sE Electronics 4100 Test

sE Electronics aus China gehören ohne Zweifel zu den umtriebigeren Mikrofonherstellern. Das erkennt man schon am atemberaubenden Tempo, mit denen man sich am Markt etabliert hat und regelmäßig weitere Mikrofone vorstellt. Für 2024 ist darunter auch das Testobjekt, dieses Reviews das 4100 Stereoset. Dabei handelt es sich um eine abgespeckte Version des bereits seit einigen Jahren erhältlichen 4400 Großmembran-Kondensatormikrofons. Statt vier wählbarer Richtcharakteristiken gibt es beim 4100 nur die Niere.

Review

Quick Facts sE Electronics 4400 Stereoset

  • Nierenversion des sE-4400-Modells
  • Low Cut (zweistufig)
  • Pad (zweistufig)
  • im Stereoset mit Spinnen und Stereoschiene

Durch die reine Niere büßen die Neulinge zwar an Vielseitigkeit ein, sind aber auch günstiger. Laut sE verwenden die meisten Nutzer ihre Großmembraner aber sowieso vorwiegend im Nierenmodus. Warum also mitbezahlen, was oft eh nicht gebraucht wird? Alle äußeren Faktoren behalten die 4100 bei, so auch die kantige, flache Form und die modifizierte Spinne. Beides findet sich übrigens auch bei den Geschwistermodellen namens T1 und T2, welche allerdings über eine Titan-bedampfte Membran verfügen. Was unsere Neuzugänge rund ums Drumset zu leisten imstande sind, erfahrt ihr auf den folgenden Zeilen.

sE Electronics T1 Test Artikelbild
sE Electronics T1 Test

sE Electronics haben eine reine Nierenversion ihres T2 Großmembran-Mikros vorgestellt. Was das T1 mit Titanmenbran kann, lest ihr im Test.

13.03.2024
4,5 / 5
3,3 / 5

Kompakte Form, praxisgerechte Ausstattung

Beim Auspacken präsentiert sich das sE 4100 Stereoset gut gerüstet für viele Anwendungen. Alle Teile sind in einem stabilen Alukoffer untergebracht, darin finde ich auch eine hochwertige Stereoschiene, zwei Spinnen samt Ersatzgummibändern, zwei EU-Gewindeverkleinerungen und eine Anleitung. Die beiden metallenen, matt schwarz lackierten 4100-Gehäuse sind kompakt und flach gehalten. Ihr Grund-Layout erinnert stark an das AKG C414 und strahlt eher Workshorseflair denn Bling Bling aus. Gut so. Auf der Vorderseite befinden sich zwei Schalter zum Betätigen des Low Cuts (80 oder 160 Hertz) sowie eines Pads (- 10 oder -20 dB). Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Spinnen, deren Design an die Form der Mikrofone angepasst ist. Statt einer runden, umlaufenden Konstruktion, haben sich sE hier für eine nach vorne offene Bauweise entschieden. Damit sollen sich die Mikros besonders nah an die Klangquellen bringen lassen und insgesamt wenig Platz einnehmen. Bei der Verarbeitung geht es solide zu, Mängel finde ich am Test-Set nicht.

Review
Fotostrecke: 6 Bilder Die 4100 gleichen ihren Multipattern-Geschwistern 4400 stark.

Technisch gibt es keine Besonderheiten

Bezüglich der inneren Werte zeigen sich die 4100 als typische Vertreter ihrer Art. Aufgebaut als Echtkondensatorkapseln, liefern sie einen nutzbaren Frequenzbereich von 20 bis 20000 Hertz, ihre Empfindlichkeit liegt bei 25 mV/Pa. Ohne Pad sind sie einem Maximalschalldruck von 137 dB aussetzbar, mit aktivierter – 20 dB Pegelabsenkung sind es sogar 157. Gleichzeitig sind sie mit 85 dB rauscharm. Auch der Frequenzgang zeigt sich weitgehend eben, von einer leichten Anhebung bei etwa 13000 Hertz mal abgesehen. So gerüstet, kann das 4100 Stereoset jetzt in den Praxistest gehen.

So klingen die beiden sE 4100 als Overhead-Mikrofone

Zuerst wandern die beiden 4100 über mein Drumset, ein Oriollo Phantom mit Aluminiumkesseln. Dort macht sich die kompakte Bauweise und das Vorhandensein einer guten Stereoschiene direkt bezahlt. Klobige, Tubus-förmige Großmembraner zerren nämlich nicht nur an den Stativen, sie sind auch schwerer zu positionieren.

Overheads
4100er als Pärchen mit der mitgelieferten Stereoschiene

Klanglich zeigen sich die 4100 offen und „komplett“, Toms und Floortoms werden transparent eingefangen, während die Becken angenehm und detailliert übertragen werden. Zum Vergleich habe ich euch meine AKG C214 sowie die zeitgleich getesteten sE Electronics T1 Schwestermodelle mit Titanmembran aufgenommen. Letztere wirken minimal silbriger in den Attacks, die C214 hingegen deutlich kompakter, was sich besonders bei der Snaredrum bemerkbar macht.

Audio Samples
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sE 4100, Overheads, im Mix sE 4100, Overheads, solo AKG C214, Overheads, im Mix AKG C214, Overheads, solo sE T1, Overheads, im Mix sE T1, Overheads, solo

So klingen das sE Electronics 4100 Stereoset an den Toms

Das kurze, flache Format der beiden 4100 lädt dazu ein, sie auch an den Toms auszuprobieren. Überhaupt liefern Großmembran-Kondensator-Mikros oft eine besondere klangliche Tiefe und zusätzliche Details, welche dynamischen Kollegen manchmal entgehen. Und siehe da, die Testkandidaten eignen sich hervorragend in dieser Rolle. Druckvoll, transparent und mit gut klingenden Übersprechungen machen sie ihrer Schallwandlergattung alle Ehre. Auch das Handling steht jenem kompakterer (dynamischer) Modelle kaum nach, der flachen Form und passend konstruierten Spinnen sei Dank. Hier kommen die Soundfiles mit den Vergleichen zum sE T1 und meinen dynamischen Electro-Voice N/D 468 am 12“ Racktom und dem 868 am 16“ Floortom.

Toms
4100er an der Tom – im Hintergrind ist ein T1 zu sehen
Audio Samples
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sE 4100, Toms, im Mix sE 4100, Toms, solo EV N/D 468 und 868, Toms, im Mix EV N/D 468 und 868, Toms, solo sE T1, Toms, im Mix sE T1, Toms, solo

So klingt ein einzelnes sE Electronics 4100 in der FOK (Front of Kit) -Position

Direkt vor dem Schlagzeug platziert, offenbaren Mikrofone oft ihren „wahren“ Charakter, denn hier wird auch die Bassdrum – und damit die Tiefbässe – prominent ins Klanggeschehen einbezogen. Ein einzelnes 4100, leicht schräg auf der Achse Bassdrum, Snare, Hi-Hat platziert, macht hier einen ganz hervorragenden Job. Es klingt straff in den Bässen, bildet die Mitten und unteren Mitten der Toms mit schöner Tiefenstaffelung ab und bleibt auch mit starker Kompression (Waves API 2500) fokussiert. Mein eigenes Mojave MA-201FET muss sich hier ordentlich anstrengen.

Front of Kit
FOK-Einsatz eines 4100
Audio Samples
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sE 4100, FOK, im Mix sE 4100, FOK, im Mix mit Kompression sE 4100, FOK, solo Mojave MA-201FET, FOK, im Mix Mojave MA-201FET, FOK, im Mix mit Kompression Mojave MA-201FET, FOK, solo sE T1, FOK, im Mix sE T1, FOK, im Mix mit Kompression sE T1, FOK, solo

Alternativen zum sE Electronics 4100 Stereoset

Die offensichtliche Alternative zum sE Electronics 4100 Stereoset dürfte das T1 Stereoset aus demselben Hause sein. Hier gibt es als einzigen Unterschied eine Titan-bedampfte Membran und ein passendes, silberfarbenes Aussehen. Für etwas mehr Geld gibt es das AKG C214 Stereoset mit nahezu identischer Ausstattung und einem noch etwas kompakteren, kontrollierteren Sound.

Test des sE Electronics 4100 Stereosets: Fazit

Im Test überzeugt das sE Electronics 4100 Stereoset nicht nur mit offenen, detaillierten Sounds in allen Bereichen rund um das Drumset, es ist auch praxisgerecht konstruiert. Seine kompakte Form und die funktionale Spinne machen das Setup unkompliziert. Auch bei der Ausstattung und der Verarbeitung bleiben kaum Wünsche offen, sieht man mal von der Begrenzung auf die Nierencharakteristik ab. Aber dafür wurde das Mikro schließlich auch gebaut. Wer hier mehr möchte, kann einfach das weiterhin erhältliche Geschwistermodell 4400 mit vier Charakteristiken erwerben. Zum Preis von guten 800 Euro dürfte das 4100 Pärchen zu den preiswerten Großmembranern gehören. Antestempfehlung!

  • Wandlerprinzip: Kondensator
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Ausstattung: schaltbarer Low Cut 80 und 160 Hertz, schaltbare Pad (-10dB, -20 dB)
  • Empfindlichkeit: 25 mV/Pa
  • Frequenzgang: 20 bis 20000 Hertz
  • Lieferumfang: Case, 2x Spinne, Stereoschiene, Ersatzgummibänder, Anleitung, EU-Gewindeverkleinerung
  • hergestellt in: China
  • Webseite: seelectronics.com
  • Preis: € 799,– (Straßenpreis Stereoset am 10.4.2024)
  • Preis: € 419,– (Straßenpreis Einzelmikrofont am 10.4.2024)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • offen klingendes, vielseitig einsetzbares Stereoset
  • praktische Spinnen
  • gute Ausstattung
  • saubere, robuste Verarbeitung
Contra
  • keins
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sE Electronics 4100 Test
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