Der Text steht. Der Song ist komponiert. Auch der Stil ist durch eure Vorstellung von der musikalischen Richtung des Songs bereits festgelegt. Aber ist diese Richtung überhaupt die Beste für euren Song?
Die folgende Übung zeigte mir mein erster Produzent. Meine Band hatte als Produktionsvorbereitung „Hausaufgaben“ für den Proberaum bekommen. Und eine war, unsere Songs in den verschiedensten Musikrichtungen zu spielen. Damals haben wir den Effekt der Übung nicht verstanden und die Aufgabe nur halbherzig bearbeitet. Wir waren einfach zu sehr in unserem eigenen Sound gefangen und wollten diesen auch nicht verlassen.
Heute sehe ich so eine Übung als Sache des Selbstbewusstseins an. Ich kann meine Komposition ruhig auseinandernehmen und in jeder möglichen Form, sprich Stilistik, wieder zusammenfügen. Ich weiß, dass ich jederzeit zu meiner Urform zurück kann. Aber zusätzlich habe ich noch die Möglichkeit, besseres zu finden.
Natürlich könnt ihr die Übung auch benutzen, wenn ihr euch über die musikalische Richtung noch nicht ganz sicher seid. Zusätzlich trainiert ihr euer Songwriting-Handwerk in Stilkunde. Was macht eigentlich einen richtigen Reggae aus? Nur die Zwei-und-vier-Gitarre? Wird der Song zum Punk, nur weil ihr alles möglichst laut spielt? Here we go:
Musikrichtungsroulette
1. Schreibt alle Musikrichtungen die euch einfallen auf kleine Zettel. Knüllt sie zusammen und legt sie in eine Schale.
2. Zieht eine Musikrichtung und arrangiert den Song in ihr. Macht euch Gedanken darüber, ob ihr auch das Tempo des Songs ändert, oder die Akkorde etwas anpassen müsst. Braucht ihr andere Sounds? Und was spielen eigentlich die einzelnen Instrumente? Was definiert die Musikrichtung? Sollte sich sogar der Text etwas verändern? Seid kreativ. Hört euch zur Hilfe fremde Songs in der Musikrichtung an.
3. Nehmt das Ergebnis auf und zieht die nächste Musikrichtung. Nehmt euch Zeit dafür. Gebt euch nicht nach drei Richtungen zufrieden.
4. Wenn ihr mindestens zehn Richtungen habt, hört ihr euch die Songvariationen an und arbeitet am besten Ergebnis weiter. Oder ihr übernehmt die besten Elemente in euren Song. Alternativ könnt ihr zum Original zurückgehen, oder den Song später im Original und im „Remix“-Gewand spielen. Gelernt habt ihr auf jeden Fall eine Menge. Und Spaß macht es auch.
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Songwriting kann wahrlich ein Fass ohne Boden sein. Wer mit professionellem Anspruch, Regelmäßigkeit, begrenzter Zeit oder ähnlichen Faktoren zu tun hat, kriegt schnell Schwierigkeiten mit Inspiration, Workflow, Spaß und nicht zuletzt guten Ergebnissen. Gerade für Musiker/innen, die alleine schreiben und vorproduzieren, kann der Prozess, z. B. ein Album zu schreiben, eine echte Bewährungsprobe für Produktivität und Selbstbewusstsein sein. Was also kann man tun, um sich das bewusste Arbeiten an der eigenen Musik etwas zu erleichtern, die eigene Hemmschwelle zu senken und die Inspiration zu fördern?
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