VirtualDJ 2018 Pro Infinity Test

Praxis

Wie eingangs erwähnt, ist VirtualDJ 2018 lediglich eine weitere Ausbaustufe von VirtualDJ 8, weshalb bisherige Nutzer wie gewohnt weiterarbeiten können. Da auch die enthaltenen Skins nahezu unverändert sind, findet man die neuen Funktionen allerdings erst nach intensiver Suche und manches zugegebenermaßen erst nach dem Studium des Handbuchs. Die Einrichtung der Software und Abstimmung auf die verwendete Hardware findet im Preferences-Fenster statt, hier können verschiedene Routing-Optionen für Audiointerfaces gewählt sowie Timecode- oder Controller-Steuerungen aktiviert und konfiguriert werden.
VirtualDJ 2018 verfügt über eine umfassende Hardware-Unterstützung, die Controller von Pioneer DJ, Numark, Denon DJ, Hercules und vieler anderer Hersteller beinhaltet sowie Mixer und Soundkarten. Eine durchsuchbare Auflistung der unterstützen Geräte findet sich auf der Hersteller-Website.
Anpassungen oder komplette Neuprogrammierungen nicht direkt supporteter Geräte sind möglich. Für den Praxistest habe ich mein MacBook Pro und einen Pioneer DDJ-400 verwendet, der direkt unterstützt und sofort nach dem Anschließen von der Software erkannt und gemappt wird – das ist ja einfach! Die Steuerungen erfolgen direkt und ohne merkbare Verzögerung. Ohne Mausbenutzung lassen sich Playlisten durchblättern, Songs laden und nach eigenem Gusto manuell oder per Sync-Funktion angleichen. Scratchen und andere fortgeschrittene Manöver gelingen ebenfalls und auch die Effekte lassen sich laden, aktivieren und modifizieren.
Die acht Pads des Controllers kontrollieren die acht Pads in den Decks, sind mit Hotcues, Loops, BeatJump, Sampler usw. belegt und erlauben kreative Ergänzungen. Alles in allem genau so, wie man es erwartet. Möchte man den Controller neu programmieren oder einen Zusatz-Controller komplett mit eigenen Funktionssteuerungen belegen, muss man viel Zeit und Geduld aufbringen.
VirtualDJ 2018 lässt sich, wie es sich für eine moderne Software gehört, auch per iOS- oder Android-App fernsteuern. Die Apps kosten jeweils circa 10 Euro und können auf Tablets oder Smartphones ausgeführt werden. Einen ausführlichen Test habe ich mir an dieser Stelle gespart und verweise auf einen entsprechenden Artikel, in dem die iOS-App für gut befunden wurde und der hier verlinkt ist.
Wer nicht auf Controller steht und die Software lieber mit amtlichen Plattenspielern oder CD-Playern kontrollieren möchte, kann verschiedene Timecodes nutzen. VirtualDJ 2018 arbeitet mit Traktor-, Serato-, Mixvibes-, Torq- oder MSPinky-Vinyl zusammen. Atomix stellt zudem aber auch Dateien zum Brennen von Timecode-CDs auf der Website zur Verfügung, mit denen ich meinen Praxistest erfolgreich durchgeführt habe. Die Konfiguration ist unkompliziert, bietet allerdings keine manuelle Anpassungsmöglichkeiten, sondern nur eine automatische Kalibrierung. Wenn diese, wie in meinem Fall, funktioniert, erhält man eine stabile und sehr direkte Steuerung.

VirtualDJ 2018 kann mit Timecode-Medien gesteuert werden, die Kalibrierung erfolgt automatisch, manuelle Eingriffe sind nicht möglich
Die neue Scratch-Funktion verbirgt sich in der Funktionsauswahl für die Pads
Audio Samples
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Eine weitere Besonderheit von VirtualDJ 2018 ist das Sandbox-Mixing. Aber auch hier handelt es sich nicht um eine neue Funktion. Das Sandbox-Mixing erlaubt das Vorbereiten von Mix-Übergängen und anderen Mix-Tricks ohne akustische Beteiligung des Publikums. Hier können Song-Bearbeitungen mit EQs oder Filtern erfolgen, Loops gesetzt oder Effekte ausprobiert werden. Eigentlich eine sehr praktische Funktion, die meines Wissens nach auch kein anderes Programm bietet.
Grundsätzlich funzt die Sandbox-Funktion sehr gut, allerdings gilt es, im Detail ein paar Dinge zu beachten, damit es nicht zu bösen Überraschungen beim Mixen kommt. Dieses betrifft beispielsweise die Aktivierung von Effekten, nähere Details dazu finden sich in unserem VirtualDJ 8 Test. Alle dort angesprochenen Schwachpunkte sind auch in VirtualDJ 2018 noch vorhanden.
Im Bereich der Kreativausstattung verfügt VirtualDJ 2018 über eine neue Scratch-Funktion. Hier werden aber nicht Scratch-Samples oder ähnliches als Soundeffekte verwendet, sondern „richtige“ Scratch-Manöver ausgeführt. Die Scratch-Funktionen lassen sich mit den Pads steuern. Ab Werk sind acht Scratch-Manöver enthalten. Eigene Scratch-Routinen können mit dem „DNA Scratch Editor“ generiert werden. „DNA“ heißt der Editor, da man die Song-Manipulationen als Groß- und Kleinbuchstabenfolge eingibt, ähnlich wie bei einem DNA-Strang – klingt komisch, ist aber so!
Zugegebenermaßen mutet diese Umsetzung etwas eigenartig an, nach einer gewissen Einarbeitungszeit und dem Studium der Dokumentation klappt das Ganze aber recht gut. Der Editor bildet das Scratch-Manöver zudem grafisch ab, sodass man bereits bei der Eingabe der Buchstaben eine Vorstellung von dem Ergebnis bekommt. Sicherlich ist diese Funktion nicht für Scratch-Nerds gedacht, die diese Techniken mit Jogwheels oder Timecode-Medien ausführen können, sondern eher für Anwender, die diese fortgeschrittenen Skills gerne nutzen, aber nicht treffsicher ausführen können. Ich finde die Idee aber durchaus begrüßenswert, denn hiermit bekommt man ein gut gemachtes, kreatives Werkzeug an die Hand.

Fotostrecke: 2 Bilder Die neue Scratch-Funktion verbirgt sich in der Funktionsauswahl für die Pads
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Profilbild von Robert Pasec

Robert Pasec sagt:

#1 - 31.10.2019 um 12:22 Uhr

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Sehr schöner Bericht den der Boris da verfasst hat. Mit dem neuen Update von VirtualDJ 2020 hat Atomix aber nochmal einen draufgelegt :-)

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