer immer mehr zu schätzen wissen: ein „sauberer“, unauffälliger Look und – noch wichtiger – ein rückenfreundliches Gewicht. Nur acht Kilogramm soll Tama’s neues HC4FB Classic Hardware Set auf die Waage bringen, die beiden Beckenstative, der Snare-Ständer sowie die Hi-Hat-Maschine sollen sich problemlos in der mitgelieferten Tasche verstauen lassen.

Wald_Burren
Wald_Burren


Für Fans komplexer Setups sind die Stative natürlich nicht gemacht, die zwei schweren Hängetoms plus das 22er Ride-Becken sollten nach wie vor eher an doppelstrebigem Material befestigt werden. Trotzdem sollen die modernen Flatbase-Konstruktionen einiges aushalten und auch kräftigere Spielweisen locker wegstecken können. Dafür ist nicht nur eine leichte, sondern vor allem auch durchdachte Konstruktion der Teile notwenig, damit die „Flachwurzler“ nicht übermäßig wanken und – besonders bei der Hi-Hat-Maschine – ein ausreichend genaues Spielgefühl ermöglichen. Hinzu kommt, dass unsere Testobjekte das Konzept der Reduktion besonders konsequent ausreizen. Da stellt sich die Frage: Kann man die Teile ernsthaft verwenden? Die Antwort lest ihr auf den folgenden Zeilen.

Details

Minus Platz, minus Gewicht
Der erste Vorteil des Tama Classic Hardware Sets offenbart sich schon, bevor man ihn ausgepackt hat. Im kompakten Lieferkarton erwartet man nämlich definitiv keinen ganzen Stativsatz. Doch tatsächlich, in vier schmalen Einzelpaketen verbergen sich die bemerkenswert handlich zusammengelegten Retro-Stative. Den meisten Platz nimmt eine gut verarbeitete, schwarz-rote, Nylontasche mit den ungefähren Außenmaßen von 70x16x16 Zentimetern ein. Alle Teile sind einfach, aber sauber verarbeitet. Kommen wir nun zu den einzelnen Komponenten des Sets.

Reisefertig: So sieht das Classic Hardware Set verpackt aus.
Reisefertig: So sieht das Classic Hardware Set verpackt aus.

Die beiden Beckenständer erinnern an alte Notenstative
Dass es Tama mit der Gewichtsreduktion ernst meint, merkt spätestens, wer sich die beiden geraden, zweifach ausziehbaren Beckenständer genau ansieht. Ihr unterer Rohdurchmesser beträgt gerade einmal zwei Zentimeter, ihr Standradius umfasst einen knappen halben Meter. Etwa 1500 Gramm zeigt die Küchenwaage, das ist gut die Hälfte von dem, was ein moderner, einstrebiger Beckenständer wiegt. Statt der heute gängigen, oft stufenlos verstellbaren Becken-Tilter geht es bei den Classics ganz oldschool zu. Fast schon filigrane, gezahnte Gelenke mit einem kurzen Gewindedorn müssen reichen, das einzige Zugeständnis an moderne Zeiten ist die schwarze Kunststoff-Rändelschraube zum Fixieren des Beckens. Das auffälligste Konstruktionsmerkmal der Classic Beckenstative ist der Umstand, dass die Beine zum Transport nach oben geklappt werden. Diese Bauweise erinnert an die alten, metallenen Notenständer, die sich ebenfalls auf Zollstockformat zusammenlegen ließen.
Beim Snare-Stativ gibt es eine stufenlose Neigungsverstellung
Mit 1700 Gramm bewegt sich auch das Classic Snare-Stativ im sehr moderaten Gewichtsbereich, der Unterschied zu einem leichten „Normal“-Modell, wie beispielsweise einem Yamaha 700er, fällt allerdings geringer aus als dies bei den Beckenstativen der Fall ist. Klassisch geht es auch hier zu, was sich besonders bei der Korbkonstruktion zeigt. Nicht nur Retro-Freunde kennen das System der drei auffächerbaren, beziehungsweise herausziehbaren Haltestreben, auch Besitzer billiger Einsteigersets der 80er und 90er Jahre dürften Erfahrungen mit derartigen Snare-Ständern gemacht haben. Der teilweise beängstigenden Instabilität früherer Modelle begegnet man bei Tama jedoch mit einigen modernen Details wie ausreichend dimensionierten Streben, griffigen Halteschrauben und dick gepolsterten Auflageflächen. Dass die Neigung der Trommel stufenlos eingestellt werden kann, ist ebenfalls ein Pluspunkt. Etwa 57 Zentimeter beträgt die maximale Ausfahrhöhe vom Boden bis zum unteren Spannreifen der Snaredrum, eine Memory-Klemme merkt sich die Einstellung, sofern man Ober- und Unterteil zum Transport separiert.

Fotostrecke: 4 Bilder Die filigranen Becken-Tilter orientieren sich an ihren alten Vorbildern.

Der Trittplattenwinkel der Hi-Hat-Maschine ist verstellbar
Grundsätzlich besteht die Hi-Hat-Maschine aus drei Teilen. Da wäre zunächst die Basis samt Trittplatte und den – wie bei den Beckenständern – nach oben anklappbaren Beinen. Wer das Pedal aus dem Karton nimmt, erkennt bei der Inspektion der glatten Aluminium-Trittplatte gleich ein hilfreiches Detail. Auf ihrer Unterseite sind zwei kleine Haltevorrichtungen für die Arretierbügel angebracht, welche dafür sorgen sollen, dass diese beim Transport kontrolliert an der Trittplatte anliegen und nicht herum schlackern. Die kompakte Gussbasis ist zudem mit zwei ausfahrbaren Metall-Spikes versehen. Mithilfe einer Vierkantschraube ist das Hauptrohr mit der Basis verbunden, interessanterweise lässt sich darüber auch der Trittplattenwinkel justieren. Dazu löst man die Vierkantschraube und bewegt das Rohr in die gewünschte Position. Das ist bei einer so reduzierten Konstruktion zwar nicht zwingend nötig, allerdings doch eine praktische Option zur Anpassung der Maschine an die eigenen Spielgewohnheiten. Angetrieben wird die konventionell einschraubbare Zugstange übrigens von einer dreigliedrigen Kette, welche zum Spieler hin mit einem kleinen Plastikschutz verkleidet ist. Somit wird der Kontakt zwischen Fuß und Kette verhindert, was besonders Barfußspielern entgegen kommen dürfte. Der obere Teil der Maschine entspricht modernen Standards, wozu eine Neigungsverstellung des unteren Beckens ebenso gehört wie eine Clutch mit gummiertem Gewinde, um das Beckenloch nicht zu beschädigen. Auf etwa 96 Zentimeter kann die Maschine ausgefahren werden, das Gesamtgewicht beträgt gerade einmal 2200 Gramm.

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Praxis

Make Hardware-Transport great again!
Mein persönliches Hardware-Case besitzt das Privileg, die mit Abstand größte und schwerste meiner Gigtaschen zu sein. Um diese kleine Truhe und meine Bassdrum gruppieren sich im Auto alle anderen Dinge herum, ihr Transport ist besonders dann beschwerlich, wenn es gilt, Höhenunterschiede zu überwinden. In der Tasche befinden sich maximal zwei einstrebige Beckenstative, das Hocker-Unterteil, ein Snare-Ständer, eine Hi-Hat-Maschine sowie eine Fußmaschine, also ein eher kleines Setup. Trotzdem bringt sie ein beträchtliches Gewicht auf die Waage. Ganz anders gestaltet sich die Handhabung beim Tama Classic Hardware Set. Nach der ersten Fahrt zu meinem Studio muss ich die kleine Tasche kurz im Auto suchen, weil ich nicht mehr weiß, wo ich sie hingelegt habe. Gelegt wohlgemerkt, nicht gewuchtet. Mit dem handlichen Ding in der Hand unterhalte ich mich noch kurz mit einem Kollegen, bevor es ernst wird. Bis hierhin bekommt das Classic Hardware Set die volle Punktzahl.

Fotostrecke: 4 Bilder Stabiler als sie aussehen: Die beiden Beckenstative sind durchaus belastbar.

Im Rahmen ihrer Möglichkeiten funktioniert die Hardware in der Praxis sehr gut.
Zunächst entferne ich meine eigenen Stative, zwei Yamaha 700er Galgenständer, einen 900er Snare-Ständer sowie eine DW 5000er Hi-Hat-Maschine. Es folgt der Zusammenbau der Classic Hardware, welcher mit ersten Zweifeln einhergeht, ob die – im Vergleich nochmal schmächtiger wirkenden – Röhrchen der Aufgabe gewachsen sind. Kurz gesagt: Sie sind es, sofern man sich die physische Situation verdeutlicht. Generell bietet die Classic Hardware alle konstruktiv bedingten Vor- und Nachteile von Flatbase Hardware. Neben der einfachen Handhabung gehört dazu ein geringer Platzbedarf und optische Zurückhaltung im Drumset. Bei den Teststativen ist dieser „Fußabdruck“ nochmals deutlich kleiner als bei einigen Konkurrenzprodukten, gleichzeitig ist aber zu bedenken, dass sich mehrere Stative nicht so problemlos miteinander verschränken lassen, weil sich dann die horizontal über dem Boden verlaufenden Streben in die Quere kommen. Auch die Möglichkeit, eine Beckenstativ-Basis mittels Multiklammern maximal auszunutzen, bieten die Tama Ständer in der Praxis nicht, ausgenommen sind hier Kleinteile wie Percussion Add-ons oder Splash-Becken. Alles andere bringt die kleinen Stative aus der Balance, dafür sind sie auch nicht gebaut.

Fotostrecke: 2 Bilder Kaum zu sehen: Die schlanke Hi-Hat-Maschine im Praxislauf.

Davon abgesehen, können die Tamas fast alles, was ihre mehrfach schwereren Kollegen auch können. Mittelschwere Ride-Becken bis 22 Zoll sind möglich, sofern die Stative nicht voll ausgezogen und die Zimbeln nicht brachial bearbeitet werden. Stark schwankende Untergründe wie Riser oder sehr dicke Teppiche reduzieren die Stabilität der Ständer allerdings fühlbar, hier macht sich der geringe Standradius bemerkbar. Für den Rock’n’Roll Festivalgig sind die Teile also nichts. Sehr gut gefällt mir die Hi-Hat-Maschine, die sich deutlich weniger fragil anfühlt als sie aussieht. Das Spielgefühl ist angenehm direkt und ausreichend genau, auch kräftige Fußarbeit und das sogenannte „Splashen“ lassen die Konstruktion unbeeindruckt. Die Handhabung gestaltet sich einfach und komfortabel, was auch an der modernen Ausstattung liegt. Mir gefällt auch der Klang meiner Hi-Hat-Becken sehr gut, die Maschine selbst scheint nur wenig Sound zu absorbieren. Im Praxiseinsatz kann auch der Snare-Ständer überzeugen. Trotz seiner Federgewichtsklasse trägt er auch schwerere Metall-Snares sicher, sofern er nicht ganz ausgezogen oder mit einer Glockenbronze-Trommel beschwert wird. Etwas fummelig gestaltet sich nur das Platzieren der Korbstreben, zumindest dann, wenn man das einfache Aufklappen einer modernen Konstruktion gewöhnt ist.

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Fazit

Tama treibt die Idee der Platz- und Gewichtsreduktion von allen Herstellern bisher am weitesten, das Konzept des Classic Hardware Sets geht trotzdem auf. Die vier essentiellen Teile des Drumset-Gestänges in einer kleinen Tasche zu verstauen und einfach transportieren zu können, wiegt die systembedingten Nachteile auf. Allerdings nur dann, wenn man sich vorher Gedanken darüber gemacht hat, ob die extrem leichten und eingeschränkt stabilen Teile auch zum eigenen Spiel- und Aufbaukonzept passen. Fans komplexer, umfangreicher Aufbauten und schwerer Instrumente sollten beim konventionellen, modernen Ständerwerk bleiben. Wer jedoch ein kleines Kit mit zwei Becken spielt, nicht zu hart reinlangt und häufig Gigs mit dem eigenen Instrumentarium spielt, sollte die Classic Stative auf jeden Fall mal ausprobieren. Auf einmal reißen sich nämlich sogar die Mitmusiker darum, das Hardware-Täschchen transportieren zu dürfen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gute Verarbeitung
  • extrem leichte und kompakte Bauweise
  • ausreichende Stabilität
  • Tasche ist Teil des Lieferumfangs
Contra
  • Snarekorb-Verstellung ist etwas fummelig
  • das Konzept verlangt Kompromisse bei der Belastbarkeit
Artikelbild
Tama Classic Hardware Set HC4FB Test
Für 323,00€ bei
Leicht und ausreichend stabil: Das Konzept des Classic Hardware Sets geht für den gedachten Einsatzzweck auf.
Leicht und ausreichend stabil: Das Konzept des Classic Hardware Sets geht für den gedachten Einsatzzweck auf.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Tama
  • Bezeichnung: HC4FB Classic Hardware Set
  • bestehend aus:
  • Tama HC52F Beckenstativ (2 Stück)
  • HH55F Hi-Hat Stativ
  • HS50S Snaredrum-Stativ
  • SBH01 Tasche
  • Herstellungsland: Taiwan
  • Zubehör: Tasche, Anleitung
  • Preis (Verkaufspreis): 279,00 EUR

Seite des Herstellers:  http://www.tama.com/eu

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Profilbild von TrentReznor

TrentReznor sagt:

#1 - 24.06.2018 um 18:29 Uhr

0

Ich habe mir (weil Preisgünstig) das Single Bassdrum Pedal gekauft. Ist hier zwar nicht im Test enthalten, aber das Preis und Leistungsverhältnis hat mich sehr positiv überrascht. Wenn der Rest auch so verarbeitet ist, dann klare Kaufempfehlung!

    Profilbild von bonedo Chris

    bonedo Chris sagt:

    #1.1 - 25.06.2018 um 11:02 Uhr

    0

    Hi TrentReznor, danke für deinen Kommentar. Der Test zum HP50 Pedal folgt in Kürze. Schöne Grüße Chris

    Antwort auf #1 von TrentReznor

    Antworten Melden Empfehlen
Profilbild von Mire

Mire sagt:

#2 - 11.02.2023 um 09:55 Uhr

0

What weight (kg) can the cymbal stand support, 2,500gr - 2,700gr - 3,000gr and be stable at the end?

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