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TC Helicon Play Acoustic Test

Praxis

Eine deutschsprachige Bedienungsanleitung (79 Seiten), die man auf der TC-Seite downloaden kann, bietet einen Überblick und bringt die wichtigsten Fakten auf den Punkt. Will man mit dem Play Acoustic ins Studio, sollte man bedenken, dass die Vorbereitungen eine Menge Zeit in Anspruch nehmen. Viele Settings sollten schon im Vorfeld der Aufnahme stimmen, denn bei der Nachbearbeitung der Summe bieten sich kaum noch Möglichkeiten für Korrekturen einzelner Komponenten. Will man außerdem die internen Effekte nutzen, müssen weitere Details beachtet werden. Im Studio sollte man deshalb, obwohl die Effekte grundsätzlich auch kritische Ohren überzeugen, ruhig auf die vielen Features, die der Play Acoustic bietet, verzichten. Die Akustikgitarre sollte man direkt mit dem Interface verbinden, um sich die Nachbearbeitung auf einer separaten Spur vorzubehalten. Im Auto-Key-Modus fehlen der Stimme dann allerdings die Harmonien.
Auf der Bühne gilt: Der professionelle Tontechniker gibt nur ungern die Kontrolle über die einzelnen Parameter der Signalkette ab. Deshalb sollte der Bühnenmusiker nach Rücksprache die Effektkette auf ein Minimum reduzieren. Das Potential kann, wie man sieht, überhaupt nicht in jeder Situation voll ausgeschöpft werden. Allerdings dürfte sich der Minimalist (ohne P.A.) auf einer kleinen Bühne über die vielen kleinen Geschenke freuen.
Die gravierenden Nachteile, die sich bei gleichzeitigem Gebrauch einer Akustikgitarre (Piezo) und einer Stimme (Mikrofon) ergeben können, wurden schon bei der ersten Aufnahme offenkundig: Hellhörige Studiomikrofone übertragen natürlich das Signal der Akustikgitarre, sodass Übersprechungen unschöne Interferenzen produzieren, wie man am Ende des folgenden unzensierten Hörbeispiels deutlich hört.

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Beispiel 1 – High & Higher Echo

Einstellungen zu Beispiel 1

Stimme: 1. Harmony: a) Lower & Low (dreistimmig/ Oberstimme); b) Tonart: A-Dur (maj2) ; 2. Double: off; 3. Delay: Dotted 1; 4. Reverb: Dark Room; 5. Hardtune: Gender Bender; 6. Transducer: off; 7. µMod: off
Gitarre: 1. Reverb: Smooth Plate; 2. Chorus: off; 3. BodyRez EQ: BodyRez1; 4. Anti-Feedback: off;

Der Play Acoustic konnte sich im Verlauf der Session aber noch steigern. Wenn man die Eingangsempfindlichkeit des Mikrofons stärker vermindert und näher herangeht, werden die Ergebnisse besser. Übersprechungen gibt es dann zwar nicht mehr, zumindest, wenn Pickings gespielt werden, bei lauten Strummings mit dem Plektrum droht aber weiterhin latente Übersprech-Gefahr. Mit einer Schalllochabdeckung können weitere Schutzvorkehrungen getroffen werden. Es spricht aber auch nichts dagegen, im Studio Stimme und Gitarre im Overdub-Verfahren nacheinander aufzunehmen, zumal beide Komponenten dann getrennt bearbeitet werden können.
Auch der Piezo klingt bei dieser Studie noch amtlich. In der Live-Situation kann man mit ihm hervorragende Ergebnisse erzielen.

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Beispiel 2 – Smooth Plate Body

Einstellungen zu Beispiel 2

Gitarre: 1. Reverb: SmoothPlate; 2. Chorus: off; 3. BodyRez EQ: BodyRez1; 4. Anti-Feedback: off;

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Übersichtliches Bedienpanel

Den Sound einer gutklingenden Akustikgitarre sollte man im Studio aber nicht ausschließlich einem Onboard-Preamp und einem Piezo überlassen. Während der Piezo im Bassbereich (zum Glück) viel Druck macht, werden im oberen Frequenzbereich leider auch unschöne Knarzgeräusche übertragen. Aber dafür machen wir selbstverständlich nicht den TC-Helicon verantwortlich. Der Piezo klingt außerdem im direkten Vergleich mit einem Mikro weniger dynamisch. Um dem Gitarrensignal mehr Tiefe und Schärfe zu geben, kam hier ein zusätzliches internes Schalllochmikrofon zum Einsatz. Das Mikrofonsignal wurde nicht durch den Play Acoustic gejagt, sondern direkt ins Interface eingespeist und auf einer separaten Spur bearbeitet. Das Piezosignal wurde zusätzlich aber zusammen mit den Stimmen auf der Stereospur aufgenommen.

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Beispiel 3 – High & Higher Echomic

Einstellungen zu Beispiel 3

Stimme: 1. Harmony: a) High & Higher (dreistimmig/ Unterstimme); b) Tonart: C-Dur (maj2) ; 2. Double: off; 3. Delay: off; 4. Reverb: Snappy Room; 5. Hardtune: off; 6. Transducer: off; 7. µMod: off
Gitarre: 1. Reverb: Church; 2. Chorus: off; 3. BodyRez EQ: Custom; 4. Anti-Feedback: off;

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Beispiel 4 – High & Higher GAIN

Einstellungen zu Beispiel 4

Stimme: 1. Harmony: a) High & Higher (dreistimmig/ Unterstimme); b) Tonart: C lydisch (maj2) ; 2. Double: off; 3. Delay: Quarter; 4. Reverb: Dark Room; 5. Hardtune: Pop; 6. Transducer: off; 7. µMod: Micromod Clone
Gitarre: 1. Reverb: Room; 2. Chorus: off; 3. BodyRez EQ: Custom; 4. Anti-Feedback: off;

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Beispiel 5 – Lower & Low Dottet1 Dark Room

Einstellungen zu Beispiel 5

Stimme: 1. Harmony: a) Lower & Low (dreistimmig/ Oberstimme); b) Tonart: A-Dur (maj2) ; 2. Double: off; 3. Delay: Dottet 1; 4. Reverb: Dark Room; 5. Hardtune: Pop; 6. Transducer: off; 7. µMod: off
Gitarre: 1. Reverb: Room; 2. Chorus: off; 3. BodyRez EQ: Custom; 4. Anti-Feedback: off;

Mit dem Testosteron-Schalter wird’s lustig. Herausgekommen ist eine wunderschöne schwarze Falsett-Stimme.

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Beispiel 6 – Harmony Gender

Einstellungen zu Beispiel 6

Stimme: 1. Harmony: a) off; b) Tonart: B-Dur (maj1) ; 2. Double: off; 3. Delay: off; 4. Reverb: Dark Room; 5. Hardtune: Pop; 6. Transducer: off; 7. µMod: off
Gitarre: 1. Reverb: Room; 2. Chorus: off; 3. BodyRez EQ: Custom; 4. Anti-Feedback: off;

Es gibt aber auch noch eine Vielzahl anderer Sounds, die hier nicht zum Zuge kommen können. Ein TC Helicon “All Inklusive” für den Elektro- und Akustikgitarristen wäre wünschenswert. In den 60ern hatte die Band “Canned Heat” einen RiesenHit mit dem Song “Let’s Work Together”. Da heißt es in der ersten Zeile “Together we stand, devide we fall”. Ob sich diese Auffächerung des Produktes bewährt, wird sich zeigen.

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