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Sonor Jojo Mayer Perfect Balance Test

Ein Pedal wird am Horizont erscheinen, gleißend hell, total selbstgängig und anmutig. So oder so ähnlich haben sich Trommlergenerationen die Ankunft des perfekten Bassdrum-Pedals ersehnt, als würde irgendwann ein heiliges weißes Pferd auftauchen, das ihnen die Kreuzworträtsel löst und die Steuererklärung macht. Wie so ein Pedal wohl aussehen wird? Wahrscheinlich blinkt es an allen Enden und läuft mit Mikro-Motor-Unterstützung. Und dann ist da plötzlich das Jojo-Mayer-Pedal und man ahnt, dass eventuell “Nichts” das neue “Viel” sein könnte. Schon auf der Musikmesse kam einem dieses eigenartige Understatement der Produktmanager von Sonor komisch vor. Warum heißen die Parts denn nicht “Hyperpowerchain” oder “Megaüberbalancewheel” und warum wirkt der Mann, der gerade in Windeseile immerhin so einen Satz wie “fangen wir mit dem Jojo-Mayer-Pedal an, das ist die Innovation dieser Musikmesse” pflichtbewusst abliefert, so ruhig und glückselig? Weil er gerade sein persönliches weißes Pferd präsentiert und ihm klar ist, dass auch wenn alle anderen neuen Produkte seiner Firma Flops sein sollten (was sie vermutlich keineswegs sind – Gott bewahre), dieses Pedal im Alleingang seinen Job sichern würde.

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Das Jojo-Mayer-Pedal von Sonor ist ein Pedal, das der Jojo “Flinke Zehen” Mayer in jahrelanger Tüftelarbeit entworfen hat, um es für die große Produktion seinem Ausrüster Sonor zu übergeben. Er wollte einfach ein Pedal haben, mit dem er seine 64tel-Triolen auf 150 bpm spielen kann, damit er obenrum gleichzeitig die Arme frei hat, um gemütlich eine Cola zu trinken. Wer winkt da mit seinem Doppelpedal? Das ist doch alles Schnee von gestern, denn so wie jede Generation ihre besonderen Bedürfnisse hat, so scheint es der aktuellen nach einem Pedal zu dürsten, das leichtgängig und ideal austariert ist und dessen Attack sich intuitiv steuern lässt. Das Jojo-Mayer-Pedal will mit einem linearen Abrollmechanismus und einer spiegelglatten Trittfläche zum Ziel. Der heiße Scheiß? Wir testen es.

DETAILS

Wer wie ich einen ausgewachsenen Auspackfetisch hat, der kommt beim Entkleiden des Jojo-Mayer-Perfect-Balance-Pedals voll auf seine Kosten. Ist erst einmal der hässliche Lieferkarton aufgerissen, blitzt auch schon der wunderschöne Produktkarton auf, der ganz bewusst in iPhone-Ästhetik gehalten ist – weniger ist mehr. Wer die schöne zweite Hülle als Schuhkarton diskreditiert, hat natürlich irgendwie recht, aber keinen Sinn für Konsumromantik. Ist diese wunderbare Pappschachtel dann vakuumentschleunigt aufgeglitten, kommt die letzte stylische Hülle zum Vorschein, nämlich ein analogledernes Pedaltäschchen mit Tragegurt. Dieses ist geschätzt etwa so groß wie eine Tüte für Weingeschenke mit Extraplatz für fünf Trüffel. Das Innenfutter ermöglicht einen Transport des Pedals, wie es noch kein Pedal auf dieser Erde je erlebt hat. Eigentlich ist das natürlich so unnötig wie eine Hochglanzpolitur für Bundeswehrpanzer, aber es zeigt auch, welchen Stellenwert die Produktheinis von Sonor ihrem neuen Baby beimessen.

Erstaunlich ist die vergleichsweise geringe Größe der Tasche, was daran liegt, dass das Pedal zusammengeklappt transportiert werden kann. Um es spielbereit am Drumset zu montieren, reichen zwei Handgriffe. Erst wird das Pedal einfach aufgeklappt – was es gleichzeitig am Spannreifen der Bassdrum befestigt. Daraufhin muss nur noch die Spannfeder eingehakt werden und es kann losgehen. Der auffälligste Part der ansonsten sehr subtil gestalteten Fußmaschine ist die spiegelglatte Trittplatte, die weder am oberen Ende noch am unteren durch eine riffelige Struktur oder kleine Blöckchen begrenzt ist. Die Kraft wird über einen einfachen Gummistreifen auf ein relativ ausladendes, kreisrundes Schwungrad übertragen, an dem wiederum ein schnörkelloser Filzbeater für den Krach sorgt. Das Rad besteht aus zwei Kekshälften. Eine der beiden hält den Beater und kann gedreht werden, um den Beaterabstand zum Fell zu verändern, an der anderen ist das Gummiband befestigt, das auf einer Gummileiste geführt wird um nicht zu verrutschen. Gehalten wird diese Konstruktion von einem einstrebigen Galgen, in dem zwei Kugellager den Schwung vom Pedalboard und den Gegenschwung von der Feder auf den Klöppel übertragen. Etwas unterhalb des Schwingers, an welchem die Feder eingehängt wird, befindet sich ein kleiner Magnet, der die im zusammengeklappten Modus lockere Feder fixieren soll um dieser ein langes Leben zu ermöglichen.

Verglichen mit der Tasche ist diese Innovation nicht ausschließlich dem Luxus zuzuordnen. So, wie wird nun das Pedal am Spannreifen befestigt? Stimmt, den Punkt hatten wird schon, aber was genau passiert, das hatten wir noch nicht: Beim Aufklappen wird Druck auf die Klemme gegeben, die sich an vier Punkten – gut isoliert durch Gummis – am Rim festdrückt. Mit einer Stellschraube wird der Mechanismus jeweils auf die tatsächliche Rimstärke eingedreht. Und jetzt zum letzten Clou dieses Klöppelkunstwerks, dem Knopf! Wie gute Clous nun mal so sind, ist dieser ganz einfach: Drückt man den Knopf herunter, kann man die Fußmaschine zusammenklappen!

Ehrlich gesagt freue ich mich über Knöpfe mit simplen Aufgaben, seitdem einzelne Knöpfe neuester Drumcomputer mit dutzenden solcher belegt sind….ähm, anderes Thema. Was natürlich bei keinem Pedal fehlen darf und auch bei diesem nicht vermisst wird, sind die ausfahrbaren Dornen für Teppichfreunde und der geriffelte Gummibelag an der Unterseite für rutschfesten Halt auf Fliesen oder Motorhauben. Alles in allem sind die wesentlichen Bauteile simpel aber ordentlich konstruiert, alle Schrauben und Scharniere sind klein und etliche Parts lassen sich im Baumarkt nachordern – auf Kompatibilität wurde also auch Wert gelegt. Kein Designschnickschnack lenkt den Blick von der puren Grazie dieses Meisterwerks der Funktionalität. Ist dies tatsächlich der heilige weiße Gaul, der sich kurz vor seiner Ankunft am Horizont noch Kreuzworträtsel lösend ins aktuelle Steuerrecht eingelesen hat? Mit anderen Worten: Handelt es sich beim Perfect-Balance-Pedal von Jojo Mayer und Sonor um die verdammte eierlegende Wollmilchsau, auf die die Menschheit seit der Erfindung der Trommel damals in Afrika gewartet hat?

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PRAXIS

“Bububum bubum bubu bububum” – so klingt es, wenn man die Perfect-Balance-Fußmaschine auf eine Bassdrum entlässt. “Brrrrrrrrr” – so klingt es hingegen, wenn Jojo Mayer diese Fußmaschine bedient. Damit sind wir auch schon beim größten Nachteil dieses Instruments. Was nützt einem die perfekt ausbalancierte Highspeed-Maschine, wenn man nicht dazu in der Lage ist, diese auch bis an ihre Grenzen zu treten? Warum können die nicht gleich eine Jojo-Prothese mitliefern? Mann! Ich kann halt diese Wisch-Fußtechnik nicht, Jojo, muss ich jetzt deine Fuß-Übe-DVD kaufen? Egal, brauche ich nicht, denn auch mit meiner bescheideneren Technik komme ich so wieselflink voran, dass ich mich bei schnelleren Patterns erst mal ordentlich verhaspele. Ich muss quasi keine Energie aufbringen, um relativ lineare und energetische Salven in bisher ungeahnter Geschwindigkeit auf das Schlagfell zu zimmern. Entscheidend hierfür ist das kreisrunde Abrollen des Flexbandes, das absolute Kontrolle über Timing und Intensität gewährleistet, so man denn bereits über eine einigermaßen gute Technik verfügt. Für Einsteiger ist dieses Pedal der ideale Weg zu einer guten Technik, weil es absolut natürlich reagiert.
Wer die Fußmaschine nicht sonderlich verstellt, dem dürfte das Problem auffallen, dass der Beater grundsätzlich am Fell “klebt”, wenn der Fuß entspannt auf der Platte steht. Offene Bassdrumsounds sind zwar möglich, aber anstrengend. Wer die Spannfeder etwas kräftiger anzieht, zerstört die empfindliche Balance und muss unverhältnismäßig viel Kraft für den Attack aufwänden. Die Fußplatte allerdings ist das Maß aller Dinge und ich merke, dass es der Trittkontrolle sehr zupass kommt, wenn der Fuß zwischen den Schlägen ungehindert rutschen und wischen kann wie er will. Dabei ist die spiegelglatte Oberfläche kein Problem, denn wer seine Chucks noch nicht bis zu den Socken durchgespielt hat, der findet trotz fehlender Widerstände letztendlich guten Grip – es gibt also keine Kehrseite der Medaille. Erstaunlich ist, dass mit dem Perfect-Balance-Pedal ein recht eigener Drumsound entsteht. Obwohl, so richtig erstaunlich ist das nicht, denn die völlig neutrale Gewichtung in Kombination mit der hohen Klöppelgeschwindigkeit sorgen für einen einzigartigen Attack und einen großen Energie-/Dynamikumfang. Im Soundvergleich klingt das Jojo-Pedal linearer als die anderen und spielt sich hörbar geschmeidiger. 

Die Gimmicks des Jojo-Pedals unterstreichen seine Einzigartigkeit. Ein klappbares Pedal gab es in guter Qualität zuletzt in die Sechzigern, allerdings nicht mit einer derart ausgeklügelten Mechanik. Es funktioniert wirklich so einfach, wie der dicke Knopf es erwarten lässt. Aufklappen, Feder einhaken und das Ding ist spielbereit und sitzt bombenfest. Spielen, Feder ab, Knopf drücken, einklappen und verpacken, tschüss! Halt! Zwei Sachen noch: Ein geklapptes Pedal bringt mich um eine große Verlegenheit, die ich auf Bahnreisen mit meinem Rumpfequipment immer hatte, nämlich die klobige Fußmaschine, die entweder ungelenk aus der Beckentasche herausgeguckt, oder durch die Tragetasche in meine Seite gepiekst hat. Zu vielen Gigs braucht man ja bekanntlich nur seine Snare, die Becken und das Bassdrumpedal mitbringen, nur wenn einem die ganze Zeit etwas in den Bauch drückt? Einen dieser unwürdigen Pedalkoffer mitzunehmen, steht schon alleine aufgrund der limitierten Anzahl meiner Hände nicht zur Debatte. Die Packmaße des Perfect-Balance hingegen machen das Pedal zu einem Idealen Begleiter in einer solchen Situation. Die Ausstaffierung der Tasche, die ich eingangs so schön belächelt habe, schützt mich vor den Ecken und Kanten des Stahlkonvoluts und erfüllt somit auch einen guten Zweck.

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FAZIT

Ich glaube, ich habe das eierlegende, kreuzworträtsellösende Wollmilchfabelpferd gefunden. Alles was das Sonor Jojo Mayer Pedal will, kann es perfekt und damit meine ich nicht nur, dass es seinem geistigen Vater Jojo Mayer dabei hilft, die Schallmauer zu durchbrechen. Es will spitzenmäßig geil aussehen, es will schnell sein, perfekt kontrollierbar und praktisch transportierbar. Trotzdem ist das Laufgefühl nicht unbedingt der heiße Scheiß für jedermann, aber es lohnt sich, dem Teil eine Anspielchance zu geben: Für sehr viele Drummer da draußen dürfte dies das lang ersehnte Traumpedal sein, auch wenn es für ein Einzelpedal alles andere als günstig ist. Schnallt es am besten einmal selbst an die Trommel.

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SPEZIFIKATION

Hersteller: Sonor
  • Typenbezeichnung: Jojo Mayer Perfect Balance
  • Antrieb: Zugband, linear
  • Bodenplatte: ja
  • Fersenteil/Trittplattenverbindung: genietete Steckachse
  • Trittplattenwinkel verstellbar: ja
  • Schlägelwinkel verstellbar: ja
  • Art des Schlägels/Beaters: Filz
  • Befestigung am Spannreifen: spezieller Klapp-/Klemmmechanismus
  • Tasche/Case im Lieferumfang: ja
  • Zubehör: Softcase, Ersatz-Zugband, Grip-Klebestreifen,
  • Inbusschlüssel, Stimmschlüssel
  • Besonderheiten: Klappmechanismus für einfaches Zusammenfalten
  • Herstellungsland: China
  • Preis (Verkaufspreis): EUR 253,-
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • top Verarbeitet
  • praktische Features
  • klappbar
  • extrem schnell spielbar
  • intuitives Spielgefühl
Contra
  • „klebt“ am Fell (Fußgewicht)
  • Anschaffungspreis
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Sonor Jojo Mayer Perfect Balance Test
Für 275,00€ bei
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