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Tagtraum Industries beaTunesTest

Für jede Gelegenheit gibt es die passende Musik, entsprechend reichhaltig ist die Musiksammlung eines DJs. Damit wir den Überblick nicht verlieren, erleichtern uns diverse Tools nicht nur das Archivieren und Sortieren der Songs, sie versuchen sogar durch intelligente Algorithmen, die ideale Playlist zu generieren. beaTunes von Tagtraum Industries ist so ein Programm und kostet 32 Euro. Ob sich die Investition lohnt, soll dieser Test klären.

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Details

beaTunes ist für OSX und Windows erhältlich, kostet 32 Euro und verspricht dem Nutzer die intelligente Analyse und das clevere Abspielen der Musikbibliothek. Außerdem bietet es eine offene Schnittstelle zur Funktionserweiterung. iTunes dagegen ist kostenlos und beherrscht die Playlisten-Organisation samt Tagging seit Jahren, und zwar ziemlich umfangreich. DJ-Software wie Traktor, Serato, Rekordbox, Virtual DJ oder Djay Pro verwaltet Tracks in ähnlicher Weise und ergänzt DJ-typische Funktionen. Auch die harmonische Analyse beherrschen Mitbewerber wie Mixed In Key. Warum also auf beaTunes setzen? Doch schön der Reihe nach.
Die grafische Oberfläche Die Bedienoberfläche ähnelt anderen Musik-Verwaltungsprogrammen, wirkt recht minimalistisch und übersichtlich. Fünfzehn für meinen Geschmack eher altmodische Oberflächen-Themen mit unterschiedlichen Farbschemata lassen sich anwählen. „Native“ kommt meinem Geschmack am nächsten.
Links bestimmt ihr den Arbeitsbereich:

  • Mediathek
  • Warteschlange
  • Inspektion
  • Charts
  • Mediathek

Das Herzstück ist die Mediathek. Sie ist ähnlich angelegt, wie wir es von Konkurrenzprodukten gewohnt sind. Und das ist auch gut so, denn das erleichtert den Einstieg in beaTunes.
Auf der linken Seite befinden sich die Playlists, rechts der eigentliche Browser, dessen Spalten ich frei konfigurieren kann. beaTunes bietet diverse Anzeigeoptionen, zum Beispiel zeigt „Lied-Übergang“ Probleme zwischen untereinander liegenden Songs an, die bei einem Mix-Übergang entstehen könnten. Tonarten werden nicht nur als Text, sondern auch grafisch und farbig dargestellt; für die Stimmung gibt es ebenfalls eine eigene Spalte. Per Rechtsklick auf eine Musikdatei öffnet ihr ein Kontextmenü, über das sich auch die Meta-Tags ändern lassen. Erfreulicherweise können dabei auch mehrere Dateien gleichzeitig bearbeitet werden.
An der rechten unteren Ecke finden wir „Album Infos“. Diese Funktion führt einen Amazon-Abgleich mit dem ausgewählten Song, Interpret und Album durch und nennt alle übereinstimmenden Einträge. „Ähnliche Songs“ ist selbsterklärend und meiner Meinung nach die interessanteste Funktion der Software. Mehr dazu im Praxisteil.

Fotostrecke: 2 Bilder Mit viel Farbe und guten Regeln navigiert man flott durch die eigene Playlist.

Analyse

Hier seht ihr die Analyse-Warteschlange inklusive Fortschrittsanzeige. Auf Wunsch lässt sich die Berechnung pausieren und natürlich könnt ihr einzelne Tasks aus der Liste entfernen.

Die Analyse-Warteschlange.
Die Analyse-Warteschlange.

Inspektion

Hier wird die iTunes-Bibliothek inspiziert. Fehler wie Rechtschreibung in den Tags oder Sortier- und Titelprobleme, Duplikate oder nicht vorhandene Albumcover, fehlende Dateien, schreibgeschützte Audiofiles usw. – das alles wird hier aufgeführt und anschaulich erklärt. Auf Wunsch werden alle Fehler sofort behoben. Sehr gute Idee!

Eine Inspektion gefällig? beaTunes räumt iTunes auf.
Eine Inspektion gefällig? beaTunes räumt iTunes auf.

Charts

Dieser Reiter zeigt uns die aktuellen Charts, die mit der Amazon-Internetdatenbank abgeglichen werden. Leider kann dieser Bereich nicht konfiguriert werden. Fest vorgegebene Rubriken sind MP3-Download und 19 gängige Genre-Charts. Ein Klick auf die angezeigten Cover führt direkt über den Standardbrowser eures Systems zur Amazon-Verkaufsseite des Titels.

Ihr braucht mehr Musik? Die Charts-Seite wird euch inspirieren.
Ihr braucht mehr Musik? Die Charts-Seite wird euch inspirieren.

Plug-ins

ehr gut finde ich das bei beaTunes implementierte offene System. Wer eigene Analysealgorithmen oder Sortierfunktionen einbauen möchte, darf dies tun. Ein für mich wichtiges Plug-in ist beispielsweise die aus Mixed In Key etablierte Tonartanzeige im Camelot Wheel.

Plug-ins eröffnen viele neue Möglichkeiten.
Plug-ins eröffnen viele neue Möglichkeiten.
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Praxis

Die Software bekommt ihr über beaTunes.com als Kauf- oder Testversion, die nach zwei Wochen abläuft. In der Trial zeigt euch der Inspektor Fehler, die ihr jedoch nicht beheben könnt und pro Session werden nur zehn Songs analysiert. Nach Eingabe eures Lizenzschlüssels werden alle Funktionen freigeschaltet.
Auf meinem Mac startet mit beaTunes gleichzeitig iTunes zum Abgleich der Mediathek, was je nach Größe einige Zeit in Anspruch nimmt. Meine iTunes-Bibliothek hatte ich beim ersten Start mit beaTunes verbunden, um meine Titel und Playlists zu synchronisieren. Wer iTunes nicht nutzt, arbeitet mit einer verzeichnisbasierten Mediathek. Hier greift die Software lediglich auf Mediendateien einer Ordnerstruktur zu und verwaltet diese. Es ist nicht möglich, beide Optionen gleichzeitig zu nutzen, aber eigentlich auch nicht nötig.
Der Analysevorgang dauert je nach Einstellung, CPU-Power und Festplattengeschwindigkeit etwas länger, aber es lohnt sich. Deswegen lasse ich jetzt meine aktuellen Playlists durch den beaTunes-Analyser laufen. Mein MacBook Pro ist mit circa fünf Sekunden pro Titel recht schnell durch und zeigt mir erwartungsgemäß sehr ordentliche Ergebnisse.
Folgendes hat die Software dabei getan: „Schätze BPM“ mit dem OneSetPeak-Algorithmus, „bestimme Farbe“, „analysiere Tonart“ im Genre „Elektronische Tanz-Musik (EDM)“ und „kopiere die Ergebnisse“ in die Kommentarfelder (das ist wichtig für andere DJ-Programme, sodass ich die analysierte Tonart dort lesen und sortieren kann). „Finde Ähnlichkeiten und Segmente“ für die Nutzung der Player-Funktion von beaTunes und als Bonus „suche den Songtext“.
Die Geschwindigkeitsangabe ist ziemlich exakt und weicht nur bei wenigen Songs um 0,1 BPM ab. Da die Musiktitel (leider) nicht wie in Traktor, Rekordbox, Serato oder ähnlichen Programmen mit einem Taktraster versehen werden können, ist das nicht so dramatisch. Einzig durch eine gefundene Stille am Anfang eines Titels, wird optional eine neue „Eins“ eines Titels festgelegt. Nachträgliches zusätzliches Bearbeiten ist deswegen unumgänglich und behebt das Problem. 

Umfangreiche Analyseoptionen mit guter Kontexterklärung.
Umfangreiche Analyseoptionen mit guter Kontexterklärung.

Die Tonartanalyse ist gut. Sie weicht zwar bei manchen Titeln leicht von Mixed In Key ab, was für den späteren Mix aber keine wesentliche Rolle spielt. Da viele Titel harmonisch nicht eindeutig bestimmt werden können, sind solche Abweichungen unvermeidbar.
Schön finde ich die Möglichkeit, Musikstücke in eine Stimmungsfarbtafel einzuteilen. Im Info-Bereich eines jeden Songs lege ich dazu auf einem Farbfeld von rot über blau nach grün eine Gefühlslage fest. Das ist, wie alle Parameter, sortierbar und fließt in den Bereich „Song Paare“ ein. Diese frei programmierbare Abteilung benötigt ein wenig Einarbeitungszeit, ist aber ein sehr mächtiges Tool, um Playlisten für jeden Anlass zu erstellen. Für einen melodischen Deep House Mix nehme ich die Parameter „Passende Tonart“ mit der Gewichtung 5 und dazu „Ähnliches Genre“ und „Ähnliche BPM“ für die Anzeige passender Songs. Die Gewichtung kann von -5,0 bis 5,0 eingestellt werden, wodurch die Genauigkeit der Abfrage justiert wird.
Ein Klick auf einen Deep-House-Song meiner Sammlung reicht aus, um mir aus meiner Mediathek (wahlweise aus einer bestehenden Playlist) passende Folgetitel ausgespucken zu lassen. Die Suchkriterien werden gespeichert und sind jederzeit abrufbar. Zusätzlich erstellt beaTunes aus unseren Suchregeln sogenannte Match-Listen.

Fotostrecke: 2 Bilder Titelinformationen mit einem Stimmungsbarometer.

beaTunes erkennt auch Segmente eines Songs und markiert sie farbig. Ein Klick auf die Farben spielt den gewählten Bereich ab, ein Klick während der Wiedergabe auf ein anderes Segment und der Titel springt im Takt zu einer passenden Stelle. Auch sehr schön: Auf Wunsch gleicht die Software Pegelunterschiede zwischen den Titeln aus.

Farbige Segment-Anzeige.
Farbige Segment-Anzeige.
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Fazit

Wer über eine große Musikbibliothek verfügt, kommt um beaTunes von Tagtraum Industries kaum herum. Moderne Analysealgorithmen führen zu guten Ergebnissen, Sortier- und Suchfunktion erleichtern uns das Erstellen von Playlists für jeden Zweck. Der Abgleich der Tags mit Online-Datenbanken und die Bearbeitung mehrerer Titel in einer Auswahl vereinfachen die Verwaltung sehr. Für DJs definitiv ein interessantes Tool zum Verbessern des Workflows. Die Software läuft trotz meiner riesigen iTunes Mediathek sehr stabil und flüssig. Die CPU-Anforderungen sind gering, lediglich während der Analyse springt der Lüfter kurzzeitig an. Die Inspektion der iTunes-Bibliothek sehe ich als positive Zugabe, da sie nicht so oft zum Einsatz kommen wird. Von der grafischen Oberfläche des Programms fühle ich mich allerdings weniger angesprochen und die Erstellung der Suchregeln zur automatischen Playlist-Erstellung erfordert einige Einarbeitungszeit. Dennoch: Der Preis von zurzeit 32 Euro für diese umfangreiche und durch Plug-ins erweiterbare Software ist absolut gerechtfertigt.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Funktionen via Plugin-Schnittstelle erweiterbar
  • Aktuelle Musik-Analysealgorithmen
  • Sortiermodus für ähnliche Songs
  • Farbcodierung
  • iTunes-Inspektion
  • Meta-Tag-Abgleich mit Online-Datenbanken
  • Einteilung eines Songs in Abschnitte
  • Preis
Contra
  • Grafische Oberfläche und Symbole
  • Hohe Einarbeitungszeit zur Regelerstellung
Artikelbild
Tagtraum Industries beaTunesTest
beaTunes: Gesamtansicht
beaTunes: Gesamtansicht
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