Razer Adaro Stereo und Adaro Wireless Test

Beim Namen Razer denkt man sicherlich als erstes an bunt leuchtende Gaming-Mäuse und -Tastaturen. Doch auch im Bereich Headsets mischt der amerikanische Hersteller seit einigen Jahren mit ein paar Modellen mit. Und in Zeiten von iPod, Spotify und Co., wo der mobile Musikkonsum stetig ansteigt, verwundert es wenig, dass mit neuen Modellen wie dem Adaro Stereo und Adaro Wireless, auch im Non-Gamer Bereich neue Zielgruppen erschlossen werden sollen. 

Razor_Adaro_Stereo_und_Wireless_Aufmacher
Insgesamt vier verschiedene Modelle umfasst die Adaro-Serie: Angefangen beim Adaro In-Ear, im klassischen „Ohrstöpsel“-Format, über den Adaro DJ, welcher mit 50 mm Treibern für tiefen Bass und verstärktem Bügel ausgestattet ist, bis hin zum Stereo, der als Lifestyle-Modell für den mobilen Einsatz gedacht ist. Der Adaro Wireless darf natürlich nicht verschwiegen werden. Dieser kommt ohne Kabelverbindung und kommuniziert exklusiv via Bluetooth mit dem Wiedergabegerät. Um letztere beiden Headphones wollen wir uns in diesem Test kümmern. 

Details

Bauweise

Beim Adaro Stereo und Adaro Wireless handelt es sich um dynamische Kopfhörer in geschlossener Bauweise. Das Ohr wird also von den Ohrmuscheln komplett umhüllt, was einen durchaus hohen Tragekomfort bietet. Beide Modelle sind weiterhin mit einem Gewicht von 168 g (Stereo) und 197 g (Wireless) angenehm leicht. Aufgrund der steifen Konstruktion ist ein Zusammenfalten allerdings nicht möglich.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Adaro Stereo, …

Verarbeitung

Äußerlich unterscheiden sich die beiden Modelle kaum voneinander. Die runden Ohrmuscheln bestehen aus Kunststoff und sind in mattem Schwarz gehalten. Lediglich ein schmaler Zierstreifen aus verchromtem Kunststoff sowie das weiße Schlangen-Logo des Herstellers stechen hervor. Die innenliegenden Polster bestehen aus Schaumstoff, welcher mit weichem Kunstleder bezogen wurde. Zwei schmale Bügel aus Metall verbinden die rechte und linke Seite miteinander. Für besseren Tragekomfort sorgt ein gepolstertes Kopfband, das ebenfalls mit schwarzem Kunstleder überzogen wurde. 
Hinsichtlich der Verarbeitungsqualität lässt sich bei beiden Modellen kaum meckern. Sowohl die Kunststoff-Oberflächen als auch die Polsterungen und Nähte sind hochwertig und fehlerfrei verarbeitet und verleihen den Geräten trotz Kunststoff einen sehr hochwertigen Charakter. Auch die beiden Metallbügel wirken sehr stabil und geben dem Kopfhörer eine angenehm flexible Form, die keinesfalls wackelig wirkt.

Mitgelieferte Kabel und Co.

Der Adaro Stereo wird über ein 1,3m  langes Kabel mit der Signalquelle verbunden. Der 3,5 mm Klinkenstecker am Ende der Verbindung ist vergoldet und kann via Adapterstecker auch mit Geräten verwendet werden, die über einen 6,3 mm Klinkenanschluss verfügen. Allerdings lässt sich das Kabel nicht am Kopfhörer ablösen, da es fest mit der Ohrmuschel verbunden ist. Im Schadensfall ist also der Einsatz eines Lötkolbens gefragt. Die Verwendung von austauschbaren Kabeln, wie beispielweise beim AKG K 267 Tiësto, wäre an dieser Stelle ein wenig benutzerfreundlicher und auch eher mit der Preisstruktur vereinbar gewesen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die USB-Verbindung ist nur zum Laden des eingebauten Akkus gedacht.

Technik und Kennzahlen

In beiden Kopfhörern verrichtet ein 40 mm großer Neodymmagnet-Treiber sein Werk. Dieser ist vor allem im Consumer-Bereich sehr häufig anzutreffen, da trotz kompakter Größe ein weitestgehend großer Frequenzumfang wiedergegeben werden kann. Dementsprechend gibt der Hersteller den abbildbaren Frequenzbereich auch großzügig mit 20 Hz bis – 20 kHz an, was jedoch nur bedingt der Wahrheit entsprechen dürfte, allein, weil keinerlei Angaben zum Abfall an den Eckfrequenzen getroffen wurden. Der maximale Schalldruck wiederum wurde beim Adaro Wireless mit 91 dB (+/- 3 db) und beim Adaro Stereo mit 104 db (+/- 3 dB) angegeben.

Praxis

Verwendungszweck

Beide Adaro-Modelle verfügen bei einer normalen Hörlautstärke über einen sehr guten Dämpfungsgrad, was selbst bei teureren Modellen keine Selbstverständlichkeit darstellt. Dies liegt vor allem an der geschlossenen Bauweise, die schon aus Prinzip deutlich mehr abschirmt als halboffene oder gar offene Varianten. Das ist vor allem in öffentlichen Bereichen vorteilhaft, damit nicht alle umliegenden Personen ungewollt mitbeschallt werden. Aber auch beim Künstler-Monitoring im Studio landen auf diese Weise deutlich weniger Störsignale an besonders empfindlichen Mikrofonen. Umgekehrt dämpfen die Ohrmuscheln auch einen hohen Anteil der Umgebungsgeräusche zuverlässig ab. Ein Vorteil, der z.B. bei der Aufnahme von Drums oder ähnlich lauten Instrumenten gern gesehen ist.

Tragekomfort

Obwohl die Kopfhörer vom Hersteller selbst eher als mobiler Weggefährte angepriesen werden und nicht als alltägliches Arbeitsgerät, besitzen beide Modelle auch über lange Zeit hinweg einen angenehmen Tragekomfort. Zwar stellte sich auch hier, vom Bügel ausgehend, hin und wieder ein leichtes Druckgefühl ein, was jedoch von Kopf zu Kopf unterschiedlich stark ausfallen dürfte und deshalb nicht negativ zu werten ist. Verwunderlich war ebenfalls, dass sich beide Adaros trotz der massiven Bauweise beim Tragen angenehm leicht anfühlten.
Als etwas störend beim langem Hören empfand ich jedoch die breite Auflagefläche der Ohrpolster, wodurch trotz der ohrumschließenden Baumweise die Ohren ein wenig eingeengt werden, zumal aufgrund des Kunstlederbezuges kaum eine Belüftung möglich ist.

Klang

Um die Wiedergabeeigenschaften der Kopfhörer besser einschätzten zu können, wurden beide Modelle an unterschiedlichen Geräten getestet. Da die Bluetooth-Verbindung beim Adaro Wireless leider die einzige Anschlussmöglichkeit darstellt, fällt die Liste in diesem Fall etwas kürzer aus als beim Stereo. Getestet wurde an folgenden Geräten:

  • iPad Mini
  • Apple Macbook Air
  • RME UFX (nur Adaro Stereo)

Um eine möglichst aussagekräftige Einschätzung des Klangbildes zu geben, habe ich einen stilübergreifenden Mix eigener und fremder Produktionen über die Razer-Kopfhörer angehört und analysiert.

Frequenzgang

Natürlich wäre es aufgrund der vorrangig Lifestyle-orientierten Ausrichtung des Produktes falsch, ein äußerst analytisches bzw. unverzerrtes Klangbild zu erwarten, dennoch richtet sich Razer mit der Baureihe auch an professionellere Anwender wie DJs, weshalb eine entsprechende Erwartungshaltung erfüllt werden sollte.
Der erste Klangeindruck gestaltet sich bei den Adaros bereits etwas Hifi-lastig, was in einem nicht ganz geradlinigen Frequenzbild resultiert. Er ist somit eher weniger neutral. Vor allem durch den hervorgehobenen Bassbereich wird dies deutlich – dennoch fühlt sich dieser selbst bei elektronischen Klängen rund und angenehm weich an. Übertriebene Tiefbass-Spielereien wie bei anderen Consumer-Produkten kann man den Adaros schon mal nicht vorwerfen.
Beim Hören einiger Gitarren-lastiger Titel aus dem Rock- und Popbereich, die ja schon von Natur aus einen relativ präsenten Mittenbereich besitzen, zeigte sich außerdem eine leichte Betonung der unteren Mitten, welche jedoch nur leicht in diesem ansonsten sehr ausgewogenen Bereich herausragten. Deutlich anders verhielt es sich in den Höhen, die etwas zurückhaltend daherkamen, sodass der Gesamtsound fast schon ein wenig mumpfig wirkte. Was bei den elektronischen Titeln zunächst gar nicht so stark auffiel, zeigte sich nun vor allem bei den Vocals und den hohen Anteilen von Becken und Percussions teilweise deutlich.
Prinzipiell kann festgehalten werden, dass der Adaro Stereo in allen Frequenzbereichen einen Tick besser klingt als der Wireless. So wirkt vor allem der Bassbereich deutlich übertriebener, denn dieser neigt selbst bei normalen Abhörlautstärken wesentlich schneller zur Verzerrung, was auf Dauer schon recht störend sein kann.

Impulsverhalten

Durch den sehr stark betonten Bassbereich treten besonders tiefe und perkussive Signale wie Bassdrums oder Toms an den Adaros stellenweise etwas zu deutlich in den Vordergrund. Dieser Eindruck entsteht allerdings einzig und allein aufgrund des höheren Lautstärke-Anteils und weniger durch schnelle und knackige Transienten-Wiedergabe. Aufgrund dieses Mankos verhält sich der Gesamteindruck in diesem Bereich auch eher verhalten, da bei genauerer Betrachtung alles ein wenig verwaschen klingt. Um diesen Eindruck objektiv bestätigen zu können, habe ich mir dieselben Titel auch noch einmal im Direktvergleich mit meinem Audio Technica ATH-M50 angehört, welcher im Falle des Wireless etwa im gleichen Preisbereich liegt. Diese Maßnahme bestätigte meinen Anfangsverdacht, da die Signale hier deutlich mehr Punch besaßen als bei den Adaros. Im Unterschied zum Frequenzverhalten konnte ich bezüglich des Impulsverhaltens übrigens keinen Unterschied zwischen den beiden Adaro-Modellen feststellen.

Räumliche Abbildung

Die Abbildung der Räumlichkeit stellt vor allem bei Kopfhörern immer ein besonderes Qualitätsmerkmal dar, weil im Vergleich zu Lautsprechern hier nicht mit dem Abhörraum oder der Aufstellung herumexperimentiert werden kann. Entsprechend viel Aufmerksamkeit liegt also auch auf der Beurteilung dieses Kriteriums.
Kommen wir zunächst erst einmal zu den positiven Eigenschaften der Adaros. In Sachen Abbildung der Stereobreite liegen beide Modelle in einem guten Bereich. Sowohl Overhead- als auch Gitarrensignale verteilten sich im Mix sehr gut an den äußeren Randbereichen der Stereobühne, was in einem angenehm großen und offenen Stereopanorama resultierte. Ein Problem besitzen beide Modelle jedoch mit der exakten Mitten-Positionierung, welche ein wenig dezentral auf die linke Seite verschoben wirkte.
Wirklich große Probleme besitzen die beiden Kopfhörer hingegen in der Abbildung der Raumtiefe. Unabhängig vom Genre oder der Aufnahme wirkte der Gesamtmix immer stark komprimiert. Dieser Aspekt ist bei einem modernen Clubtrack sicherlich nicht ganz so störend wie bei einem klassischen Orchesterstück, jedoch wirkten die Mixe besonders im A/B-Vergleich mit den Audio Technicas beinahe ein wenig leblos.

Eingebauter Akku

Ein weiteres Manko der Adaro Wireless fiel mir erst kurz vor der vollständigen Entladung des Akkus auf. In dieser Situation signalisiert der Kopfhörer freundlicherweise akustisch, dass sich der Akkustand langsam dem Ende neigt, jedoch wird hierfür die Übertragung der Musik zeitweise unterbrochen. An sich wäre dieser Umstand nicht besonders schlimm, wenn dieser Hinweis nicht alle 30 Sekunden eingespielt werden würde. Hier besteht auf jeden Fall großer Verbesserungsbedarf, da ich mir vorstellen kann, dass dies so manch einen schnell zur Weißglut bringt, wenn sich nicht gleich eine USB-Buchse in der Nähe befindet.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Adaro Wireless …

Fazit

Mit dem Adaro Stereo und dem Adaro Wireless liefert Razer zwei solide Kopfhörer, die vor allem durch eine sehr gute Verarbeitungsqualität sowie ein stylisches Design überzeugen können. Natürlich steht für uns als Musikerportal und Testmagazin neben den optischen Eindrücken eines Produktes vor allem der Sound und die Tauglichkeit zum Musik machen im Vordergrund. So sei an dieser Stelle gesagt, dass sich beide Modelle aufgrund ihrer klanglichen Eigenschaften zwar nicht zum Mischen oder gar Mastern eignen, dafür aber sehr wohl als Künstlermonitor im Studio oder als DJ-Kopfhörer auf der Bühne. Hierfür sprechen vor allem die sehr gute Abschirmung sowie der bequeme Sitz. Ein wenig verstörend ist allerdings die preisliche Differenz der beiden Produkte. Während der Stereo lediglich 88 Euro (Straßenpreis) kostet, müssen für den Wireless stolze 148 Euro (Straßenpreis) berappt werden, was das Bluetooth-Modul meiner Meinung nach nicht wert ist. Allein aus diesem Grund müssen beide Modelle auch in der Gesamtwertung differenziert betrachtet werden. Der Stereo erhält deshalb 4 Sterne und der Wireless lediglich 3 – die gemittelte „Familienbewertung“ ergibt dann 3,5.

Pro:
  • Klang (Guter Kompromiss zwischen HiFi und Neutralität)
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Gute Abschirmung
  • Hoher Tragekomfort
  • lange Betriebszeit von ca. 20 Stunden (Wireless)
  • Preis (Stereo)
Contra:
  • Schwächen in der Raumabbildung
  • keine Alternativverbindung zu Bluetooth (Wireless)
  • Preis (Wireless)
Features Razer Adaro Stereo:
  • 40 mm Neodymmagnet-Lautsprecher
  • Impedanz: 32 Ohm
  • Empfindlichkeit @ 1kHz: 104 dB +/- 3 dB
  • Frequenzgang: 20 – 20000 Hz
  • Eingangsleistung: 50 mW
  • Kabel mit 3,5 mm Klinkenanschluss
  • Gewicht: 168 g
Features Razer Adaro Wireless:
  • Bluetooth 4.0 Standard mit aptX Technologie
  • Akkulaufzeit: bis zu 20 Std.
  • max. Reichweite: 10 m
  • 40 mm Neodymmagnet-Lautsprecher
  • Impedanz: 32 Ohm
  • Empfindlichkeit: 91 dB +/- 3 dB
  • Frequenzgang: 20 – 20000 Hz
  • Eingangsleistung: 50 mW
  • Gewicht: ca 197 g
  • inkl. USB-Ladekabel
Preis:
  • EUR 99,- (UVP, Stereo)
  • EUR 149,99,- (UVP, Wireless)
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Klang (Guter Kompromiss zwischen HiFi und Neutralität)
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Gute Abschirmung
  • Hoher Tragekomfort
  • lange Betriebszeit von ca. 20 Stunden (Wireless)
  • Preis (Stereo)
Contra
  • Schwächen in der Raumabbildung
  • keine Alternativverbindung zu Bluetooth (Wireless)
  • Preis (Wireless)
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Razer Adaro Stereo und Adaro Wireless Test
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