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Sennheiser HD 25 Aluminium Test

Es gibt nur wenige Produkte im DJ-Bereich, die mit einer Lebensdauer von einem Vierteljahrhundert aufwarten können. Dem DJ-Kopfhörer HD 25 von Sennheiser ist es tatsächlich gelungen, dieses biblische Alter zu erreichen. Der vor einigen Jahren vorgestellte MK2 und auch das jetzt zum Test antretende Aluminium-Update zeigen, dass dem Hersteller offenbar daran gelegen ist, den Schallwandler auch noch einige weitere Jahre im Sortiment zu behalten.

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Sennheiser HD 25 Aluminium DJ-Kopfhörer


Wie sich die neue Version im bonedo-Test behauptet und wie es dem Kopfhörer, der ähnlich wie der Technics 1210 ein “Zeiten- und Modenüberdauerer” ist, überhaupt gelingen konnte, zu einem Standard zu werden, lest ihr im Folgenden.

Details

Konzept

Der HD 25 Aluminium ist ein dynamischer, ohraufliegender Stereo-Kopfhörer dessen Hörmuscheln als geschlossenes System ausgelegt sind. Der Frequenzbereich wird vom Hersteller mit 16 bis 22.000 Hz angegeben, der Schalldruck mit gigantischen 120 dB (wir erinnern uns an den Physikunterricht: startender Düsenjet 125 dB, Presslufthammer 115dB). Eine Besonderheit der Konstruktion ist der sogenannte Spreizbügel – dieser besteht aus zwei Teilen, die einerseits zur Erhöhung des Tragekomforts, andererseits um das durchgeführte Anschlusskabel zu tauschen, auseinandergeklappt werden können. Dies ist bis zu einer Öffnung von annähernd 180 Grad möglich. Das Anschlusskabel selbst ist auf der rechten Lautsprechergondel mit einer doppelt verschraubten Quetschklemme zugentlastet.

Fotostrecke: 3 Bilder Der typische Spreizbügel des HD 25…

Auspacken

Der angenehm seriös gestaltete Karton gibt nach dem Öffnen zunächst nur den Blick auf die darin liegende Transporttasche frei. Diese ist von außen mit handschmeichelndem Memory-Foam besetzt und verfügt an der Innenseite über eine kleine Gewebetasche, wo beispielsweise ein Ersatzkabel oder der mitgelieferte Klinkenadapter Platz finden. Praktisch. Dem Kopfhörer selbst wurde ein zwei Meter langes, gerades Anschlusskabel mit ebenfalls geradem Miniklinkenstecker beigelegt.

Fotostrecke: 4 Bilder Die angenehm seriöse Verpackung…

Äußerlichkeiten

Nach wie vor zählen die „Fünfundzwanziger“ in ihrer Leistungsklasse zu den absoluten Fliegengewichten – daran ändern auch die aus massivem Aluminium gefertigten Lautsprecherschalen und Gelenkabdeckungen der hier getesteten Edition nichts. Der Zeiger der Briefwaage klebt an der ausgesprochen transportfreundlichen 190-Gramm-Marke.

Fotostrecke: 3 Bilder Schlicht, schön und mit einigen Akzenten Metall: Der HD 25 Aluminium.

Dass sich Leichtgewichtigkeit allerdings fast immer im Konflikt mit der haptisch empfundenen Wertigkeit befindet, wird hier ebenfalls deutlich, denn abgesehen von den aus Aluminium gefertigten Bauteilen ist alles an diesem Kopfhörer aus Kunststoff. Zudem ist er aus einer – meinem Empfinden nach – optisch und haptisch eher unvorteilhaft wirkenden Mischung gegossen, auch wenn sie zäh wie Leder und nur durch massive Gewalteinwirkung verformbar ist. Dem liefert auch der Umstand Vorschub, dass an mehreren Stellen, insbesondere im Bereich der Drehgelenke, Gratstellen der Gussform erkennbar sind. Wohlgemerkt ist dies rein kosmetischer Natur und mechanisch kann ich dem Material eine hervorragende Zähigkeit bescheinigen. In Anbetracht der Preisklasse wirkt es aber doch eher wie ein Understatement. Hinzu kommt, dass sich die Lautsprechergondeln an den seitlichen Auslegern, die mit einer Rasterung in 13 Stufen versehen sind, für meinen Geschmack etwas zu leicht bewegen lassen. Etwas mehr Widerstand hätte hier der gefühlten Robustheit sicherlich ein Plus verschafft.

Fotostrecke: 2 Bilder In Anbetracht des Preises eine Erwähnung wert: Etwas unsaubere Grate am Kunststoff.
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Praxis

Klang

Der erste Klangeindruck ist sehr überraschend und ich brauche mehrere Minuten und Hördurchgänge, um mich mit der akustischen Inszenierung, die einem hier geboten wird, vertraut zu machen. Dazu werfe ich jetzt einfach mal die Attribute, die ich auf meinem Notizzettel niedergeschrieben habe, unkommentiert in den Text:

  • extrem breites Stereofeld
  • außerordentlich „muskulöse“ Bassabbildung
  • hervorragende Pegelfestigkeit
  • sehr gute Transientenabbildung
  • etwas zurückgenommene Tiefmitten
  • extrem präsente Höhenreproduktion

Habe ich da tatsächlich das Attribut „extrem“ geschrieben? Ja, das habe ich und kann das natürlich nicht unkommentiert stehen lassen. Es ist so, dass sich beim HD 25 im direkten Vergleich mit den beiden Vergleichskopfhörern obenrum Türen öffnen, ach, was sag ich, ganze Flughangar-Tore. Um es mit einem Vergleich aus der PA zu sagen: Es ist so, als ob man beim Tragen des HD 25 nach dem Besuch eines kleinen schummerigen Clubs mit gutmütigen Kalotten-Hochtönern plötzlich ein Funktion One Hornsystem auf den Ohren hat. Es ist schon gigantisch, was einem die Sennheiser-Phones hier an knusprigem Hochton-Eiskrokant servieren. Nur ist die Portion mächtig, sehr mächtig,  und es braucht einige Zeit, um diese Fülle zu verdauen. Ich sage bewusst nicht „übermächtig“, denn im direkten Vergleich mit den ebenfalls beim Test anwesenden Monitorlautsprechern (Pioneer S-DJ 80X, Mackie HR 824 MKII) wirkte die Höhengewichtung nicht überzogen. Allerdings hat man hierbei natürlich einige Meter Luft zwischen dem Ohr und der Membran. Beim HD 25 dagegen wird der Höhenreichtum in unmittelbarer Nähe zum Trommelfell emittiert, und zwar klar, präsent und direkt. Aber eben auch überraschend aggressiv, wenn man andere, obenrum etwas milder agierende Kopfhörer gewohnt ist. Interessanterweise gewöhnt sich mein Ohr relativ schnell an den neuen „Reichtum“, und schon nach kurzer Zeit verschwindet die kleine Stimme, die sagt: „Überprüf mal den Equalizer – da stimmt irgendwas nicht“.
Dies sage ich allerdings ausdrücklich vor dem Hintergrund des avisierten Einsatzbereichs als DJ-Kopfhörer. Denn ohne Frage erleichtern ausgeprägte Bässe und dominante Höhen die rhythmische Orientierung im lauten Club merklich. Ziehe ich dagegen klassische Kriterien der Tontechnik heran, die nämlich den Fokus auf neutrale, ehrliche und fehlerentlarvende Wiedergabe legen, würde sich die beschriebene Charakteristik des HD25 tatsächlich ins Gegenteil kehren. Es ist also nicht überraschend, dass der HD25 Aluminium im Studiokopfhörer-Testmarathon,hier zu lesen, ganz anders abgeschnitten hat.
Unterm Strich macht der HD 25 mit seiner – in Anbetracht der Größe wirklich verblüffenden – Abbildungsleistung über das gesamte Frequenzspektrum und insbesondere in den hohen Frequenzbereichen eine hervorragende Figur. Gerade unter dem Aspekt eines DJ-Kopfhörers gelingt es ihm mühelos, durch seine hervorragende klangliche Durchsetzungskraft und gute Abschirmung, sich gegenüber der Saal-PA zu behaupten.

Tragekomfort

Womit wir auch direkt beim Tragekomfort angelangt  wären. Ein Thema, was sich leider jeder neutralen Bewertung weitgehend entzieht, da neben der Kopf- und Ohrform auch die Größe eine entscheidende Rolle spielt. Naturgemäß trägt sich ein so leichter Kopfhörer weitaus bequemer als schwergewichtige Vertreter. Hinzu kommt der bewährte Spreizbügel, mit dem sich (im aufgeklappten Zustand) das ohnehin geringe Gewicht noch auf zwei verschiedene Aufliegepunkte verteilen lässt. Besonders beim Wegdrehen der linken Lautsprechergondel erweist sich der Bügel als sehr gute Konstruktion, um ein Abrutschen des Kopfhörers wirkungsvoll zu verhindern. In der Summe also Bestnoten für den rutschsicheren Sitz und kaum Andruckgefühl auf der Schädeldecke. Was das längere Tragen angeht – und hierzu zähle ich jetzt einfach mal alles ab einer Albumlänge aufwärts – macht sich das ohraufliegende Prinzip natürlich bemerkbar, weil die Ohren leicht gegen den Kopf gedrückt werden. Selbst wenn das im Fall des HD 25 mit sehr vertretbaren 3,2 Newton erfolgt (was ungefähr drei Tafeln Schokolade entspricht, die seitlich auf dem Ohr liegen), so lässt einen der Kopfhörer dennoch nicht vergessen, dass man ihn trägt. Im Gegenzug wird man aber mit einer, in Anbetracht der Größe hervorragenden Außengeräuschabschirmung belohnt. Im Übrigen sind auch Velour-Polster im Zubehörprogramm erhältlich, die den Tragekomfort noch mal steigern dürften.

Fotostrecke: 2 Bilder Die ungefähr einen Zentimeter dicke Polsterung der beiden Bügel im Detail.

Wenn ich kurz vor dem Fazit noch einmal quer über das Gesagte lese, stelle ich fest, dass ich viel kritisiert und wenig gelobt habe. Aber das gehört nun einmal zum schweren Los der Einserkandidaten, zu denen ich den HD 25 ganz klar zähle. Beim ewigen Vierminusschreiber freut man sich über jeden Ausreißer nach oben, der Klassenbeste muss sich dagegen auch Kritik gefallen lassen, wenn er plötzlich eine für sich genommen ganz hervorragende Zweiplus schreibt. Denn wenn ich, um in der Lehrermetapher zu bleiben, auf das gesamte Halbjahr schaue, dann sehe ich beim HD 25 ganz viele Einsen, die ich abschließend in meinem Fazit zusammenfasse.

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Fazit

Der HD 25 Aluminium ist fraglos ein außerordentlich druckvoll klingender Kopfhörer, dessen Audiosignatur klar auf den DJ-Bereich zielt. Es ist schon erstaunlich, was für voluminöse Bässe und brillante Höhen die Membranen des noch unter 200 Gramm wiegenden Schallwandlers zu produzieren imstande sind. Und das bei einer extrem tiefen und gut aufgelösten räumlichen Darstellung. Positiv fallen auch der gute Sitz, die gute Außengeräuschabschirmung und die Konzeption als modulares System auf, bei dem sich die Ohrpolster und das Anschlusskabel problemlos ersetzen lassen. Schaue ich auf das Preisschild, dann fällt es mir allerdings ein bisschen schwer, den mechanisch-taktilen Gesamteindruck, der durch kleinere Nickeligkeiten etwas getrübt wird, nicht in die Gesamtwertung einfließen zu lassen. Dies beinhaltet zum Beispiel die leicht unsauberen Grate an den Kunststoffteilen – und das sind bis auf die Kopfhörerschalen aus Aluminium eigentlich alle Teile des HD 25. Andererseits vergebe ich hier ja auch keinen Schönheitspreis. Zudem wird ein DJ-Kopfhörer oft und regelmäßig an die Grenzen seiner mechanischen Belastbarkeit gebracht. Eine festere und damit hochwertiger wirkende Kunststoffmischung als die hier verwendete erhöht dann unweigerlich die Bruchgefahr. Ob man nun zur Standard-Version des HD 25 greifen sollte, die mittlerweile als MK2 erhältlich ist, oder zu der hier getesteten, rund 50 Euro teureren Aluminium-Variante, entscheidet am Ende eigentlich nur das Budget und das persönliche Design-Empfinden. In jedem Fall ist die Gesamtkonzeption des HD 25 sowohl in klanglicher wie auch in mechanischer Hinsicht so stimmig, dass sie nicht grundlos ein Vierteljahrhundert überdauert hat und DJs weltweit voraussichtlich noch viele weitere Jahre begleiten wird. Die aktuelle Inkarnation des Klassikers bietet dafür in jedem Fall viele gute Gründe.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Voluminöse Bassabbildung
  • Guter Tragkomfort
  • Sehr breites Stereofeld
  • Austauschbares Anschlusskabel
  • Sehr gute Außengeräuschabschirmung
Contra
  • Höhendarstellung Geschmacksfrage
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Sennheiser HD 25 Aluminium Test
Für 175,00€ bei
Sennheiser HD 25 Aluminium DJ-Kopfhörer
Sennheiser HD 25 Aluminium DJ-Kopfhörer
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